Kapitel 24
Ich wurde wach, als ich merkte wie jemand mir etwas warmes einflößte. Es war süß und warm und es kam mir irgendwie bekannt vor.
Vorsichtig nahm ich ein paar kleine Schlucke. Und kaum spürte ich wie das wärmende Getränk in meinem Magen ankam, begann sich der Nebel in meinem Kopf zu lichten.
Vorsichtig blinzelte ich, nur um Minghao über mir zu erkennen, der meinen Kopf stützte und mir etwas aus einem braunen Lederschlauch eingeflößt hatte.
"Dem Himmel sei dank...", stöhnte er erleichtert, als er meine Reaktion sah.
Doch weiter kam er nicht, da sich sofort ein schwarzes Pelzgesicht vor meinen Kopf schob und mich entgeistert anstarrte. Als sich der Tiger sicher war, dass ich wohl noch lebte, schien eine gewaltige Anspannung von ihm abzufallen er schnaufte einmal laut, schloss seine Augen und legte seine Stirn an meine. Doch diese Position war uns nicht lange gegönnt.
"Jetzt lass ihn doch erst einmal wach werden.", kam es von dem Feenmann und schob den Kopf des Tigers wieder zurück.
"Wa... Was war das?", fragte ich unsicher.
Der Ältere sah mich ernst an und seufzte.
"Dasselbe können wir dich fragen. Wo warst du so lange und was hast du bitte angestellt, dass du uns direkt erst einmal umkippst?! Du kannst von Glück reden, dass ich zufällig den Heiltrank dabei hatte, den du schon einmal bekommen hast.", fassungslos sah er mich an.
"Ich... Ehm... Habe nur Essen geholt?", versuchte ich es.
Ein ungläubiges Schnaufen kam vom Tiger und auch der Feenmann sah nicht überzeugt aus. Ich sah zu Boden.
"Meine Seite hat wieder angefangen weh zu tun und die Schmerzen... Naja... Waren halt doch zu stark wohl...", gab ich dann zu. Gelogen war das ja nicht wirklich.
Ein tiefes Seufzen ertönte von dem Feenmann.
"Du solltest von einem Heiler dich noch einmal anschauen lassen.", erklärte er ernst.
"Ich bin leider keiner und kann dir leider auch nur den Heiltrank zum Überbrücken anbieten."
Ich nickte. "Werde ich machen."
Sobald ich einen finden würde, der sich mich anschaut, fügte ich in Gedanken hinzu.
Minghao seufzte noch einmal und nickte dann.
"Gut. Dann würde ich vorschlagen, dass wir noch kurz etwas Essen und dann ins Dorf gehen. Die Sonne ist ja mittlerweile aufgegangen."
Geschockt sah ich nach oben und tatsächlich. Durch die Bäume sah ich die ersten Sonnenstrahlen blitzen. Wie lange war ich bitte weg gewesen?
"Ehm... Danke...", murmelte ich, als der Feenmann mir etwas Brot zu reichte.
Vorsichtig begann ich auf dem trockenen Stück herum zu kauen, damit ich wieder was in den Magen bekam. Ich bemerkte einen starrenden Blick, sah auf und erkannte den Tiger, der mich nicht aus den Augen ließ. Stumm erwiderte ich den Blick. In seinem Blick tanzten eine Mischung aus Trauer und Wut miteinander, allerdings hatte ich den Eindruck dass die Wut nicht mir galt.
"Ess auch was. Das Fleisch wird nicht besser, wenn du es liegen lässt.", kommentierte Minghao und deutete auf die Fleischbrocken, die ein paar Meter entfernt von uns lagen.
Zuerst passierte nichts, dann wandte der Tiger doch den Kopf ab, holte tatsächlich doch alles Fleisch und ließ sich direkt neben mir auf den Boden fallen. Ich hatte den Eindruck, dass er extra darauf achtete, dass er seine Schulter an mein Bein gedrückt behielt, als er anfing das Fleisch vor seinen Tatzen zu zerreißen und in großen Stücken hinunter zu schlingen.
