Kapitel 101
"Ich muss hier kurz rein. Der Markt den ich meinte, liegt auf dem nächsten großen Platz, wenn ihr der Straße hier einfach weiter folgt. Ist das wirklich für euch in Ordnung, wenn ihr dort schon einmal vorgeht?", fragte Woosung, als wir vor dem Haus seines Bekannten zu Stehen kamen.
"Natürlich.", nickte Yoongi dem Älteren zu. Und auch ich lächelte ihm zu und nickte. Woosung seufzte.
"Gut. Ich beeile mich auch. Keine Sorge. Ich suche euch dann einfach. Der Markt ist nicht zu groß. Da werde ich euch schnell finden.", versprach er und trat in den kleinen Vorgarten ein, der vor dem bewohnten Baum angelegt war.
"Na komm.", aufmunternd lächelte mich der Kobold neben mir an und ergriff meine Hand, um mich weiter zu ziehen. Lächelnd ließ ich mich mitziehen.
Ich fand es unglaublich süß, dass Yoongi hier durch den Wald lief, wie ein kleines Kind, das in seiner Traumwelt angelangt war. Schon die Stunde, die wir hier her gelaufen waren, hatte er den Anblick des Waldes gerade nur in sich hinein gesaugt. Fast hatte ich Angst gehabt, so stark wie er den Kopf hin und hergeworfen hat, damit er ja alles sah, dass er an einer kleinen Wurzel hängen bleibt, oder sogar gegen einen Waldbewohner rennt. Hätte er nicht fast dauerhaft meine Hand gehalten, wäre das auch ein paar Mal passiert.
Die anderen Waldwesen, denen wir begegneten, hatten uns interessiert beäugt, als sie Woosung jedes Mal gegrüßt hatten. Offenbar war Woosung hier doch ziemlich bekannt und vor allem auch gerne gesehen. Aber da die Blicke von ihnen auf Yoongi und mich nicht negativ waren, hatte ich sie auch freundlich gegrüßt. Yoongi war mit anderen Sachen beschäftigt gewesen.
"Also wenn ich die Wahl gehabt hätte, wäre ich lieber hier aufgewachsen.", machte sich Yoongi bemerkbar. Grinsend sah ich zu ihm.
"Wirklich?", fragte ich etwas amüsiert. Ernst nickte er und lächelte sanft in Richtung des Blätterdachs.
"Es ist hier einfach so anders, als bei meinen Eltern... Irgendwie viel friedlicher und keine Ahnung... ungezwungener?", versuchte er seine Eindrücke in Worte zu fassen.
Wir hatten mittlerweile den Markt erreicht. Mit jedem Schritt, den wir uns diesem genährt hatten, hatte die Menge an anderen Wesen zu genommen. Fröhlich wuselten sie von Stand zu Stand, um sich ihre Wocheneinkäufe zu besorgen und mit dem ein oder anderen ein kleines Pläuschen zu halten.
"Alleine hier der Markt.", fing Yoongi wieder an.
"Zuhause habe ich nie eine solch ausgelassene Stimmung mitbekommen. Der Großteil der Kobolde erledigt auf dem Markt nur das wichtigste und geht dann sofort wieder nach Hause." Wir schlenderten durch die bunte laute Menge einfach hindurch.
"Ich hätte nicht gedacht, dass du der Typ wärst, der gerne so auf einem Markt unterwegs wäre.", erwiderte ich etwas überrascht.
Ich hatte bisher den Eindruck bekommen, dass er eigentlich ganz gut zu den Kobolden passte. Schließlich wurde er ja auch schnell grummelig und ungeduldig, wenn ihm jemand nicht in den Kram passte.
"Naja... Ich glaube ich selber könnte es tatsächlich nicht.", gab er schließlich zu.
"Aber ich mag es so etwas zuzuschauen.", versuchte er es zu erklären.
"Ich würde dann vermutlich, wie die Gruppe da drüben, einfach an einem Tisch sitzen und alles um mich herum beobachten. Mein Kaffee trinken und still den Trubel genießen." Er deutete auf einen kleinen Stand, neben dem Tische aufgebaut waren, an denen die verschiedensten Wesen saßen und ein kleines Kaffeekränzchen hielten.
Es schien ein kleines Café zu sein, das für die Markttage von dem einen zu dem nächsten Standort gebracht wurde. Hinter der Theke stand ein Zentaur, der sich mit ein paar seiner Gäste unterhielt, da gerade kein anderer vor ihm stand und bedient werden wollte. Mein Blick glitt zu der Theke vor dem Zentaur und meine Augen wurden groß.
