Der gute alte Ehrgeiz

Lando
Imola
Samstag

Das Lachen von Oscar hallt noch leise in meinen Ohren, als wir durch die Hotellobby Richtung Restaurant gehen. Wir reden über das Qualifying, die üblichen Rennfahrerfloskeln, aber ehrlich gesagt bin ich nicht ganz bei der Sache.

Innerlich brodelt es ein wenig in mir. Seit Miami fühle ich es deutlicher denn je, den Anspruch an mich selbst. Platz 1. Es ist, als ob alles darunter wie ein leises Scheitern schmeckt, und ich weiß, dass ich damit aufpassen muss.

Aber heute Abend will ich das beiseiteschieben. Einfach nur einen Abend unter Freunden.

Kein Druck, kein Frust.

„Kopf frei kriegen," sage ich mir leise, fast wie ein Mantra, und folge Oscar ins Restaurant.

Doch als wir ankommen, trifft mich ein kleines Ungleichgewicht. Charles hat scheinbar nicht nur Carlos zusätzlich mitgebracht, sondern Daniel ist auch da. Mein Ex. Und, was mich viel mehr irgendwie nervt, Max' Ex. Ich sehe von Charles zu Max, zu George, aber ich kann nicht ausmachen, wer Daniel eigentlich eingeladen hat.

Es ist wohl auch egal.

Es sollte mir egal sein.

Mein Herz macht trotzdem einen kleinen Satz, und ich spüre, wie sich mein Magen leicht zusammenzieht. Aber ich zwinge mir ein Lächeln auf, begrüße jeden kurz und setze mich unauffällig neben Max.

Ich brauche einen Moment, um mich zu sortieren. Die anderen sind in ein Gespräch vertieft, während ich mit Max' Nähe ringe, die mich Gott sei dank beruhigt. Als ich plötzlich Max' Knie an meinem spüre, nur leicht, fast wie ein sanfter Druck, schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Es ist unauffällig, aber spürbar, und diese winzige Berührung reicht, um mir ein wohliges Gefühl durch den ganzen Körper zu jagen.

Als ich meinen Blick zu ihm wende, sehe ich, wie Max mich schon ansieht. Sein Gesicht zeigt Besorgnis, aber auch Verständnis. Ich nicke ihm leicht zu, signalisiere, dass jetzt nicht der Moment ist, und Max scheint es sofort zu verstehen. Er nimmt die Berührung seines Knies nicht zurück, hält den Kontakt, und ich merke, wie die Anspannung aus meinen Schultern weicht.

Während die Gespräche um uns herum lauter werden, driftet mein Kopf zu den letzten Wochen ab. Seit Miami haben Max und ich fast jeden Tag geschrieben oder telefoniert. Es ist seltsam, wie viel mir das bedeutet, diese alltäglichen Unterhaltungen, die Momente, in denen wir einfach über alles reden.

Wir haben uns in dieser Zeit nur zwei Mal gesehen.

Einmal waren wir in England spazieren, einfach durch einen Park, ohne Ziel, ohne Kameras. Das andere Mal war ein Filmabend in Monaco, wo wir uns zwischen Chips und Decken verloren haben.

Es fühlt sich so anders an als mit Carlos. Damals schien es, als ob sich unsere Beziehung irgendwann nur noch darum gedreht hat, wer wann nachgeben musste oder was das nächste große Problem war. Und, ja, auch viel um das Körperliche.

Bei Max ist es... anders. Es gibt keine ständige Spannung oder das Gefühl, beweisen zu müssen, dass wir zusammengehören. Es fühlt sich ernst an, echt, und ich habe keine Eile, Dinge zu überstürzen.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als Charles mich plötzlich direkt anspricht. „Also Lando, sind wir uns einig? Machen wir das morgen so?"

„Was?" frage ich verwirrt, blinzle ein paar Mal und sehe, wie Charles leicht die Augen verdreht.

„Wir wollen doch Max morgen ordentlich einheizen, oder nicht?" sagt er, ein freches Grinsen im Gesicht.