Fast musste ich schon lachen, als das ganze Fleisch in minutenschnelle in dem Bauch des Tigers verschwand. Es war offensichtlich, dass er wohl doch sehr großen Hunger gehabt hatte. Ich hoffte einfach, dass es genug war und er jetzt auch wirklich satt.
Als wir fertig waren, stand Minghao als erstes auf, nur um mich dann hochzuziehen. Doch als wäre das nicht schon genug, hob er mich einfach hoch, als wäre ich nichts und verfrachtete mich auf den Rücken des Tigers, der schon bereit neben uns stand. Verdutzt sah ich den Feenmann an.
"Du stolperst mir sicher nicht mit so einer Verletzung weiter durch die Gegend! Du bleibst da sitzen. Ich will dich nicht nochmal vor Schmerzen umkippen sehen!", befahl er mir.
Ich konnte nicht anders als sprachlos sitzen bleiben. Ich spürte Yoongi belustigt unter mir Grollen. Ich sah runter zu ihm und musste feststellen, dass er ebenfalls amüsiert zu mir hoch sah. Allerdings sah ich auch die Warnung darin aufblitzen, mich ja nicht zu bewegen. Offenbar war ihm Minghaos Entscheidung ihn als Packesel zu missbrauchen mehr als recht.
"Ist ja gut...", murmelte ich und hob die Hände.
Zufrieden nickte er und trottete dem Feenmann hinterher. Nachdenklich betrachtete ich dessen Rücken, an dem seine Flügel schillernd leuchteten.
Offenbar störte es ihn genauso wenig mit meiner fehlenden Magie, wie auch den Kobold. Entweder das kam daher, da sie einfach nicht wussten, was für eine große Bedeutung das im Elfenvolk hatte... oder war es tatsächlich deswegen, weil es wirklich nicht so dramatisch war, wie es mir mein Leben lang vorgemacht wurde?
Doch mir blieb keine Zeit mir weiter Gedanken zu machen, da das Dorf schon in Sichtweite kam. Ich verkrampfte meine Hände in dem Fell unter mir. Als Reaktion darauf, spürte ich den Tigerschwanz, wie er tröstend über mein Bein strich.
Wäre ich wohl selber gelaufen, hätte ich meinen Weg hier herein, verzögert. Aber da ich getragen wurde, hatte ich keine Zeit mehr mich weiter darauf vorzubereiten.
Als wir durch das Tor schritten, kniff ich meine Augen zu, bereit sofort erkannt und bespuckt zu werden. Doch nichts geschah. Es war außerordentlich ruhig.
Ich blinzelte und sah nur komplett leere Straßen. Normalerweise war um die Zeit eigentlich schon immer etwas los. Doch jetzt war niemand auf der Straße. Ich hörte aus den Häusern nur kraftloses Husten oder schweres Atmen. Ich schluckte. Es war wohl in der kurzen Zeit, wo ich nicht hier war deutlich schlimmer geworden.
Fragend sah Minghao zu mir.
"Wohin?", wollte er wissen.
Ich deutete gerade aus und versuchte meine Hand nicht zu sehr zittern zu lassen.
"Gerade aus, das Haus neben der großen Festhalle, da wohnt der Dorfvorsteher.", erklärte ich leise.
Der Feenmann nickte und setzte sich in Bewegung, wir hinterher. Für meinen Geschmack, standen wir viel zu schnell vor der Tür und klopften. Ich schluckte, als ich im Haus etwas rumoren hörte und dann die älteste Tochter die Tür aufmachte. Sie sah Minghao vor sich und stolperte erschrocken zurück.
"Guten Morgen, mein Frollein, ich würde gerne den Dorfvorsteher und den Heiler sprechen, wenn das möglich wäre.", lächelte er sie freundlich an.
Es brauchte kurz bis sie ihre Sprache gefunden hatte.
"J... Ja. Ich gebe kurz Bescheid. Wird ein paar Minuten dauern.", stammelte sie und eilte dann wieder ins Haus.
Nachdenklich und unsicher sah ich hinter her. Selbst sie sah kränklich aus. Und sie wurde sonst nie krank...
Surprise surprise. Ich hab die letzten Tage so viel geschrieben, dass ihr heute sogar noch Mal zwei Kapitel bekommt. Viel Spaß damit 🥳
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top