40. Warum tut es so weh?
Heyyy Leute!
Viel Spaß mit dem 40. Kapitel! Ich hoffe, es gefällt euch! :)
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" I could've seen this coming right from the start
You should beware, beware, beware
Of a woman with a broken heart."
-Beware by Big Sean.
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Ein Tag später...
Damiens POV
„ Na sieh mal einer an, wer endlich aufgewacht ist", gab ich sarkastisch von mir, als sich die Augenlider des Mädchens öffneten und ihre Augen in meine blickten. Sofort machte sich Furcht in ihnen breit, aber es dauerte nicht lange, bis sie wieder einen gelassenen Ausdruck hatten.
„ Willkommen in den wunderschönen Kerkern des Crystalline Schlosses, Destiny." Ich deutete auf die leeren Wände des kleinen Raumes, in dem wir uns befanden. „ Deine Schwester ist ganz außer sich vor Freude, dass du hier bist."
Sie drehte ihren Kopf zur Seite und fand eine grinsende Katrina vor.
Ich war noch nie stolzer auf meine Männer, als in dieser Situation. Beide Verräter wurden innerhalb kürzester Zeit gefangen genommen. Eine der beiden könnte der Grund sein, weshalb Alexis um ihr Leben kämpfte. Dieser Gedanke alleine, ließ mein Blut kochen.
Destiny fing an, an ihrem Stuhl wild zu zerren und versuchte sich von den Seilen zu befreien. Ihr Körper wandte sich umher und aus ihrem Mund schossen Fragen: „ Warum bin ich hier, Dami--, eure Majestät?"
„ Du weißt die Antwort verdammt genau, Destiny. Es tut mir leid, dass wir uns jetzt zuerst wiedersehen, nach...zehn Jahren? Aber das hast du selbst zu verantworten. Du mit deinen bösen Spielchen." Ich sah sie mit wütendem Blick an. „ Die Prophezeiung sollte nie wahr werden, oder? Du hast mich ausgetrickst und mich glauben lassen, dass Alexis eine Bedrohung für mich ist, sodass ich-"
„ Du denkst, dass ich irgendetwas davon wollte? Ich hätte nie vorgehabt, dir nie die andere Hälfte der Prophezeiung zu sagen, aber sie zwang mich dazu!" Destiny zeigte anklagend auf Katrina.
„ Was besagt die andere Hälfte der Prophezeiung?"
Geheimnisse wurden vor mir verborgen gehalten und es juckte mich in den Fingern, diese endlich auszugraben. Zur Hölle, es fühlte sich an als ob sich jeder gegen mich verschworen hätte. Ich wusste nicht, wem ich glauben und wem ich nicht glauben sollte. Warum beschlich mich das Gefühl, dass diese Schwestern mich nur zu verwirren versuchten?
„ Egal, ich will es gar nicht wissen. Es wäre wahrscheinlich so oder so eine weitere Lüge. Wisst ihr was? Ich bin auf eine Lösung für dieses Problem gestoßen. Da es so aussieht als würdet ihr nur weiter gegenseitig mit den Fingern auf den jeweilig anderen zeigen, könnte ich euch beide einfach töten. Ich möchte heute Nacht friedlich schlafen mit dem Gewissen, dass die Person, die versucht hat Alexis zu töten, sechs Meter unter dem Boden liegt, tot."
Ich umfasste den Dolch in meiner Hand fester und näherte mich Destiny.
„ Katrina ist die einzige, die versucht, mich aus ihrem Weg zu räumen!" Dieser Satz verwirrte mich, wieder einmal.
„ Was meinst du damit?" Ich verengte meine Augen zu Schlitzen. Langsam wurde mir der Bullshit der Schwestern zu viel.
„ Sie will, dass du mich tötest, weil sie in meinen Mate verliebt ist."
Was?
