16. Sehnsucht

Ich war verhältnismäßig früh wach. Gestern hatte ich mal nicht im Club arbeiten müssen, hatte unter normalen Umständen schlafen können und dementsprechend ausgeruht war ich auch, so dass ich in den frühsten Morgenstunden auf meinem Bett saß, ein Buch in den Händen, das ich hier aufgegabelt hatte, nun las, um mir etwas die Zeit zu vertreiben. Es war nicht gerade eine spannende Geschichte, die ich mir hier antat, doch ich hatte nicht gerade viel hier zu tun und lieber vertrieb ich mir die Zeit mit Lesen als wie ich es bei Gregorio mit Puppen hätte. Ich erschauderte von dem Gedanken an diesen, hatte in der Nacht wieder geträumt in meinem rosa Käfig zu sein, war schweißgebadet und ganz hysterisch aufgewacht und war nur froh, nicht das Haus zusammengeschrien zu haben.

Ich genoss die Ruhe um diese Zeit, doch kaum jemand war wach und wenn dann höchstens, weil sie gerade erst von nächtlichen Raubzügen oder ähnlichen Dingen zurückkehrten. Ich wollte nicht wirklich wissen, was der Joker in seiner ganzen Zeit so tat, was seine Pläne waren, wo er sich aufhielt und wen tötete oder folterte. Meine Zeit bei Gregorio hatte mich gelehrt, keine Fragen zu stellen, dass ich mich fein aus diesen ganzen Dingen herauszuhalten hatte. Ich genoss meinen Frieden, wollte bald richtig aufstehen, frühstücken und weiter entspannen, nur wurde daraus nichts, denn obwohl ich mit Ruhe gerechnet hatte, kam der Trubel. Ganz verwundert horchte ich auf, als ich doch Lärm vernahm. Ich hörte Türen knallen, laute, aufgebracht Stimmen und besorgt klappte ich mein Buch zu, erhob mich, als schon meine Zimmertüre aufknallte und der Joker so schnell eingetreten kam, dass ich augenblicklich zurückwich und mich schon von diesem gegen die Wand gedrückt wiederfand, seine Hand an meiner Kehle. Völlig perplex darüber, was hier los war, sah ich ihn mit geweiteten Augen an, klammerte mich an seiner Hand fest, die mich nicht gerade sanft gegen die Wand drückte und ich war verängstigt von der Wut, die ich in seinen Augen ablesen konnte. Was hatte ich ihm bitte getan, dass er um diese Zeit so wütend war? Die letzten Tage hatte ich ihn im Grunde gar nicht zu Gesicht bekommen, ich habe nichts getan, das ihn hätte verärgern können, es war absurd.

„Was hast du mit ihm zu tun? SAG ES MIR!" Verschreckt sah ich den Joker an, während er mich anschrie, verstand in keiner Weise, was das nun sollte, was er meinte und mir kamen die Tränen, doch sein Benehmen machte mir Angst. Bisher war er noch nie so... wütend gewesen. Angst hatte er mir schon oft vorher gemacht, sehr oft, doch das hier war eine andere Nummer.

„Luft", japste ich, konnte kaum klar denken von seinem festen Griff an meinem Hals, konnte meine Gedanken gar nicht voranbringen in dieser Lage, war nur ganz benebelt, was ihn jedoch nicht zu stören schien.

„Was hast du mit dem Batman zu tun?", fragte er mich weiter grob, hatte nicht vor loszulassen und ich wollte ihn dazu bringen, merkte, wie ich wütend wurde von seinem Benehmen, doch er konnte nicht einfach hier hineinstürmen, mich erwürgen, anschreien, ohne mir so recht zu sagen, was los war. Da mein eigener fester und sicher schmerzvoller Griff um seine Hand ihn rein gar nicht zu stören schien, ich keine Waffe bei mir trug und auch sonst zu eingeengt von ihm war, tat ich das einzige, das mir in dieser Panik heraus einfiel, ich spuckte ihm ins Gesicht. Es erzielte eine Wirkung, sichtlich überrascht ließ der Joker von mir ab und ich atmete tief durch, hielt mir die Stelle, die er gerade noch so grob gepackt hatte, sah mit einem verschreckten Ausdruck zu dem Clown, der wirklich erstaunt von meinem Handeln war. Blinzelt wischte er sein Gesicht sauber und ich realisierte erst langsam, was ich da gerade getan hatte. Oh Gott. Oh fucking Gott. Ich hatte den Joker angespuckt. Was war in mich gefahren? Nein, was war in ihn gefahren, dass er mich einfach angriff? Er hatte es verdient, auch wenn ich mir sicher war, dass er das ganz anders sah.
„Was soll die Scheiße?", fragte ich verstört, sah, wie er ein Messer zog und mir wieder zu nahe kam, mir mit diesem mein Kinn anhob und ich versuchte standhaft zu bleiben, stark, auch wenn Tränen in meinen Augen sich weiter ansammelten.