Ich sehe zu Max, der mich interessiert, aber entspannt ansieht, als wüsste er, dass ich genau diese Herausforderung annehmen werde. Mein eigener Ehrgeiz flammt sofort auf, und ein kleines Grinsen breitet sich auf meinen Lippen aus.

„Oh ja, der kann sich auf was gefasst machen," sage ich, direkt an Max gewandt, während ich ihn mit einem frechen Blick fixiere.

Max zieht nur eine Augenbraue hoch und lehnt sich entspannt zurück, aber ich sehe das leichte Funkeln in seinen Augen. „Ich bin gespannt," sagt er trocken, und sein Knie bleibt immer noch an meinem.

Ich grinse breiter. Ja, morgen wird ein Kampf. Aber irgendwie fühlt sich dieser Moment an, als hätte ich schon gewonnen.

___

Die Zimmertür fällt zu, und der Nierderländer drückt mich sofort mit meinem Rücken dagegen.

Max hält mich fest, sein Griff an meinen Hüften ist fordernd, aber nicht grob. Seine Lippen sind auf meinen, und es fühlt sich an, als wäre die ganze Welt um uns herum in diesem Moment eingefroren.

Mein Kopf schwirrt, mein Herz schlägt so schnell, dass ich fast sicher bin, Max muss es spüren.

Als wir uns schwer atmend lösen, bleibt seine Stirn an meiner. Seine Augen funkeln, während ein schiefes, freches Lächeln über seine Lippen spielt. „So, so," sagt er mit dieser rauen Stimme, die mir immer wieder Gänsehaut bereitet, „ich kann mich also auf was gefasst machen morgen?"

Ich muss lachen, mein Blick trifft seinen, und in seinem Gesicht liegt diese Mischung aus Übermut und Zärtlichkeit, die ich so an ihm mag. „Warte nur ab," antworte ich grinsend, „du wirst schon sehen."

Ich ziehe ihn erneut zu mir, vertiefe den Kuss, und diesmal bin ich es, der die Kontrolle übernimmt. Meine Hände gleiten in seinen Nacken, vergraben sich in seinen Haaren, während ich mich noch enger an ihn drücke. Max scheint davon überrascht, aber nur für einen kurzen Moment, dann ist er wieder da, nimmt das Tempo auf, hebt mich plötzlich von den Füßen und pinnt mich gegen die Wand, ohne dass unsere Lippen sich auch nur für eine Sekunde lösen.

Mir wird heiß und kalt zugleich, die Nähe zu ihm ist überwältigend, aber in keiner Weise unangenehm. Es ist, als ob unser beider Gedanken und Gefühle in diesem Moment perfekt synchron sind. Mein Atem geht unregelmäßig, meine Hände tasten nach Halt, während Max mich fest in seinen Armen hält.

Er löst den Kuss nur kurz, seine Lippen wandern über meine Wangen, mein Kinn, und dann zurück zu meinem Mund. Sein Atem streift sanft meine Haut, und sein Blick ist voller Zärtlichkeit, während er mich ansieht. „Lando," sagt er leise, fast so, als würde er das Wort kosten. „Du bringst mich um den Verstand."

Ich kann nicht anders, als leicht zu lachen, auch wenn mein Herz immer noch wie wild schlägt. „Das kann ich nur zurückgeben," antworte ich und ziehe ihn wieder ein Stück näher, unsere Stirnen berühren sich erneut, und der Moment fühlt sich so intim an, dass ich kurz vergesse, wie man atmet.

Seine Hände verweilen an meiner Hüfte, Daumen, die sanft über den Stoff meines Shirts streichen, während ich meine Finger wieder in seinen Nacken gleiten lasse. Max' Stimme wird wieder etwas rauer, als er weiterspricht. „Du machst es echt schwer, sich zurückzuhalten."

Ich spüre, wie mir die Wärme ins Gesicht steigt, aber ich will auch ehrlich sein. „Glaub mir, mir geht's genauso. Aber..." Ich halte kurz inne, ringe nach den richtigen Worten. „Das hier bedeutet mir zu viel, um es zu überstürzen."

