Kapitel 105

"Also denk dran, sobald du wieder daran denkst, dass du dieser Tiger bist, verwandelst du dich. Da du die letzten Jahre als dieser unterwegs warst, passiert diese Verwandlung schneller, als zurück. Einfach weil du dieses Tiergefühl mehr spürst. Um wieder der Kobold zu werden, der du bist..."

"... Muss ich mich mehr konzentrieren, dass ich mich wieder zurück verwandle. Ich habe es schon verstanden.", seufzte Yoongi etwas genervt und unterbrach damit Hobi, der diese Leier nun zum fünften Mal diesen Morgen durchkaute.
Ich schmunzelte und sah auf den Fluss, damit ich es ja nicht verpasste, dass Rose auftauchte.

Am vergangenen Abend hatte Hobi seine Theorie noch uns erklärt, wie Yoongi sich nun verwandeln können sollte. Und er hatte Recht behalten. Nur wusste von uns keiner, warum er das nun in Dauerschleife mit meinem Lieblingskobold durchkauen musste.

"Hey, Jimin!"
Verwundert drehte ich mich um, als ich meinen Namen hörte.
Ich machte große Augen, als ich die ganze Waldwesentruppe von dem Bäckereistand erkannte, die mit Woosung durch die Morgendämmerung gestapft kam.

"Was macht denn ihr hier?", fragte ich verblüfft, als sie vor uns zu stehen kamen. Heechul trat mit einem betretenen, sehr schuldbewussten Ausdruck nach vorne.

"Wir wollten uns von dir verabschieden. Und vor allem wollte ich mich noch einmal richtig bei dir entschuldigen. Es tut mir so unendlich leid, dass ich dich verletzt habe." Ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln.

"Alles gut, Heechul. Ich bin dir nicht böse. Ich glaube ich hätte mich mindestens genau so erschreckt, wäre hinter mir plötzlich ein Tiger gestanden."

"So wie jetzt? Buh!" Ich drehte mich zu Yoongi um, der grinsend hinter mir stand und hob nur eine Augenbraue hoch.

"So bist du erstens ein Kobold und furchterregend schon dreimal nicht."

"Oh, wenn du meinen Bruder fragst, kannst du da eine komplett andere Meinung zu hören bekommen.", lachte er. Ich verdrehte nur meine Augen und sah wieder zu dem Bäcker.

"Nein. Ich bin dir wirklich nicht böse.", schüttelte ich meinen Kopf.

"Aber du konntest jetzt nicht so lange bleiben, wie du vielleicht gewollt hättest.", schmollte der deutlich Ältere schon fast. Ich seufzte und zuckte mit den Schultern.

"Das ist jetzt eben so. Aber das heißt ja nicht, dass ich nie mehr wieder kommen würde. Allein wegen deinem Süßholz ist jede Reise hier hin es wert.", lächelte ich ihn an.

Die anderen aus seiner Gruppe fingen nun doch an zu kichern und zu lachen. Und auch auf seinem Gesicht bildete sich wenigstens noch ein kleines Lächeln.

"Da spricht unser kleiner Jimin immer noch.", lachte Leetuk und stieß den Zentaur etwas an. "Na los. Geb' es ihm schon."

Heechul seufzte und nickte. Er holte hinter seinem Rücken ein kleines Päckchen hervor und reichte es mir.

"Das habe ich schon bei deinem Vater immer gemacht. Da drin sind einige gebackene Leckereien für eure Reise. Damit ihr nicht hungern müsst und wenigstens ein bisschen Wald noch etwas länger genießen könnt. Und weil du es bist, habe ich auch noch ein wenig Süßholz dazu gepackt. Deswegen bloß vorsichtig transportieren, dass die Leckerei nicht kaputt geht, bevor du sie essen kannst.", erklärte er. Überrascht sah ich ihn an, begann aber dann zu strahlen.

"Dankeschön Heechul! Ich könnte glatt dich umarmen.", strahlte ich ihn an.

"Das lässt du mal lieber, nicht dass du durchs Aufstehen noch mehr Schmerzen hast.", wimmelte mich der Zentaur lächelnd ab.

Vorsichtig roch ich an der Tüte. Es roch schon durch das Blatt, in das es eingeschlagen war, himmlisch.

"Ich packe das mal in die Tasche. Sonst hast du schon alles augefuttert, noch bevor wir überhaupt los sind.", griff Yoongi ein und nahm mir das Päckchen ab, damit er es in unserer Tasche verstauen konnte.
Ich rollte mit den Augen. So verfressen war ich auch nicht.

