"Buh!"

Ich fuhr zusammen und sprang einen Meter nach hinten. Yoongi fauchte sofort meinen Angreifer an.
Nun war es der Heiler der Feuerländer, der einen Sprung nach hinten machte.

"Du hättest mich vielleicht vor dem Tiger warnen können!", beschwerte sich wohl Jiyong bei dem Zwerg, der allerdings nur amüsiert seinen Freund ansah.

Als der nicht reagierte sah der halbe Drachen wieder zu mir. Nachdenklich kratzte er sich am Kopf.

"Ich hab gedacht, ich erschrecke dich mehr.", gab er etwas frustriert zu und reichte mir dann seine schuppige Hand. Meine Hand fühlte sich in der riesigen rauen Hand verloren an, als ich seine ergriff.

"Kwon Jiyong. Angenehm dich kennenzulernen, kleiner Elf. Ich muss schon zugeben, du gefällst mir. Als ich das bei dem Kobold damals gemacht habe, hatte der schier eine Viertelstunde nur wie ein kleines Mädchen rumgekreischt."

Als ich ein glucksendes Geräusch von rechts hörte, sah ich, dass Yoongi sich wohl auch wieder etwas gefangen hatte und sich wohl über Geumjaes damalige Reaktion amüsierte.

"Und wie heißt du?", lächelte er mich an.

"Ich heiße Park Jimin.", stellte ich mich nun auch mit meinem vollen Namen vor.

Doch sobald der Drachengeborene meinen Namen gehört hatte, fiel ihm alles aus dem Gesicht. Als hätte er sich verbrannt zuckte er zurück und starrte mich entsetzt an.

"Jiyong?", hörte ich die verwirrte Stimme des Zwerges. Es dauerte kurz bis der Drache sich wieder gefasst hatte.

"Ich... Oh tut mir leid...", entschuldigte er sich, als er sich wieder wohl beruhigt hatte.

"Es ist nur so...", er seufzte traurig.

"Ich hatte nur einst einen alten Bekannten mit diesem Namen..."

Meine Augen wurden groß. Könnte es etwas sein, dass er meinen Vater kannte? Dieser hatte zwar einen anderen Namen, als ich, aber war es möglich, dass er ihn sogar meinte? Doch bevor ich reagieren konnte, winkte der Drache ab.

"Sei es drum. Das ist lange her..." Er stockte und sah in meinen Augen etwas zu lange zu dem Tiefling neben mir.

"Wie auch immer. Wie ich sehe hast du meinen Schüler Taehyung schon kennengelernt. Ich hoffe er hat dir nicht schon beide Ohren abgekaut.", schmunzelte er dann aber, als sei nichts gewesen.

"Ich habe mich noch zurück gehalten, Meister.", grinste der Tiefling.

Etwas entsetzt sah ich ihn an. Er hatte sich noch zurück gehalten?! Der Drache schien meinen Blick bemerkt zu haben und begann ausgelassen zu lachen.

"Keine Sorge, man gewöhnt sich mit der Zeit daran.", zwinkerte er mir zu.

"Aber genug getratscht. Wir haben ja noch ein Zelt aufzubauen, wo wir auch noch ein wenig Hilfe gebrauchen könnten...", sagte er und sah uns abwartend an.

"Ich helfe dir gerne, aber der Kleine wird nur zuschauen.", erklärte Rick und sah mich streng an. Die zwei Feuerländer sahen mich verwirrt an.

"Wieso das denn?", fragte der Tiefling verwirrt.

"Ich habe es mittlerweile verstanden.", maulte ich den Zwerg an. Yoongi schnippte nur belustigt mit seiner Schwanzspitze.

Missmutig lief ich zwei Schritte und ließ mich auf den Boden plumpsen. Durch den leichten Aufprall spürte ich meine Rippen wieder etwas. Allerdings brauchte ich das, dass ich mich etwas weniger nutzlos fühlte, da ich nicht helfen durfte. Rick sah mich kritisch an, schüttelte aber dann seinen Kopf.

"Er ist Geumjaes Patient und sollte sich tatsächlich schonen. Weil sonst würde spätestens der Nervenbold ihn töten, wenn er sich zu sehr angestrengt.", erklärte er den anderen zwei, ohne weiter ins Detail zu gehen. Etwas mitleidig sah der Drache mich an.

"Du solltest wirklich dich dann schonen. Geumjae kann sehr unverhalten sein, wenn man seinen Anweisungen nicht folgt. Nicht zuletzt, weil er ja nicht ganz unrecht hat, mit dem was er will.", seufzte er und wandte sich dann wieder seinem Zelt zu.

Der Tiefling zwinkerte mir verschmitzt zu und lief seinem Meister dann nach. Auch Rick machte sich an die Arbeit zu helfen und überraschenderweise auch Yoongi. Zwar stellte er sicher, dass es mir soweit gut ging und  machte sich erst dann daran zu helfen, aber er half tatsächlich von sich aus mit. Ich schätzte seinen Unmut seinem Bruder zu helfen hatte er am Vortag nur, weil es halt sein Bruder war.

