1. Der Joker
Gegenwart...
Ganz in meinen tristen und grübelnden Gedanken versunken lag ich auf meinem Rücken, starrte die Zimmerdecke über mir an, die mir so vertraut in all den Jahren geworden war. Seit sechs Jahren starrte ich sie nun jeden Tag an, wenn ich frühes aufwachte, dachte dann daran, wer ich zu sein hatte, was ich nun war, wie sehr sich mein Leben verändert hatte und es dauerte einige Minuten, in denen ich mich sammeln musste, das alles verarbeiten musste, nochmal genau durchgehen musste, was alles in meinem Leben geschehen war, um das hier zu realisieren. Ich war Ella Wayne, ich war 22, meine Eltern starben als ich ein Baby war, meinen Bruder hatte ich seit elf Jahren nicht mehr gesehen und jeder dachte, ich wäre tot. Ich war aber nicht tot, noch nicht zumindest. Seit sechs Jahren stellte ich mir die Frage, welcher Tag wohl der letzte sein würde, wie viel Zeit ich noch hätte, hatte gedacht längst vergangen sein zu müssen, doch die Zeit verging, aus Tagen waren Wochen und Monate geworden und nun waren sechs Jahre vergangen, in denen ich hier war und immer noch lebte. Es war seltsam. Ich hatte mich in gewisser Weise mit dem Tod angefreundet gehabt, doch ich war noch hier, noch war ich am Leben, doch zu welchem Preis?
Ich setzte mich aufrecht hin, sah mich in dem sehr mädchenhaften Zimmer um, das mein eigenes war und das einen eher glauben ließ, hier würde eine 12 Jährige leben, doch die Wände waren Pink gestrichen, alles wirkte irgendwie verniedlicht, hatte einen recht kindlichen Touch, doch das war alles Sinn und Zweck. Ich wurde selbst auf eine sehr kranke Art versucht kindlich zu halten und genau deswegen war ich mir so sicher, dass meine Zeit nun wohl doch langsam am Ablaufen war, denn mit nun 22 Jahren sah man mir eben deutlich an, dass ich kein Kind mehr war und damit verlor ich an Bedeutung.
Ich seufzte trübe, fand mich ab mit dem Gedanken, redete mir zumindest ein, dass es so war und lief so in mein eigenes Bad, richtet mich für den Tag her, zog mir ein mit Blümchen verziertes Kleid an und sah mich fertiggemacht im Spiegel an, hasste diese Klamotten, hasste sie so sehr, doch ich hatte kein Mitsprachrecht, hatte jedes Recht über mich selbst vor sechs Jahren verloren und sollte lieber dankbar sein, überhaupt noch zu leben, noch so viel Zeit geschenkt bekommen zu haben, hatte damals gedacht, mein letztes Stündlein hätte längst geschlagen, doch siehe da, hier war ich, quicklebendig und irgendwie wohlauf. Ich schüttelte den Kopf ließ mein langes, braunes Haar offen und verließ mein Bad und auch mein Zimmer, wo ich den beiden Wachen vor diesem kurz zunickte, ehe ich weiterlief in Richtung des Essbereichs, wo mein Boss oder wie auch immer man unser Verhältnis bezeichnen wollte, schon wartete. Ich könnte ihn auch als Entführer betiteln, als Geisteskranken, Verrückten, Mörder, Mafiaboss, Psycho, doch es machte keinen Unterschied. Gregorio war ein einflussreicher Mann Gothams, war in seinen 50ern, hatte einen Wohlstandbäuchlein und gehörte zu den widerlichsten Leuten dieser Stadt, war im Grunde einfach nur komplett geisteskrank, doch dass ich hier war als sein ‚Gast' wie er es gern ausdrückte, all das war krank.
„Morgen", sagte ich so lebhaft ich konnte, wusste er hasste es, wenn ich mich nicht benehmen konnte, hatte gelernt mich anzupassen und das zu sein, was er von mir wollte, stimmte ihn glücklich und hatte meine Ruhe somit. Solange ich brav das mache, was er will, meine Rolle überzeugend spielte, solange ging es mir gut, ziemlich gut sogar, viel besser als wohl 90% von Gothams restlichen Bewohnern.
„Guten Morgen meine Liebe", sagte er freundlich und ich setzte mich ihm gegenüber, lächelte, als ich Fiona sah, die mir meinen Kaffee brachte, mich freundlich anlächelte.
