32. Unsichtbar.
Heyy Leute!!
Es tut mir echt leid, dass zuerst jetzt wieder ein Kapitel kommt, aber irgendwie ist das Profil der Autorin verschwunden und sie hat nicht auf meine emails reagiert. Ich wusste also über ein Monat nicht, was los war und konnte nicht weiterübersetzten. Aber egaaal....hier kommt gleich ein neues Kapitel.
Hoffe es gefällt euch (wen es überhaupt noch wer lesen sollte ^^)
Dann viel Spaß! Würde mich über Feedback freuen.
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„ The scariest thing about distance is...
You don't know whether they'll miss you,
Or forget about you."
-The notebook.
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Am selben Ort,
aber stärkere Gefühle.
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Alexis POV __
Ich konnte es kaum fassen, dass Damien Katrina im Schloss wohnen ließ, nachdem ich erfahren hatte, was sie getan hat. Ich verstand ihn beim besten Willen nicht. Ich nahm an, dass Liebe so etwas mit einem anstellte. Hatte das Maria gemeint, als sie sagte, dass Liebe blind machen würde? Was macht Liebe für einen Sinn, wenn dieses Gefühl einen nur abhält, die Klippe am Ende des Weges zu sehen, den man entlanggeht?
Jedoch bemerkte ich, dass auch ich von dieser Emotion beeinflusst war. Es war schwer die Tatsache zu vergessen, dass dieser Mann für mein furchtbares Leben verantwortlich war. Er nahm mir alles, was mir einmal lieb und teuer gewesen war. Aber warum freute ich mich dann, als er mir von seiner schrecklichen Vergangenheit erzählte, dass er alles, was er begehrt hatte, wieder bekommen hat? Er hatte mich für zehn Jahre eingesperrt. Als ich aber einen Traum von ihm hatte, wie er einen Tag im Kerker eingesperrt war, hatte ich mir Sorgen um ihn gemacht.
Er verletzte mich an meinem achtzehnten Geburtstag, aber ich fing fast zu weinen an, als ich mir vorstellte, wie er gefoltert wurde.
Das war falsch. Ich sollte keinerlei Sympathie für ihn empfinden. Er sollte mich nicht beeinflussen können.
Dennoch wünsche ich das keinem, nicht einmal meinem schlimmsten Feind.
„ Das war's. Das war mein letztes Treffen mit ihr. Sie packte ihre Sachen und verschwand, bevor ich sie zur Rede stellen konnte. Und nun ist sie zurück. Jetzt, wo ich darüber nachdenke, hätte ich sie eigentlich gar nicht hier unter meinem Dach aufnehmen sollen. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist, aber ich konnte einfach nicht nein sagen."
Ja, weil sie dich immer um ihren Finger gewickelt haben wird. Egal, welche schlimmen Dinge sie tut. Ich biss mir auf die Lippe, um diesen Gedanken für mich zu behalten und nicht laut auszusprechen.
„ Ich denke es liegt daran, dass sie immer noch deine Ehefrau ist. Du fühlst dich möglicherweise für sie verantwortlich?"
Er lachte, aber es erreichte seine Augen nicht. „ Diese Frau verdient es nicht einmal meine Frau genannt zu werden. Aber wir Vampire glauben nicht an die Scheidung. Wir denken, wenn es wirklich kein Vertrauen, keine Treue mehr in der Beziehung gibt, dann sind wir schon auseinander. Wir brauchen kein Stück Papier, welches das belegt. Sie ist nicht mehr meine Frau."
Er betonte den letzten Satz und versicherte sich, dass ich ihn auch wirklich verstand. Aber egal, was er sagte, ich werde in ihm immer ihren Ehemann sehen.
Aus irgendeinem Grund klangen diese Worte in meinem Kopf merkwürdig, aber wenn ich mich immer selbst daran erinnere, würde es vielleicht weniger wehtun.
„ Hör auf dich selbst anzulügen." Damien machte einen Schritt in meine Richtung, stand nun nur noch ein paar Schritte von mir entfernt. Ich wurde nervös, als er die Distanz noch mehr verringerte und mein Herzschlag beschleunigte sich wie verrückt . Diese Tatsache hatte ich oft nicht bemerkt, aber nun war es mir so klar wie die Kristalle, die in diesem Schloss waren. Seine Nähe ließ mein Herz schneller schlagen, so komisch es auch klang.
Was er sagte, ließ mich stutzen. Was meinte er damit? Es klang so als würde er auf meine Gedanken antworten. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass ich es nicht laut gesagt hatte. Außer...
Meine Augen weiteten sich vor Schock.
„ Du kannst immer noch meine Gedanken lesen?"
