Kapitel 3

"Ihr kommt ebenfalls mit." Erschrocken sah ich auf, als der Hauptmann scharf diese Worte aussprach.

Doch er meinte nicht mich. Verwundert sah der Heiler auf, nickte allerdings dann nur noch und folgte unserem seltsamen Konvoi in den Palast hinein.

Mit jedem Schritt wuchs meine Aufregung, denn je weiter wir hinein kamen, desto majestätischer und... irgendwie bedrohlicher wirkte die Einrichtung auf mich. Sie protzte nahezu vor Mächtigkeit und Reichtum. Filigrane Goldverzierungen umrahmten die in Marmor gemeißelten Ornamente und leuchteten schillernd in dem bunten gebrochenen Licht, das durch die großen ovalen Fenster fiel. Selbst wenn es mir nicht bewusst gewesen wäre, wer hier wohnt, bereitete einen schon die Gestaltung der Gänge darauf vor, dass man drauf und dran war gleich einem mehr als mächtigen Wesen zu begegnen.

Ich wusste nicht wie lange wir durch die langen Gänge liefen. Mein Zeitgefühl und vor allem meine Orientierung waren schon längst flöten gegangen. Doch nachzufragen wann wir da wären traute ich mich nicht. Zu eingeschüchtert war ich von all diesen neuen gewaltigen Eindrücken, die nicht aufhörten auf mich einzuprasseln.

Doch plötzlich blieb der Hauptmann vor mir stehen, dass ich beinahe in ihn hinein gestolpert wäre. Ich hatte nicht bemerkt, dass wir auf ein gewaltiges Tor zugelaufen waren, dass an Verzierungen noch reicher war, als alles andere vorher. Und spätestens die zwei Wachen links und rechts bestätigten mir, dass ich kurz vor dem Ziel meiner Reise angekommen war.

Etwas irritiert sah ich zu, wie das große schwere Tor magischer Weise aufschwang, als hätte es kaum Gewicht. Ich hatte erwartet, warten zu müssen, bevor die Königin bereit war uns zu empfangen.

Doch ich hatte keine Chance mir weiter Gedanken zu machen, da sich meine Eskorte wieder in Bewegung gesetzt und ich hinterher stolperte, um nicht von den zwei Wachen hinter mir mitgerissen zu werden.

Ich spürte schon die Autorität der Königin in diesem Raum noch bevor ich sie sah. Und als mein Blick auf sie fiel, verschlug es mir den Atem. Auch wenn sie noch etliche Meter von meiner Gruppe entfernt war, strahlte sie auf ihrem Thron so eine Schönheit und Macht aus, die ihren Palast weit in den Schatten stellte.

Ich senkte schnell wieder meinen Blick und heftete sie wieder auf die Fersen des Hauptmannes, der nun auf einen fein bestickten Läufer trat, der auf den Thron zulief. Viel zu schnell kam er vor mir zu stehen, dass ich es ebenso tun musste. Ich blinzelte vorsichtig nach oben und schluckte schwer.

Das Gesicht der Königin aus der Nähe zu betrachten, fühlte sich erst recht falsch an. Sie war einfach wunderschön. Ihr Gesichtszüge waren fein geschnitten und ihre makellose porzellanfarbige Haut schien selbst zu leuchten. Ihre langen silbernen Haare waren kunstvoll geflochten und wurden von einem goldenen Diadem geschmückt in dessen Mitte ein Saphir eingelassen war. Ihre ebenso blauen Augen waren umrahmt von einem dichten silbernen Wimpernkranz und ließen ihr Erscheinungsbild einfach perfekt erscheinen.

Ich merkte, wie sie mich musterte und ich senkte schnell und beschämt meinen Blick. Doch irgendetwas lag in ihrem Blick, was ich nicht deuten konnte.

"Was bringt ihr mir da, Wachmann?"

Ich zuckte etwas zusammen. Selbst ihre Stimme klang glockenhell und einfach wunderschön.

"Meine Königin. Das ist ein Elf, der vor dem Tor herumgelungert hat. Normalerweise wäre er weiterhin draußen geblieben, doch tatsächlich kam in genau dem Moment Ka'teno hier wieder von seiner Reise zurück. Außerdem trug er das hier bei sich." Der Hauptmann deutete kurz auf den Heiler als er dessen Name nannte und reichte dann anschließend die aufgebrochene Schriftrolle, die mir anvertraut worden war, weiter.

Die Königin ergriff diese, entrollte sie und begann zu lesen. Kurz war es ruhig. Dann seufzte sie leise, setzte die Schriftrolle ab und lehnte sich fast unmerklich nach hinten. Nachdenklich sah sie den Heiler an.

"Erleuchtet mich was es mit diesem 'Elfentod' auf sich hat.", verlangte sie.

Der Alte nickte. "Diese Krankheit, die tatsächlich nur die Elfen betrifft, befällt nach kürzester Zeit den kompletten Körper des Infizierten. Das Immunsystem wird immer weiter herunter gefahren, dass selbst die harmlosesten Erreger zum Endgegner werden können. Es kann zum Muskelschwund kommen, der so schlimm ausarten kann, dass Herz oder Atem aussetzen können. Und das alles binnen kürzester Zeit. Das einzigste Gegenmittel was Wirkung zeigt, ist ein Sud aus Feenhaar und Schillermoos, das einmal eingenommen auch binnen weniger Tage die Patienten weg von der Schwelle des Todes bringen konnte."

