10. Die Erpressung
Joker
Gelangweilt sah ich den Tänzerinnen dabei zu, wie sie sich lasziv zu der Musik bewegten, wie sie ihre Körper präsentierten, versuchten heiß und süß zugleich dabei zu wirken. Ich musterte jede von ihnen genaustens, konnte nicht verstehen, wieso irgendein Kerl hier sich zu ihnen hingezogen fühlen würde, fand sie in keiner Weise faszinierend genug. Keine von ihnen hatte eine besondere Ausstrahlung, etwas an sich, das man näher erforschen wollen würde, doch die meisten Kerle interessierten sich wohl auch einfach nicht für solche Dinge. Wir Menschen wurden von unseren Gelüsten angetrieben und wenn ein Mann eine halbnackte Frau sah, dann reichte es für die allermeisten von ihnen aus, um angetörnt zu werden.
Ich führte mein Glas voll Bourbon an meine Lippen, leerte es, ohne den Blick je von den Frauen abzuwenden, hörte nur halbherzig dem Mann gegenüber von mir zu, der darüber sprach, wie man seiner Meinung nach bestimmte Tätigkeiten besser regeln könnte, was für Vorschläge und Ideen er doch hatte. Ich hätte besseres tun können, als hier zu sein und ihm zuzuhören, war genervt, dass er meine kostbare Zeit mit seinen Worten verschwendete, doch ich hatte noch große Pläne, um die ich mich nun lieber gekümmert hätte, genauso hätte ich auch in meinem eigenen Club sein können, wo alles luxuriöser aussah als in diesem Nachtclub, der dem Pinguin gehörte und in meinen Augen einen viel zu alten Stil besaß. Ebenso hätte ich auch zurück im Haus sein können, hätte ja vielleicht durch irgendeinen Vorwand Ella sehen oder sogar mit ihr reden können, aber nein, ich war stattdessen hier, schaute irgendwelchen Frauen beim Tanzen zu, hörte dieser Nervensäge bei seinen glorreichen Plänen zu und dachte immerzu an Ella und wie zwiegespalten ich in der Hinsicht war, dass ich ihr zum einen am liebsten ein Messer in die Brust rammen wollte, hören wollte, wie sie schreit, sehen wollte, wie viel in ihr steckte. Zum anderen wollte ich aber auch, dass sie aufblüht, wollte sie lachen sehen, wollte sie kennen lernen, mehr über sie erfahren. Oh, diese verdammte Frau ließ mich von Anfang an nicht los und ich hatte gehofft, dass wenn sie erst einmal ständig in meiner Nähe wäre, dass alles leichter werden würde, ich einen klareren Kopf kriege und verstehe, was mich so an ihr fesselt, doch bisher war ich in der Hinsicht erfolglos gewesen. Sie hatte eindeutig panische Angst vor mir und ich fand das äußerst unterhaltend, gleichzeitig störte es mich jedoch auch, immerhin hatte ich bisher nichts getan, dass sie Angst haben müsste, doch vermutlich widerte ich sie an mit meiner ganzen Art, der Schminke, den Haaren, einfach allem. Ich verzog verärgert von dem Gedanken das Gesicht, hasste es, wenn man mich als Freak oder Verrückt betitelte und die bloße Vorstellung, dass sie genauso über mich dachte, ließ mich rasend werden und zu gern hätte ich sie dafür bestraft, doch das würde ihre Einstellung auch nicht verändern und mich seltsamerweise auch nicht glücklich machen. Wieso würde es mich nochmal nicht glücklich machen? Blut fließen zu sehen machte mich immer glücklich und ich wusste, dass es mich in der Tat glücklich machen würde sie besudelt voll Blut zu sehen, solange es nur eben nicht ihr eigenes war. Ich dachte wieder fasziniert an die Art, wie sie automatisch das Lächeln anfängt, kaum töte ich jemanden vor ihren Augen und meine Finger zuckten kurz vor Verlangen den Schwachkopf vor mir mitzunehmen und vor ihr zu töten, einfach nur um ihr bezauberndes Lächeln wiedersehen zu können, doch wenn ich nun auch noch wahllos meine eigenen Männer töte ihretwegen, würde ich mir bald einen Ruf aneignen und zwar keinen, den ich haben wollte.