Max nickt sofort, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. „Mir auch," sagt er ernst und drückt einen sanften Kuss auf meine Stirn. „Du bist es wert, Lando. Jeder Moment, jede Sekunde."

Seine Worte treffen mich tief, und ich schlinge meine Arme um ihn, drücke ihn fest an mich. Für eine Weile stehen wir einfach nur so da, eng umschlungen, ohne ein weiteres Wort. Es fühlt sich sicher an, richtig, so als könnte nichts auf der Welt uns stören.

Schließlich löst sich Max langsam, seine Hände gleiten an meinen Armen hinunter, bis sie nur noch meine Hände halten. „Ich geh mich kurz frisch machen," sagt er mit einem schiefen Grinsen, das seine Augen aufleuchten lässt.

„Okay," antworte ich und sehe ihm nach, während er im Bad verschwindet.

Als er in Richtung Bad verschwindet, atme ich tief durch, lasse mich mit dem Rücken kurz gegen die Wand sinken und spüre, wie mir ein glückliches Lächeln übers Gesicht huscht.

Max Verstappen.. dieser Mann macht mich völlig verrückt. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich es mir nicht anders wünschen.

Als die Badezimmertür hinter Max ins Schloss fällt, lasse ich mich mit einem tiefen Seufzer aufs Bett fallen. Mein Herz hämmert immer noch, und mein ganzer Körper fühlt sich elektrisiert an, als wäre ich in einer Art Rausch gefangen.

Ich starre an die Decke, ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen. Es ist so surreal, wie wohl ich mich in Max' Nähe fühle. Nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Es fühlt sich... sicher an. Richtig.

Mein Blick fällt auf seinen halb offenen Koffer. Ohne groß nachzudenken, schnappe ich mir eines seiner Shirts, das gleiche Ritual, das ich jedes Mal durchziehe, wenn ich bei ihm bin. Der Stoff riecht wie er: eine Mischung aus seinem herben, frischen Aftershave und etwas, das einfach nur „Max" ist.

Ich ziehe es über, werfe meine Hose irgendwo in die Ecke und lasse mich wieder aufs Bett sinken, die Decke leicht über mich ziehend.

Ich höre das Wasser im Bad laufen, das beruhigende Plätschern, und mein Kopf driftet zu dem Moment, als Max mich eben gegen die Wand gepinnt hat. Die Art, wie er mich ansieht, wie ich der einzige Mensch in seinem Universum bin, löst eine Wärme in mir aus, die ich gar nicht richtig beschreiben kann. Ich streiche mir durch die Haare, versuche, den Knoten in meinem Magen zu entwirren.

So gerne ich den nächsten Schritt mit ihm gehen würde, ich weiß, dass es mehr bedeutet, wenn wir warten und es eben nicht überstürzen. Das habe ich schon damals in Miami gespürt, als er mich festhielt und sagte, er wolle, dass es etwas Besonderes sei.

Das war neu für mich.

Mit Max fühlt sich alles anders an.

Tiefer.

Intensiver.

Ich höre die Tür des Badezimmers aufgehen, und mein Blick wandert zu ihm. Er sieht entspannt aus, mit einem Handtuch locker um seine Hüften geschlungen und noch ein paar Wassertropfen auf seinem Oberkörper, die vom Licht reflektieren.

„Siehst gut aus in meinem Shirt", sagt er mit einem verschmitzten Lächeln, während er zu seinem Koffer geht, sich frische Sachen holt und dann wieder verschwindet, um sich umzuziehen.

Ich ziehe die Decke enger um mich und grinse. „Steht mir doch besser als dir, oder?" rufe ich ihm hinterher, und ich höre sein leises Lachen aus dem Bad.

Ein paar Minuten später kommt er zurück, frisch umgezogen in ein T-Shirt und eine Jogginghose, und klettert zu mir ins Bett. Er legt sich neben mich und schlingt seine Arme fest um mich, seine Wärme beruhigt mich sofort.

