22. Beschäftigt
Als ich in der Früh aufwachte, war der Joker längst fort, hatte wohl wichtige Dinge zu erledigen. Gehüllt in nichts weiter als einer seiner Hemden blieb ich noch eine Weile wach auf dem großen Bett liegen, lächelte bei den Erinnerungen an den gestrigen Tag, was für ein großer Erfolg dieser doch gewesen war. Ich war einen Schritt weiter gegangen, war über meinen Schatten gesprungen und nun blieb wohl nur abzuwarten, wann der Joker mich endgültig haben wollte. Wie lange würde er das wohl noch hinauszögern? Tat er das meinetwegen oder was waren seine Beweggründe, dass er sich so viel Zeit bei alledem ließ? Mir erschien er nicht gerade wie eine Person, die Rücksicht auf andere nahm, doch in der Hinsicht nahm er verdammt viel Rücksicht auf mich. Es schien, als würde er mich langsam auf das vorbereiten, was er eigentlich mit mir vorhatte und es stimmte mich leicht nervös, gleichzeitig wollte ich nicht warten müssen. Wann wäre ich denn bereit? Na gut, ich würde nichts überstürzen, hatte gestern erst mich einer Hürde stellen müssen, vielleicht war es besser, alles langsam anzugehen. Mein Kopf war jedoch recht kreativ und so stellte ich mir öfters als ich es sollte vor, wie es wäre dem Joker richtig nahe zu kommen. Wäre es genauso gut wie alles, das wir jetzt hatten? Wäre es noch besser? Wie schlimm würde es werden?
Ich stand vom Bett auf, verscheuchte die Grübeleien vorerst, lief ins Bad, um mich für den Tag herzurichten und wieder ordentlich anzukleiden. Im Haus ging ich anschließend auf die Suche nach Essen, doch in der Küche war wie erwartet nicht gerade viel vorhanden, so dass ich gleich ein wenig das Restaurant von gestern vermisste. Hätten wir hier einen Koch, würde es immer gutes Essen geben, doch der arme Koch hätte sicherlich kein so gutes Leben. Nicht jeder war freiwillig wie ich hier. Klar, viele mochten das Leben als Kriminelle, doch die meisten brauchten einfach schnelles Geld. Gotham war eine traurige Stadt. Von meiner Zeit außerhalb des Wayne Manors hatte ich genug mitbekommen, um zu wissen, dass die Leute arm dran waren, dass jeder hier Probleme hatte. Es war ja kein Wunder, dass Leute wie Gregorio und der Joker ein so leichtes Spiel hier hatten. Es lief eben gewaltig viel schief. Das war auch der Grund, warum ein selbsternannter Held wie Batman für Recht und Ordnung sorgen musste. Ich verzog das Gesicht bei dem Gedanken an Batman. Woher der mich wohl kannte? Naja, es half nichts sich noch mehr Fragen zu stellen. Ich hoffte ihm einfach nie mehr zu begegnen und dass er dem Joker nicht noch mehr Flausen in den Kopf setzte, wofür dieser mich am Ende wieder anschreit.
Ich sah den Joker leider den ganzen Tag nicht, vertrieb mir allein die Zeit und bereitete mich zum Abend hin vor für die Arbeit. Paul fuhr mich wie gewohnt dorthin und ich war jedes Mal glücklich über die Abwechslung, die ich im Club bekam. Freudig begrüßte ich die anderen, die allesamt anwesend waren. Ich liebte die Arbeit, mischte Getränke, unterhielt mich mit den anderen und war wie immer fasziniert von den vielen Leuten im Club. Die Musik war laut, die Stimmung ausgelassen und manchmal erwischte ich mich dabei, wie ich neidisch zu den einfachen Gästen sah, die mit ihren Freunden wild am Feiern waren. Wie das wohl sein musste? Unbeschwert Party machen zu dürfen? Ich stellte es mir verlockend vor. Es musste sicher aufregend sein und ich sah immer wieder zu Fiona, während ich so darüber nachdachte, doch irgendwann wollte ich mit ihr so ausgelassen feiern gehen dürfen. Irgendwann wollte ich auch so sein wie jeder andere. Ich wollte irgendwann nicht die Milliardärin sein, die nie raus durfte. Ich wollte nicht die Gefangene sein, die keiner sehen durfte. Und ich wollte auch nicht nur die Barkeeperin sein, die sich nichts traute. Irgendwann wollte ich einfach mein Leben frei leben dürfen.
