Kapitel 107
"Was macht ihr beide denn hier?", strahlte uns der uns bekannte Feenmann an. Seine Überraschung hatte Freude Platz gemacht.
"Wir sind nur auf der Durchreise.", entgegnete ich ihm lächelnd.
"Ach schön. Und wie witzig, dass euer Weg euch hier hin verschlagen hat. Schön euch beiden zu sehen. Und dann anscheinend wohl auf.", lachte er.
Ich lachte verlegen auf. Und Yoongi brummte nur kurz auf. Verwirrt hörte Minghao auf und runzelte seine Stirn.
"Etwa nicht?", hob er fragend seine eine Augenbraue.
"Längere Geschichte...", begann ich zögernd.
Der Feenmann seufzte. "Dann kommt erst einmal mit. Wir machen eh gleich Frühstückspause und dann kannst du in aller Ruhe erzählen. Minho, du kannst alle dann zusammen trommeln. Ich lauf mit den beiden hier zum Essensplatz."
Der junge Feenmann nickte gehorsam und erhob sich in die Lüfte, um der Anweisung Folge zu leisten. Minghao und Yoongi setzten sich nun beide hier auf dem Boden in Bewegung.
"Was macht ihr denn hier eigentlich?", fragte ich neugierig und deutete auf die große Baustelle vor uns.
"Das? Ach so." Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
"Wisst ihr? Taemin hat nun das Sagen über die Feen. Es hat zwar ein paar Tage gebraucht, bis die ganzen Feen ihm zugehört und verstanden hatten, dass es nun kein Krieg mehr gab und geben sollte, aber nun sind wir auf dem besten Weg dahin, dass wir das Feenreich öffnen."
"Scheint wohl auch im wahrsten Sinne des Wortes so zu geschehen.", schmunzelte ich. Minghao lachte und nickte dann zustimmend.
"Richtig. Der westliche Bereich vom Feenreich besteht sowieso hauptsächlich aus Landwirtschaft und vereinzelt Handwerker. Und seit die Königin sie zur Außenwelt abgeriegelt hatte, war ihnen ein wichtiger Handelspunkt weggebrochen. Vor der Mauer hatten sie oft mit den Waldwesen, Zwergen oder auch Feuerländern gehandelt. Deswegen waren vor allem auch die älteren froh, dass die Königin nun weg ist. Dass sie von alleine gedrängt hatten die Mauer auf dieser Seite zuerst wegzureißen, versteht sich deswegen fast von selber."
Ich nickte und sah mir die Baustelle an. Es war noch nicht viel passiert. Bisher war auf einer Strecke von 50 Meter vielleicht die Hälfte der Mauer abgetragen. Allerdings konnten sie ja noch nicht so lange dabei sein.
"Ist es arg schwer?", fragte ich nach.
"Die Feen wieder zu vereinen? Es geht. Taemin macht einen wunderbaren Diplomaten, damit es keinen zu großen Stress gibt. Und hauptsächlich waren es Stadtbewohner, die von der Niederlage der Königin nichts hören wollten. Aber es wird. Und sobald der Handel mit den anderen Völkern richtig aufblüht, wird sich niemand mehr die Zeit hinter den Mauern zurück wünschen. Da bin ich mir sicher.", fing der Feenmann zu erzählen.
"Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass damals der Feenschmuck ein absoluter Schatz in den anderen Völkern war.", zwinkerte er mir zu.
"Das freut mich.", lächelte ich.
"Aber eigentlich wollte ich wissen, ob es arg schwer ist die Steine abzutragen.", konkretisierte ich meine Frage.
"Ach so, sag das doch gleich.", lachte mein Gegenüber. Er seufzte und sah zur Mauer.
"Es ist schon eine Plackerei.", gab er zu. "Die Mauer wurde damals ja mit Magie hoch gezogen und anschließend versiegelt. Halt so, dass kein anderer Fluch sie zerstören kann. Die Magie der Königin hat ja zwar abgenommen, aber dennoch ist diese Mauer von ihr vor Magie eben geschützt. Aber dadurch, dass ihre Macht ja so abgenommen hat, kann sie immerhin mechanisch zerstört werden. Allerdings ist das mit unseren Werkzeugen halt nicht ganz so einfach. Deswegen werden wir dabei noch eine Weile beschäftigt sein. Bis wir wenigstens mal ein paar mehr Eingänge geschaffen haben." Ich nickte verstehend.
Wir kamen an einem großen Platz an, auf dem ein paar Zelte aufgebaut waren und unter denen fleißig gekocht wurde. Beziehungsweise unter denen nun die Essensausgabe stattfand. Die ganzen Feen, sowohl Männer als auch Frauen stellten sich an, um sich eine Portion Frühstück abzuholen. Minghao führte uns zu ein paar wenigen Strohballen.