„Was.Hast.Du.Mit.Batman.Am.Hut?", fragte er mich gereizt, eindringlich und ich senkte meine Hände, ballte sie neben mir zu Fäusten und verstand nicht, wieso er so aus dem Nichts damit ankam. Wie kam er auf die absurde Idee, dass ich irgendwas mit Batman zutun haben könnte? Ich kannte ihn doch nicht einmal, das war alles irrsinnig.

„Nichts. Ich kenne ihn nicht, habe ihn nur einmal mit dir gesehen", sagte ich, erinnerte mich an die Lagerhalle zurück, wie dieser meinen Namen gewusst hatte, wie erstaunt er gewesen ist mich zu sehen.

„Und doch scheint er dich sehr gut zu kennen, stellt Fragen, so viele, fucking Fragen", sagte er gereizt, drückte mich mit seinem ganzen Gewicht nun gegen die Wand, presste das Messer an meine Kehle und ich atmete so flach es ging weiter, spürte jedoch, wie die Klinge in meine Haut schnitt und ich sah den Tod regelrecht vor mir, auch wenn ich zweifelte, dass er mich nun hier auf der Stelle töten würde.

„Ich weiß nicht wieso. Ich kenne ihn nicht, woher auch?", fragte ich, doch es war ja nicht so, als ob Batman und Gregorio beste Freunde wären oder war Batmans geheime Identität einer der Arbeiter von diesem zu sein? Mir war dort nie jemand als schlau vorgekommen, abgesehen von Demetri vielleicht, doch war Batman Demetri?

„Oh das wüsste ich gerne von dir. Er will dich haben und mir gefällt es nicht, dass die Fledermaus an etwas interessiert ist, das in meinem Besitz ist."
„Ich bin nicht in deinem Besitz!", zischte ich, erschauderte von dieser Wortwahl, kam mir nur gleich wieder wie irgendein Gegenstand vor und immerhin bewirkten meine Worte etwas. Er senkte das Messer, steckte es weg und musterte mein Gesicht. Ich versuchte meine Tränen weg zublinzeln, doch ich war aufgewühlt, sauer und hatte Angst. Wie sollte ich mich verteidigen, wenn ich nicht verstand, was los war? Batman wollte mich, das ergab überhaupt keinen Sinn.

„Also du und die Fledermaus..."
„Da ist nichts. Ich weiß nicht, was er von mir will, wer er ist. Ich lebe seit Jahren in Häusern verborgen, habe nur Geschichten von ihm gehört, also geh und bedrohe jemand anderen weiter", sagte ich bissig und zuckte zusammen, als er nun mit seiner Hand mein Gesicht berührte, mich zwang, ihn auch weiter anzusehen, da ich dabei war, den Kopf zu senken.

„Mir gefällt es nicht, dass er so ein Interesse an dir hat", sagte er und ich bekam eine Gänsehaut von der Sanftheit, mit der er mich nun berührte, war gefangen davon, wie stark der Kontrast zu gerade eben war, dass er plötzlich so weich war, weniger bedrohlich.

„Mir auch nicht", sagte ich ehrlich, doch wenn jemand wie Batman einen suchte, konnte das doch gar nichts Gutes bedeuten. Wollte er mich töten? Jagen? Dachte er, ich wäre eine Verbrecherin, die gestoppt werden müsste?

