Kapitel 45

Vorsichtig, aber dennoch eilig, öffne ich den Brief und fange an den durchzulesen. 

Liebe Elisa,
wenn du das liest wirst du grade sehr glücklich sein, aber auch verwirrt, wegen diesem Brief. Woher ich weiß, dass du grade glücklich bis? Drei Mal kannst du raten, wem du das zu verdanken hast? Nein scherz. Ich bin glücklich wenn du es bist.

In den letzten Tagen habe ich gesehen wie sehr du gelitten hast. Du hat zwar versucht deine Traue und dein Schmerz zu verstecken, aber dennoch habe ich es bemerkt und dabei bin ich mir sicher, dass ich nicht der einzige bin, der es bemerkt hat. Die anderen haben sich viele Sorgen um die gemacht, haben es aber nicht gezeigt. Sie wollten dich nicht bedrängen und dir Zeit lassen damit erst mal klar zu kommen.

Aria, Lynn, deine Eltern und selbst Lilly wollen nur, dass du glücklich bist. Sie wollen dein strahlendes Lächeln sehen, mit dem du jeden bezaubern kannst.

Und ich? Ja, auch ich liebe dein Lachen und dieses angenehme Gefühl, dass von dir ausgeht. Das Gefühl von wärme und Geborgenheit, dass ich immer habe, wenn ich bei dir bin. Mit dir kann ich alles vergessen. Ein Blick in deine wunderschönen Augen und es fühlt sich so an, als würde ich in einem tiefen Meer versinken. Die Zeit schein stehen geblieben zu sein und alles ist weg. Kein Laut ist zu hören, keine Ängste oder Trauer sind zu spüren. Als wäre alles perfekt. Auch wenn es nur für diesen einen Moment ist. Ich liebe dein Art und Weise. Du willst immer nur das beste für alle, auch wenn du dafür selber was einstecken muss. Wenn du es nicht verdient hat glücklich zu sein, wer dann?

Jetzt zum anderen Teil. Am nächsten Tag nach der Feier hat mich Christian angerufen. Er hat mich gebeten ihm zu helfen. Du kennst meine Gefühle für dich. Ich will, dass du glücklich bist und würde alles dafür tun, um dich glücklich zu machen und das ist der beste weg.
Wir haben alles geplant, ja, auch den jetzigen Moment. Wenn du diesen Brief liest, ist wohl alles glatt gelaufen.
Du liebst ihn und er liebt dich. Die wahre Liebe kommt nicht so einfach. Man könnte jetzt dagegen argumentieren, dass wir noch jung sind und noch alles vor uns haben, aber wenn man euch sieht, wie ihr euch nach den anderen sehnt, wie es schmerzt, wenn ihr nicht zusammen seid, lässt niemanden an eurer Liebe zweifeln.

Elisa Morgen, ich liebe dich, mit allem was ich habe, aber das zwischen uns sollte wohl nicht sein, genau so wie damals. Es wir Zeit loszulassen und dich gehenzulassen. Nur so können wir beide glücklich werden. Du wirst ein glückliches Leben haben, mit denjenigen den du liebst und ich. Ich werde meine große Liebe finden, auch wenn ich weiß, dass ich dich nicht vergessen kann. Aber man muss nicht vergessen. Man muss lernen damit zu leben. Es ist eine große Entscheidung.
Ob ich es bereuen werde? Wahrscheinlich wird es Momente geben, indem ich mich frage, warum ich es getan habe, aber sonst, nein. Das Leben geht weiter und man kann nicht immer an einem Ort verweilen, solange man sein Zeil noch nicht erreicht hat.

Du brauchst dir keine Sorge mehr zu machen. Ich habe alles geklärt, auch das mit Zoe. Es wird euch nichts mehr im Weg stehen. Du willst, nachdem du den Brief liest bestimmt mit ihr reden. Sie wird dir alles erzählen.

Werde glücklich.
Lebewohl Elisa.

Liam Masters

Einzelne Tränen tropfen auf den Brief. Mit zitternden Händen halte ich mir die linke Hand vor dem Mund. Die Tränen werden  immer mehr und mein Schluchzten wird auch immer lauter.

Ich konnte es nicht glauben. Liam ist weg. Am Wochenende habe ich noch mit ihm telefoniert. Warum hat er es mir nicht erzählt? Wie lange ist er schon weg? Alles Fragen auf die ich wohl keine Antwort mehr kriege. Es gibt niemanden, der mir diese Fragen beantworten kann. Er ist weg.

Ich brauche eine Stütze, jemanden der mich fest hält, wenn ich falle und den habe ich auch, direkt neben mir.