„Wie dem auch sei", sagte der Typ gegenüber von mir, versuchte mit einem Räuspern meine Aufmerksamkeit zurück zu gewinnen und genervt wandte ich den Blick von den Frauen ab, sah zu ihm, „Ich denke, es wäre eine große Möglichkeit unseren Gewinn zu verdoppeln, nein sogar zu verdreifachen." Begeistert sah er mich an und ich lehnte mich mehr zurück, legte den Kopf leicht schief und sah ihn ausdruckslos an, fand es erheiternd zu sehen, wie sein Lächeln zu bröckeln schien, er besorgt wirkte durch meine Stimmung, die ganz und gar nicht gut war.
„Ist das so?", fragte ich schließlich und er zog etwas an seinem Kragen, schien das Schwitzen anzufangen.
„Nun ja, meine Berechnungen sind sehr genau, a-aber ich verstehe natürlich voll und ganz, wenn Sie nichts von meinen Plänen wissen wollen und..."
„Deinen Plänen für meine Geschäfte", sagte ich und sofort schüttelte er den Kopf.
„Nein, nein, so meinte ich das nicht!", verteidigte er sich hektisch, hob abwehrend die Hände dabei und sein Glück war es, dass mein Handy in dem Moment das Klingeln anfing, doch anderenfalls hätte er vielleicht mit etwas Pech einen oder zwei Finger verlieren können oder ich wäre schwach geworden und hätte ihn wirklich mitgenommen, um eine öffentliche Hinrichtung für Ellas Lächeln zu organisieren.
„Was?", fragte ich, kaum ging ich ran.
„Boss, es gibt ein Problem", sagte mein Handlanger am anderen Ende der Leitung, von dem mir beim besten Will nicht der Name einfallen wollte.
„Problem? Was für ein verdammtes Problem?", fragte ich genervt, rieb mir mit meiner freien Hand den Nasenrücken.
„Das Mädchen, sie ist fort, zusammen mit Paul", erklärte er mir und sofort wurde ich aufmerksam. Wie bitte? Ella war fort? Mit Paul?
„Was soll das heißen, sie sind fort?"
„Sie sind raus gegangen, angeblich um zu spazieren, aber keiner ist bisher zurück und sie sind nun fast seit zwei Stunden weg und Paul geht nicht ans Handy, wenn man ihn anruft und..." Ich legte auf, bevor ich mehr hören konnte, stand auf und ließ den Schwachkopf hier zurück, würde gehen müssen, doch das klang nicht normal. Paul würde nicht einfach abhauen, Ella vielleicht schon, war naiv genug zu glauben, sie wäre draußen besser dran, doch Paul? Irgendwas stimmte nicht und ich würde dem nach gehen. Ich verließ mit schnellen Schritten den Club, wank meine zwei Begleiter unterwegs zu mir und lief zielstrebig auf mein Auto zu.
„Es gibt Schwierigkeiten, ihr geht in unserem Club nachsehen, ob irgendwer Paul oder Ella gesehen hat, ich fahre zurück zum Haus", erklärte ich ihnen, stieg schon ein und fuhr so schnell los, dass der Motor des Autos brummte und ohne viel auf irgendwelche Regeln zu achten, raste ich los zurück, sah immer wieder auf mein Handy für Neuigkeiten dabei, überfuhr beinahe einige Passanten, doch keiner meiner Leute kontaktierte mich und mein Griff um das Lenkrad wurde nur immer fester. Waren sie zusammen fort? Ist ihr etwas geschehen? Hatte Paul etwas getan? Ich vertraute grundsätzlich niemandem, doch Paul hatte mir bisher nie einen Grund gegeben, ihn in Frage zu stellen, doch wer weiß schon, inwiefern sich das nun ändern würde.
Ich schaltete den Motor nicht einmal aus, als ich auf den Hof fuhr, sprang aus dem Auto und eilte nach Innen.
„Wo sind sie?!", schrie ich laut, würde jeden einzelnen wecken, wenn es sein müsste, um meine Antwort zu finden. Ich hatte Ella immer die freie Wahl gegeben, zu bleiben oder zu gehen, doch der Gedanke, dass sie einfach weg wäre, raus aus meinem Leben, in mir brodelte es richtig von der Vorstellung, gleichzeitig wollte ich es nicht wahrhaben, glaubte fest daran, dass es Schwierigkeiten gab.
„Es gibt bisher keine Spur", antwortete mir gleich einer von ihnen panisch und ich zog meine Waffe, war am Toben, wusste nicht einmal so recht, wieso ich so wütend, so gereizt war, doch die Angst hintergangen worden zu sein oder der Gedanke, dass jemand wie Gregorio Ella wieder in seinen Klauen hätte, beides missfiel mir und ich wusste nicht, was es sonst noch für eine Option hierbei gab.