"Oh Götter. Yoongi!" Ich spürte den verwirrten Blick von ihm auf mir.
"Hey!", rief er erschrocken, als ich zu dem Stand rannte und ihn einfach mit zog.
"Was ist denn jetzt bitte los?!", fragte er mich etwas entsetzt, als wir vor der Theke zu stehen kamen.
Ich fühlte mich in meine Kindheit zurück versetzt, als ich mit glitzernden Kinderaugen, das Gebäck vor mir sah. Ich strahlte den Kobold neben mir an.
"Das ist das Beste Zeug hier im ganzen Wald!", fing ich an zu erklären.
"Das hier ist Süßholz. So heißt es jedenfalls.", sagte ich und deutete auf einige runde Gebäckstücke, die aus vielen kleinen dünnen Blätterteigschichten geformt war.
"Es ist eine riesige Sauerei das Zeug zu essen, aber so unglaublich lecker!", schwärmte ich von meinem Lieblingsgebäck.
"Wie kommt es denn, dass ein Elf sich damit auskennt?", hörte man die belustigte Stimme eines Fauns, der an dem Tisch saß mit dem sich der Zentaur gerade unterhielt.
Ich wurde etwas rot und wollte gerade etwas antworten, als der Zentaur das Wort ergriff.
"Einen Moment mal..." Er kam hinter die Theke und beugte sich etwas vor, damit er mich besser sehen konnte. Er kniff die Augen zusammen und betrachtete mich eingehend.
"Du siehst einem alten Freund verdammt ähnlich, mein Junge..."
"Ich... ehm..."
Doch bevor ich selber antworten konnte, unterbrach mich Woosungs Lachen von hinten. Offensichtlich hatte er doch nicht so lange gebraucht und war uns schon gefolgt.
"Warum wundert mich das nicht, dich hier anzutreffen. Als wärst du die letzten 18 Jahre nicht älter geworden. Sei gegrüßt Heechul.", begrüßte Woosung den Zentaur vor uns. Mit kritischem Blick sah der Zentaur zu mir.
"18 Jahre...", murmelte er überlegend, bevor Erkenntnis in sein Blick trat.
"Mo... Moment einmal. Ist das... Bist du wirklich Ji... Du bist Jeongmins Sohn?", fragte er mit riesigen Augen nach.
"Jimin. Ja das ist er.", bestätigte Woosung mit einem Lächeln.
"Oh Götter, bist du groß geworden!", rief der Zentaur begeistert und klatschte in die Hände.
"Das ist Jimin? Jeongmins Sohn?", hörte ich nun mehrere andere Stimmen von dem Tisch, an dem der Zentaur noch bis eben stand.
Ich hörte Stühle rücken und schon bald standen die sechs Wesen, die dort gehockt waren, bei uns und nahmen mich genauer unter die Lupe. Ich lief etwas rot an und sah etwas unwohl von einem zum anderen, bis Yoongi mich mit einem leisen Knurren etwas mehr zu sich zog.
"Du bist es wirklich.", lachte schließlich der Faun, der sich als erstes schon zu Wort gemeldet hatte.
"Dann ist es kein Wunder, dass du dich mit dem Süßholz auskennst. So viel wie du von dem Zeug früher gegessen hast."
"Das stimmt.", lachte der Zentaur und zwinkerte mir zu.
"Wenn du auf dem Markt warst, hast du dich immer zu uns geschlichen und gewartet bis Woosung oder dein Vater dich wieder abgeholt hatten."
"Und bis dahin, hat dich Heechul immer mit Süßholz versorgt, während du auf meinem Schoß gesessen hattest.", ergänzte der Faun lächelnd.
"Und Leetuk hat sich jedesmal danach beschwert, dass sein Fell verklebt war.", kicherte ein etwas dickerer Faun.
Woosung schmunzelte.
"Aber beim nächsten Mal, hattest du auch jedesmal Jimin wieder zu dir genommen."
"Yah...", brummte offensichtlich Leetuk. "Er war halt viel zu süß, als das ich nein hätte sagen können."
Die anderen umstehenden begannen laut zu lachen.
"Das ist wohl wahr.", seufzte der Zentaur Heechul und schüttelte seinen Kopf.
"Setzt euch drei doch einfach zu den anderen schon einmal dazu. Ich bringe euch dann gleich etwas.", lächelte er uns dann zu und bedeutete uns den Tisch zu gehen, an dem die anderen schon gesessen hatten.
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