Jetzt war Katrina an der Reihe, sich zu verteidigen. „ Das ist nicht wahr, Damien! Warte...doch ist es, aber er ist mein Mate, um Gottes willen! Sie beschuldigt mich ihrer schmutzigen Taten, damit sie ihn für sich alleine haben kann. Sie ist die einzige, die mich aus ihrem Weg räumen möchte."
Ich lachte auf, „ Oh, das ist toll. Ich wusste nicht das ein „ Zwei Schwestern, die auf denselben Typen stehen"- Drama hierbei auch noch involviert ist. Genau, wo ich dachte, dass ich genug von euren Lügen habe, erfindet ihr nur noch weitere. Katrina, wenn er wirklich dein Mate ist, dann tut es mir wegen deines Verlustes leid."
Ich wandte mich an Destiny. „ Und wenn es dein Mate ist, dann tut es mir für deinen Verlust leid. Bitteschön, jetzt habt ihr mein Mitleid bekommen. Das wolltet ihr doch schon die ganze Zeit. Gut, jetzt werde ich es mit euch beiden ohne weitere Verzögerungen endlich hinter mich bringen."
Vielleich war ich nicht dabei, das Richtige zu tun. Das war eindeutig nicht das, was mir gelehrt wurde, als ich in den königlichen Pflichten unterrichtet wurde, aber in diesem Moment war es mir egal. Ich wollte nur, dass dies hier vorbei war, denn ich musste unbedingt zu diesem einem Menschenmädchen.
Gerade als ich den Dolch anhob, um ihn in Destinys fragilen Hals zu rammen, hörte ich eine Stimme, die ich nicht erwartet hätte, je wieder zu hören.
„ Hallo, Bruder."
Mir stockte der Atem, als ich mich langsam zu meinem kleinen Bruder umdrehte. Er war in meiner Kindheit mein bester Freund und nun stand er vor mir. Doch nun war er nicht mehr so klein. Er war gleich groß wie ich. Er sah in keinster Weise so aus, wie zum Zeitpunkt, als er aus dem Schloss geworfen wurde. Er sah...besser und erwachsener aus. Das einzige, das sich nicht verändert hat, waren seine ozeanblauen Augen. Ich konnte schon fast alle guten Kindheitserinnerungen in ihnen sehen, die wir miteinander teilten. So als würden sie vor meinen Augen ablaufen.
„ Valentino?", wisperte ich schockiert.
„ Mein König. Es tut mir sehr leid. Wir konnten ihn nicht aufhal-"
Schnell sagte ich der Wache, dass es in Ordnung war und es sich nur um meinen Bruder handelte. Er verbeugte sich und ging, wobei sein Gesicht mit einem erleichterten Ausdruck geziert wurde.
Mein Blick glitt wieder zu Valentino, der einmal blinzelte und die ganze Wärme in seinen Augen war verschwunden. Stattdessen wurde diese durch eisige Kälte ersetzt, die ich gewohnt war zu sehen. Es war dieser Blick, mit dem er mich anblickte, seitdem er aus den Toren dieses Schlosses gegangen war. Da wusste ich, dass es ein Versprechen war. Ein Versprechen, Rache zu nehmen. Doch nach einigen Jahren realisierte ich, dass ich mir wegen nichts und wieder nichts Stress machte. Mein kleiner Bruder würde mich nie verletzen. Er hatte wegen mir mit seiner Freundin, mit der er seit drei Jahren zusammen war, Schluss gemacht, verdammte Scheiße!
Nur, weil sie gesagt hatte, dass ich nicht in dieses Schloss gehören würde und dass ich ein Außenseiter war, der einfach nur zu viel Aufmerksamkeit bekommen würde. Denn die Aufmerksamkeit sollte einzig und allein Val gebühren.
Ich konnte das Lächeln, welches sich auf meinen Lippen ausbreitete, nicht aufhalten. „ Es ist schön, dich wie-"
„ Ist es das, Damien? Bist du glücklich, mich wiederzusehen? Ich kann den Hass fühlen, den du gegen mich hegst."