Mein Handy klingelte erneut und genervt ging ich ran, erhoffte mir endlich klare Antworten zu erhalten.
„Ja?", fragte ich und hörte den Kerl am anderen Ende lachen.
„Oh, ich habe also einen Nerv getroffen, hervorragend, genau das war mein Ziel", sagte er amüsiert und ich verengte die Augen, steckte meine Waffe weg und wandte mich von meinen Leuten ab.
„Ich kenne deine Stimme, du bist einer von Robertos Partnern", sagte ich, kapierte, was hier vor sich ging und dieser Schwachkopf hatte damit sein Todesurteil unterschrieben.
„Rick, wenn ich mich so freundlich vorstellen darf und ich habe ganz zufällig einer deiner besten Männer und auch noch obendrein dein kleines Mädchen gefunden und so gütig aufgenommen, nur was soll ich jetzt mit ihnen machen?"
„Du denkst mich erpressen zu können?", fragte ich, lachte heiter auf, doch manche Leute waren wirklich noch naiver als man es glaubt. Seit wann würde ich mich schon erpressen lassen? Hatte er überhaupt eine Ahnung, wer ich war?
„Sagen wir es so, ich versuche aus seinem Kerl Infos zu kriegen, es sieht nur so aus, als wäre er loyaler als gedacht und scheint nicht einmal bei den größten Schmerzen zu reden. Die Kleine weiß vermutlich sowieso nichts, also testen wir eher einfach, wie viel dir an ihr liegt, ok?", fragte er mich, lachte erneut dabei und ich spannte mich an, als ich im Hintergrund Ella schreien hören konnte. Das war ein Geräusch, das ich mir immer irgendwie vorgestellt hatte. Zu oft hatte ich darüber nachgedacht, wie es klingen würde, sie so zum Schreien zu bringen, doch zu wissen, dass jemand anderes ihr Schmerzen zufügte, machte mich zornig.
„Wo willst du dich treffen?", fragte ich so ruhig es mir möglich war, würde ihm nicht das geben, was er wollte, doch ich würde kommen und ich würde ihn häuten lassen, koste es, was es wolle.
„Ich schicke dir die Adresse, komm lieber schnell, das Mädchen scheint nicht so taff zu sein wie der Kerl", sagte er, legte auf und ich schloss die Augen, raufte mir die Haare und drehte mich zu der starrenden Menge um.
„Bereitet alles vor, wir brechen auf und jemand soll Andrew kontaktieren, dass er bald neue Gefangenen kriegen wird", sagte ich, wandte mich wieder ab und lief auf mein Zimmer, würde mich mit neuen Waffen ausstatten, versuchte ruhig zu werden. Ich würde Ella da rauskriegen, würde diesen Idioten allen eine Lehre erteilen und jedem noch einmal verdeutlichen, dass man sich nicht mit mir anlegen sollte, niemals glauben sollte, dass ich eine Schwachstelle hätte, dass dieses Mädchen sie wäre. Er könnte sie foltern so viel er wollte, es wäre mir gleich, dennoch würde ich sie retten, denn ich wollte sie haben und was ich will, das kriege ich auch!
Es war innerhalb von zehn Minuten alles fertig und in Begleitung drei weiterer Autos fuhr ich voraus zu der Adresse, die dieser Mistkerl mir geschickt hatte, würde jedoch ohne einen meiner Leute die Lagerhalle betreten, wo sie sich aufhalten sollten. Sie sollten lieber draußen für Deckung sorgen, alle Wachen eliminieren, die im Wege stehen, und die Autos zur Flucht bereithalten. Das hier würde ein kurzer Prozess werden, ich war geübter als irgendwer sonst in solchen Angelegenheiten und das würde dieser Bastard gleich auch kapieren.
Allein marschierte ich in die Halle, sah zu den paar Wachen an den Seiten und lief direkt auf den Mann zu, der in der Mitte stand, sah zu Paul, der kniend und blutverschmiert an seiner Seite war, von zwei weiteren Kerlen festgehalten wurde und übel aussah, doch das war gerade belanglos. Wo war Ella? Ich sah sie nicht, wollte nicht zu sehr suchend umherblicken und blieb einige Meter entfernt stehen.
„Du bist gekommen und das allein, ich bin beeindruckt", sagte der Kerl, dessen Name mir schon wieder entfallen war und klatschte einmal begeistert in seine Hände.
„Also entweder bist du wirklich so gefährlich wie man es sagt oder du bist einfach zu sehr von dir selbst überzeugt."