„Das Übliche?", fragte sie mich und ich nickte. Fiona war älter als ich, ganze zehn Jahre, um genau zu sein und seit ich hier war, war sie meine größte Stütze für mich gewesen. Sie hatte meine Tränen anfangs getrocknet, meine Wunden versorgt, war im Grunde wie die ältere Schwester gewesen, die ich nie hatte, war das für mich gewesen, was mein Bruder nie geschafft hatte zu sein. Ohne Fiona hätte ich mich sicher längst im Bad erhängt, doch sie gab mir Kraft, Stärke und wenn sie es schaffte hier zu überleben, würde ich es auch.
„Ich brauche dich heute Abend im Club, ich habe ein sehr wichtiges Meeting mit ein paar einflussreichen und gefährlichen Leuten, du weißt, dass ich deine Unterstützung da gern wertschätze", sagte Gregorio, sah von seiner Zeitung auf, die er las und ich lächelte.
„Natürlich doch", sagte ich, hatte doch eh keine Wahl und zufrieden mit meiner gehorsamen Antwort, schaute er wieder auf seine Zeitung. Vielleicht sollte ich erklären, was es mit dieser ganzen Situation auf sich hatte, doch um meine Lage zu verstehen, musste man Gregorio verstehen und seine Geschichte war einfach nur krank. Die Gerüchte waren die, dass er schon immer einfach verrückt gewesen war, mit vielen illegalen Intrigen an Macht gewonnen hatte und er mit viel vergossenem Blut an seine hohe Position gelangt war. Seine Frau starb bei seinem schweren Weg der Macht und sein Verhältnis zu seiner Tochter soll immer sehr... gestört gewesen sein. Ich glaubte den Gerüchten hierbei, musste sie glauben, denn wären sie nicht wahr, wäre ich nicht hier. Anscheinend hatte er seine Tochter wie eine Puppe in einem Käfig gefangen gehalten, war etwas zu vernarrt in sie gewesen, sie immer als kleines Mädchen betrachtet, sie vielleicht etwas mehr geliebt, als man seine Tochter lieben sollte und aus Verzweiflung heraus hatte sie sich letztendlich das Leben genommen. Dass sie fort war, konnte und wollte er nie begreifen, also entführte er von da an alle paar Jahre junge Mädchen, hielt sie als Ersatz für seine tote Tochter und wenn sie zu alt wurden, wurden sie eben durch jüngere ersetzt, mein Schicksal. Seit sechs Jahren war ich nun dieser Ersatz, hatte wohl Glück im Unglück hierbei. Ich war zwar eine Gefangen, die Lage war krank und verrückt, doch er tat mir nichts, nicht wirklich zumindest. Ich hatte mich zu benehmen, meine Rolle zu spielen und alles war gut. Er behütete mich wie einen Schatz, schlug mich nur, wenn ich meine Rolle vergaß, hatte mir sonst aber nie irgendwas wirklich angetan. Ich war eben nur eine 22 Jahre alte Frau, die sich wie ein junges Mädchen zu benehmen hatte und ich wusste eben, dass das nicht mehr lange hinhauen würde. Ich sah zu erwachsen aus. In den letzten sechs Jahren hatte ich den richtigen Körper einer Frau bekommen und das hieß nur, dass ich bald ersetzt werden würde, längst nicht mehr als Kind durchgehen könnte. Laut Fiona hatte ich länger ausgehalten als die Letzte, denn diese war offenbar nur zwei Jahre hier, ehe er sie gegen mich austauschte und es machte mir natürlich Angst, dass ich bald tot sein könnte, doch es war ein Wissen, das ich so lang mit mir trug, dass es ein Stück an Wirkung verloren hatte. Ich hatte dennoch Glück mit der Lage. Wenn normale Menschen auf Verbrecher wie Gregorio trafen, draußen auf Gothams Straßen, dann würden sie wohl üblicherweise sterben, würden vergewaltigt werden, gefoltert, an die Hunde verfüttert, irgendwas Krankes dergleichen. Ich wurde lediglich in einen Käfig gesteckt, einen komfortablen, luxuriösen Käfig, in dem ich mich die ersten Wochen gesträubt hatte, doch ich hatte mich abgefunden mit der Situation.