Er fragt leise, fast zögerlich: „Also, willst du mir noch sagen, warum du beim Essen so mies drauf warst?"

Ich spüre, wie ich leicht erröte, und drehe mich mit dem Rücken näher an ihn heran. Es ist einfacher, so zu reden, ohne seinen Blick direkt zu erwidern. „Es hat mich geärgert, dass ich hinter Oscar gelandet bin," gebe ich ehrlich zu, „aber ich weiß, dass ich damit klarkommen muss. Oscar ist nicht Daniel."

Für einen Moment herrscht Stille, doch ich kann fühlen, wie Max leise lacht. „Das ist es nicht, oder?" Seine Stimme ist ruhig, aber wissend, und ich drehe mich überrascht zu ihm um.

„Was meinst du?" frage ich, obwohl ich insgeheim ahne, dass er genau weiß, was mich wirklich beschäftigt hat.

Max grinst mich an, mit diesem selbstbewussten Funkeln in seinen Augen. „Es geht nicht um Oscar. Es geht um die Pole. Du willst sie dir holen, und das ärgert dich, dass es heute nicht geklappt hat."

Ich fühle mich ertappt und weiß, dass er recht hat. Es ist fast schon beruhigend, dass er mich so gut kennt. „Okay, du hast mich," murmele ich und frage dann leise: „Kannst du das verstehen?"

Max' Grinsen wird breiter. „Natürlich verstehe ich das," antwortet er mit gespieltem Ernst. „Ich meine, ich hab ja schon sieben davon."

Ich stöhne gespielt genervt und stupse ihn gegen die Schulter. „Danke, dass du das erwähnst, wirklich hilfreich."

Er lacht, sein typisches, warmes Lachen, und legt noch einen drauf. „Kein Problem. Und nur damit du's weißt.. ich hab auch schon vier Siege."

Das ist zu viel. „Jetzt reicht's!" rufe ich und stürze mich auf ihn. Meine Hände finden seine Seiten, und ich beginne, ihn gnadenlos durchzukitzeln. Max versucht, meine Hände abzuwehren, aber sein Lachen verrät, dass ich genau die richtigen Stellen getroffen habe.

„Lando! Hör auf!" ruft er zwischen Lachanfällen, doch ich gebe nicht nach, bis er plötzlich seine Arme um mich schlingt und mich kurzerhand unter sich festpinnt.

Sein Gewicht hält mich auf der Matratze, und ich muss lachen, während ich versuche, mich zu befreien. Doch dann senkt Max seinen Kopf und haucht mir sanfte Küsse auf die Stirn, die Wangen und schließlich auf meine Lippen.

Unser Lachen verebbt, und ich sehe in seine blauen Augen, die mich so verliebt und sanft anschauen, dass mein Herz einen Schlag aussetzt.

Keine Worte sind nötig.

Max rollt sich schließlich neben mich, zieht mich eng an sich heran, und wir kuscheln uns tief in die Decke. Kurz bevor ich einschlafe, fällt mir auf, dass es das erste Mal ist, dass wir an einem Samstag das Hotelzimmer teilen.

Es fühlt sich anders an, aber auf die beste Weise. „Das gefällt mir," murmle ich leise, ohne zu wissen, ob Max es noch hört.

Seine Arme ziehen mich fester an sich, und ich höre ihn leise murmeln: „Mir auch. Gute Nacht, mein kleiner Bruchpilot"

„Gute Nacht, mein kleiner Perfektionist", antworte ich leise, ein zufriedenes Lächeln auf meinen Lippen, bevor ich langsam in einen tiefen, ruhigen Schlaf gleite.

Ende Kapitel 6

Hey Ihr Lieben, ich weiß vielleicht haben ein paar in Imola mehr Kontext zum Rennen erwartet aber für mich hat es auch so perfekt gepasst und ich bin gespannt was ihr vom Kapitel haltet ❣️

Im Moment ist ja bei den Beiden alles ziemlich harmonisch 🥰

Vielen Dank für alle Views, Votes & Kommentare

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