„Ich hoffe, dass du ehrlich zu mir bist, meine Hübsche, alles andere würde nicht gut für dich enden", raunte der Joker und sein Blick fiel auf meine Lippen, so dass mein Herz in meiner Brust richtige Hüpfer zu machen schien. Mir wurde regelrecht schwindelig und ich fühlte mich zurückversetzt zu dem Tag, wo er herausfand, wer ich war. Da waren wir uns auch so nahe gewesen, ich hatte ähnlich Angst gehabt, nur war ich jetzt weitaus wachsamer. Der Gedanke, dass er seine Lippen wieder auf meine legen könnte, machte mich hibbelig und ich wollte, dass er mich küsst. Ich wollte, dass er mich küsst, trotz der Tatsache, dass er gerade gereizt war, mich bis eben noch bedroht hatte.

„Was denkst du, was er will?", fragte ich leise, meine Stimme war fast nur ein Flüstern dabei, doch der Moment erlaubte mir einfach nicht lauter zu reden. Ich war zu gefangen von ihm, wie seine Hand mein Gesicht berührte, er selbst fast schon ganz unbewusst mit dem Daumen über meine Unterlippe strich und ich mich notgedrungen ganz von Panik ergriffen an die Wand hinter mir krallte. Das alles war immer noch so verwirrend, ich wusste gar nicht, wo mir der Kopf stehen sollte. Es war so falsch das zuzulassen, das aufregend zu finden und doch schien es mir unmöglich zu sein vernünftig zu handeln.

„Irgendwas wird es sein. Will nicht jeder Mann Gothams irgendwas von dir?", fragte er, ließ von mir ab und ehe ich richtig durchatmen konnte, hatte er sich schon abgewandt, schritt genauso schnell zur Türe zurück, wie er durch diese hindurch gekommen war. Er knallte die Türe hinter sich zu und ich verstand gar nichts mehr, kam mir durcheinander vor und ehe ich mich stoppen konnte, liefen Tränen schon über mein Gesicht. Ich rutschte die Wand hinab zu Boden, sah mit einer von Tränen verschleierten Sicht die Türe an und kapierte nicht, was mit mir los war, wieso ich so drauf war und gleichzeitig verstand ich auch nicht, was der Joker von mir wollte. Ich hatte Angst vor ihm, gleichzeitig hatte ich diese aber auch überhaupt nicht, es war paradox und doch konnte ich die Lage derzeit nicht ändern.



Als ich am späten Abend wieder im Club hinter der Bar stand, kreisten meine Gedanken immer noch sehr um den Joker, unser Gespräch und was Batman von mir wollen könnte. Ich war versucht, Fiona davon zu berichten, doch ich wollte sie nicht unnötig beunruhigen müssen. Diese hatte schon genug Fragen gestellt, weil ich einen leichten Schnitt an meinem Hals vom Messer des Jokers davongetragen hatte. Sie war ganz außer sich, hatte Angst, doch keiner meiner Ausreden war sehr überzeugend gewesen, immerhin war ein gerader Schnitt am Hals nicht gerade etwas, das man sich im normalen Alltag einfangen konnte.

Selbst hatte ich einfach keinerlei Ahnung, was wäre, wenn Batman mich findet und in die Hände kriegt. Wohin würde er mich bringen? Ich hatte nichts getan, das mich in Schwierigkeiten bringen sollte, doch was wusste ich schon, für wen er arbeitete? Über die Fledermaus hatte ich nie viel gewusst, nie viel mitbekommen. Bis ich ihn vor all den Wochen gesehen habe, war er mir immer wie eine Märchenfigur vorgekommen, gar nicht real und nun war er urplötzlich hinter mir her und fragte sogar den Joker über mich aus? Es war skurril und ich verstand, dass der Clown seine Probleme damit hatte, mir misstraute, doch ich wusste wirklich nichts zu der Angelegenheit, hatte nur leider Angst, dass es mir noch zum Verhängnis werden könnte.

„Was ist denn los mit dir Kleine, du wirkst den ganzen Tag schon ganz unruhig." Fragend sah Paul mich an, nachdem meine Schicht vorüber war, er mich nun, wo er gesund war, wieder wie gewohnt abholte.