„Hier bitte sehr", sagte Fiona, die mir mein Müsli vorbeibrachte, das ich lächelnd entgegennahm. Fionas Schicksal war schon weniger rosig als meines. Sie gehörte zu den vielen richtigen Gefangenen Gregorios. Sie hatte anscheinend vor zehn Jahren Schulden bei ihm gemacht und wurde zur Strafe von ihm aufgenommen, durfte ihn bedienen, in seinem Club als Tänzerin arbeiten, war Abschaum in seinen Augen, ohne Hoffnung auf eine Flucht, denn eine Flucht würde man mit dem Leben bezahlen, denn hier in Gotham kamst du nicht allein von solchen Leuten weg, aber gleichzeitig konntest du auch niemandem vertrauen. Ich hatte so vielen bei ihren Versuchen zu fliehen zugesehen und sie alle waren gestorben, grausam gestorben, sehr grausam. Es war alles zwecklos.
„Danke dir", sagte ich freundlich, hörte Gregorio schnauben, als Fiona wieder ging, uns allein ließ.
„Du bist viel zu freundlich zu diesen Leuten, mein kleiner Engel, du solltest ihnen mehr zeigen, wo ihr Platz ist, sonst lernen sie es nie", sagte er herablassend und ich verkniff mir ein böses Kommentar, hatte gerade ein so gutes Verhältnis zu ihm, das würde ich nicht mit meiner vorlauten Klappe ruinieren, besonders nicht, wenn meine Lebenszeit sowieso schon ablief.
„Mir fällt es so schwer harsche Worte zu sagen, ich glaube, es liegt einfach nicht in meiner Natur", antwortete ich lieblich, sah aufmerksam zu, wie er sich nun von seinem Stuhl erhob, auf mich zu Schritt, wo ich mein aller Bestes gab auch weiterhin zu lächeln, als er mir sachte über die Wange strich, mir einen flüchtigen Kuss gab, ehe er ging, mich in Frieden ließ, ich endlich meine Maske fallenlassen konnte. Ich schloss die Augen, atmete tief durch, um nicht die Fassung zu verlieren, kannte das alles doch schon so gut, es sollte mich mittlerweile nicht mehr so stören, dennoch verkrampfte sich mein ganzer Körper jedes Mal, wenn er mir zu nahekam, wenn ich in seiner Nähe sein musste. Er war einfach widerlich.
„Hey, alles ist gut", sagte Fiona, die das Esszimmer wieder betreten hatte nun, wo Gregorio weg war und ich sah bitter zu dieser auf, als sie sich neben mich setzte, ihr rotes Haar wie üblich zu einem ordentlichen Pferdeschwanz gebunden und ihre grünen Augen strahlten die übliche Sorge aus.
„Wie soll irgendwas gut sein", murrte ich, fühlte mich gestresst von dem Gedanken an die Zukunft, was kommen würde, wie viel Zeit ich wohl noch hatte.
„Du stresst dich viel zu sehr in die Sache hinein, ich weiß du bist besorgt wegen deines Alters und dass er dich beseitigen wird, aber noch ist es nicht so weit und niemand sagt, dass er dich einfach umbringt, er mag dich viel mehr als deine Vorgänger, er wird dich kaum einfach töten lassen", sagte sie und ich lachte trocken auf.
„Dann wird er mich eben nicht töten, sondern wie irgendeinen Gegenstand verkaufen", sagte ich, doch das war wirklich nicht besser. Ich hatte mitbekommen, wie solche Dinge abliefen, wie junge Mädchen wie Vieh verkauft wurden an den Höchstbietenden und ich wäre als Goldstück Gregorios und Jungfrau obendrein eine Menge wert, doch das war kein Schicksal, das ich erleben wollte, da bevorzugte ich den Tod, wollte lieber sterben als so zu enden.
„Vielleicht ist es nicht so schlimm? Manche da draußen respektieren ihren Besitz", sagte Fiona, versuchte mich aufzumuntern, doch in dieser Lage halfen keine Worte, nicht mal die Aussicht, dass mein nächster Boss besser sein könnte, mich vielleicht ja menschlich behandeln wird, denn das wird er nicht. Keiner kauft ein junges Mädchen, um sie einfach gut zu behandeln, irgendwas würde ich tun müssen und ich wollte das nicht, ganz und gar nicht sogar. Mir war bewusst, dass Fiona so dachte, weil sie es nicht anders kannte, mit dieser Denkweise praktisch großgeworden ist. Sie kam aus armen Verhältnissen, sie hatte gelernt sich mit dieser Welt abzufinden, doch so ganz konnte ich es einfach nicht. Ich war in einer anderen Welt groß geworden, in einer wohlbehüteten, sicheren Welt, doch diese war schon lange, lange zerstört worden.
