Kapitel 18

Geweckt wurde ich durch einen schmerzhaften starken Tritt in die Seite. Vor Schmerzen stöhnend rollte ich mich auf die andere Seite, weg von dem Tritt und blinzelte hoch.

Sehen konnte ich allerdings nichts, da mir die Sicht von einem schwarzen Fellberg verdeckt wurde, der laut knurrend sich vor mir aufgebaut hatte.

"Ist ja gut, ist ja gut." Ich erkannte die schnippische Stimme von dem Sohn des Heilers.

"Ich wollte nur mitteilen, dass der Bastard sich den Trank abholen kann.", murrte er , scheinbar missmutig darüber, dass er mir nicht noch mehr Schmerzen zufügen konnte.

Ich hörte, wie sich seine Schritte entfernten. Ich versuchte mich hoch zu stemmen.

Zischend sog ich die Luft ein, da meine Seite doch gut weh tat. Sofort wirbelte der Tiger zu mir herum und half mir auf die Beine zu kommen. Ich hielt mich an seinem Kopf fest und schaffte es mich hinzustellen. Tiefe Reue funkelte in seinem Blick.

"Alles gut. Ich gebe definitiv nicht die Schuld dafür.", keuchte ich. Selbst allein beim Reden tat mein Rippenbogen mir weh.

"Na los. Wir holen uns es ab.", knirschte ich mit den Zähnen, um den Schmerzen Herr zu werden und lief wieder los in Richtung Heilerhaus.

Wobei es humpeln fast eher traf, da mir die Schmerzen schier die Luft zu atmen nahmen. Doch ich hatte mir fest in den Kopf gesetzt, keine Schwäche zu zeigen, wenn mir so etwas passierte. Deswegen ignorierte ich auch meinen Begleiter, der versuchte meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und mich abzubremsen.

Der Heiler wartete ungeduldig vor seinem Haus auf mich.

"Ach kommt, der Herr auch einmal?", fragte er spöttisch, mein Humpeln offensichtlich ignorierend.

Stumm sah ich ihn an. Er verdrehte die Augen und reichte mir eine große verschlossene Ampulle.

"Da drin ist der Heiltrank gegen den Elfentod. Ein Löffel davon und es sollte die Kranken von der Todesschwelle zurück holen.", fasste er die Infos für mich zusammen.
Ich nickte stumm.

"Gut." Er drückte mir die Ampulle in die Hand.
"Und jetzt verschwinde!"

"Ich will euch warnen.", setzte ich an.

Ich hatte mit dem Schlag gerechnet, doch so viel Kraft hatte ich von dem Alten tatsächlich auch nicht erwartet.

"Erhebst die Stimme und drohst mir auch noch, oder was willst du, du minderwertiger Wurm?"

Ich landete wieder auf dem Boden und schmeckte augenblicklich Blut. Sofort war mein Begleiter über mir und stellte sich wieder schützend vor mich und knurrte.

"Zu schade, dass dein Flohpelz zwischen uns steht, ansonsten würde ich dir wieder Manieren beibringen.", knurrte er.

Ich presste die Lippen zusammen und stand trotz der Schmerzen wieder auf.

"Nein.", murrte ich auf und spuckte das Blut aus. Ich sah den Heiler fest an.

"Jetzt hört Ihr mir zu! Was Ihr mit der Info anstellt, ist Euch überlassen. Eine Armee von Feen ist auf dem Weg hierher. Sie sind auf Rache aus und wollen das Volk der Elfen, angefangen mit meinem Dorf, vernichten. Möglich, dass sie vorher hier vorbeikommen.", ich wischte mir das Blut vom Kinn, dass in einem Rinnsal von meiner Nase und Lippe lief.

"Ich will euch warnen. Davor, dass ihr vielleicht sogar als erstes vernichtet werden könntet..." Ich sah ihn von oben bis unten an und sprach zum ersten Mal das aus, was ich dachte.