„ Er gilt nicht dir! Der Hass gebührt nur diesen beiden Hexen, die versucht haben, meine Mate zu töten.", probierte ich ihm zu erklären.
Oh und hatte ich schon erwähnt, was Vals spezielle Gabe war? Er konnte fühlen, was andere fühlten. Ich weiß, dass war jetzt nicht ganz so toll, aber es war ein Vorteil, wenn man wissen möchte, ob jemand einen mag oder nicht.
„ Was wäre, wenn ich sagen würde, dass es keiner der beiden war? Wenn ich es gewesen wäre, der versucht hat, Alexis umzubringen? Wenn du nicht da gewesen wärst und ihren Fall gebremst hättest, dann wäre ich auch erfolgreich gewesen."
Meine ganzen brüderlichen Gefühle verschwanden vom einen auf den anderen Augenblick, während meine Arme nach vorne schossen und ihn am Kragen packen wollten.
„ Bist du taub? Anscheinend haben dich die ganzen Verantwortungen eines Königs ganz schön mitgenommen. Nicht jeder ist dem gewachsen und du wurdest nicht einmal dazu geboren. Du wurdest nicht geboren, um zu herrschen! Ich war immer schon der rechtmäßige Thronfolger. Nicht du!"
„ Meinst du das ernst? Geht alles nur darum? Du Blödmann warst einfach nur eifersüchtig auf mich und hast entschieden, Rache zu nehmen, indem du meine Mate umbringst?"
Ich stieß ihn gegen die Wand, als er einen leisen Schmerzensschrei ausstieß. „ Eifersucht. Gute Wortwahl, Damien. Überleg mal, deine Geburtstagsparty hat meinen Plan überhaupt möglich gemacht. Eifersucht, Neid...Klingelt da etwas?"
Die Worte drangen langsam in mein Bewusstsein vor, wurden verarbeitet und plötzlich machte alles einen Sinn.
Die Nacht meines Geburtstages. Die sieben Todsünden Motto Party. Neid war eine der Sünden. Jede Station hatte ihre eigenen Spiele und war einzigartig. In dieser Station waren Kabinen aufgestellt und alles, was man tun musste, war den Namen der Person zu flüstern, die man am meisten beneidete und das Übrige wurde von der Magie übernommen. Das besondere an der Neid Station war das Gestaltenwandeln. Man konnte den ganzen Abend herumlaufen, aussehen und handeln, wie diese Person. Dennoch konnten Vampire anhand des Geruchs feststellen, wer man wirklich war. Alexis war aber kein Vampir und dachte, dass ich es wirklich war.
„ Warum wolltest du Alexis glauben lassen, das ich derjenige war, der sie umgebracht hat?" Das ergab für mich keinen Sinn.
„ Ganz einfach. Wenn sie unerwarteter Weise die Wunde oder den Fall überlebt und dann aufwacht, dann würde der Schmerz ihr Leben ein Ende bereiten. Der Schmerz, der durch den Verrat entsteht. Der Schmerz, den der Gedanke verursacht, von ihrem eigenen Mate getötet zu werden. Und ich bin mir sicher, dass er es bereits getan hat."
Fuck. Keine Worte konnten ausdrücken, wie gerne ich ihn jetzt erwürgen würde.
Valentino beobachtete mich genau, wie sich die Erkenntnis in mir breit machte, aber er schenkte mir kaum Aufmerksamkeit, als ich die Schwestern fragte: „ Ist das der Mate, von dem ihr gesprochen habt?"
„ Ja,", antwortete Valentino für die beiden. „ aber es sollte dir eigentlich egal sein, wer von den beiden meine echte Mate ist."
Ich verstärkte den Griff um ihn. „ Es ist mir aber nicht egal! Du konntest das alles nicht alleine geschafft haben. Du hast Hilfe von einer Hexe gehabt. Welche der beiden ist deine Mate, mein geliebter Bruder?"