„Ja, vielleicht", murmelte ich, wollte nicht mit ihr darüber reden müssen. Sie hatte es nie leicht gehabt, versuchte mir Hoffnung zu machen, versuchte das immer, seit ich hier angekommen versuchte sie mir Hoffnung zu geben, doch auch sie musste doch einsehen, dass es hierbei keine Hoffnung geben wird, nicht für mich zumindest.
Ich verbrachte den Tag wie ich ihn meistens verbrachte, in dem ich mal wieder irgendein Buch las, heimlich Fiona aufsuchte und ihr bei ihren Arbeiten im Haus half oder ich langweilte mich in meinem Zimmer. Ich hatte nie einen sonderlich spannenden Tag, doch was sollte ich schon tun? Wenn es nach Gregorio ginge, sollte ich mit den Puppen in meinem Zimmer spielen, doch so weit kommt es noch. Ich hatte nicht mit ihnen gespielt als ich 16 war und würde sicher nicht damit anfangen. Finster sah ich zu dem Puppenhaus im Zimmer, der Traum eines jedes kleinen Mädchens, das gewaltig und pompös war, sich kein normaler Mensch leisten konnte, doch Gregorio war nicht normal, in keiner Art und Weise.
Wie verlangt richtete ich mich für den Abend nun aber her, kannte es in seinem Club zu sein, dem berühmten Black & White, ganz kreativer Name, auf alle Fälle. Oft muss ich dort als Kellnerin arbeiten und aushelfen, wobei ich nur für die wichtigsten Leute zuständig war, die meistens leider auch die widerlichsten waren. Zwar wagte es keiner mich als Gregorios Mädchen anzufassen, doch die Blicke und Sprüche waren dennoch einfach nur abscheulich in jeder Art und Weise. Dennoch fand ich die Zeit dort angenehm, hatte immerhin was zu tun, sah was anderes als dieses verfluchte Haus, war so in der Nähe von Fiona, die auch dort arbeiten musste, wenn auch in den Bereichen, die mehr für den Rest Gothams offen waren.
Im Black & White durfte ich etwas erwachsener aussehen, doch eine kindliche Kellnerin war wohl für viele doch etwas zu krank. Zwar wusste jeder wie Gregorio in der Hinsicht tickte, doch gut ankommen tat es nicht. So trug ich nun auch ein schwarzes, enges und in meinen Augen viel zu kurzes Kleid, vermisste die kleine Mädchen Kleidung in diesem Outfit fast schon ein wenig, verstand nicht wieso ich von einer Extreme in die nächste gehen musste, nicht mal normal aussehen konnte, doch wieso beschwere ich mich überhaupt noch? Langsam sollte ich das Jammern doch leid sein. Ich ließ meine Haare offen, trug etwas Makeup auf und zog die lästigen hohen Schuhe an, auf denen ich wirklich Schwierigkeiten hatte zu laufen, sie innerlich verfluchte, doch ich hielt es die meisten Abenden aus, hatte nie viel zu tun, war mehr ein Aushängeschild als wirklich eine Bedienstete. Sorgte meist dafür, dass Gregorio mit mir angeben konnte und mich schön an seiner Seite hatte und fertig.
Der Club befand sich zu meinem tiefsten Bedauernd direkt in dem Haus. Ein kleiner Teil des Gebäudes war abgegrenzt für die Öffentlichkeit zugängig, diente als große Fläche für die Leute, die drauf aus waren zu feiern, ihr Leben als Kriminelle zu leben, doch es war nur ein bescheidener Club im Gegensatz zu dem, was dort draußen in Gotham sonst noch existierte. Ich hatte zwar nie einen von ihnen gesehen, doch vieles gehört, über die Pracht Gothams bei Nacht, wie gefährlich aber auch wie belebt es dort draußen sein soll. Zu gern würde ich irgendwann mehr sehen, mehr von dieser Stadt, mehr von dieser magischen Welt dort draußen, doch ich hatte dieses Gebäude seit sechs Jahren nicht mehr verlassen, auch wenn ich mir gern einredete, dass das Black & White ein anderer Ort war, wo ganz anders lag, einfach um mir mein Leben innerlich spannender zu gestalten.