„Oh beides ist wahr", meinte ich vergnügt, sah kurz von ihm zu Paul, der verzweifelt zu mir hinaufsah. Ich hatte ja schon mehr von ihm erwartet.
„Ah, ich mag Männer, die an sich selbst glauben. Die meisten werden immer so weinerlich, wenn man sie erst in die Enge treibt, du jedoch wirkst standhaft, der gefürchtete Joker, der verrückte Clown Gothams. Jede Stadt braucht einen berühmten Freak, auch wenn diese meiner Meinung nach ein paar zu viele hat." Freak? Wer war hier der Freak?
„Also, du hast mich hergelockt, deine wirklich schlechten Witze gemacht, kann ich nun erfahren, was genau du willst?", fragte ich ihn, blieb weiter beherrscht ruhig, würde nicht ausflippen, noch nicht, ich würde ihm nicht die Genugtuung geben, mich zu provozieren, er würde schon noch leiden.
„Ich will wissen, wo Roberto ist. Ich weiß, dass er lebt und dein kleiner Handlanger will es nicht verraten, deine kleine Schlampe weiß es nicht, also rede!", sagte er nun deutlich ernster und ich lächelte vergnügt.
„Darum geht es dir? Ist es Liebe oder vermisst du es nur einfach die Bitch von jemandem zu sein?", fragte ich ihn, zuckte nicht mit der Wimper, als er seine Waffe zog, sie auf mich richtete, richtig aufgebracht wirkte.
„Pass auf was du sagst, du Freak!", zischte er, „Du hast keine Ahnung von irgendwas, also wo ist er? Ich habe etwas kostbares von dir, wir tauschen und alle sind glücklich."
„Und was lässt dich glauben, dass du irgendwas besitzt, das mir wichtig sein könnte?", fragte ich und schien ihn kurz aus dem Konzept zu bringen, so verunsichert wie er wirkte, doch er fing sich schnell wieder, nickte einer seiner Männer zu, der daraufhin kurz im Nebenraum verschwand und schon mit Ella an der Seite wieder zurückkam. Ich blieb weiter ausdruckslos, als ich sie sah, atmete innerlich jedoch etwas auf, denn sie lebte immerhin. Sie wirkte verängstigt, zitterte wie verrückt und ich sah von hier aus, dass ihre Lippe aufgeplatzt war, ihre Knie wund waren und Blut an ihrem Schlafoberteil klebte. Mir gefiel es nicht, wie zerzaust sie war, dass sie in diesen dünnen Klamotten den Blicken und Klauen all dieser Widerlinge ausgesetzt war, konnte mir vorstellen, dass das alte Wunden in ihr aufriss, dennoch blieb ich unbeeindruckt.
„Und du denkst, sie ist wichtig genug?", fragte, lächelte erheitert und schien meinen Gegenüber wütend zu machen.
„Wieso sonst würdest du sie behalten und Roberto wegsperren?", fragte er, riss Ella an sich, schlang einen Arm um ihre Mitte und drückte die Waffe an ihre Schläfe. Sie schluchzte panisch von dieser Geste auf, sah mich aus ihren großen, verheulten Augen an, wirkte flehend und egal wie ungern ich das auch sah, ich blieb ruhig. Ich würde meinen Ruf nicht zerstören, würde nicht wegen irgendwem einknicken, auch wenn ich es nicht ausstehen konnte, wie er mit Dingen, die mir gehörten, umging.
„Als ob ich meine Beweggründe mit dir teilen würde", sagte ich simpel und er senkte die Waffe, sah mich einen Moment einfach ein und drückte Ella noch enger an sich.
„Na gut, dann kannst du ja gehen und ich behalte die Hübsche hier für mich als Entschädigung. Meine Männer sind sowieso schon alle ganz scharf auf sie, es wird dich ja kaum stören, wenn ich sie etwas herumreichen werde, bevor ich ihr eine Kugel verpasse", sagte er, fasste ihr dabei an die Brust und ich hatte keine Ahnung, wieso genau das die Sicherung in mir durchbrennen ließ, doch das tat es und von da an herrschte Krieg.
Aloha :) Ich weiß ein im Vergleich recht kurzes Kapitel und es tut mir leid für den blöden Cut aber ich habe zurzeit zu viel zu tun, aber in zwei Wochen ungefähr sind all meine Prüfungen geschrieben und ich werde viel mehr Zeit zum Schreiben haben. Ich hoffe es hat euch dennoch gefallen xx
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