„Hey meine Süße, wie wäre es mit einem Vodka-Shot für dich und einen für mich?" Ich sah zu dem nächsten Kunden auf, ein Mann, der sicher fast 40 war, keine Haare mehr hatte, dafür jedoch so einige Tattoos auf seinem kahlen Kopf trug. Er war in schwarz gehüllt, trug eine protzige, alte Lederjacke, und ich zwang mich freundlich zu bleiben, auch wenn er mir direkt unsympathisch war.
„Ich darf während der Arbeit nicht trinken, aber ich kann dir gern einen Shot geben", sagte ich nett und er lächelte mich an.
„Na komm, es ist nur ein Shot. Ich werde es auch keinem verraten", sagte er und ich schüttelte den Kopf.
„Ich glaube dir, aber ich will auch gar nicht trinken", sagte ich und sein Lächeln wurde gleich schwächer.
„Ganz schön prüde", schnaubte er und ich ignorierte seine Bemerkung, schenkte ihm seinen einen Shot ein, den er jedoch nicht trank, sondern lediglich über dem Tresen auskippte. „Ups, das musst du wohl sauber machen."
„Ernsthaft? Was soll der Mist?", fragte ich gereizt von seinem fiesen Verhalten, nahm ein paar Servietten zur Hand und schmiss sie auf die kleine Pfütze.
„Du solltest mir noch einen geben", sagte der Mann unbeeindruckt, schien mich nun absichtlich provozieren zu wollen.
„Du kriegst hier nichts mehr!", sagte ich schnippisch, war mir sicher, dass ich mir so etwas nicht gefallen lassen müsste. Würde er nicht mehr als Gast kommen wollen, würde ihn gewiss keiner vermissen. Der Joker würde das garantiert verstehen.
„Was hast du gesagt?", fragte er grob, packte meinen Arm, als ich versuchte den Tresen sauber zu wischen, und ich verzog das Gesicht von der Grobheit, doch bevor ich nur hätte antworten können, übernahm das bereits jemand anderes für mich.
„Loslassen, sonst ist das nächste auf diesem Tresen dein Hirn." Ehrfürchtig sah ich zu Steve, der eine Waffe gegen die Schläfe des Mannes gedrückt hielt, der wiederum nicht weiter zögerte und mich augenblicklich losließ.
„Wir haben nur geredet", versuchte er sich aus der Sache zu reden und ich sah mit großen Augen zwischen beiden hin und her, rieb mir meinen leicht schmerzenden Arm. Einige nahestehende Leute waren abgehauen, kaum hatten sie die Waffe bemerkt. Die anderen hier an der Bar waren auch aufmerksam geworden, ich sah aus dem Augenwinkel, wie Fiona sich neben mich stellte.
„Verpiss dich aus diesem Club!", sagte Steve, zog die Waffe zurück und der Typ rannte durch die Menge davon, würde sich nicht weiter mit einem von uns anlegen und hoffentlich auch nie wieder zurückkommen.
„Danke", sagte ich und dieser ließ sich grinsend auf einen der wenigen Hocker nieder, steckte die Waffe ganz weg.
„Da will ich dich einmal bei der Arbeit besuchen und darf dich gleich retten", sagte er lächelnd und ich tat es ihm gleich, wischte nun endlich sauber.
„Alles gut?", fragte Fiona nun und ich nickte.
„Alles bestens", versicherte ich ihr und auch den anderen, die sich wieder langsam alle an ihre eigene Arbeit wandten.
„Also, bist du nur hier, um mir zuzusehen, oder willst du was trinken?", fragte ich Steve freundlich, war froh über sein Erscheinen. Er hatte mir wohl den Hintern gerettet. Ich war mir sicher auch ohne seine Hilfe das regeln zu können, doch so war es deutlich einfacher verlaufen.