„ Nein, kann ich nicht.", seufzte er traurig, aber seine Augen sagten etwas ganz anderes. Er blickte mir direkt in die Augen, ohne zu blinzeln. Das tat er immer, wenn er log.
„ Wirklich? An was denke ich gerade?"
Ich wusste, dass er lügen wird, aber ich hatte einen Plan. Einen Plan, bei dem ich mir nicht sicher war, ob er funktionieren wird. Einen Versuch war es aber wert, wenn ich wollte, dass er es zugab.
Ich verdrängte alle Gedanken, die den Plan gefährden könnten. Dann dachte ich an Dunkelheit. Kohlrabenschwarz. Die Dunkelheit, welche immer in den Kerkern herrschte. An die Sonne, die von den dicken, steinigen Mauern abgeblockt wurde. An den schrecklichen Geruch.
„ Du liegst in einem Feld und bist von exotischen Gerüchen umgeben. Sonnenschein trifft auf deine gebräunte Haut. Nicht wahr? Ich habe es dir ja gesagt. Ich kann nur deine Gedanken lesen, wenn ich dir mein Blut zuvor gegeben habe und es frisch in deinem System ist. Jetzt ist das ja nicht mehr der Fall.", er grinste selbstbewusst.
Die Dinge, die er gesagt hatte, waren genau das Gegenteil. Ich war mir nun nicht mehr ganz sicher, ob er wirklich meine Gedanken lesen konnte.
Nun änderte ich meine Strategie und fokussierte mich nur noch auf ihn. Meine Augen trafen seine und hielten seinem stechenden Blick stand. Das Grinsen war auf sein Gesicht gemeißelt, als er schluckte. Wenn ich mich nicht irrte, wirkte er nun etwas nervöser. Aber warum?
Ich versuchte mich auf meinen Plan zu konzentrieren.
Meine Augen lösten sich von seinen, wanderten zu seiner perfekten Nase hinunter, seinen wohlgeformten Lippen, welche sich etwas öffneten, als ich auf sie sah. Ich blickte wieder hoch, um seine Reaktion zu sehen. Seine Augen strahlten etwas aus, das ich nicht genau deuten konnte. Es wirkte fast wie eine Warnung.
Aber es gab kein Zurück mehr.
Schnell wandte ich mich wieder seinen Lippen zu und dachte, wie sie sich auf meinen angefühlt hatten.
Ich wollte aufhören, aber ich musste herausfinden, ob er meine Gedanken lesen konnte.
„ Woran denke ich jetzt?"
Ich konzentrierte mich, sodass meine Gedanken klar waren. Mein Blick haftete noch etwas auf seinen Lippen, als ich an den Tag dachte, an dem wir uns geküsst hatten. Ich erinnerte mich, wie sie auf meine trafen, sich mit meinen verschlossen, sie schmeckten.
Damals hatte es sich so falsch angefühlt, doch nun so richtig.
Meine Augen glitten hinunter und ich wunderte mich, wie sich wohl sein frisch rasierter Kiefer anfühlte, wenn ich ihn langsam nachfahren würde. Wenn ich seinen Hals mit meinen Lippen liebkosten würde. Bevor ich noch weiter denken konnte, wurde ich zurück in die Realität gerissen, als ich die kalte Mauer in meinem Rücken spürte.
Die Entfernung zwischen uns war schon lange vergessen, denn jetzt gab es kaum noch Platz zwischen uns beiden. Damien hatte meine Arme fest im Griff.
„ Wenn du weiter an so etwas denkst, kann ich dir nicht versprechen, dass es nicht wirklich passiert und glaub mir, es würde nicht nur beim Küssen bleiben.", hauchte er mir heißer ins Ohr. Mit einer Hand hatte er sich neben mir auf der Wand abgestützt, damit er sich nicht mit seinem ganzen Gewicht auf mich drückte. Dennoch hatte er mich zwischen sich und der Wand eingeschlossen.
„ Also kannst du meine Gedanken lesen.", sagte ich selbstbewusst.
Er hob seinen Blick und sah mich fast schon liebenswürdig und unschuldig an. Als hätte er gerade frischgebackene Cookies vom Teller gestohlen, die er eigentlich nicht hätte anfassen sollen.
„ Ähm, was sagen Menschen jetzt? Ich mach mich 'mal aus dem Staub."
Bevor ich weitere Fragen stellen konnte, war er verschwunden.
Einfach so.
„ Damien!", schrie ich aufgebracht.
Zu meiner Rechten wurde der Vorhang von einer unsichtbaren Kraft bewegt, sodass die Sonnenstrahlen hineinscheinen konnten. Dann erinnerte ich mich, dass er sich unsichtbar machen konnte.