Ich verließ fertig mein Zimmer, wo ich schon wie gewohnt von den beiden Wachen zu meiner Arbeit begleitet wurde, doch der Durchgang zwischen dem Club und dem Haus war streng bewacht, allein würde ich nie dort entlang dürfen, doch ich würde nie versuchen zu fliehen, wie weit würde ich schon kommen? Wo sollte ich schon hin? Ich dachte an Bruce, Alfred, mein altes Leben, doch das alles war so fern, es würde nie wieder Teil meines Lebens sein. Ich hatte anfangs versucht Hilfe zu kriegen, den Leuten erzählt, wer ich war, doch keiner glaubte mir. Niemand glaubte, dass Gregorio so dumm wäre eine milliardenschwere Berühmtheit zu entführen und dass ich so gut früher aus der Öffentlichkeit ferngehalten wurde, half natürlich nicht gerade dabei zu bestätigen, wer ich war. Niemand kannte mich und meine eigene Familie glaubte ich wäre tot, dafür hatte Gregorio gesorgt, um ja keine Aufmerksamkeit auf sich und mich zu lenken. Ella Wayne was ausgelöscht, existierte nicht, ich war nur Ella, ein Niemand, eine Gefangene, ein Ersatz für einen Psychopathen, ersetzbar.
„Wo ist Gregorio? Er wollt mich heute bei sich haben", fragte ich die Wachen, hörte die vertraute laute Musik des Clubs, je weiter wir liefen.
„Er ist bereits dort, wird auf Sie warten, Miss", sagte einer der beiden und ich nickte, doch meine Wachen sprachen üblicherweise nicht mit mir, es gab Ausnahmen, doch die zwei gehörten nicht dazu. Sie öffneten die Türe, die einen Seiteneingang in den Club öffnete und ließen mich von da allein in die Partywelt Gothams. Hier war es laut und voll, doch es machte mich glücklich das zu sehen, was anderes zu sehen, Interessanteres als was ich sonst so zu Gesicht bekam. Es gab mehrere Bars, in der Mitte waren Stangen für die Tänzerinneren aufgestellt, in der Nähe des Haupteinganges gab es viele einfachere Tische für das einfachere Volk, während sich hinten gemütlichere und abgelegenere Sitzecken befanden für die prominenteren Persönlichkeiten. Zwischen den Bereichen befand sich die einfache, nicht sonderlich große Tanzfächer für jeden, der sonst gern tanzen wollte, doch meist beobachteten die Leute lieber die Tänzerinnen bei ihrer Arbeit als selbst ihr Können zu zeigen.
Ich sah Fiona unter den leicht bekleideten Bedienern, wie sie gerade ein paar Getränke zu einem Tisch brachte, würde gern zu ihr, doch ich wurde wo anders gebraucht, lief durch die Mengen, ignorierte die gierigen und gaffenden Blicke der Männer, versuchte standhaft, selbstsicher zu wirken, mir meine Unsicherheit in solchen Moment mir nicht anmerken zu lassen. Man war ein gefundenes Fressen für diese Leute, wenn man Schwäche zeigte, also blieb ich stark, lief auf die Sitzecke zu, die exklusiv für Gregorio immer freigehalten wurde und wo dieser schon gemütlich saß in Begleitung seiner üblichen Bewacher, doch er war nicht allein, denn sein Geschäftspartner, sein wichtiger Termin, war da und dich stockte in meiner Bewegung als ich erkannte, um wen es sich hierbei handelte. Ganz von allein fasste ich mir hinter mein linkes Ohr, spürte die Narbe an der Stelle, erinnert mich an den Tag von vor acht Jahren zurück, sah Alfred wieder vor mir am Boden, hörte den lauten Knall der Waffe, spürte das Blut des Mannes auf meinem Gesicht, sah das Gesicht von dem Verrückten vor mir, dessen Gesicht mich in so vielen Träumen heimgesucht hatte und hier war er. Der Joker.