Christian zog mich langsam zu sich und nahm mich fest in den Arm. Er wärmte mich und gab mir das Gefühl geborgen zu sein.

Ich habe Liam immer nur als Freund gesehen, aber ich kann auch sagen, dass ich ihn liebte. Nicht auf die Freundschaftliche Art, nein, aber auch nicht so wie ich Christian liebe. Es war irgendwas dazwischen, was sich nur schwer beschreiben lässt.
Immer als ich bei ihm war, war da diese wärme. Sie kam von tief in mir, ein kleiner Funke. Dennoch hatte sie die Kraft meinen ganzen Körper zu wärmen und mich nicht allein fühlen zu lassen.
Bei Christian ist es anders. Es ist nicht nur ein kleiner Funke, sondern wie eine große Welle. Sie kommt auf mich zu und hat genug Kraft mich mit ihr zu ziehen. Es ist schwer sich loszureißen, denn sie zieht einen immer weiter. Man möchte auch nicht wirklich raus. Lieber würde man sich auf den Rücken legen und sich treiben lassen und alles vergessen. Alles an ihm scheint mich anzuziehen. Ich kann nicht von ihn getrennt sein, auch nicht wenn ich es will.

Während ich weiter weine hält Christian mich fest in seinen Armen. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergeht während ich weine, aber es ist mir egal.

Als meine Tränen versiegt sind schon mich Christian ein kleines Stück von ihm weg. Er legte seine Hände auf meine Wangen und wischte mit seinen Daumen die Überreste der Tränen weg.

Der Brief den ich die ganze Zeit in meiner Hand hatte, sieht sehr zerknittert aus, dennoch falte ich ihn ordentlich zusammen und stecke ihn in meine Hosentasche.

"Ist wieder alles okay?", fragte mich Christian sanft. Als Antwort gebe ich ihm ein Nicken. "Soll ich dich nach Hause fahren?"

Zuhause. Der erste Gedanke der kommt ist Zoe. Im Brief steht, dass Liam alles geklärt habe und Christian und mir nun nicht im Wege stünde, aber was hat er mit Zoe gemacht? Hat er mit ihr gesprochen? Wann hat er mit ihr gesprochen? Was hat er ihr gesagt? Wie hat sie reagiert?
Im Brief steht, wenn alles glatt gelaufen ist. Liam wusste nicht, ob der Plan aufgeht. Was genau hat er Zoe gesagt? Hat er gesagt, dass ich mit Christian zusammenkomme, weil er davon ausgegangen ist, dass ich nachgebe, oder hat er gesagt, dass noch nichts sicher ist?

Da es noch Schulzeit ist, müsse sie in der Schule sein. Aber was wird passieren, wenn sie nach Hause kommt? Was wird sie sagen?

Christian bemerkt, dass ich mir Gedanken über etwas mache. "Was ist?", fragt er sanft.

"Zoe.", sagte ich besorgt. "Im Brief steht, dass Liam alles mit Zoe geklärt hat, aber ich weiß nicht wie sie reagieren wird, oder was genau er ihr gesagt hat."

Christian lächelt mich an und strich mit mir seiner Hand durch Haar. "Es gibt nur eine Möglichkeit es herauszufinden. Wir fragen sie einfach."

Zusammen fahren wir zu mir nach Hause. Während der gesamten Autofahrt rutsche ich auf meinem Sitz unruhig hin und her. Als Christian dann meint, dass ich nicht so nervös zu sein brauche, bleibe ich so ruhig wie möglich sitzen. Je näher wir dem Haus kommen, desto schneller fängt mein Herz an zu schlagen und meine Hände werden immer schwitziger. Als Christian vor dem Haus anhält, setzte mein Herz einmal aus und ich wage es nicht zu Atmen.

"Elisa, willst du nicht aussteigen?", höre ich Christian's Stimme rechts von mir.

Verwirrt gucke ich ihn an und erst dann begreife ich, dass er ausgestiegen war und für mich die Tür offen hält. Komm schon, jetzt machst du es. So schlimm kann es nicht sein, sage ich mir und atme einmal tief ein und aus.
Ich nicke Christian einmal zu und steige langsam aus. Das laute Türknallen sorge dafür, dass ich zusammenzucke. Christian scheint es bemerkt zu haben und legt mir seine warme Hand aufs Kreuz. Die letzten Schritte zur Tür vergehen meiner Meinung nach viel zu schnell. Mit jedem Schritt wurde meine Aufregung immer schlimmer.
Vor der Tür bleiben wir beide stehen. Ich fische mein Handy aus meiner Tasche und gucke wie viel Uhr es ist. Zoe müsste schon längst zurück sein, was heißt, sobald ich durch die Tür gehe gibt es kein Entkommen.

