Kapitel 56

Langsam wachte ich wieder auf. Ich nahm den sanften Feuerschein durch meine geschlossenen Augen immer noch wahr. Ebenso wie das warme Bein von Yoongi, das immer noch um mich geschlungen war.

Ich blinzelte langsam. Leise flackerte das Feuer über den Holzscheiten und knackte nur ab und zu. Wie hypnotisiert starrte ich in die Flammen. Sie wirkten so beruhigend...

"Oh, du bist ja wieder wach." Ich sah zu dem Drachen, der immer noch gegenüber am Feuer saß und mich sanft anlächelte.

"Du hast lange geschlafen. Geht's dir ein wenig besser?"

Ich spürte, wie Yoongi seine Pfote von mir nahm und sich etwas über mich beugte, um meine Reaktion zu sehen. Ich zuckte mit den Schultern und nickte gleichzeitig.

"Gut.", lächelte der Drache und lachte dann leise.

"Du hast auch echt lange geschlafen. Die Sonne ist nämlich schon am untergehen.", erklärte er mir.

Überrascht weitete ich meine Augen. Ich hatte wirklich den kompletten Tag verschlafen?

Wir schwiegen wieder. Ich dachte an nichts. Das was ich erlebt hatte, hatte mich einfach komplett ausgelaugt. Doch irgendwann wurde die Stille von einem leisen Seufzen des Drachen unterbrochen. Unsicher sah er zu uns herüber.

"Würde es euch etwas ausmachen, wenn ich kurz etwas für uns zum Essen holen würde? So langsam bekomme ich nämlich echt Hunger."

Ich konnte nicht anders als zu lachen, als ich ein lautes Bauchgrummeln hinter mir hörte. Ich kicherte immer noch, als ich zum Drachen sah.

"Ich glaube Yoongi ist mehr als dafür."

Auch er lachte und erhob sich dann.

"Dann schaue ich Mal, dass ich schnell etwas finde.", zwinkerte er uns zu und verließ dann das Zelt.

Yoongi schnaufte noch einmal etwas peinlich berührt, aber schwieg dann auch wieder.

Still betrachtete ich das Feuer vor mir, wie es über die Holzscheite zuckte. Ich seufzte leise und setzte mich dann langsam auf, nur um mich wieder an Yoongi sitzend zu lehnen. So konnte ich das Feuer wenigstens in all seiner Pracht beobachten.
Es war nach diesem Tag einfach irgendwie so beruhigend. Auch wenn wir erst heute morgen von so einer Gewalt bedroht wurden. Es beruhigte mich den Flammen zuzusehen, wie sie das Holz zerfraßen und zu Asche und Kohle werden ließen.

Ich seufzte leise, als die Flammen immer kleiner wurden, weil ihnen die Nahrung fehlte. Ich beugte mich etwas vor, ergriff ein Holzscheit , der neben dem Feuer lag und schmiss ihn hinein.

Ich wollte gerade nach einem zweiten Scheit greifen, als ich in meiner Bewegung inne hielt. Irritiert sah ich zu den Flammen.
Ich streckte erneut die Hand aus nach dem Scheit, zuckte aber dann zurück. Bildete ich mir das nur ein?

Zögernd streckte ich nun meine Hand in Richtung der Flammen aus und spreizte meine Finger. Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich zögerte kurz, versuchte es dann aber erneut. Erschrocken sah ich mich um, aber außer mir und dem Tiger, war niemand im Zelt.

Erneut spreizte ich meine Finger in Richtung des Feuers. Und wieder loderten die Flammen hoch, als hätten sie plötzlich neue Nahrung erhalten. Geschockt hielt ich inne.

Zitternd streckte ich erneut die Finger und hielt sie in dieser Haltung. Die Flammen loderten wieder hoch und jetzt, wo ich meine Hand in dieser Position behielt... spürte ich die Flammen, wie und wo sie loderten.

Testweise bewegte ich meine Hand. Und tatsächlich, die Flammen folgten meinen Bewegungen. Auch dort, wo kein Holz mehr war, schienen die Flammen nur in der Luft, ohne Nahrung zu flackern. Ich bewegte meine Hand hin und her, jedesmal folgten mir die Flammen.
Was war das bitte?! Ich verstand die Welt nicht mehr.

Ruckartig schloss ich meine Hand zu einer Faust. Und ebenso plötzlich zuckte ich zusammen, als das Feuer plötzlich ganz ausging. Mein Herz raste und ich starrte auf die leere Feuerstelle. Ich sah zu meiner Hand, überlegte kurz. Ich ließ meine Hand wieder vorschnellen in Richtung Feuerstelle und spreizte erneut meine Finger. Augenblicklich loderten wieder Flammen auf dem Holz hoch und setzten dieses wieder in Brand. Ich fuhr zusammen und starrte meine Hand an. Ich begann zu zittern.

Was war das? War... War das Magie?! Aber... Warum? Wieso Feuer...? Ich war doch ein Elf?