„Was ist das beste, das du mischen kannst?", fragte er mich und ich überlegte nicht lange, denn es gab eine Sache, die ich besonders gut konnte nach all den Wochen hier.
„Ich bin ziemlich gut darin, einen Mojito zuzubereiten", sagte ich und er schlug einmal leicht mit der Hand auf den Tresen.
„Dann einen Mojito, bitte."
„Kommt sofort", sagte ich, machte mich an die Arbeit und mischte das Getränk in kürzester Zeit zusammen, servierte es ihm, wo ich gespannt zusah, wie er seinen ersten Schluck nahm.
„Wow, ich bin beeindruckt", sagte er und ich grinste zufrieden, dass es ihm schmeckte.
„Der Erste ist für die ehrenvolle Rettung aufs Haus", sagte ich.
„Gratis Alkohol für eine Rettung. Ich sollte öfters herkommen."
„Ich werde nicht jede Nacht so belästigt."
„Ein Wunder. Du scheinst die Gefahr magisch anzuziehen, vor allem wenn es um Männer geht", sagte er und ich wusste genau, auf wen er hierbei anspielte, doch ich würde sicher nicht mit ihm über das, was ich mit dem Joker am Laufen hatte, reden. Er war einer der vielen, die das nicht guthieß, ich sah es ihm an, doch es war wirklich nicht sein Problem. Ich war kein armes Ding, das von dem Joker zu irgendwas gezwungen wurde. Steve betrachtete mich nur leider mit einer Art, als ob ich eben genau das wäre, und es war nervig.
„So schlimm bin ich nicht", verteidigte ich mich und brachte ihn zum Lachen.
„Du kannst nichts dafür. Du hast eben eine besondere Ausstrahlung, du bist anders, vermutlich zu hübsch und süß", merkte er an und ich fand seine Worte unangenehm, wusste gar nicht, was ich dazu schon sagen sollte und ich war so froh, dass Fiona mich aus der Sache rettete.
„Du wirst da hinten gebraucht", sagte sie, deutete auf die andere Seite der Bar und sofort ging ich los, wollte nicht unbedingt weiter mit Steve reden. Er war ja ganz nett, doch seine Anspielungen waren manchmal schräg.
Ich versuchte ihn so den restlichen Abend zu meiden. Ab und an musste ich in seine Nähe, gab ihm einen neuen Mojito, den er auch bezahlte und dann ließ ich mich in ein paar Sätze verwickeln, doch ich flüchtete immerzu ganz schnell wieder.
„Steht er auf dich?"; fragte Kim mich leise nach einer Weile, die wohl auch bemerkte, wie fixiert Steve auf mich war, und ich schüttelte den Kopf.
„Nein, ich weiß nicht so ganz, was er will", sagte ich, konnte mir nicht vorstellen, dass er auf mich stand, ich wollte es mir einfach nicht vorstellen müssen. Ich gab ihm doch immerhin nichts, das ihn dazu ermutigen könnte. Er wusste doch, dass ich mit dem Joker irgendwie zusammen war. So blöd konnte er nicht sein sich etwas davon zu erhoffen.
Immerhin ging er irgendwann nach seinem dritten Getränk endlich, gab es auf, mit mir viel zu reden, sah ein, dass ich zu viel zu tun hatte. Ich war wirklich froh über seine Hilfe, doch alles Weitere war mir zu lästig gewesen. Paul holte mich zum Ende meiner Schicht ab und brachte mich sicher zurück. Auf seine Frage, ob es Probleme gegeben hatte, hatte ich ihn angelogen, doch es war ja nicht wirklich was gewesen. Am Ende würde er es nur dem Joker sagen und ich hatte immerzu Angst, dass ich am Ende nicht mehr arbeiten kommen dürfte. Ich konnte den Joker schwer einschätzen in dieser Sache, ob es ihn überhaupt interessiert hätte, was gewesen war. Doch ich wollte nichts riskieren.
