Kapitel 108
"I... ist das wirklich euer Ernst?!", fragte ich Minghao mit großen Augen.
Taemin, der mittlerweile auch an der Baustelle angekommen war, lachte herzlich. "Natürlich Jimin. Sonst hätten wir euch das doch nicht vorgeschlagen."
Etwas entsetzt sah ich zu Yoongi, der auch nur fassungslos den Kopf schüttelte.
Minghao hatte innerhalb weniger Stunden per fliegender Nachricht, alias einer Taube, Taemin und zwei weitere unserer schon bekannten Feenmänner, die mit Yoongi einige Jahre gelebt hatten, her beordert. Und Jinki und Kibum, wie die zwei nun engsten Berater von Taemin hießen, waren nicht mit leeren Händen angeflogen gekommen.
"Ihr wollt wirklich, dass wir uns auf diese Schaukeln setzen und ihr uns dann darauf hinüber fliegt?", fragte Yoongi skeptisch und beäugte die Holzbretter, die an Seilen befestigt waren.
"Genau." Skeptisch sah der Kobold zu Kibum, der ihn nur angrinste.
"Keine Sorge, wir lassen euch nicht fallen. Dafür hast auch du einen zu großen Beitrag dazu geleistet die Königin zu stürzen.", zwinkerte er ihm zu.
"Auch wenn wir früher eventuell ganz gerne hin und wieder diese Möglichkeit damals genutzt hätten.", ergänzte Jinki trocken.
"Jinki!", schimpfte Minghao direkt, woraufhin der Beschimpfte nur verteidigend seine Arme hob.
"Ich meine ja nur. Teilweise warst du doch derjenige, der am meisten über den Tiger geschimpft hatte."
Minghao verdrehte seine Augen. "Die Betonung dabei liegt auf 'hatte'. Aber Zeiten ändern sich bekanntlich."
Dann wandte er sich wieder uns zu. "Also wie sieht es aus. Wollen wir los?"
Yoongi und ich sahen uns stumm an. Bis schließlich Yoongi seine Schultern zuckte und seufzte: "Dann machen wir es halt. So sind wir deutlich schneller bei Rick und du bekommst schneller deine Medizin. Das ist mir auch lieber, als wenn du dich länger damit herum quälen musst."
Langsam nickte ich. Ein aufgeregtes Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit. Wir würden tatsächlich fliegen. Also natürlich nicht selber, aber wir wären weiß Gott wie weit über der Erde und würden durch die Luft rauschen. Noch nie hatte ich es mitbekommen, dass ein anderes Wesen außer den Feen vom Boden abgehoben wäre. Und jetzt sollte das wohl Yoongi und mir, als einzig anderen Wesen auch vergönnt sein? In Anbetracht dessen, dass mein Vater von diesen geflügelten Wesen umgebracht wurde, war mir klar, dass nicht einmal er diese Ehre gehabt hatte.
"Dann macht euch mal startklar.", lächelte mir Taemin ermutigend zu.
Kibum und Jinki legten die Bretter auf denen wir sitzen sollten, auf den Boden, dass wir uns darauf sicher hinsetzen konnten. Yoongi half mir auf das eine Brett und setzte sich dann auf das Zweite. Taemin und Minghao ergriffen jeweils eine Seite Seile auf meinen beiden Seiten, während sich Kibum und Jinki bei Yoongi positionierten.
"Ich bin mir nicht ganz sicher, ob mir diese Verteilung gefällt.", gab Yoongi etwas zähneknirschend von sich. Kibum und Jinki sahen sich einander an und zuckten die Schultern.
"Dafür ist es jetzt auch zu spät.", erklärte Kibum.
Ich sah wie die beiden sich zeitgleich duckten und dann in die Höhe schossen. Yoongi wurde auf der Schaukel mit hoch gerissen und stieß einen nicht sehr männlichen lauten Schrei aus. Mit großen Augen sah ich hinterher, wie die drei sich immer höher und höher schraubten. Taemin neben mir seufzte missbilligend und sah ihnen ebenso hinterher.
