Kapitel 23
Es begann zu dämmern als der Felsen in Sicht kam, an dem wir uns treffen wollten. Minghao war noch nicht da. Allerdings wollte er noch kurz die anderen Feen suchen, um Seoyeon und die anderen auf den neusten Stand zu bringen.
Ich stieg von Yoongis Rücken und streckte mich. Er tat es mir gleich und gähnte dann herzhaft, was mir ein Lächeln entlockte.
"Willst du noch ein bisschen die Augen zu machen? Wir werden wohl noch so zwei Stunden mindestens hier warten. Weil jetzt wird noch niemand im Dorf auf den Beinen sein."
Nachdenklich sah der Tiger mich und schien etwas unsicher. Ich wollte ihn gerade fragen, was dagegen sprechen würde sich auszuruhen, als mir sein laut knurrender Magen diese Frage wohl beantwortete. Genervt davon rollte er mit den Augen. Ich kicherte leise.
"Komm leg dich hin, du brauchst deine Kraft. Ich besorg dir inzwischen was zum Essen.", schlug ich ihm vor.
Unsicher sah er mich an.
"Ich wohne ausnahmsweise hier.. Ich glaube, ich weiß wo ich was zum Essen finden werde. Aber einer sollte hier bleiben, falls Minghao wieder kommt.", versuchte ich ihn zu überzeugen.
Er war kurz still, bevor er sich etwas genervt auf den Boden legte und seinen Kopf auf seine Pfoten bettete. Ich merkte, dass ihm das so eigentlich nicht passte, er mir aber wohl doch leider zu stimmen musste.
"Ich bin gleich wieder da.", versprach ich ihm und lief nach Norden weiter in den Wald hinein.
Irgendwo war ich auch ganz froh, dass ich alleine nach dem Essen schauen konnte. Ich sah mich kurz um, damit ich auch ja alleine war und schlug den Weg zu meinem Versteck ein.
Ich lief ein paar Minuten bis ich am unteren Ende einer Felswand stand. Ich sah mich noch einmal kurz um und begann dann den Aufstieg. Einfach war es nicht in der Wand Halt zu finden, aber ich wusste wo ich mich halten musste, damit ich nicht abstürzte.
Schwer atmend kam ich an meinem Ziel in der Mitte der Wand an. Meine pochende Seite noch ignorierend schob ich mich durch den schmalen Felsenspalt, der vor mir aufklaffte und durch den ich gerade so hindurch passte.
Kaum war ich hindurch ließ ich mich auf den Boden gleiten und atmete schwer. Meine Seite tat wieder mehr weh, was mich nach dieser Kletteraktion allerdings wenig verwunderte.
Ich biss die Zähne zusammen und rutschte weiter. Ich wollte ja etwas zum Essen holen. Ich tastete in der Schwärze, bis ich gefunden hatte was ich suchte.
Ich nahm meinen Feuerstein zur Hand und keine Minute später loderte eine kleine Flamme aus einer kleinen Öllampe. Die kleine Flamme reichte aus um alles Wichtige in der kleinen Höhle zu beleuchten. Ich hatte diese Höhle vor Jahren schon mit meinem Vater gefunden und niemanden verraten.
Ich hatte es geliebt mit meinem Vater nach solchen Geheimverstecke zu suchen und ausgerechnet dieses hier, hatte sich, seit er nicht mehr da war, mehr als bezahlt gemacht.
Ich rutschte durch die Höhle zu meinem Essensvorrat, den ich mir mühsam angelegt hatte. Mir war damals schnell klar geworden, wenn ich überleben wollte, dass ich mich selbst um mich kümmern musste. Von dem Dorf aus bekam ich nur sehr wenig Essen, oder gar keines, wenn jemand meinte, dass ich es wieder verdient hätte zu hungern. So hatte ich hier immer einen Vorrat für die schlechten Zeiten, an dem ich zumindest für mein Überleben sorgen konnte.