Zurück war der Joker immer noch nicht da und gern wüsste ich, wo er sich den ganzen Tag herumtrieb, was er so tat. Seltsam, dass ich ihn wirklich vermisste. Es war immer noch so oft so skurril, wie mein Leben sich verändert hatte. Dass ich mir ein Zimmer mit ihm teilte, wir auf schräge Weise zusammen waren, auch wenn das eher eine körperliche Beziehung war. Müde setzte ich mich aufs Bett, wusste nicht, wie lange ich auf ihn warten müsste und ob ich das aushalte. Ich war erschöpft von dem Tag und wusste nicht, wann er kommen würde. Ich machte mich also fertig fürs Bett, zog mir wie gewohnt eines seiner Hemden an und kuschelte mich unter die Decke, wollte so gern wach bleiben und es aushalten, doch die Müdigkeit siegte und ich bereute es schnell, dass ich nicht mehr gekämpft hatte. Ich schlief schlecht. Seit ich mir ein Bett mit dem Joker teilte, waren meine Träume besser geworden, angenehmer und weniger brutal, doch diese Nacht ohne ihn war, als würde ich dafür alles wieder mit voller Wucht zurückbekommen. Ich träumte von Gregorio, ich träumte von meinem pinken Käfig, träumte von den ersten Tagen in diesem, von der Angst, die ich gehabt hatte. Ich wurde von meiner Vergangenheit heimgesucht, wolle nur aufwachen, kam mir vor, als ob der Schrecken mich nie allein lassen würde. Zu meinem Glück erwachte ich schnell aus diesem Albtraum oder wurde eher geweckt. Ganz aufgelöst schreckte ich auf, verstand kurz gar nicht mehr, was los war, ehe ich in die Augen des Jokers sah, der mich wohl geweckt haben musste, neben mir auf dem Bett saß.
„Ganz ruhig", besänftigte er mich und ganz überfordert sah ich ihn an. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und er war wohl gerade erst zurück, war noch komplett angezogen und schien irritiert. Ich musste wohl sehr panisch im Schlaf gewesen sein, dass er mich wecken musste und sofort schämte ich mich dafür. Er musste sicher denken, dass ich verrückt war und meine ganzen Emotionen trieben mir ungewollt die Tränen in die Augen. Ich zitterte sowieso schon ganz verrückt und musste nun alles geben, um nicht ganz die Fassung zu verlieren.
„T-tut mir leid", sagte ich, sah mich im Zimmer um, fast als erwartete ich rosa Wände vorzufinden oder Gregorio, der auf mich lauerte, doch so war es nicht. Ich war in Sicherheit, ich war wach, alles war gut.
„Was hast du geträumt?", fragte der Joker, strich mir dabei eine Strähne hinters Ohr, war netter als ich dachte. Interessierte ihn das wirklich? War er nicht eher genervt?
„Der Vergangenheit", murmelte ich leise und er wusste wohl, was das bedeutet. Ich war überrascht, als er mich in seine Arme zog, an sich gedrückt hielt und kurz glaubte ich, das wäre auch nur ein Traum. Es war so absurd, dass er mich tröstete, dass er so fürsorglich fast schon war. War er das je zuvor gewesen? Ich konnte mich nicht erinnern.
„Keine Sorge, Gregorio wird bald sterben und dann wird er nie wieder irgendwas tun können", versicherte er mir und ich erschauderte von seinen Worten, dem Versprechen. Er würde sterben. Wäre der Spuk damit wirklich vorbei? Ich wusste es nicht, doch gerade im Moment war ich beruhigt. In den Armen des Jokers kam ich mir sicher vor, geborgen und alles andere war fürs erste uninteressant.
Aloha :) Ich weiß es ist kurz und öde, aber nicht jedes Kapitel kann super spannened sein xD Das nächste wird besser, viiieeel besser.
Es würde mich super freuen, wenn ihr bei meiner neuen Geschichte 'Bad Habits' vorbeischauen könntet. Sie ist auch erst ab 18 und geht ähnlich wie diese um nette Mafiabosse und ist eine Dark Lovestory xx
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