„Nichts, ich habe nur schlecht geschlafen", sagte ich, doch ich wusste nicht, ob er mir helfen könnte mit meinen Sorgen, immerhin würde er kaum wissen, wieso Batman hinter mir her war und den Joker davon zu überzeugen, dass ich schon nichts Übles im Schilde führe, konnte er auch kaum.

„Sicher? Du wirkst eher nachdenklich als erschöpft."
„Ich habe eben viel zum Nachdenken", meinte ich, lächelte ihn an und gerade, als er darauf antworten wollte, ertönte schon eine weitere Stimme.

„Paul, warte!" Verwundert drehte ich mich zu den zwei Kerlen um, die in die Gasse traten, wo das Auto geparkt stand und augenblicklich wich ich ein Stück zurück, hinter Paul, doch solche Situationen gefielen mir nicht, nicht wenn ich an das letzte Mal zurückdachte, wo ich mit Paul nachts von Kerlen angesprochen wurde.

„Was wollt ihr?", fragte Paul die beiden kühl, deutlich harscher als er mit mir je gesprochen hatte.

„Wir wollen mit dem Joker reden, doch dumm nur, dass man diesen nicht einfach anrufen kann. Wo ist er? Er ist nicht hier und es ist dringend", sagte einer von ihnen, der kleiner als sein Kumpel war, rundlicher und kaum mehr Haare auf dem Kopf hatte. Sein Freund war groß, dünn und machte mir etwas Angst mit den Tattoos im Gesicht, den vielen Piercings, die er trug, und den gegelten Haaren, die fast schon fettig wirkten.

„Ich bin nicht der Laufbursche. Wenn ihr Geschäfte mit dem Joker macht, wisst ihr schon, wo ihr hinmüsst und an wen ihr euch zu wenden habt", sagte Paul patzig.

„Und wieso regelst du das nicht? Wir wissen, dass du weißt, wo er ist, du eng genug mit ihm bist, um das zu wissen. Aber du bist wohl zu beschäftigt eine Nummer zu schieben?", fragte der Dicke, sah zu mir und sein Freund lachte kurz trocken auf.

„Als ob. Das ist doch die Kleine vom Joker, hast du die Gerüchte nicht gehört? Paul hier müsste schon sehr dumm sein die Nutte des Clowns zu ficken."
„Wieso sollte irgendeine Frau, die noch ganz bei Verstand ist, den Joker an sich heranlassen?", fragte der Dicke, als wäre das bescheuert und ich spannte mich von den Worten an, wurde wütend, doch was gab ihnen das recht so zu urteilen?

„Wieso sollte eine Frau nur einen von euch an sich heranlassen?", fragte ich deswegen, bevor ich mich hätte stoppen können, doch mir reichte es langsam damit, dass alle Kerle dachten, so viel besser zu sein, nur weil sie 'normal' waren.

„Oh shit, die Kleine macht also wirklich die Beine für den Clown breit", lachte der Dünne nun und sein Freund stimmte in das Gelächter ein.

„Ihr solltet lieber still sein. Scherze über den Joker zu machen wird euch nicht gerade viele Freunde in der Stadt bringen oder euch ein schönes Leben bescheren", warnte Paul die zwei, öffnete die Autotür für mich.

„Ach komm, wir sagen nur das, was jeder denkt", verteidigte der Dicke sich, „Die Kleine ist zu heiß für einen Freak wie ihn." Ich hatte genug. Ich wusste nicht wirklich, wieso mich die Worte der zwei so nervten, so rasend machten, doch ich wollte, dass sie still sind, wollte, dass sie Respekt zeigten und ich zog so Pauls Waffe aus seinem Gurt, richtete diese auf den Dicken, der wie sein Freund sofort schreiend zurückwich.

„Oh Fuck", fluchte Paul, der mir die Waffe sofort entriss, „Was machst du da bitte?"
„Los, verschwinden wir", zischte der Dünne panisch an seinen Freund, packte diesen am Arm und zog ihn mit sich fort, während Paul die Waffe einsteckte, mit einem Schmunzeln zu mir sah.

„Leute auf offener Straße erschießen solltest du den Erwachsenen überlassen."
„Ich wollte sie nicht erschießen", verteidigte ich mich, spürte, wie ich rot wurde, die Wut in mir langsam verschwand.