Yoongi hatte Glück. Kurz bevor der Elfentod ausgebrochen war, hatte ich es tatsächlich geschafft ganz alleine ein Hirsch zu erlegen. Ich wusste selbst nicht, wie ich das fertig gebracht hatte, aber nun lagerte ich das Fleisch hier in der Höhle und trocknete es. Die Höhle war glücklicher Weise so belüftet und trocken, dass dies kein Problem darstellte.
Ich zögerte kurz, doch nahm schließlich dann alle Fleischstücke ab und band sie mir an meinen Gürtel. Mein Begleiter brauchte das Fleisch jetzt eher.
Und ich wollte ihm glauben, dass er mich nach all dem, mit sich mitnehmen würde. Ich also diese Höhle hier sicher nicht mehr wieder sehen müsste.
Oder wenn dies nicht der Fall sein sollte, dass ich doch endlich alleine losziehen würde, um endlich herauszufinden, was damals mit meinem Vater passiert war.
Ich kroch wieder zum Eingang, löschte das Licht und zwängte mich wieder nach draußen.
Der Weg in der Wand herunter war nicht ganz so einfach wie hoch. Vor allem mit meiner verletzten Seite. Und so passierte es, als ich nur noch knapp zwei Meter über dem Boden war, dass mein linker Arm versagte, ich mich nicht mehr halten konnte und ich abstürzte.
Der Aufprall ließ die Luft aus meinem Brustkorb weichen und ich bemerkt wie schwarze Flecken vor meinen Augen zu tanzen begannen. Ich biss auf meine Lippe, bis ich Blut schmeckte. Aber es half mir bei Sinnen zu bleiben.
Meine Seite tat mir nun um ein Vielfaches mehr weh, als gerade eben und mir war vor Schmerzen schlecht. Jeder Atemzug tat weh, doch liegen bleiben, war keine Option.
Mühselig rappelte ich mich auf und gab mir Mühe mich nicht zu übergeben. Schließlich schaffte ich es doch, dass ich stand und taumelte in die Richtung, wo ich den Tiger zurück gelassen hatte. Allerdings stürzte ich eher von Baum zu Baum, da die Schmerzen mich an den Rand der Bewusstlosigkeit trieben.
Ich wusste nicht wie lange ich unterwegs war, doch irgendwann meinte ich in der Ferne den dumpfen Klang von Minghaos Stimme zu hören. Ich hatte es wohl gleich geschafft.
Ich peilte einen Felsen an, der ein paar Meter entfernt lag, um mich als nächstes daran abzufangen und taumelte los. Doch hatte ich wohl ein etwas höheres Grasbüschel auf diesem Weg übersehen, blieb daran hängen und stürzte.
Doch anders als erwartet, knallt ich nicht auf den Boden, sondern wurde weich aufgefangen. Ich blinzelte in schwarzes Fell und seufzte irgendwo erleichtert auf. Ich hatte ihn wieder gefunden.
Ich ließ mich auf den Boden gleiten und machte mich an meinem Gürtel zu schaffen und knotete das Fleisch los.
"Hier, ist alles für dich.", lächelte ich dem Tiger zu und hielt ihm das Fleisch hin.
Doch selbst meine Stimme klang sehr dumpf und weit weg.
Ich versuchte Yoongi in die Augen zu schauen, aber ich konnte sein Gesicht nicht mehr fixieren. Ich begann selbst im Sitzen zu schwanken. Erst jetzt bemerkte ich, dass mir wirklich alles weh tat.
Plötzlich spürte ich zwei Hände an meiner Schulter, die mich packten und leicht rüttelten. Doch ich konnte nicht reagieren.
Das Gesicht, das vor mir auftauchte gehörte sicher nicht dem Kobold. War das Minghao? Doch fokussieren war mir unmöglich.
Ich schwankte immer mehr und irgendwann wurde ich von den Schmerzen übermannt. Ich kippte nach hinten in die schmerzfreie Schwärze.
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