Gelangweilt sah ich zu, wie das Zelt Stück für Stück aufgebaut wurde und schließlich einiges an Kisten hinein getragen wurde. Drum herum wurden die anderen Zelte auch fertig. Wirklich spannend war es nun wirklich nicht, bei dem Zeltaufbau nur zusehen zu dürfen. Und erstaunlicher Weise faszinierte es mich auch nicht mehr als gestern, den Feuerländern dabei zu zuschauen. Irgendwo war ich von mir selber enttäuscht, dass ich dieses Volk wohl doch nicht so besonders spannend fand, im Vergleich zu dem Waldvolk, beziehungsweise den Zwergen.

Ich seufzte und legte mich nach hinten auf den Boden, um in den Himmel einfach zu starren. Bis mich schließlich ein leises Lachen unterbrach.

"Ist dir so langweilig etwa?" Ich sah den jungen Tiefling über mir stehen.

"Naja... Das ist das zweite Mal in zwei Tagen, wo ich nur dumm neben dran sitzen darf, während alle anderen Zelte produktiv aufbauen.", antwortete ich ihm seufzend.

Er grinste immer noch und setzte sich neben mich einfach auf den Boden.

"Ich habe dir was mitgebracht.", sagte mir und hielt mir etwas hin, was in Blätter eingeschlagen war.

Verwundert setzte ich mich auf und verzog nur leicht mein Gesicht, als ich meine Rippen wieder spürte. Falls der Tiefling das bemerkte, ließ er es sich nicht anmerken.

"Was ist das denn?", fragte ich und nahm das Blättergebilde entgegen.

"Das ist ein kleiner süßer Reissnack.", grinste er mich weiterhin an und hob ein zweites gefülltes Blatt, das er wohl für sich mitgebracht hatte.

"Mein Meister lässt mich noch nicht helfen, das Zelt voll einzuräumen und hat mich deswegen raus geschickt. Deswegen hab ich gedacht, nutz ich doch die Zeit für ein kleinen Snack und schaue, ob ich nicht einen neuen Freund gewinnen kann." Ich konnte nicht anders, als sein strahlendes Lächeln zu erwidern.

"Dankeschön.", lächelte ich und nahm einen Bissen, von der weißen festen Masse, die in dem Blatt eingeschlagen war. Ich weitete überrascht meine Augen und starrte ihn fassungslos an. Etwas irritiert sah er mich an.

"Stimmt was nicht damit?", fragte er etwas unsicher. Ich schluckte den Reiskuchen herunter.

"Machst du Witze?! Das ist einfach das Leckerste, was ich bisher in meinem Leben gegessen habe!", rief ich aus und nahm begeistert noch einen Bissen. Ich hörte ein Lachen von meiner Seite.

"Na dann bin ich beruhigt.", lachte der Gehörnte und begann nun auch zu Essen.

"Und ich nehme das einfach Mal als Kompliment. Ich hab die nämlich selber gemacht.", grinste er. Meine Augen wurden nochmal groß.

"Wirklich? Dann musst du mir mal unbedingt zeigen, wie du die machst. Ich will auch so etwas können.", forderte ich.

Sofern das überhaupt möglich war, verbreitete sich sein Grinsen nur noch mehr.
"Natürlich. Kann ich gerne machen.", grinste er weiter.

Ein wenig aufgeregt, aß ich den Reiskuchen weiter. Aufgeregt deswegen, weil ich mich tatsächlich freute, dass er dem zugestimmt hatte. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie hatte ich das Gefühl mit dem Tiefling einfach auf einer Wellenlänge zu sein. Und irgendwie wünschte ich mir, dass es tatsächlich funktionierte und wir Freunde werden würden. Ich hoffte es, denn irgendwie fühlte ich mich einfach auch direkt wohl bei ihm.

Ich sah zu dem Zelt und sah Yoongi mit den zwei Heilern in dem Eingang stehen, wie sie uns beobachteten. Ich sah wie Yoongis Augen zufrieden glitzerten, als er uns so sah. Ich lächelte ihm zu. Mir war klar, dass Taehyung niemals den Status erreichen würde, den der Kobold die letzten Tage bei mir erreicht hatte. Dafür war er mir einfach zu wichtig geworden. Aber ich hatte schon immer von einem Freund geträumt, mit dem ich mich blind verstehen würde. Und den Eindruck hatte ich, dass das eben dieser Tiefling sein könnte.

Rick hatte auch ein amüsierten Blick im Gesicht. Nur der Drache betrachtete uns etwas nachdenklich. Doch ich hatte keine Chance mir weiter darüber Gedanken zu machen, da in dem Moment einer der Feenmänner, dessen Namen ich mir nicht gemerkt hatte über unsere Köpfe flog.

"Das Treffen beginnt in wenigen Minuten. Bitte sammelt euch in der Mitte der vier Lager!"