Die Königin nickte und sah nachdenklich zu ihrer Rechten, wo ich erst jetzt eine weitere Fee erkannte, der wohl ihr Berater sein musste. Sie reichte die Rolle weiter und wartete einen Moment, bis dieser den Text ebenfalls überflogen hatte. Der Berater warf mir einen kurzen Blick zu und wandte sich dann mit hoch gezogenen Augenbrauen seiner Königin zu.

"Das wäre die Möglichkeit, nach der Ihr schon immer gesucht habt.", antwortete er ihr zögernd auf ihre unausgesprochene Frage. Sie nickte und sah wieder zu mir.

Langsam schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Doch mir lief es eiskalt den Rücken herunter. In diesem Lächeln lag nichts gütiges. Es wirkte vielmehr kalt und grausam.

"Oh du kleiner Dummer Elf...", lachte sie kalt. "Du hast keine Ahnung, was du mir da überbracht hast... Fast tut es mir leid, dass du nicht das selbe Schicksal erleiden wirst, wie deine Mit- Elfen, wenn sie dich schon so sehr hassen, dass sie mir dich als Sklaven vermachen wollen."

Ich stolperte entsetzt zurück. W... Was?

"Doch ich brauche so etwas Minderwertiges wie dich erst Recht nicht. Vor allem einen dreckigen Elfen... Tst... Nein..." Sie stand auf und kam mit einem wahnsinnigen Ausdruck in den Augen auf mich zu.

"Nein... Du hast mir das gebracht, was ich gebraucht habe, dass ich mein Vorhaben endlich in die Tat umsetzen kann." Sie trat direkt vor mich und zerquetschte schmerzhaft meinen Kiefer.

"Ich werde mich rächen und alle Völker vernichten, die sich damals gegen uns gestellt haben.", zischte sie.

"Angefangen mit euch Elfen. Es wird ein einfaches, wenn ihr schon so geschwächt seid." Sie ließ mich los und ging wieder zu ihrem Thron.

"Bereitet alle Krieger vor. Wir werden die nächsten Tage aufbrechen.", befahl sie einer Fee, die daraufhin sofort wegeilte.

Sie hielt kurz inne. "Ach ja und der Wicht hier..."

Sie drehte sich zu mir um und lächelte kalt. "Werft ihn zu dem Biest. Ich habe keine Verwendung mehr für ihn."

In meinem Kopf wirbelten die Gedanken umher und ich versuchte zu verarbeiten, was ich da eben gehört hatte. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich gewaltsam von zwei Feen gepackt wurde und weggeschleift wurde.

Ich versuchte mich zu wehren, doch meine Arme waren wie von Schraubstöcke festgehalten. Ich achtete nicht darauf wo ich hin geschleppt wurde, doch schneller als erwartet hatte, wurde ich mit einem Mal losgelassen. Doch mein Fall hörte nicht auf dem eigentlichen Boden auf.

Ich stieß einen Schrei aus, als ich verstand, dass ich gerade in ein tiefes schwarzes Loch hinabstürzte. Der Aufschlag unten presste mir die ganze Luft aus der Lunge.
Mir tat alles weh. Ich hatte mich kaum abfangen können, da der Boden kaum zu erkennen war.

Stöhnend drehte ich mich auf den Rücken. Sehr weit oben sah ich den Rand des Loches, in das ich hinabgeworfen wurde und wo die Wachen sich nun abwandten und wieder verschwanden.

Jetzt so alleine hatte ich wenigstens die Zeit zu verstehen, was da eben passiert war. Mir kamen die Tränen.

Ich hatte keine Ahnung was ich erwartet hatte, aber dass ich nutzlos in einem Loch festsaß, während der Rest der Elfen wohl dem Untergang geweiht waren, hatte ich nicht erwartet.

Außerdem schmerzte es, dass ich wohl, in einem anderen Fall, auch nicht nach Hause zurückgekehrt wäre, wenn im Austausch zum Feenhaar ich wohl als Sklave hätte dienen sollen. Wurde ich tatsächlich so sehr gehasst?

Ein dunkles Knurren riss mich aus meinen Gedanken und ich fuhr hoch. In dem schwarzen Schatten am Rand des Loches bewegte sich etwas.

Ich bekam Angst. Die Königin hatte ja etwas mit 'Biest' gesagt...

Ich wich zitternd zurück, als sich ein großer schwarzer Kopf offenbarte. Ein gigantisch großer schwarzer Tiger kam lauernd auf mich zu geschlichen.

Ich wimmerte, als ich die scharfen Zähne sah, die er fletschte, mich nicht aus den Augen lassend. Ich überlegte ob es nicht doch ein Weg zu entkommen gab, doch ich war zu langsam.

Ich schrie auf, als er einen Satz auf mich zu machte, mein Hosenbein packte und mich in den schwarzen Schatten mit zog. Ich schlug um mich, versuchte mich zu wehren, aber erfolglos.

Der Tiger zog mich immer schneller mit sich und während ich um mich schlug, schlug mein Kopf gegen ein Stein.

Mir wurde schlagartig schlecht. Ich versuchte noch bei Bewusstsein zu bleiben, aber hatte keine Chance. Und so dämmerte ich weg, während der Tiger mich immer weiter in seine Höhle zerrte.

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