"Ich denke hier können wir uns dann hinsetzen. Yoon... Wie heißt der Tiger, ich meine der Kobold nochmal richtig?", runzelte Minghao nachdenklich die Stirn.
"Yoongi.", korrigierte ich ihn.
"Okay, Yoongi. Verzeihung nochmal. Isst er auch mit? Soll ich eine größere Schüssel ihm besorgen?", hakte er nach. Ich schüttelte den Kopf.
"Also mitessen wird er wohl schon, aber du brauchst keine extra große Schüssel mitbringen.", erklärte ich.
"Okay?" Er schien verwirrt.
Ich seufzte und machte mich bereit von Yoongis Rücken abzusteigen. Er half mir, indem er etwas sich duckte, dass ich leichter von seinem Rücken herunter rutschen konnte. Schmerzerfüllt verzog ich mein Gesicht, als ich mich zitternd von ihm abdrückte und versuchte zu den Strohballen zu gelangen.
"Junge, Junge, Junge. Dich darf man wohl wirklich nie alleine lassen..." Minghao trat neben mich und stützte mich, bis ich wieder etwas entspannter auf den Ballen saß.
"Du bist ja fast noch schlimmer unterwegs, als das letzte Mal.", hob er kritisch eine Augenbraue. Ich lächelte ihn schief an.
"Hätte ich es mir aussuchen können, wäre ich auch lieber anders unterwegs..", seufzte ich.
Minghao schüttelte den Kopf. "Du erzählst mir gleich was du nun wieder angestellt hast, aber erst einmal hole ich eben was zum Essen. Nur muss ich mal schauen, wie ich drei Schüsseln auf einmal getragen bekomme.", überlegte er.
"Keine Sorge, ich komme mit." Erschrocken fuhr Minghao herum und starrte Yoongi ins Gesicht.
"Heilige Göttin! Verwandle dich doch nicht so plötzlich hinter mir!", schimpfte er und presste sich seine Hand aufs Herz. Yoongis Mundwinkel zuckte verdächtig nach oben.
"Meine Güte. Als Kobold bist du echt fast noch schlimmer als als Flohpelz.", schimpfte Minghao weiter, was nun den Angesprochenen erst Recht zum grinsen brachte.
"Komm jetzt lieber dich nützlich machen, als so dumm zu grinsen.", schnaufte der Feenmann und bedeutete ihm zu folgen. Yoongi zwinkerte mir noch einmal kurz zu, bevor er Minghao zur Essensschlange folgte.
Ich schmunzelte leicht, atemete, dann aber entspannt einmal durch, dass sich das Klopfen in meiner Seite wieder etwas beruhigte. Ein paar Minuten lang achtete ich einfach auf meinen Atem, bevor die beiden Streithähne wieder auftauchten. Doch durch das dampfende Essen in ihren Schüsseln, wurden die Wogen wohl wieder etwas besänftigt.
"Aber jetzt erzähl mir bitte, was du nun wieder angestellt hast.", verlangte Minghao schließlich, bevor er sich weiter über seine Nudeln her machte. Ich seufzte und nahm meine Schale etwas herunter.
"Ich habe eigentlich nichts gemacht.", fing ich an zu erzählen.
"Ich stand einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort und hab den Huf eines erschrockenen Zentaurs abbekommen. Leider nur halt wieder auf die genau selbe Stelle wie beim Letzten Mal auch.", erklärte ich. Minghao verzog das Gesicht.
"Ach verdammt... Kein Wunder, dass du dich nur so bewegst...", kommentierte er leise.
"Aber... Gab es in der Nähe dieses Vorfalls kein Heiler, der sich darum kümmern konnte?" Ich schüttelte den Kopf.
"Also prinzipiell gab es den schon, aber der konnte nicht mehr, als das was er gemacht hatte. Und jetzt sind wir halt auf dem Weg zu den Zwergen, da der eine Heiler dort eine Salbe hat, die mir schon das letzte Mal gut geholfen hat.", erklärte ich unseren Plan.
Minghao starrte mich mit großen Augen an. "So willst du zu den Zwergen reisen?!" Ich zuckte mit den Schultern und nickte.
"Was anderes bleibt uns ja nicht übrig.", zuckte ich mit den Schultern.
"Ich trag ihn ja auch die ganze Zeit. Er muss den Weg zum Glück ja nicht laufen. Sonst wären wir auf jeden Fall im Wald geblieben.", mischte sich nun auch Yoongi ins Gespräch mit ein. Minghao seufzte und sah uns beide nachdenklich an.
"Oh ihr beiden.", seufzte er. "Ihr beiden habt uns zu viel gutes getan, als dass ich euch einfach so weiterziehen lassen kann."
Nachdenklich runzelte er die Stirn. "Aber ich habe vielleicht eine Idee, wie ich euch weiterhelfen kann. Ich kläre das nach dem Essen mal ab."
Yoongi und ich sahen uns überrascht an. Wir hatten keine Idee, was er damit meinen könnte.
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