Kapitel 28
Das weiche Bodenlager genießend, lag ich auf dem Rücken und genoss es einfach zu liegen. So tat mir meine Seite kaum weh und ich konnte entspannt Atmen.
Auf meiner rechten Seite hatte sich Yoongi hingelegt, in dessen Fell meine Hand ruhte. Seine Anwesenheit gab mir doch die Sicherheit, die ich in diesem fremden Lager brauchte.
Ich hatte darauf bestanden, dass er mit mir mitkommt in das Zelt von seinem Bruder. Nicht zuletzt deswegen, weil er mich hierhin tragen konnte und das niemand anderes dann tun musste. Und so hatte er die Möglichkeit zumindest ein Teil seiner Familie, die er so vermisst hatte, wieder zu sehen.
Yoongis Bruder lief, seit ich auf meinem Platz lag, wie ein aufgescheuchtes Huhn durch sein Zelt, das voll war mit irgendwelchen Kisten, wo zuhauf Tränke und Kräuter lagerten. Als er wohl in seinen Augen alles beisammen hatte, was er brauchen würde, kniete er sich neben mich auf den Boden.
"Dann zeig noch einmal her..." Vorsichtig hob er mein Hemd an, um die Stelle frei zu legen.
"Tut mir leid, aber ich muss das kurz abtasten.", entschuldigte er sich und sah zu mir kurz auf, um meine Bestätigung zu sehen.
Stumm nickte ich und biss schon einmal die Zähne zusammen. Das war auch bitter nötig, denn als er begann meine Seite abzutasten, wurde mir augenblicklich wieder schlecht.
"Verdammt..."
Schwer atmend blinzelte ich zu meiner Linken. Ich hatte zwar noch nie wirklich Kontakt zu einem Heiler als Patient gehabt, aber wenn der schon fluchte konnte es nichts Gutes verheißen...
"Was ist?", fragte ich ihn schweißgebadet.
Er sah mich ernst an.
"Deine Rippen sind offensichtlich durchgebrochen und haben sich zudem noch verschoben. Kein Wunder wenn du solche Schmerzen hast." Er schüttelte den Kopf.
"Wie hast du bitte das denn geschafft?"
Ich biss mir auf die Lippen. Sollte ich davon erzählen...?
"Du solltest es mir schon sagen. Dann kann ich einschätzen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass unter den Rippen noch ein viel größeres Problem lauert...", seufzte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ich seufzte und schloss die Augen.
"Mich hat ein anderer Elf, zu stark in die Rippen getreten, als ich geschlafen habe."
Kurz war es still. "Wieso das denn?! Ich glaube kaum, das das eine Tradition aus eurem Volk ist. Hat der dich nicht gemocht, oder warum sonst..."
"Gehasst.", korrigierte ich ihn einfach.
Eine Seufzen ertönte erneut. "Okay... Da werde ich nachher nochmal nachhaken, aber jetzt weiter? Dass er es so geschafft hat deine Rippen anzubrechen, okay. Aber durchbrechen und gleichzeitig so verschieben, würde höchstens ein wütender Zentauer schaffen." Abwartend sah er mich an.
"I... Ich bin dann Essen holen gegangen...", fing ich leise an.
Eigentlich wollte ich das, was darauf folgte in Yoongis Anwesenheit nicht erzählen, aber eine andere Wahl hatte ich wohl nicht.
"Ich musste dafür auf einen Felsen klettern und auf dem Weg wieder runter... Mein Arm hat versagt und ich bin vielleicht zwei Meter auf den Boden gestürzt...", gestand ich meinen Unfall.
Ein lautes Fauchen ertönte von meiner rechten Seite und mein flauschiger Halt bewegte sich. Der Tiger war aufgesprungen und starrte mich entsetzt an.
"Du brauchtest doch was zum Essen...", versuchte ich mich zu rechtfertigen.
"Jetzt komm wieder runter, Mieze und leg dich wieder hin.", befahl der Kobold.
"Ich bin ja hier, um das wieder zu richten."
Yoongi ließ mich nicht aus den Augen, schnaufte allerdings ein paar Mal wütend durch, ehe er sich mit einem unwilligen Grummeln wieder hinlegte. Allerdings peitschte sein Schwanz immer noch aggressiv hin und her.
"Oookay... Damit hab ich jetzt nicht gerechnet." Ich sah zu Geumjae, der mit hoch gezogenen Augenbrauen den Tiger betrachtete. Er schüttelte sich kurz, ehe er sich wieder mir widmete.
"Okay, dann ist wohl der Sturz, beziehungsweise deine wohl missglückte Landung für das Bild hier so verantwortlich.", nickte er und stand auf.
Er ging wieder zu einer Kiste und begann darin zu kramen.
"Ich habe leider keine andere Wahl. Ich muss deine Rippen wieder richten, dass die wieder gut zusammen wachsen können. Außerdem sollte es dann auch von deinen Schmerzen erträglicher werden.", murmelte er, halb in der Kiste versunken.
Ich schluckte unsicher. Das klang noch schmerzhafter, als der aktuelle Ist- Zustand.
Der Kobold hatte scheinbar gefunden, was er gesucht hatte und kam nun mit einer Glasflasche, wo eine klare Flüssigkeit drin umher schwappte, wieder zu mir.
"Ich gebe dir das gleich zum Trinken. Das sollte dich eigentlich mehr als gut wegballern, dass du schläfst und keine Schmerzen hast, während ich deine Rippen richte. Ist das okay?", fragend hielt er das Fläschchen hoch.
Ich sah ihn unsicher an. "Ich habe wohl eh keine andere Möglichkeit, oder?", fragte ich ihn leise.
Geumjae sah mich etwas mitleidig an.
"Wenn du keine Schmerzen mehr willst, dann ist das die einzige Option.", antwortete er mir ehrlich.
Ich schloss kurz die Augen, nickte aber dann.
"Okay.", seufzte ich.
"Gut. Du wirst es nicht bereuen. Trink zwei, drei Schlucke, das sollte ausreichend sein. Ich helfe dir."
Vorsichtig nahm er meinen Kopf und stützte ihn leicht auf, dass ich besser trinken konnte. Ich nahm, wie er wollte drei großzügige Schlucke. Erstaunlicher Weise schmeckte das Zeug nach eigentlich gar nichts.
Ich wollte ihn gerade fragen, ob er sich sicher war, dass er nicht doch Wasser in der Flasche hatte, doch merkte direkt, dass das nicht mehr nötig war.
Mit einem Schlag begann sich das Zelt um mich drehen. Und ehe ich es begreifen konnte, hatte mich die Schwärze wieder umgriffen und zog mich in einen traumlosen Schlaf.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top