Kapitel 60
Yoongi ließ mir so lange Zeit bis ich meine letzte Träne vergossen hatte und still geworden war. Er fuhr mit seiner Hand immer noch durch meine Haare und ich hatte mittlerweile die Augen geschlossen um mich einzig und allein auf seine Berührungen zu konzentrieren.
"Wie geht es dir?", fragte er leise nach einer Weile.
Ich blieb kurz still, bevor ich kraftlos mit den Schultern zuckte. Yoongi seufzte leise. Wir verharrten kurz weiterhin in unsere Position, bis Yoongi sich unter mir bewegte.
"Ich muss mich kurz anders hinlegen. Ansonsten schläft mein Arm komplett ein.", entschuldigte er sich, als er mich von sich löste.
Stumm setzte ich mich auf, um ihn machen zu lassen. Er drehte sich auf den Kissen und legte sich nun komplett auf den Rücken. Und blockierte so wieder einen Großteil der Kissen. Unsicher sah ich ihn an. Doch er schenkte mir nur ein warmes leichtes Lächeln.
"Na komm und leg dich zu mir."
Immer noch unsicher begann ich auf meiner Unterlippe zu kauen. "Aber..."
Doch der Kobold verdrehte nur die Augen und zog mich dann einfach selber auf sich drauf.
"Als hätten wir die letzten Nächte nicht auch schon so geschlafen.", beschwerte er sich.
Etwas steif lag ich halb auf ihm drauf. Die letzten Nächte war er allerdings auch noch ein Tiger gewesen. Ich hatte noch nie mit einem anderen Wesen so nah zusammen gelegen. Mein Herz raste und unsicher starrte ich in Nacht hinein.
Er seufzte leise und begann mir wieder durch die Haare zu fahren. Zuerst verspannte ich mich etwas, doch je länger er mir durch die Haare fuhr, desto mehr konnte ich mich doch wieder entspannen. Und irgendwann ließ ich einfach alle Bedenken fallen und ließ mich von seinem Geruch wieder einlullen. Ich genoss seine sanften Berührungen an meiner Kopfhaut und wie er gleichzeitig mit meinen Haaren spielte. Mein Kopf ruhte auf seiner Brust und still lauschte ich dem Klopfen seines Herzens.
"Ich hätte nicht erwartet, dass du ein Dunkelelf bist...", hörte ich es irgendwann leise unter mir.
Ich schwieg, öffnete allerdings wieder meine Augen, die ich geschlossen hatte. Ich spürte wie er leicht den Kopf schüttelte.
"Kein Wunder hat sich deine Magie nie gezeigt...", murmelte er leise.
Ich konnte immer noch nichts darauf erwidern. Er seufzte und fuhr einfach weiter durch meine Haare.
"Es tut mir einfach so leid für dich... Niemand hat so ein Schicksal verdient, seine beiden Eltern zu verlieren. Und wo du anschließend gelandet bist... Dabei bist du einfach der besonderste Elf auf dieser Welt, der ein so mächtiges Erbe in sich trägt..." Ich spürte wie er wieder seinen Kopf schüttelte.
"Du bist einfach unglaublich Jimin... Und steckst immer noch voller Überraschungen..."
Ich spürte dass mein Herzschlag sich wieder beschleunigte. Doch nicht nur meiner. Gespannt lauschte ich Yoongis Herzschlag, der nur langsam wieder ruhiger wurde.
"W... Weißt du schon, was du jetzt machen willst?", fragte er dann nach einer Weile.
"Ich meine... Wo willst du jetzt hingehen, jetzt wo alles vorbei ist?"
Meine Unruhe in mir wurde wieder größer. Darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Es brauchte eine Weile, bis ich ihn antwortete.
"Ich... Ich weiß es nicht...", hauchte ich. Ich zögerte, bis ich meine Gedanken aussprach.
"Ich weiß nur, dass ich nicht mehr zurück in mein Dorf will... Auch wenn Ich jetzt meine Magie gefunden habe... Es war nie mein Zuhause und wird es auch nicht mehr werden...", sprach ich bitter aus. Ich starrte nach vorne in die Dunkelheit hinein. Und schwieg eine Weile.
"Ich habe kein Zuhause... Ich weiß nicht wo mein Platz in dieser Welt ist...", flüsterte ich mit einem Stich im Herzen.