Elfen hatten doch nur Magie, die irgendwie mit der Natur zu tun hatte. Mit der eigenen körperlichen Natur, oder Bäume, Gräser, Pflanzen... Niemand hatte die Möglichkeit Feuer zu kontrollieren! Das war doch unmöglich?!
Ich bemerkte wie die Flamme auf meine innerliche Panik reagierte und hoch loderte. Erschrocken fuhr ich zusammen.

Die Flamme reagierte auf meine Emotionen?! Mir kamen die Tränen und ich stand kurz vor einer Panik.
Dieses Feuer heute morgen... War... War ich das etwa gewesen?!

Mit einem Mal schlossen sich zwei Arme fest um mich und zogen mich an eine warme starke Brust. Ich quiekte erschrocken auf.

"Sssht... Beruhige dich Jimin..."

Doch als ich die Stimme erkannte, konnte ich mich definitiv nicht beruhigen. Ich fuhr herum und starrte in das Gesicht des Kobolds, der mich in seine Arme gezogen hatte.

"H... Hyung..."

Hinter mir saß Yoongi einfach in seiner wahren Gestalt! Er war wieder ein Kobold!

"Sssht..." Er zog mich an seine warme Brust und presste mich fest an sich.

Spätestens jetzt wusste ich nicht mehr wo hinten und vorne war.
Vollkommen durcheinander begann ich zu weinen und krallte mich an ihn. Er tat nichts weiter, als mich einfach festzuhalten. Irgendwann wurde ich wieder ruhiger und weinte nun stumm und fassungslos einfach weiter.

"W... Wie ist das möglich?", flüsterte ich fassungslos. Er blieb kurz stumm, bevor er seufzte.

"Ich weiß es nicht...", seine Stimme klang ebenfalls belegt.

Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf ihn und seinen Geruch, der mich wie so oft einfach beruhigte. Stumm sah ich wieder zu den Flammen, die auch nicht mehr so hoch loderten wie eben.

"War... ich das wirklich? K... Kann ich wirklich Feuer bändigen? Hast... Hast du das eben auch gesehen, oder hab ich mir das nur eingebildet?" Meine Stimme war nur ein Flüstern. Yoongi schüttelte leicht den Kopf.

"Du hast dir nichts eingebildet...", antwortete er mir zögernd und ebenfalls so leise.

"Das... Das ist deine Magie... Du hast die Kontrolle über Feuer..."

"Aber warum? Ich bin doch ein Elf?! Und vor allem... Warum jetzt?" Yoongis Griff um mich wurde etwas fester.

"Ich... Kann es dir nicht sagen...", hauchte er.

"Aber heute morgen... Als du dich von der Wache losgerissen hast... Du sahst auf einmal so anders aus. Und als du auf die Königin los bist und sie geschlagen hast... Du bist in meinen Augen schier explodiert... Plötzlich war da so eine Flammenbrunst um uns herum... Du lagst plötzlich bewusstlos auf dem Boden... Ich hatte so Angst um dich...", seine Stimme zitterte und ich spürte wie auch er anfing zu weinen. Überfordert stiegen mir auch wieder Tränen in die Augen.

"Ich weiß nicht warum, aber in diesem Moment ist deine Magie einfach so aus dir rausgeschossen. Ich hatte so Angst, dass es zuviel war und dich einfach aufgefressen hat. Ich hatte so Angst dich zu verlieren...", hickste der Kobold, während er weinte.

Ich schloss die Augen und presste mich einfach an ihn. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir uns beide wieder beruhigt hatten. Irgendwann löste er sich vorsichtig etwas von mir, nur um seine Hand an meine Wange zu legen und mein Kopf so zu dirigieren, damit er mir in die Augen sehen konnte.

"Ich bin so verdammt glücklich, dass du noch lebst...", hauchte er. Vorsichtig strich er durch meine Haare und lächelte mich sanft an.

"Du bist einfach unglaublich..."

Ich konnte nicht anders, als ihn mit großen Augen anzuschauen. Mein Herz flatterte und ich hatte keine Ahnung, wie ich darauf reagieren sollte. Doch diese Entscheidung wurde mir abgenommen.

"Okay... was ist denn hier los?"

Geschockt sahen wir beide zu Rick, der plötzlich bei uns im Zelt stand. Mit grübelnden Gesichtsausdruck stand er da und musterte uns beide überlegend.

"Du... bist Yoongi? In deiner richtigen Koboldgestalt?", fragte er den Kobold vor mir nach kurzem Zögern. Unsicher nickte der Angesprochene.

"Hah!", lachte er dann laut auf und schlug sich in die Hände. Erschrocken fuhren wir beide zusammen.

"Oh, tut mir leid.", entschuldigte er sich sofort und hob entschuldigend seine Hände. Doch grinsen tat er immer noch.

"Das ist guter, als gut.", lachte er und kam freudestrahlend auf uns zu.

"Ich habe gute Nachrichten für euch beide!", strahlte er uns beide an.

"Aber bevor ich damit anfange, muss ich eines noch klar stellen." Er hob seinen Finger und deutete auf uns beide.

"Soooo... seht ihr sogar noch viel ekelhaft süßer zusammen aus, als wenn Yoongi in seiner Tigergestalt ist!"

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