„ Ich bin nicht dein Bruder", er griff nun auch nach meinem Kragen, „ Weißt du was, Damien? Lass meine Mate hier aus dem Spiel. Du hast mich, den Hauptschuldigen. Ich habe es satt, Spielchen mit dir zu spielen. Es ist Zeit, dass ich bekomme, was nur mir gehört."
Er stieß mich etwas zurück, wodurch ich ein noch stärkeres Bedürfnis verspürte, ihm einen Schlag ins Gesicht zu verpassen, aber seine nächsten Worte ließen mich stocken.
„ Ich, Valentino Knight, fordere dich, Damien Knight, zu einem Duell heraus. Der Gewinner wird der Herrscher des Vampirkönigreichs sein und der Verlierer wird hier nie wieder sein Gesicht zeigen."
Ich hätte nie gedacht, dass mein Bruder, mit dem ich früher spaßhalber gekämpft hatte, mich zu einem echten, tödlichen Duell herausfordern würde. Aber wenn ich jetzt nicht einwillige, werde ich als Feigling abgestempelt. Ich konnte und durfte ihn nicht gewinnen lassen.
„ Was ist los? Bist du nicht Mann genug, um für das zu kämpfen, was du willst, Damien?", er hob belustigt eine Augenbraue.
„ Ich werde deinen Kopf vor der nächsten Abenddämmerung in meiner Hand halten, du Arschloch. Leg alles, was du brauchst, auf das Trainingsgelände bis dahin. Aber wir wissen beide, wer-"
Ich wurde von einem herzzerreißenden Schrei unterbrochen. Einen Schrei, den ich schon gut kannte. Er konnte nur von einer Person stammen.
Alexis.
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Der Anblick vor mir verschlug mir die Sprache.
Ich sah Alexis, wie sie schrie und sich im Bett wild von der einen auf die andere Seite drehte als würde sie von jemanden flüchten. Die Krankenschwestern hielten sie fest, währenddessen die Ärztin ihr eine Spritze gab. Emma versuchte, dass Alexis ihre Augen öffnete.
Ich wollte keine weitere Sekunde verlieren und überbrückte die Distanz zwischen mir und meiner Mate. Die Krankenschwester ging auf die Seite, sobald sie mich sah. Schnell nahm ich ihre Position ein und zog Alexis zitternden Körper näher an mich.
Sogleich entspannte sie sich bei meiner Berührung und ich fing an, ihr leise Wörter ins Ohr zu flüstern. Sie schniefte etwas und ich fragte mich, ob sie weinte. Diese Vorstellung brachte mich dazu, sie noch enger an mich zu ziehen als würde ich sie dadurch von allem grausamen der Welt beschützen können. Beschützen von den Sachen, die ihr angetan wurden und auch mir.
Wie konnte ich sie vor mir beschützen?
Nachdem ich sicherstellte, dass sie nicht mehr zitterte, legte ich ihren Kopf vorsichtig wieder auf das Kopfpolster. Ihre Haare klebten an ihrer schweißnassen Stirn. Was war der Grund für dieses Verhalten?
„ Alexis?", sprach ich sie sanft an. Ich hatte Angst, dass sie wieder zu schreien begann. Sie antwortete nicht, aber ich sah, wie sich ihre Augen unter dem Lid bewegten.
Sie hatte mich gehört.
Jeden Moment würde sie sich in meine Arme schmeißen und dann werde ich ihr sagen, dass sie meine Mate, meine andere Hälfte, war. Alle Sorgen, dass sie mich verlassen könnte, werden verschwinden und war bin mir sicher, dass sie einen Platz für mich in ihrem Herz hatte. Ich war den Großteil der Zeit ein Arsch zu ihr, aber nun wollte ich alles wieder gut machen.
Ich würde den Rest der Ewigkeit damit verbringen, ihr jeden noch so kleinen Teil des Lebens zurückzugeben. Jede kleinste Sekunde, die ich ihr weggenommen hatte in einer besonderen Weise.