"Soll ich mit dir rein kommen?" Ich drehte mich zu Christian und schüttel meinen Kopf. Zuerst will ich mit Zoe alleine reden. Auch wenn Zoe meine Cousine ist, die ich schon fast als Schwester zählen kann, habe ich keine Ahnung wie ihre Reaktion sein wird. Wir haben uns beide noch nie in den selben Jungen verliebt.

"Ich rufe dich dann später an und erzähl dir dann was passiert ist." Christian legt seine warme, weiche Hand auf meine Wange und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich genieße jede seiner Berührungen und atme seinen Duft tief ein.

"Okay, aber vergiss es nicht."

"Werde ich nicht."

Er gibt mir noch ein Kuss auf die Stirn und geht wieder zu seinem Auto. Mit zitternder Hand öffne ich langsam die Tür, wobei ich Schwierigkeiten habe, den Schlüssen reinzustecken. Als ich die Tür dann dich aufbekommen habe, betrete ich langsam das Haus. Alles ist still und kein Geräusch ist zu hören. Vorsichtig schließe ich die Tür hinter mir und lege meine Sachen ab. Langsam gehe ich die Treppe hock. Mein Herz klopf wie wild und meine Hände werden schon schwitziger falls es geht. Vor Zoe's Tür bleibe ich stehen. Erst dann fällt mir auf, dass ich gar nicht genau weiß, was ich sagen soll. Aber nich bevor ich mir was überlegen kann, geht die Tür auf und eine überraschte Zoe guckt mich an.
Jetzt oder nie, sage ich mir und zwinge mich was zu sagen. "Zoe, ich muss mit dir reden."

"Komm rein", sagt sie mit einem Lächeln.

Ich betrete das Zimmer und setze mich auf ihr Bett. Für eine Weile bleibt es still und niemand sagt was. Da ich jetzt schon hier bin kann ich keinen Rückzieher mehr machen und außerdem weiß Zoe bescheid. Glaube ich zumindest. Nick hat gemeint, dass er alles geklärt hätte, auch mit Zoe, also....
Ich räuspere mich einmal und sage:"Also, es geht um Christian." Zoe nickt einmal. "Wir sind jetzt zusammen." Auch wenn sie es wahrscheinlich schon von Liam weiß, wollte ich aus irgendeinem Grund Liam nicht nennen und es ihr auch noch mal selbst sagen. "Zoe, ich weiß, du liebst ihn. Wirklich über alles und es tut mir leid. Wirklich! Aber ich liebe ihn verstehst du? Das tue ich wirklich. Ich kann nicht ohne ihn leben. Fürher war es das, was ich mir gewünscht hatte, ein Leben ohne Christian, aber jetzt kann ich nicht mehr ohne ihn." Meine Stimme wird immer verzweifelter und Tränen steigen mir in die Augen, auch wenn mir Zoe noch keine Vorwürfe gemacht hat. Es liegt an meinen Schuldgefühlen. Ich finde es am logischsten, wenn ich es falsch finde mit Christian zusammen zu sein, weil Zoe ihn auch liebt, aber das tue ich nicht. Es fühlt sich richtig an, so überzeugt von einer Richtigkeit war ich nich nie. "Zoe, verzeih mir bitte", wispere ich nur noch.
Erst jetzt bemerke ich, wie Zoe aus dem Fenster guckt. Während ich mit ihr gesprochen habe, hat sie mich nicht angeguckt, kein einziges Mal. Sie stand nur vor dem Fenster und guckte raus, was sie hetzt auch nich tut. Nichts regt sich, als währe sie festgefroren. "Zoe?", frage ich vorsichtig und in der Hoffnung, dass sie irgendwas sagen würde, aber es passiert immer noch nichts. Ich lasse meine Schultern wieder sinken und gehe Richtung Tür. Vielleicht braucht sie nur ein bisschen Zeit für sich.

Kurz bevor ich aus der Tür trete ertönt ihre Stimme. "Nein."
Das Wort, das klitze kleine Wort, reicht aus um mein Blut gefrieren zu lassen und ich erstarre.

•••

Hello!

Hier ist wieder ein neues Kapitel für euch! Und nicht nur irgendein Kapitel, sondern das Vorletzte mit Cliffhanger! Ich weiß, das ist gemein, aber es muss ja spannend bleiben, auch beim vorletzten und letzten Kapitel.

Wie immer hoffe ich, dass euch dieses Kapitel gefallen hat und ihr euch schon auf das nächste freut.

Bye, bye

Eure Stormy

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