Er hatte sich einen Namen in dieser Stadt gemacht, war gefährlich, geisteskrank, komplett gestört, doch er war der Verbrecher schlechthin, hatte mehr Einfluss als irgendwer sonst, war der Lieblingsgegner vom Batman. Ich sah den Clown an und war wie erstarrt, hatte so viel in den vergangenen Jahren über ihn und seine Taten gehört, gelesen, doch dass ich ihn jemals wiedersehe, Gregorio wirklich den Mut hatte Geschäfte mit ihm zu machen... niemals hätte ich mit so etwas gerechnet. Der Joker war kein einfacher Geschäftsmann, er tat was er wollte und wann er es wollte, seine Pläne und sein Vorhaben waren unergründlich, er war anders, so wie er Alfred und mich am Leben gelassen hatte damals, mich markiert hatte für welchen Zweck auch immer. Ob er noch wüsste, wer ich war? Ich bezweifelt es. Es war so viel Zeit vergangen, ich war nur ein Kind gewesen damals, er würde niemals denken, dass eine Wayne hier wäre, an der Seite dieses alten, widerlichen Mannes.
„Ah, mein wundervolles Mädchen", rief Gregorio nach mir, der mich bemerkte hatte, seine Hand nach mir ausstreckte und ich zwang mich zu laufen, zu ihm zu gehen, wo ich sah, dass der Clown ganz kurz zu mir sah, ehe er desinteressiert wieder den Blick abwandte. Da war keine Spur von Erkenntnis gewesen, er kannte mich nicht und das war gut so. Ich wollte alles, aber sicher nicht die Aufmerksamkeit dieses Mannes auf mich lenken, wäre nicht so lebensmüde.
„Ich hoffe, ich bin nicht zu spät", sagte ich so unschuldig ich konnte, ließ mich neben Gregorio ziehen, wo er seinen Arm um mich legte und mir einen Kuss auf die Wange drückte, der mich mal wieder alle Kraft kostete, nicht angeekelt zu wirken.
„Keineswegs mein liebstes, liebstes Mädchen", sagte Gregorio entzückt mich zu sehen und ich hatte Angst erneut zu dem Clown zu schauen, Angst, dass er mich eventuell doch wiedererkennen könnte, was dann wäre, es überhaupt einen Unterschied bewirkt.
„Also, du willst reden und ich bin nur hier, weil mir langweilig war, aber gerade im Moment langweilst du mich nur noch viel mehr und ich denke nicht, dass du willst, dass ich das Problem dafür selbst behebe", sagte der Joker und ich erschauderte von seiner Stimme, die mir sofort ganz vertraut vorkam, diesen irren Touch besaß, etwas unheimlich bedrohliches aber auch irgendwie faszinierendes.
„Ich will übers Geschäft reden, weiß du planst etwas Großes und ich habe die Männer und die Waffen, um zu helfen, denke eine Zusammenarbeit ist längst überfällig, denn du bist ein großer Mann so wie ich es auch bin", sagte Gregorio, lachte dabei, als ob er vor einem gutem Freund sitzen würde, doch amüsiert wirkte der Joker keineswegs, er zog eher die Stirn kraus, lehnte sich etwas vor und ich konnte es nicht verhindern, ihn genauer zu mustern, doch er hatte sich in den Jahren kaum verändert. Ja, er wirkte erwachsener, abgehärteter seit damals, doch sonst? Dieselbe Schminke, die Tattoos im Gesicht, der irre Ausdruck in den Augen. Faszinierend.
„Großer Mann? Ich bin nicht hier wegen deiner Größe, eher weil ich interessiert bin, ich habe ein paar witzige Dinge über dich und deine Vorlieben gehört und wollte sehen, mit was für einem kranken Übel ich es zu tun habe", sagte er und ich spürte wie Gregorios Griff sich um mich verstärkte, er nicht glücklich war, doch er verstand genauso gut wie ich, worauf der Joker hinaus wollte und zwar Gregorios nicht ganz so normale Tendenzen sich ein junges Mädchen wie mich als Ersatz für seine Tochter zu halten, mit der ein nicht normales Verhältnis pflegt.
„Ich denke, du hast kein Recht über jemanden zu urteilen", merkte Gregorio an und ich erschauderte, als der Joker da das Lachen anfing, begeistert wirkte, kurz in die Hände klatschte, doch in meinen Augen klang das Lachen gefährlich, machte mir Angst, unheimliche Angst und ich spannte mich neben Gregorio an.