Es wirkte so als wären all meine Gebete erhört worden, als sie langsam ihre Augen öffnete. Sie sah, wie ein Baby aus, das seine Augen zum ersten Mal öffnet und die Welt erblickt. Dieser Anblick verschlug mir abermals die Sprache.
Ich hörte, wie alle Anwesenden nach Luft schnappten und die Ärztin losrannte, um etwas zu holen.
Alexis sah sich im Zimmer um, blickte die anderen an, bis ihr Blick schließlich bei mir landete.
Plötzlich verließ die Ruhe ihren Körper und sie begann erneut zu schreien. „ Du!"
Sie setzte sich unerwartet auf und das mit solcher Wucht, sodass sie auf den Boden fiel. Sobald sie am Boden war, vergrößerte sie die Entfernung zwischen uns. Ihre Augen waren vor Schock geweitet und sie schrie: „ Geh weg von mir, du Mörder! Du hast versucht, mich zu töten! Er hat versucht, mich zu töten! Bitte, jemand muss mir helfen!"
Alles, was ich tun konnte, war in Schockstarre zu verfallen, während die Ärztin, Emma und die zwei Krankenschwestern probierten, sie zu beruhigen. „ Miss, bitte. Sie sollten sich nicht zu viel bewegen. Bitte, beruhigen Sie sich."
Die Ärztin blickte mich an. „ Ich denke, es wäre das Beste, wenn Sie jetzt den Raum verlassen würden, eure Majestät."
Ich nickte abwesend und ging aus dem Schlafzimmer. Hinter mir fiel die Türe ins Schloss und jeder Schritt, den ich mich weiter von ihr entfernte, tat mehr weh als der vorherige.
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Einige Stunden später
Ich versuchte, so leise wie möglich zu sein, als ich mein Ohr an Alexis Zimmertüre legte. Alexis ruhiges und gleichmäßiges Atmen verriet mir, dass sie schlief. Genau das, worauf ich gehofft hatte.
Ohne eine weitere Sekunde verstreichen zu lassen, öffnete ich die Türen so vorsichtig wie möglich. Die Krankenschwester sah augenblicklich von ihrer sitzenden Position auf. Sie wollte etwas sagen, aber ich legte meinen Finger auf meine Lippen, um ihr zu deuten, dass sie leise sein sollte.
„ Du kannst dir etwas zu essen holen gehen oder so. Ich werde mich um sie kümmern.", ordnete ich ihr an. Sie nickte und verließ den Raum ohne ein Wort zu sagen.
Ich schloss die Türen hinter hier und versperrte sie.
Meine Schritte waren zögerlich, als ich näher zu ihrem Bett ging, wo der Engel friedlich vor sich hinschlummerte. Ich konnte nicht sagen, wie glücklich ich war, dass sie außer Gefahr war. Sie wird bald in ihrem normalen Zustand sein, hatte mich die Ärztin informiert.
Fast alles war perfekt, fast.
Sie glaubte aber immer noch, dass ich die Person war, die sie versucht hatte, sie zu töten. Ich musste die Situation klarstellen, sobald es ihr besserging. Ihr Körper und ihr Verstand waren immer noch sehr schwach. Dadurch wäre sie noch empfindlicher gegenüber dieser schockierenden Nachricht. Ich musste es langsam angehen lassen. Es war besser für sie.
Eine Haarsträhne lag auf ihrem Gesicht und meine Finger strichen sie automatisch hinter ihr Ohr.
Das war ein großer Fehler.
Ihre großen, blauen Augen öffneten sich und blickten unschuldig in meine. Als die Angst in ihnen sichtbar wurde, wurde ich an unsere erste Begegnung erinnert. Die Augen des siebenjährigen Mädchens hatten dieselbe Furcht ausgestrahlt.
Plötzlich schlug die harte Realität zurück.
Wir waren wieder da, wo wir angefangen hatten.
Ich erschreckte mich beinahe selbst, als Alexis leise aufschrie. Sie stand schneller auf, als es mein Verstand registrierte und floh förmlich vor mir. Gut, sie versuchte es zumindest.
