Kapitel 59
Mit offenen Mund starrte ich Taes Vater an. Doch damit war ich nicht alleine.
"Moment einmal. Du willst uns sagen, dass Jimin zur Hälfte ein Dunkelelf ist?! Ich dachte, die wären schon in dem ersten Krieg mit den Feen ausgelöscht worden?!", hakte Yoongi verwirrt nach. Soohyun, wie er sich mittlerweile uns vorgestellt hatte seufzte.
"Sie wurden damals quasi "nur" zu Tode verflucht. Wenn man das so sagen kann. Sie waren ab da halt dem Tode geweiht. Und die anderen Wesen des Feuerlandes haben halt sich dazu entschlossen, dass es einfacher wäre, die Dunkelelfen den anderen Völkern gegenüber tot zu wähnen. Einfach dass sie sich in Ruhe von der Welt verabschieden können, ohne größeren Stress.", erklärte er.
"Und die Dunkelelfen waren damit einverstanden. Und seit dem lebten sie in ihrer Heimat im Verborgenen."
"In ihrer Heimat?"
Soohyun nickte. "Die Dunkelelfen gehörten schon immer zu den Feuerland Wesen. Sie hatten schon immer ihre "zerstörerische" Magie, die den "normalen" Elfen Angst machte, weswegen schon vor Jahrtausenden die Dunkelelfen ins Feuerland kamen."
"Und wie kam dann Jimins Vater da ins Spiel?"
Soohyun seufzte erneut. "Vor diesem Elf konntest du einfach nichts verbergen. Er hatte die Gabe sich in das Herz von jedem zu schleichen, mit dem er Kontakt hatte. Du hast ihn dann halt doch in dein Haus eingeladen, ihn zu Essen und Trinken gegeben... Und er war halt Botschafter zwischen den Völkern. Wenn es ein Geheimnis gab, dann war es vor ihm nicht sicher und es war nur eine Frage der Zeit, bis er davon erfuhr. Und so stand er dann halt auch irgendwann in der Stadt der Dunkelelfen. Und wie gesagt, dort hatte er dann deine Mutter kennengelernt und wundersamer Weise auch geschwängert."
Still sah ich zum Feuer und kaute unsicher auf meiner Unterlippe herum.
"Und warum bin ich dann nicht in Feuerland geblieben? Und was ist mit meiner Mutter geschehen?", fragte ich leise. Mitleidig sah der Tiefling mich an.
"Es tut mir leid. Auch wenn Shinhye dann bei uns gewohnt hatte und wir uns wirklich bestens um sie gekümmert hatten... Sie erlag wenige Tage nach deiner Geburt ihren Verletzungen.", seine Stimme klang belegt und Trauer spiegelte sich in seinen Augen.
"Ich hätte dir so gewünscht sie kennen lernen zu können. Sie war eine so tolle und starke Frau..."
Ich schwieg. Soohyun seufzte wieder.
"Dein Vater war während der ganzen Zeit dabei. Er war so untröstlich, als Shinhye in seinen Armen eingeschlafen ist... Aber er hatte versprochen von nun an immer für dich da zu sein."
Es versetzte mir einen Stich im Herzen. Dieses Versprechen hatte er ja offensichtlich nicht einhalten können.
"Fast drei Jahre warst du dann bei uns. Dein Vater hatte immer noch seine Aufgabe und ein kleines Kind auf seinen Reisen war viel zu unsicher. Nicht zuletzt auch für dich selber. Und da nur knapp zwei Monate später auch unser Taehyung das Licht der Welt erblickte, haben wir uns um euch beide gekümmert."
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. "Deswegen wundert es mich nicht, dass ihr beide euch so gut versteht. Ihr wart schon als kleine Kinder ein Herz und eine Seele."
Still sah ich zu dem jungen Tiefling, der auch nur stumm den Blick erwiderte.
"Aber warum bin ich dann nicht bei euch geblieben?", fragte ich aufgewühlt.
"Ich hatte doch wohl bei euch alles was ich brauchte..."
Der Ältere schwieg kurz bevor er antwortete.
"Wenn es nach uns allen gegangen wäre, wärst du auch bei uns geblieben... Doch dein Vater musste dich mitnehmen. Glaub mir, leicht ist das keinem von uns gefallen... Das letzte Jahr wo du bei uns warst... Es war das Jahr, wo die Zeit der Dunkelelfen endgültig zuende ging. Und während deine Verwandten und die anderen deines einen Volkes starben, wurdest du auch so unglaublich krank. Wir hatten Angst du würdest ihnen doch auch ins Jenseits folgen. Der einzige Moment wo es dir immer besser ging, war auf dem Arm deines Vaters und wenn du etwas Grünes aus dem Wäldern bei dir trugst. Etwas, was es in Feuerland einfach nicht gibt." Er seufzte.
