Kapitel 25
Wir sollten dann in die Festhalle kommen, als der Dorfvorsteher und Heiler dann bereit waren. Ich hatte es mir schon denken können. Schließlich hatte er da seinen "Thron" auf dem er sich wenigstens etwas noch aufspielen konnte.
Was mich allerdings wunderte, dass sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet hatte. Niemand war aus den Häusern gekommen um nach den Fremden im Dorf zu schauen.
Ich betrat hinter Minghao mit dem Tiger zusammen die Halle. Ich hatte die zwei davon überzeugt bekommen, dass ich neben dem Tiger deutlich weniger auffallen würde, als auf ihm. Deswegen humpelte ich direkt neben ihm bis auf ein paar wenige Meter vor den "Thron". Für mein Geschmack schon wieder viel zu nah dran, aber ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und mich so klein wie möglich neben dem Tiger zu machen.
Auf seinem großen Holzsessel, der durch zwei Stufen leicht erhöht stand, saß der Dorfvorsteher, neben ihm der Heiler des Dorfes. Beide sahen deutlich älter aus, als ich in Erinnerung hatte.
"Herr Fee.", begrüßte der Dorfvorsteher Minghao und deutete eine leichte Verbeugung an.
"Willkommen in unserem bescheidenen Dorf. Ich bin der Dorfvorsteher Im Shiwon und neben mir unser Heiler Kang Sehun. Es ist mir eine Ehre Euch hier begrüßen zu dürfen."
Minghao neigte sich ebenfalls etwas vor.
"Es überrascht mich, dass einer von Ihnen sich die Mühe macht und uns hier beehrt. Wir hatten nur einen Boten erwartet.", gab Im zu und sah den Feenmann interessiert an.
Der räusperte sich kurz und begann dann zu sprechen.
"Ich stehe hier, da einiges nicht so gelaufen ist, wie Ihr es euch erhofft hattet."
Irritation flackerte in dem Blick auf.
"Hat Eure Königin unser Geschenk nicht angenommen?"
Mir wurde schlecht und in Yoongis Kehle neben mir hörte ich es auch eindeutig Knurren.
"Was auch immer Euer Geschenk sein sollte, nein."
Stimmt Minghao wusste ja von nichts. Er sah ernst zu den zweien.
"Sie hat beschlossen Eure missliche Lage für sich zu nutzen und ist folglich mit einem Heer auf dem Weg hierher um Euer Dorf dem Erdboden gleich zu machen. Sie will Rache dafür, dass wir so lange 'eingesperrt' waren."
Geschockt sahen sich die zwei Elfen an.
"Aber warum seid Ihr dann hier?", fragte der Heiler Kang nach einer Weile.
"Ich bin einer ihrer alten Berater, der abgesägt wurde, da ich ihre Pläne für einen solchen Rachekrieg nicht unterstützt habe, den sie schon seit Ewigkeiten plant.", antwortete Minghao.
"Ich will diesen Krieg ebenso wenig wie ihr. Deswegen bin ich hier um euch zu warnen. Die Königin wird mit ihrem Heer spätestens morgen Mittag hier sein. Bis dahin müsst ihr das Dorf verlassen haben."
Die beiden Elfen sahen sich lange still an.
"Selbst wenn wir das schaffen sollten. Wie geht es dann weiter? Ein verlassenes Dorf wird sie doch vermutlich nicht aufhalten. Sie wird uns Nachsetzen und uns dann auf der Flucht abschlachten.", hakte der Dorfvorsteher nach.
"Ich bin nicht alleine. Wir sind zehn Abtrünnige, wie es die Königin nannte, die schon die anderen Völker benachrichtigt haben. Alle sind auf dem Weg her, um diesen Wahnsinn direkt Einhalt zu gebieten. Die Kobolde und Waldgeister werden heute in der Nähe ankommen und morgen wohl die Zwerge und Feuerländer. Die einzige Frage wäre nur, wo man sich sammeln könnte, um zusammen dem Heer gegenüber zu stehen?"
Die zwei Elfen sahen sich wieder an. Nach einer kurzen Weile erhob Kang das Wort.
"Nicht weit von hier beginnt das Hochplateau. Dort gibt es weite Fläche wo viele Platz haben. Zwar habt ihr Feen ja eure Flügel und durch den Freiraum eventuell ein Vorteil, doch so haben alle anderen ebenso ihren Freiraum ihre Kräfte zu entfalten, wo der Wald vermutlich auch denen im Weg wäre.", gab er zu bedenken. Nachdenklich nickten Minghao und Im.
"Das wäre wohl nicht schlecht. Dann gebe ich es den anrückenden Herren weiter, dass sie dort hinkommen sollen.", erklärte der Feenmann.
"Aber was ich mit unserem Dorf?", warf Im ein.