„Nein, keineswegs, aber wenn du übers Geschäft reden willst, helfe ich dir vorher ein paar Schwarze Schafe zu beseitigen", sagte der Joker, klang amüsiert und ehe ich mich versah, hatte er seine Waffe gezogen, erschoss einer der Wachen neben unserem Tisch, der schon tot zu Boden fiel. Kurz wirkte jeder im Club bestürzt, erschrocken, doch sobald jeder sich sicher war, dass es keine große Schießerei war, ging jeder seiner Tätigkeit weiter nach, denn in Gotham wurde ständig geschossen. Der Anblick der Wache tot auf dem Boden erheiterte mich. Ich hatte den Kerl nie ausstehen können, er war ein unfreundlicher Bastard gewesen, der mich immer irgendwie minderwertig behandelt hatte und ihn nun so zu sehen, unterhielt mich, so dass mir ein leises Kichern entwich, ehe ich mich stoppen konnte, es augenblicklich bereute. Ich lockte die Aufmerksamkeit des Jokers auf mich, als mir das Geräusch entwich, sah wie dieser mich interessiert musterte und sofort wich mir das Lächeln vom Gesicht, was vor allem auch daran lag, dass Gregorio an meiner Seite nicht glücklich wirkte. Oh, das würde später unschön für mich enden.
Mir war gar nicht aufgefallen, wie nun die anderen Wachen ihre Waffen auf den Clown gerichtet hatten, was diesen jedoch recht kalt ließ, der nun seinen Blick wieder von mir abwandte, zu Gregorio sah.
„Er hat Geschäfte mit dem Pinguin gemacht, ich denke, ich habe dir einen Gefallen erwiesen."
„Dem Pinguin?", fragte Gregorio sichtlich überrascht, doch ich hatte den Schwachkopf schon immer nicht getraut, klar war er eine Snitch gewesen.
Die Männer hatten sich noch eine Weile weiterunterhalten, irgendwelche Einigungen getroffen in bestimmten Punkten, doch so ganz verstehen, was überhaupt der Plan und das Ziel dieser Zusammenarbeitet war, verstand ich nicht. Ich hatte weiterhin versucht den Joker nicht zu sehr anzustarren, der seit meinem kleinen Lacher jedoch nun immer wieder zu mir gesehen hatte, auch wenn ich seine Blicke nie ganz urteilen konnte. Ich zweifelte, dass er mich wegen eines Lachers wiedererkannt hatte, doch ich hatte damals auf genau diese Weise seine Aufmerksamkeit ergattert, es nun erneut geschafft und ich hasste mich dafür, so etwas geschafft zu haben, es immer wieder zu schaffen das Interesse von Gothams schlimmsten Geisteskranken auf mich zu lenken. Als die Zwei schließlich getrennte Wege einschlugen, atmete ich etwas auf, doch noch war mein Abend nicht vorbei und kaum hatte Gregorio mit mir an seiner Seite den Club verlassen, kam schon die erste Ohrfeige.
„Was fällt dir ein?", schrie er mich wütend an und ich hielt mir die pochende Wange, unterdrückte meine Tränen.
„Zu lachen, wenn er einen von uns erschießt? Ist das etwa komisch?", schrie er und ich schüttelte hastig den Kopf, da kam schon die nächste Ohrfeige von der anderen Seite und ich konnte meine Tränen von dem Schmerz und vor Angst nicht mehr halten, hasste es so schwach zu sein, so unterdrückt zu werden.
„N-Nein, natürlich nicht", brachte ich leise hervor, sah ihn mit großen Augen an, als er grob mein Kinn umgriff, mich gegen die Wand drängte.
„Der Joker ist ein wichtiger Partner aber auch ein kompletter Geisteskranker, den man nicht unterschätzen darf, du wirst ab jetzt bei unseren Besprechungen nicht mehr dabei sein, mir gefällt es nicht, wie er dich ansieht, ganz und gar nicht sogar!", sagte er, ließ von mir ab und lief davon, während ich nur dastand und ihm irritiert nachsah, merkte, wie mein Gesicht brannte, schmerzte. Wie sah er mich denn an? Wollte ich es denn überhaupt wissen?
Aloha :) Ich hoffe euch gefällt das erste richtige Kapitel. Was ist eure Meinung bisher zu der ganzen Lage? Ich sage ja, es ist etwas anders und etwas krank xD Falls irgendwer von euch mir jemanden empfehlen kann, der gute Cover machen kann, wäre es super nett, wenn ihr mir Bescheid geben könntet, denn mir gefällt das Cover für die Geschichte einfach nicht, aber ich bin echt unbegabt derzeit irgendwas auf die Reihe zu kriegen, das besser aussieht xx
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