"Wir hatten keine andere Wahl, als dass Jeongmin dich mitnahm. Und es funktionierte. Du wurdest wieder gesund. Doch dein Vater hatte weiterhin Angst um dich. Er sprach seit er von seiner Existenz wusste, dass er versuchen wollte mit den Feen Kontakt aufzunehmen, um endlich Frieden ohne Flüche und sonstiges für alle Völker zu schaffen. Nur war das dann am Ende sein Todesurteil...", fügte er bitter mit brüchiger Stimme hinzu.
Ich starrte wieder ins Feuer, als mir die Tränen kamen. Auch wenn mein fehlender Vater der Grund für mein Leid und Qual die letzten Jahre wohl war, so hatte ich ihm in seinem Verschwinden irgendwie nie vorgeworfen, dass er mich verlassen hätten. Ich hatte schon immer gewusst, dass sein Fernbleiben nicht selbstbestimmt war.
Ich vertraute Soohyun in dem was er erzählte. Und so wie ich ihn verstand, hatte mein Vater mich nur deswegen ungewollt alleine gelassen, weil er um meine zukünftige Sicherheit besorgt war.
Ich wusste nicht was ich denken oder fühlen sollte. Ich war schlichtweg nur ein weiteres Mal vollkommen überfordert an diesem Tag.
"Ich weiß, das ist jetzt einfach viel auf einmal.", seufzte Soohyun.
"Ich hatte gehofft, dass ich dir das in aller Ruhe erklären kann. Aber jetzt weißt du ja offensichtlich was du für Magie in dir trägst und dir irgendetwas noch zu verheimlichen macht nun auch keinen Sinn mehr...", erklärte er leise.
Ich starrte nur stumm ins Feuer. Ich spürte seinen Blick der besorgt auf mir ruhte.
"Jimin..."
"Darf ich bitte erst einmal alleine sein?", meine Stimme zitterte.
Ich brauchte Zeit für mich um diese Infos alle verarbeiten zu können.
Soohyun brach ab und sah mich still an. Es dauerte kurz bis er antwortete.
"Natürlich. Du bekommst die Zeit, die du brauchst.", antwortete er leise.
"Aber falls irgendetwas noch sein sollte. Komm einfach zu mir und frag mich. Oder wenn du reden willst... du darfst jederzeit einfach zu mir kommen und ich nehme mir dann Zeit für dich."
Als ich nichts erwiderte und nur weiterhin stumm in das Feuer sah, seufzte er nur. Er murmelte leise etwas zu Jiyong und Rick und verschwand dann wieder aus dem Zelt. Auch die anderen Anwesenden zogen sich still zurück, ohne mich weiter anzusprechen.
"Willst du komplett alleine sein?", hörte ich Yoongi hinter mir mich leise fragen. Sofort schüttelte ich den Kopf.
"Bitte bleib...", flüsterte ich.
Ich spürte ihn hinter mir nicken und vorsichtig zog er mich wieder etwas an sich, um seine Arme dann von hinten um mich zu legen. Es vergingen Minuten in denen niemand etwas sagte.
"Willst du...", setzte er vorsichtig an.
"... willst du vielleicht, dass wir uns draußen außerhalb des Lagers eine kleine Stelle suchen? Wo wir ungestört sind?"
Ich zögerte kurz, nickte aber dann. Das Zelt fühlte sich jetzt irgendwie beengt an und etwas frische Luft würde vielleicht auch ganz gut tun.
"Also gut." Yoongi löste seine Arme von mir und stand langsam aus.
Er nahm eine Decke breitete sie aus und schmiss ein paar Kissen darauf, bevor er diese zusammen wickelte und das Deckenbündel in die Hand nahm. Die andere reichte er mir, um mich hoch zu ziehen.
Ich ließ mich von ihm hochziehen und sobald ich neben ihm stand legte er sanft seinen Arm um meine Hüfte und dirigierte mich aus dem Zelt in die Nacht. Seine Berührungen hinterließ eine angenehme Gänsehaut auf meiner Haut und es tat einfach gut ihn bei mir zu wissen.
Ohne Probleme liefen wir durch die Zelte und verließen das Lager. Wir liefen ein paar hundert Meter, bis wir nichts mehr von dem Lager hörten und wir unsere Ruhe hatten.
Als Yoongi den perfekten Platz wohl gefunden hatte, ließ er mich los, nur um die Decke auszuschütten und die Kissen auf dem Boden wieder zu einem großen Liegekissen zu sortieren. Sobald er fertig war, setzte er sich darauf und bedeutete mir sich neben ihm hinzusetzen.
Ich ließ mich direkt neben ihm nieder und kaum hatte ich dies getan, legte er die Decke um meine Schultern und zog mich an sich heran, dass ich halb auf ihm drauf lag. Während er sich mit einer Hand nach hinten abstützte, lag sein anderer Arm halb auf meiner Schulter, während er mit der Hand begann vorsichtig durch meine Haare zu fahren.
Ich sah in den mit Sternen übersäten Himmel und mir stiegen die Tränen in die Augen. Hier konnte ich die Angst und die Trauer, die mich den gesamten Tag verfolgt hatte nun endlich in Ruhe zulassen.
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