"Vielen Dank.", bedankte ich mich noch einmal bei den Freunden.

"Scheint so, als müssten wir Abschied nehmen.", murmelte Yoongi hinter mir.

Ich sah zum Fluss und sah schon ein gigantisches Blatt auf uns zu treiben. Und eine wild winkende Hand, die wohl nur Rose gehören konnte.
Ich seufzte und stand mit Yoongis Hilfe auf. Kaum das ich stand, waren schon Hobi und Woosung bei uns.

"Jimin. Es war schön dich wieder zu sehen. Und es war angenehm dich kennenlernen zu dürfen, Min Yoongi.", respektvoll verneigte sich Woosung vor dem Kobold.

Ich musste leicht schmunzeln, als ich sah, wie sich ein wenig Farbe auf Yoongis Wangen bildete. Doch ich konnte mich nicht weiter darüber amüsieren, da plötzlich Hobi seine Arme um mich geschlungen hatte. Wenn auch sehr vorsichtig.

"Pass auf dich auf.", murmelte er in meine Schulter. Vorsichtig legte ich auch meine Arme um ihn.

"Werde ich machen.", versprach ich ihm.

Als wir uns voneinander lösten, sah ich wieder wie kleine Tränen in seinen Augen funkelten. Und kaum hatte er mich losgelassen, fiel er Yoongi um den Hals.

"Das letzte Mal warst du dieser Flohpelz. Jetzt kann ich mich wenigstens richtig von dir verabschieden.", murmelte er jetzt in Yoongis Schulter.

Ich musste kichern, da der Kobold maximal überfordert mit diesem plötzlichen Körperkontakt schien und etwas unbeholfen anfing Hobis Rücken zu tätscheln. Doch Woosung lenkte mich ab, indem er sich nun auch mit der selben herzlichen Umarmung von mir verabschiedete.

"Ich bin stolz, was für ein toller junger Mann aus dir geworden ist.", lächelte er mich warm an. "Und dein Vater wäre es auch."

Mein Herz begann etwas schneller zu schlagen. Er löste sich von mir und sah mir fest in die Augen.

"Und du hast einen tollen Partner gefunden. Und ich wünsche euch so, dass ihr alle kommenden Stürme zusammen überstehen werdet." Ich schluckte etwas und nickte.

"Pass auf dich auf, mein Kleiner. Und ich freue mich, wenn ihr beiden wieder uns besuchen kommt."

"Keine Sorge, das werden wir.", lächelte ich ihn nun auch wieder ehrlich an.

"Kommt ihr beiden endlich? Eomma und ich müssen langsam auf unseren Posten!", krähte Rose dazwischen.

Ich sah zu dem Blatt und sah nun auch Roses Mutter mit ihr zusammen im Wasser. Hobi hatte nun auch Yoongi wieder frei gegeben.

"Bist du soweit?", fragte er mich und ich nickte.

Er schulterte unsere Tasche und legte einen Arm um mich herum, dass er mich stützend auf das Blatt begleitete. Vorsichtig setzte ich mich hin und sah zurück zum Ufer. Dort standen alle unseren neuen und alten Freunde.

"Bis zum nächsten Mal!", rief ich und winkte der Gruppe zu, als Rose und ihre Mutter das Blatt schon in Bewegung setzten.

Jetzt heulte Hobi nun wirklich los und winkte schniefend zurück. Woosung nahm das schmunzelnd zur Kenntnis und legte seinen Arm um die Schultern seines Enkels und winkte uns nun auch zu. Heechul, Leetuk und die anderen winkten uns auch so lange, bis wir hinter der nächsten Flussbiegung verschwanden.

Ich ließ meinen Arm sinken und seufzte leise. Schon wieder ein Abschied...

Yoongi schien meine etwas bedrückte Stimmung zu bemerken und setzte sich direkt hinter mich, dass ich mich etwas an ihn heran lehnen konnte.

"Wir werden wieder hier her kommen.", versprach er mir nun auch leise, was mich wieder etwas zum Lächeln brachte.

Ich versuchte die traurigen Gedanken einfach sein zu lassen und sah nach vorne auf den Fluss, den uns die beiden Nymphen freundlicherweise wieder hinauf schoben. Es war Zeit nun die nächsten unserer im ganzen Land verstreuten Freunde zu besuchen.

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