"Wobei... Vermutlich hättet ihr es auch irgendwie verdient...", fasste ich meinen so ewig unterdrückten Hass zum allerersten Mal in meinem Leben in Worte.

Ich spuckte das Blut, das sich erneut in meinem Mund gesammelt hatte ihm vor die Füße.

"Yoongi, wir gehen!", befahl ich dem Tiger, drehte mich um und marschierte ungeachtet der Schmerzen aus dem Dorf.

Ich ließ den Alten sprachlos an Ort und Stelle stehen. Die Emotionen in seinem Gesicht konnte ich allerdings nicht deuten. Ich stand so unter Strom, dass ich einfach weiter lief.

Ich spürte wie der Tiger zu mir aufholte. Ich merkte wie er versuchte meine Aufmerksamkeit zu erlangen, aber ich war blind vor Emotionen und rannte einfach weiter.

Selbst als er mir in den Weg sprang, wich ich ihm einfach aus und rannte weiter. Bis er mich auf einmal zu Boden riss und dort festnagelte.

Ich versuchte mich unter ihm hervor zu winden, aber er ließ mich keinen Zentimeter weiter.

"L... Lass mich los..." Meine Stimme zitterte.

Doch anstatt mich loszulassen, legte er sich einfach vorsichtig auf mich drauf. Ich versuchte mich zu wehren, aber es war umsonst. Und irgendwann gab ich auf.

Mein ganzer Körper zitterte und ich merkte erst jetzt, dass mir schon die ganze Zeit Tränen übers Gesicht liefen. Stumm weinte ich vor mich hin und langsam viel die ganze Anspannung von mir ab.

Ich fühlte mich einfach so elendig und leer. Und langsam kamen die Schmerzen an meinem Brustkorb zurück und jetzt spürte ich deutlich mein pochendes Gesicht.

Als er merkte, dass ich keine Fluchtversuche mehr unternehmen würde, erhob sich mein Begleiter und gab mir wieder Freiraum. Ich setzte mich wie in Trance auf und blieb dann einfach taub sitzen.

Irgendwann schob sich der Kopf des Tigers wieder in mein Sichtfeld. Er schubste mich vorsichtig an und rieb seine Nase vorsichtig an meinen Arm.

Ich wusste nicht was ich tat, doch mein Körper handelte automatisch und ich schlang meine Arme um seinen Hals und begann erneut zu schluchzen. Er hielt es aus und legte vorsichtig sein Kinn auf meiner Schulter ab. Seine Nähe und Wärme taten so gut...

Irgendwann versiegten meine Tränen und ich wurde unendlich müde. Vorsichtig löste sich mein Begleiter vor mir und stupste mich vorsichtig an.

Ich nickte langsam. Wir mussten weiter.

Ich stand mit größter Mühe auf und versuchte ein paar Schritte zu gehen. Ich fühlte mich in dem Moment einfach schwach und ich keuchte vor Schmerzen, die jetzt nochmal mehr von meinen Rippen ausstrahlten.

Jeder Schritt tat weh, selbst jeden Atemzug spürte ich jetzt. Meine Lippen und meine Nase pochten und von dem ganzen Weinen, tat mein Kopf auch noch weh...

Ich blinzelte und sah den Tiger direkt vor mir stehen. Mit strengem Blick sah er von mir zu seinem Rücken und bedeutete mir aufzusteigen.

Ohne zu diskutieren, griff ich in sein Fell und zog mich auf seinen Rücken. Die kostbare Ampulle, packte ich in meine Tasche und platzierte sie unter mir, damit sie nicht verloren ging.

Ich legte mich auf seinem Rücken ab und genoss seine Wärme und den nun schon vertrauten Geruch.

Ich spürte wie er sich vorsichtig in Bewegung setzte. Ich ließ mein Blick ins leere schweifen und dachte an nichts.

Das Einzige was ich verspürte, war Dankbarkeit, dass ich nicht alleine war.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top