Sie stand mit wackligen Beinen auf und ging rückwärts, bis sie mit dem Rücken an die Wand stieß.
„ Du schon wieder. Bitte, töte mich nicht...Es tut mir leid, es tut mir leid. Ich werde nie-"
„ Alexis!", meine Stimme war lauter als erwartet und sie zuckte verängstigt zurück.
Gut gemacht, Arschloch.
Ich stand vom Bett auf und ging zu ihr. Ich zeigte ihr meine Handflächen, damit sie sah, dass ich keine Waffe bei mir trug.
Die ich wahrscheinlich nicht einmal brauchen würde, wenn ich jemanden töten möchte. Aber das tut hier nichts zur Sache.
„ Schau, ich habe nicht vor, dich zu töten, Alexis. Ich war nicht die Person, die du auf der Terrasse gesehen hast. Ich würde dir niemals wehtun. Du bist meine Ma-"
Sie schrie erneut panisch auf und drückte ihren Körper noch enger gegen die Wand. „ Bleib weg von mir! Komm nicht näher! Hilfe! Emma, irgendjemand! Bit-"
Es gibt Momente, in denen ich nicht stolz auf meine Reizbarkeit war und genau jetzt war so ein Moment.
Bevor sie weiterschreien konnte und meine Ohren abfallen würden, legte ich meine Hand auf ihren Mund. „ Psst, Verdammt. Für jemanden, der Tage nicht gesprochen hat, hast du eine verdammt laute Stimme."
Sie versuchte weiter, sich von mir zu entfernen, schüttelte ihren Kopf und murmelte etwas gegen meine Hand.
Ich seufzte auf. „ Ich werde loslassen, aber du musst mir versprechen, dass du nicht schreien wirst."
Langsam nickte sie und ich ließ sie los, bereute es aber sofort wieder.
„ Warum hast du versucht, mich umzubringen?"
Diesmal war ihre Stimme kaum mehr als ein Wispern. Sie hielt ihre Tränen zurück und ich sah den Verrat in ihren Augen.
War es wegen mir? Glaubte sie, dass ich sie verraten hatte?
Aber war das nicht gut? Man kann nur Verrat bei einer Person fühlen, der man vertraut und um die man sich sorgt. Also bedeutete das, dass...
Ihre gebrochene Erscheinung zog mich aus meinen Gedanken. Verdammt, ich hätte nichts dagegen, wenn sie mich den ganzen Tag anschreit, nur nicht auf diese Weise.
Ich wusste, dass sie verängstigt war, aber ich nahm dennoch das Risiko in Kauf, meine Hände auf ihre Wangen zu legen. Ich war dankbar, als sie nur etwas zurückzuckte, aber mich nicht wegstieß.
Gott, ich hatte sie so vermisst.
„ Alexis...Ich war es nicht. Es war-"
„ Ich habe dich mit eigenen Augen gesehen", eine Träne floss ihre Wange hinab, „ Du hast mich zur Terrasse gelockt und hast mir Hoffnung gegeben. Hoffnung, dass es endlich so sein wird, wie ich es mir schon immer gewünscht habe." Du hast mich von meiner Freiheit träumen lassen, nur um sie mir danach gleich wieder wegzunehmen. Du hast auf mich eingestochen."
Ich versuchte etwas zu erwidern, aber sie schluchzte auf und ich brachte kein Wort über die Lippen. Ihre Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht. Sie verschlugen mir die Sprache. Aber sie waren nicht alle wahr. Ich wollte sie an diesem Tag einfach nur von mir gehen lassen, zurück in die Menschenwelt.
„ War das schon die ganze Zeit dein Plan? Ich kann nicht glauben, dass ich so naiv und dumm genug war, um dir zu glauben, als du gesagt hast, das du mich gehen lässt. Das war also deine Definition von mich frei lassen. Ein für alle Mal, wie du es gesagt hast."