"Die beiden genießen das viel zu sehr.", seufzte auch Minghao und schüttelte seinen Kopf.
"Keine Sorge, wir starten langsamer und fliegen auch nicht ganz so hoch. Und sobald die beiden sich in ihren Augen genügend an ihm 'gerächt' haben, kommen sie auch wieder herunter. Bist du soweit?"
Etwas ängstlich erwiderte ich den Blick, nickte aber. Jetzt hatte ich auch keine andere Wahl mehr. Die anderen beiden Feenmänner würden Yoongi vermutlich erst in den Bergen wieder herunter lassen.
"Keine Sorge, wir passen darauf auf, dass dir nichts passiert.", lächelte Minghao mich an.
"Weil wegen dir sich mit dem Tiger anlegen wird für uns wahrscheinlich nicht ganz so gesund enden. Also aufgepasst, wir fliegen los."
Ich seufzte. Nun ja... schön, dass sie so einen Respekt vor Yoongi hatten, dass sie alleine deswegen nicht wollten, dass mir etwas passiert... Wäre aber auch nett gewesen, wenn allein meine alleinige Existenz als Grund genannt worden wäre.
Mein Magen kribbelte, als die beiden sich in die Luft erhoben und mich mit hoch zogen. Ich krallte meine Hände in die Seile und sah mit großen Augen zu, wie die Erde immer weiter unter meinen Füßen sich entfernte. Ich verspannte mich ein wenig. Das war so unglaublich gruselig, auch dass je höher wir stiegen, der Wind immer stärker zu nahm. Doch irgendwann bemerkte ich, dass wir nicht weiter auf stiegen.
"Meine Damen, meine Herren, wir haben nun die heutige Reisehöhe erreicht. Wir wünschen ihnen einen guten Flug und eine sichere Reise.", sprach Taemin nasal.
Als ich zu ihm blickte, hatte er sich seine Nase zugehalten und zwinkerte mir dann zu. Minghao kicherte nur über seine Aussage. Und auch wenn mir das Herz bis zum Hals schlug, konnte ich nicht anders als etwas zu lächeln.
Ich krallte mich immer noch in die Seile, aber im Großen und Ganzen, war es doch relativ angenehm hier zu sitzen und mich durch die Lüfte tragen zu lassen. Auch wenn das immer noch eigentlich viel zu gruselig war.
"Entspann dich etwas Jimin und schau dich doch mal etwas um. Du verpasst ja gerade das Beste am Fliegen.", lachte Taemin.
Ich löste meinen Blick von meinen Händen, die ich bis jetzt unbewusst angestarrt hatte und sah nach vorne. Meine Augen wurden riesig.
"Wow..."
Der Anblick, der sich mir bot war einfach gigantisch. Ich hatte zwar hin und wieder auf einer Anhöhe gestanden und in die Weite geblickt, aber das war kein Vergleich.
Wir flogen zwar nur wenige Meter über den Baumwipfeln, aber von hier oben sah ich einfach alles in jede Richtung. Fassungslos sah ich nach Hinten und ganz weit in der Ferne konnte ich gigantische Bäume erkennen die in den Himmel ragten. Das Reich der Waldwesen.
Unter uns die riesige weiße Mauer, die zurück und nach vorne lief und dann irgendwann nach rechts verlief. Ich konnte das Ende der Mauer gar nicht sehen. Also konnte ich weder zu dem Reich der Kobolde, noch zu dem der Elfen sehen. Aber dafür in das Reich der Feen. Und so von hier oben konnte man meinen, dass es sich zu dem der Elfen und Kobolde kaum unterschied.
Ich sah Seen und Wälder, dazwischen riesige Wiesen und sehr viele Felder, die ja auch Minghao schon erwähnt hatte. Diese Art der Landschaft erstreckte sich noch über ein paar Kilometer nach links außerhalb der Mauer. Bis die Bäume immer spärlicher wurden und das Grüne nach und nach verschwand.