„Wenn du wolltest, dass sie sich in die Hosen pissen, hast du es geschafft. Die werden keine schönen Dinge über dich berichten."
„Ist mir egal, was sie denken und sagen. Aus deren Mündern kommt eh nur Scheiße", murrte ich und brachte Paul zum Lachen.

„Du musst lernen zu ignorieren. Die wenigsten sagen viel Positives über den Joker. Natürlich würde es keiner wagen, es in sein Gesicht zu sagen, doch er ist anders als andere Leute, falls du es noch nicht bemerkt hast und den meisten missfällt das, ihnen missfällt besonders, dass er so viel erfolgreicher, gefürchteter und mächtiger ist als sie alle."
„Sie sind alle erbärmlich", sagte ich leise, stieg ein, doch im Gegensatz zu ihm hätte mir keiner von denen jemals so geholfen, mir so oft den Hintern gerettet, ohne irgendwas im Gegenzug zu verlangen. Nein, ich wusste, dass wenn Leute wie die zwei gerade eben die Wahl gehabt hätten, sie nie all das für mich getan hätten. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich dem Joker irgendwie was zurückgeben müsste und sei es, dass ich einfach ihn verteidige, wenn er es nicht könnte. Ich würde nicht nur dastehen und schweigen, wenn jemand schlecht über ihn redet, so viel schuldete ich ihm zumindest.

„Sind sie, aber das sind nun einmal Kriminelle, Kleine", sagte Paul heiter.



Zurück im Anwesen versuchte ich verzweifelt Schlaf zu finden, doch ich war nach wie vor aufgewühlt von der Begegnung mit den beiden Kerlen, war aufgewühlt wegen meines Treffens mit dem Joker in der Früh und es erschien mir einfach unmöglich, Schlaf zu finden. Ich überlegte mir schon, mir die Beine auf dem Gang etwas zu vertreten, doch bisher hatten mir nächtliche Wanderungen nur Ärger gebracht. Entweder wurde ich erwischt oder ich hörte beängstigende Dinge mit an und nichts davon gefiel mir. Doch das sinnlose Herumliegen schien mich auszuzehren, ich wollte mich bewegen und so stand ich auf, schaltete das Licht an und streckte mich ausgiebig. Ich strich mir durch mein langes Haar und sah zur Türe. Könnte ich es wagen, ohne, dass ich am Ende wieder eine geheime Besprechung am Ende mitbekomme? Es war kurz nach fünf in der Früh, eigentlich müssten die meisten Machenschaften doch längst ein Ende gefunden haben um diese Zeit, doch zu hundert Prozent sagen konnte ich es leider nicht. Dennoch lief ich vorsichtig zur Türe, öffnete sie ein Stück und lauschte, vernahm jedoch nichts. Keine Stimmen, keine Schritte, gar nichts. Ich atmete auf, verließ mutig das Zimmer und nahm mir vor, in der Küche einen Tee zu kochen und ohne Umwege direkt zurück in mein Zimmer zu gehen. Es dürfte eine kurze und schnelle Angelegenheit werden. Keiner wurde mich sehen, kein Ärger würde geschehen. Ich würde nicht schwach werden, wenn ich irgendein Gespräch mitbekommen sollte, würde standhaft weitergehen. Mit dem Vorsatz lief ich los, hatte es wirklich schaffen wollen ohne Ärger diesen kleinen Trip zu wagen, als da jedoch nach ein paar Schritten eine Türe einige Meter vor mir aufging und ausgerechnet der Joker persönlich aus dem Zimmer trat, anhielt, kaum erblickte er mich. Oh, wunderbar. Das passte ja perfekt. Nein, ich wollte Trubel meiden und stieß gleich auf Mr. Ärger persönlich.

Im Gegensatz zu mir trug er keinen Schlafanzug, es wäre aber auch irgendwie eine witzige Vorstellung ihn in einem zu sehen, doch er schien noch gar nicht an Schlaf zu denken, trug einen roten Anzug und wirkte hellwach. Schlief der Mann jemals?

Ich kam mir seltsam entblößt in meinen Schlafsachen vor, die kürzer als üblich waren, doch die dickeren Sachen waren alle in der Wäsche und gerade jetzt bereute ich es ein wenig mich nicht früher darum gekümmert zu haben, sie zu reinigen. Es war albern so zu denken, immerhin war mein Körper dem Joker gleich und doch bekam ich eine Gänsehaut, als er mich ansah.