Ich hielt es nicht mehr aus. „ Ich war es nicht! Es war-"
Plötzlich stieß sie mich zurück und unterbrach mich, wieder einmal.
„ Hör auf! Du machst es nur noch schlimmer! Wie viele Lügen denn noch, eure Majestät? Weißt du, was ich nicht verstehe? Ich verstehe nicht, warum es mehr wehtut, wenn du versuchst mich zu töten, als wirklich erdolcht zu werden! Mein Körper hat überlebt, aber der Gedanke, dass du mich verrätst, frisst mich innerlich langsam und qualvoll auf. Warum?! Warum schmerzt diese unsichtbare Wunde auf meiner Brust mehr als...Au."
Alexis stützte ihren Kopf mit ihrer Hand ab, als wäre ihr schwindelig.
„ Baby", ich legte meine Hand auf ihre und versuchte sie hochzuheben, um sie zurück aufs Bett zu legen. Jedoch weigerte sie sich, mich näher an sie heranzulassen.
„ Du musst dich beruhigen", sagte ich einfühlsam, „ Es-"
„ Berühre mich nicht", das Feuer in ihren Augen war wieder zurückgekehrt, „ Wer weiß, wann du es wieder versuchen wirst."
Ich umgriff ihre Schultern und zog ihren Körper näher zu meinem. Wir waren nun gefährlich nahe beieinander und unsere Gesichter waren nur noch Zentimeter voneinander entfernt.
„ Ich würde dich nie verletzten, verdammt noch mal. Ich lie-"
Nein.
Ich durfte es nicht ein weiteres Mal zulassen. Ich durfte meiner Wut die Kontrolle nicht überlassen.
„ Gibst du mich so einfach auf? Was ist mit der Alexis passiert, die immer das Gute in jedem gesehen hat? Die immer an mich geglaubt hat?"
„ Du hast sie getötet. Hast du nicht einmal selbst gesagt, dass diese Welt kein Märchen ist? An dem Tag, an dem ich fast vergewaltigt wurde, hast du mir gesagt, dass dieser Ort hier voller Monster ist, die sich unter einer freundlichen Maske verstecken. Du hast dich gerade selbst als ein solches offenbart."
Autsch.
„ Du hast recht. Ich bin ein Monster, war eines und werde immer eines sein. Es war dumm von mir zu denken, dass ich dir das Märchen geben konnte, von dem du immer geträumt hast..."
Warum hatte ich daran noch gar nicht gedacht? Es war falsch von mir, sie hier mit mir einzusperren, nur weil sie meine Mate war. Ich war wieder einmal egoistisch.
„ Was hast du gesagt?", fragte sie verwirrt.
Es machte keinen Sinn. Nicht einmal ich verstand mich mehr.
„ Du verdienst besseres. Jemand, der nicht zweimal nachdenkt, dir alles zu geben, was du dir wünscht. Jemand, der fähig ist zu lieb-", ich wandte mich ab, denn wenn ich sie weiter ansah, wollte ich nie wieder gehen, „ Es tut mir so leid. Alles. Ich weiß, dass der Schaden, den ich angerichtet habe, nie wieder gutzumachen ist, aber ich hoffe, dass du eines Tages einen Weg findest, mir zu vergeben."
Manchmal hasste ich wirklich meine scharfen Sinne. Als ich mich von ihr entfernte, konnte ich ihr Herz in der Brust hämmern hören. Das erinnerte mich nur daran, dass es nie für mich schlagen wird.
Eine Träne fiel auf den Boden. Dieser Träne folgten noch viele weitere.
Ich hoffte, dass ihr eines Tages jemand so viel Liebe geben wird, wie sie verdient hatte.
Doch warum tat dieser Gedanke so weh?
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Ich tat mir so schwer, Valentino zu schreiben. Ich wollte die ganze Zeit meinen Namen, also Valentina, schreiben ^^ Ich glaub ich musste jedes Mal das a zu einem o ausbessern, weil ich es automatisch geschrieben habt.
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