"Ihr werdet es wohl mitbekommen haben, dass bei uns der Elfentod ausgebrochen ist. Keiner von uns wurde verschont. Selbst die gesündesten werden immer Schwächer. Wir werden so kaum fliehen können und sollten wir uns mit anderen Elfen mischen, werden wir wohl die Seuche weitertragen. Wir können so nicht aus dem Dorf fliehen!", machte er den Standpunkt klar.
Minghao sah die beiden an.
"Ich habe nicht gesagt, dass Ihr kein Heilmittel bekommen werdet."
Fassungslos sahen die beiden ihn an.
"Ihr... Ihr habt das Heilmittel?!"
Langsam zog Minghao die Ampulle mit der wertvollen Flüssigkeit unter seinem Mantel hervor. Ich hatte sie ihm davor überlassen, um so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich zu ziehen. Ich sah die gierigen Blicke der zwei Elfen auf der Flasche liegen.
Vorsichtig kam der Heiler die Stufen herunter und streckte fragend seine Hände in Richtung des Feenmannes.
"Darf ich?", fragte er vorsichtig.
Minghao gab ihm die Ampulle, die sofort aufgekorkt und berochen wurde.
"Es riecht so wie es riechen sollte!", befand der Alte und ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht.
"Wisst ihr die Dosierung? Dann werden wir sofort losgehen, die Kranken heilen!", fragte er wissbegierig den Feenmann.
"Eh..." Er sah hilfesuchend zu mir.
Und ich wollte nur im Boden versinken.
Die zwei anderen Elfen folgten seinem Blick und aus dem erleichterten Lächeln verwandelte sich mit einem Schlag eine hassverzerrte Grimasse.
"Du?!", schrien beide fast zeitgleich.
Ich zuckte zusammen und versteckte mich hinter Yoongi.
"Ein Löffel pro Person reicht!", schrie ich die Dorsiermenge des anderen Heilers ihnen entgegen.
Ich hörte Schritte sich uns nähern, und ich kauerte mich nur noch tiefer hinter den Tiger und zitterte. Doch nichts geschah.
Ich hörte nur ein lautes wütendes Knurren und wie die Schritte stoppten.
"Wir sprechen uns noch, Bastard!", knurrte es von dem Heiler zurück und ich hörte noch wie er sich auf der Stelle umdrehte und die Halle verließ.
"Bitte Herr Fee. Kommt mit mir in mein Haus, dass wir Euch versorgen können und Euch etwas zum Essen bereiten. Dann können wir das weitere Vorgehen besprechen."
Ich hörte es dennoch laut und deutlich, wie er eigentlich nur für sich hinzufügte: "Und dann müssen wir nicht länger als nötig die selbe Atemluft mit der Missgeburt teilen."
"Bitte geht schon einmal vor. Ich werde gleich nachkommen."
Ich sah nicht was passierte, nur dass der Dorfvorsteher dieser Bitte nachkam und ebenfalls den Raum verließ.
Kaum waren wir allein, drehte der Tiger sich zu mir um und sah nach mir. Weinend hielt ich mir die Seite, die durch meine stummen Schluchzer wieder angefangen hatte weh zu tun.
Ich spürte wie Yoongi wieder seinen Kopf an mich drückte, doch ich war wie gelähmt, um mich wieder um seinen Hals zu schmeißen.
Dann merkte ich, wie sich Minghao neben mir nieder kniete.
"Ich dachte das wäre ein schlechter Scherz... Es tut mir so leid, Jimin.", flüsterte er betroffen.
"Wartet draußen vorm Dorf. Ich kläre den Rest.", versprach er mir und drückte sanft meine Schulter. Dann hob er mich wieder hoch und setzte mich auf den Rücken des Tigers.
"Bring ihn raus und pass auf ihn auf!"
Abfällig schnaubte Yoongi, aber sprang mit mir auf schnellsten Weg von den Häusern weg, als der Feenmann ihm die Tür aufmachte.
Ich war so unglaublich froh, als wir aus dem Dorf draußen waren. Als Yoongi der Meinung war, das wir weit genug entfernt waren, stoppte er und ließ auf den Boden sinken. Ich rutschte auf den Boden und blieb einfach an seinen Bauch angelehnt liegen. Ein Seufzen ertönte und er legte sich hinter mir auch auf den Boden. Stumm blieb ich liegen und starrte ins Nichts.
Ich merkte wie der Tiger mich ansah, reagierte allerdings nicht darauf. Ein erneutes Seufzen und ich spürte wie ber Tigerschwanz sich auf meine Hüfte legte.
"Ich will hier weg...", flüsterte ich leise. Verstehend grummelte es hinter mir.
Ich schloss meine Augen und genoss die Wärme, die von Yoongi ausstrahlte. Sie gab mir gerade die Sicherheit und Ruhe, die ich nach der Unterhaltung brauchte. Und schneller als gedacht, schlief ich an seinen Bauch gekuschelt ein.
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