Still musterte ich den Beginn der Feuerlande, den ich dort in der Ferne erkannte. Dort lag es. Mein Geburtsland. Mein... Heimatland?
Ich konnte nicht beschreiben, was das in mir auslöste. Ich war unsicher. Das konnte ich sagen. Würde ich mich dort endlich zuhause fühlen? Hätte ich in dieser trist wirkenden Landschaft vielleicht wirklich die Chance auf eine Heimat? Was wäre, wenn dem nicht so wäre? Was wäre dann? Würde ich dann wirklich nie ein Zuhause haben?
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als in meinem Gesichtsfeld ein fliegender Kobold auftauchte. Yoongi krallte sich offensichtlich fertig mit den Nerven in die Seile und schnaufte schwer.
"Ihr seid solche geflügelten Teufel! Geflügelte Bastarde! Das seid ihr! So viel kann ich euch gar nicht getan haben, für diese Teufelfahrt! Ihr seid doch von allen guten Geistern verlassen! Wehe euch, wenn wir gelandet sind!", schimpfte er zu den beiden, die ihn durch die Luft trugen. Die allerdings lachten nur aus voller Kehle, aber flogen nun entspannt neben uns her.
"Hattest du weiter oben nicht noch eine bessere Aussicht?", fragte Minghao etwas belustigt. Yoongi schenkte ihm einen leicht angenervten Blick.
"Prinzipiell bestimmt. Aber den kann man ziemlich schlecht genießen, wenn man damit beschäftigt ist nicht zu sterben, weil diese beiden Bastarde mit einem Überschläge des Todes machen!", schimpfte er weiter. Die anderen beiden gackerten immer weiter. Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf mein Gesicht.
"Jimin sag doch auch was. Oder bist du etwa auch auf deren Seite?!" Beleidigt schob mein Freund seine Unterlippe vor und schmollte. Nun musste ich doch auch etwas kichern.
"Ich glaube, wenn du sie nicht weiter beleidigst, wird der Rest vom Flug auch angenehmer.", sagte ich und sah zu den beiden Feenmännern hoch, die beide die Augen verdrehten, aber dabei grinsten und dann doch nickten. Yoongi nickte und seufzte.
"Dann werde ich wohl meine Klappe halten.", brummte er und sah dann einfach nach vorne. Ich bemerkte, wie sich die Feenmänner verwundert ansahen.
"Was hast du mit dem pampigen Tiger angestellt?", fragte Jinki verwundert, kassierte aber sofort einen bösen Blick von Yoongi.
"Ich glaube, wir hätten Jimin deutlich eher gebraucht. Dann hätten wir ihn schon deutlich eher unter Kontrolle gehabt.", lachte Kibum nun laut auf.
"Heh! Ich sitze hier auch noch!", schimpfte der Kobold direkt wieder und versuchte nach Kibums Bein zu schlagen.
"Hört jetzt auf mit dem Kindergarten!", befahl Minghao und sah streng zu der Dreiergruppe herüber.
"Jinki, Kibum, konzentriert euch, wir kommen gleich in unbekanntes Gebiet. Und ich will nicht dass einer wegen einer dummen Kabellei von einer Windböe weggerissen wird. Also konzentriert euch!"
Sofort war es bei den anderen dreien still. Aber was gut war, denn langsam hatte ich den Eindruck, dass sich Yoongi auch entspannen und sogar die Aussicht etwas genießen konnte.
Ich sah nach vorne, wo schon die ganze Zeit gigantische Berge am Horizont aufragten, die immer näher kamen. Ganz oben an den Gipfeln lag tatsächlich auch etwas Schnee. Es waren wohl wirklich hohe Berge. Unter uns wurde die Landschaft auch immer zerklüfteter.
Gespannt blickte ich auf die riesigen Felsen, die immer näher kamen. Langsam kam aber doch die Vorfreude wieder Rick und Steve zu sehen. Ich freute mich auf die Beiden und wie die beiden wohl in dem Berg leben würden.
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