„Nächtlicher Ausflug?", fragte er mich amüsiert und ich atmete tief durch, musste wieder ruhig werden.

„So in der Art", sagte ich, wollte gern fragen, was er denn jetzt tat, doch mir würde die Antwort am Ende nicht gefallen, also fragte ich besser gar nicht erst.

„Hattest du noch nicht genug Entertainment heute nach deinem Versuch Kleinkriminelle auf offener Straße zu töten?", fragte er und ich sah ihn kurz recht sprachlos an, spürte, wie ich rot wurde, doch Paul hatte es ihm gesagt. Natürlich hatte er es ihm gesagt. Oh Gott, er musste nun sonst was von mir denken.

„Sie hätten es verdient, etwas Blut zu vergießen", sagte ich nervös, spielte mit meinen Fingern herum.

„Du bist nun die Verteidigerin meiner Ehre geworden?", fragte er und ich atmete zittrig aus, fand die ganze Lage so furchtbar unangenehm, wusste kaum, was ich dazu schon sagen sollte, konnte ihn nur ansehen. Ich dachte an das, was jeder über ihn sagte, dass er ein Freak sei, kein normaler Mensch was von ihm wollen könnte, keine Frau – besonders keine wie ich – je von ihm berührt werden möchte und doch stand ich hier, dachte daran, wie kribbelig ich mich gefühlt hatte nach diesem Kuss, dass ich ihn nicht aus meinem Kopf verscheuchen konnte. Ich musste ehrlich zu mir selbst sein, doch ich hatte ihn nicht nur verteidigt, weil ich es ihm schulde, ich hatte ihn verteidigt, weil ich die Lage so anders sah. Mir missfiel der Gedanke nicht von ihm berührt zu werden, ich wollte seine Nähe suchen, war nur nicht mutig genug, doch ich wollte mutig genug sein dürfen. Ich spürte, wie der Schnitt an meinem Hals brannte, fast als würde er mich warnen wollen, dass es schwachsinnig war so zu denken, wenn er mir solche Verletzungen antat, doch es war im Prinzip nur ein Kratzer und es war nichts im Gegensatz zu dem, was er anderen in dieser Lage angetan hätte.

„Ich...", brachte ich hervor, sah ihn weiter an, sah auf seine roten Lippen, wollte sie so sehr mit meinen berühren und ehe ich wirklich verstand, was ich da tat, hatte ich den Abstand überbrückt, mich auf meine Zehen gestellt und küsste ihn einfach. Ungefähr für zwei Sekunden hatte mein Kopf zu Arbeiten aufgehört, hatte alle Sorgen, Ängste und Gedanken abgestellt, als ob ich einen innerlichen Systemabsturz erlitten hätte, doch dann fing ich mich wieder, kapierte, was ich da tat, wie irrsinnig mein Handeln war und ich wich taumelnd zurück. Oh Gott. Oh Gott, er würde mich umbringen. Oh Gott, wieso tat ich so etwas? Wieso sollte er von mir geküsst werden wollen? Mit großen Augen sah ich ihn sprachlos an, konnte nicht fassen, wie dämlich ich doch war.

„Es tut mir leid", sagte ich verschreckt, wollte am liebsten fliehen, mich in meinem Zimmer einsperren bis ans Ende aller Tage, da sein Blick schaurig war. Oh, er war wütend, er würde mich sicher einsperren, den Hunden zum Fraß vorwerfen und... Er überbrückte den Abstand zwischen uns so schnell, dass ich dachte, nun wäre es das gewesen, doch anstatt mich zu töten, packte er mich lediglich so unerwartet mit beiden Händen an meinem Hintern, hob mich hoch und küsste mich einfach, so dass ich glaubte hier und jetzt das Bewusstsein zu verlieren.

Aloha :) Jetzt wird es hot xD Nochmal als letzte Warnung für alle, die es noch nicht verstanden haben, ich schreibe manche Dinge äußerst detailliert, also nicht verschreckt sein Leute. Ich versuche schnell weiterzumachen xx

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