Zuerst regte sich Yoongi nicht. Doch schließlich seufzte er und drehte sich auf seine Seite. Er nahm seine andere Hand, auf der ich nicht lag und dirigierte mein Kopf etwas nach oben, dass er mir in die Augen schauen konnte.
"Jimin...", setzte er an.
"Ich kann mir nur vorstellen, was in dir drin vorgeht. Und ich kann mir denken wie verloren du dich fühlen musst, wo du jetzt bestätigt hast, dass deine Eltern beide nicht mehr hier auf der Erde wandeln. Und du auch noch der letzte eines Volkes bist, das schon vor Jahren ausgelöscht wurde... Ich glaube dir, dass du dich alleine fühlst und nicht weißt, was du jetzt tun sollst, oder wohin du gehen solltest." Er schluckte und sah mich fest an.
"Aber was ich dir versprechen kann. Du bist nicht mehr alleine, Jimin. Du hast mittlerweile Freunde gewonnen, die alle nur das Beste für dich wollen. Bei jedem Einzelnen von ihnen bist du willkommen! Du kannst hingehen wo du willst und wirst immer eine offene Tür finden." Er zögerte kurz bevor er weiter sprach.
"Ich kann dir leider nicht sagen, wo dein Platz hier auf der Welt ist. Aber weißt du noch, was ich dir vor ein paar Tagen versprochen hatte?"
Zaghaft nickte ich und sah gebannt in seine wundervollen Augen. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.
"Ich habe dir versprochen dafür zu sorgen, dass du glücklich wirst.", wiederholte er noch einmal.
"Und so wie das aussieht, heißt das erst einmal zu schauen, wo dein Platz hier auf der Welt ist." Sein Lächeln wurde breiter.
"Ich werde mit dir so lange weiter reisen, durch die einzelnen Reiche der Wesen, bis du sagen kannst: Das ist meine Heimat. Hier bleibe ich! Wir werden zu allen Völkern gehen und sie uns anschauen. Zu den Waldwesen, zu den Zwergen, nach Feuerland... Solange bis du deinen Platz gefunden hast."
Mit großen Augen sah ich ihn an.
"Aber... Aber was ist mit dir, mit deiner Heimat und deiner Familie?"
Yoongi lächelte mich immer noch an.
"Darüber musst du dir keine Gedanken machen. Wenn es dir nichts ausmacht können wir ja bei den Kobolden anfangen. Dann kann ich dir meine Familie auch vorstellen. Na gut. Vielleicht sollten wir tatsächlich da anfangen. Könnte mir gut vorstellen, dass Geumjae mich sonst erwürgt, wenn ich nicht zu unseren Eltern mitkomme.", lachte er dann leise.
Ich konnte ihn aber immer noch nur ungläubig anstarren. Er bemerkte meinen Blick und seufzte leise. Sanft strich er mir über die Wange, dass sofort mir Blut in dieser hinein schoss.
"Ich will sehen, dass du glücklich bist und angstfrei leben kannst, Jimin. Und bis es soweit ist, komme ich mit dir und passe auf dich auf."
Er stockte kurz und etwas in seinem Blick flackerte.
"Ich hatte heute schon einmal die Angst gehabt dich zu verlieren... Ich will das nicht noch einmal...", flüsterte er mit belegter Stimme.
Mein Herz begann wieder zu rasen, als ich in seine wunderschönen Augen sah und ich diese Wärme und diesen leichten Schmerz in ihnen sah. Wie hypnotisiert konnte ich mein Blick von ihnen nicht losreißen.
"Jimin? Erlaubst du mir solange mit dir zu ziehen, bis du sagen kannst, du bist glücklich?"
Ich starrte immer noch wie verzaubert in seine Augen, als ich wie in Trance nickte. Erleichtert seufzte Yoongi auf und unterbrach den Blickkontakt, nur um mich noch näher an seine Brust nun zu ziehen. Etwas geschockt starrte ich gegen seine blanke Brust.
"Danke...", flüsterte er gegen meine Haare und ich spürte wie er einen federleichten Kuss auf meinem Haaransatz platzierte.
Ein Kribbeln lief durch meinen kompletten Körper und bereitete mir eine Gänsehaut.
"Ich werde dafür sorgen, dass du glücklich wirst...", versprach er mir noch einmal.
Ich schloss die Augen und lauschte seinem auch viel zu schnell schlagendem Herzen. Wenn er nur wüsste wie glücklich er mich schon durch seine pure Anwesenheit machte...
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