Hatte er das zuvor schon einmal getan? Im selben Raum wie ich zu sein, ohne das es mir bewusst war? Hatte er mich beobachtet, als ich sein Zimmer aufräumte, als ich seine Kleidung wusch, als ich sie bügelte...?
Aber dann wurde mir klar, dass es noch viel wichtigere Dinge als mich zu beobachten gab, wie beispielsweise das Vampirkönigreich zu regieren.
„ Damien!", rief ich ihn erneut, „ Zeig dich!"
Plötzlich begann Musik aus den Lautsprechern zu erklingen, die auf dem Regal standen. Es war eine leise und dramatische Melodie. Wenn es Nacht gewesen wäre, dann hätte ich mich sicherlich zu Tode erschreckt.
Wie aus dem Nichts kam ein Kissen auf mich zugeflogen. Wenn ich es nicht rechtzeitig abgefangen hätte, dann wäre es mit meinem Körper kollidiert, auch wenn es nicht sonderlich wehgetan hätte. Ich rang mit dem Gedanken, jeden leeren Zentimeter dieses Raumes abzulaufen und um mich zu schlagen. Eigentlich würde ich ihn dann irgendwann treffen, oder?
Ich fühlte, wie mich jemand an meiner Hüte packte, mich herumwirbelte und da war er. Er stand nur ein paar Zentimeter von mir entfernt und wisperte: „ Booh."
Ich machte einen Schritt in seine Richtung und setzte gerade an ihn zu fragen, seit wann er denn meine Gedanken lesen konnte. Ich dachte, dass es temporär gewesen wäre. Emma sagte dies zumindest, als Damien mir sein Blut gegeben hatte. Bevor ich jedoch diese Frage stellen konnte, verschwand er wieder.
„ Damien!", schrie ich gereizt und sah mich erneut um.
„ Senk deine Stimme, Süße. Wir wollen doch nicht, dass die anderen etwas Falsches denken, wenn du so meinen Namen schreist.", erwidert er von Gott weiß wo. Was meinte er damit?
„ Aber ja, ich kann deine Gedanken lesen. Bevor ich dir mein Blut gegeben habe, konnte ich es noch nicht, aber nachdem ich dir es gegeben habe, fühlte ich eine stärkere Verbin--. Eigentlich sollte es mir nur vorrübergehend möglich sein, aber seitdem kann ich es."
Also konnte er immer meine Gedanken lesen, den ganzen Tag. Er konnte meine Gedanken lesen, als ich versucht hatte ihn zu küs—
Ich durfte daran nicht denken.
„ Das ist nicht fair.", war alles, was ich frustriert von mir gab.
„ Du kannst deine Gedanken von mir abschirmen, mich aussperren." Es fühlte sich so an, als würde die Luft mit mir sprechen. Jeder, der in diesem Zimmer gewesen wäre, hätte mich für verrückt gehalten. Ich sprach sozusagen mit mir selbst.
„ Wie?" Ich musste es wissen.
Er lachte auf. „ Warum sollte ich es dir sagen, meine Liebste? Damit du deine Gedanken vor mir verbergen kannst? Ich denke gar nicht daran. Eigentlich mag ich es, wenn du dich immer wieder selbst daran erinnerst, wie sehr du mich hasst, obwohl eigentlich das Gegenteil der Fall ist."
Ich konnte mir das Grinsen auf seinem Gesicht förmlich vorstellen. Ich hielt inne. Diesmal wusste ich, dass seine Stimme von rechts kam, nicht weit weg. Ich wandte mich in diese Richtung und ging los. Weit kam ich aber nicht, weil ich mit meinem Zeh gegen das Tischbein stieß. Ich schrie schmerzerfüllt auf.
Ich bückte mich, um zu sehen, ob mein Nagel abgebrochen war, denn es fühlte sich eindeutig so an. Ich zischte vor Schmerz, als ich meinen Zeh berührte. Kein Blut, zum Glück. Plötzlich erschein Damien neben mir. „ Geht's dir gut?"
„ Ja, wunderbar." Ich sah auf und blickte ihn wütend an.
Er bückte sich zu mir hinunter und hob mich im Brautstyle hoch. Meine Augen weiteten sich vor Schreck. „ Was tust du da?"
„ Musst du auch immer so ungeschickt sein?"
Er setzte mich auf der Bettkante ab, während er meinen Zeh genauer betrachtet. Wenn meine Augen mich nicht täuschten, sah er sogar etwas besorgt aus.
Vor ein paar Wochen hätte er alles getan, um mir Schmerzen zu bereiten. Doch nun war er hier, als würde er es nicht einmal ertragen, wenn ich Schmerz erleide. Hier war er, massierte mein Bein, obwohl der Schmerz schon lange weg war. Seine Augen waren auf meine Füße gerichtet, währenddessen seine warmherzige Seite zum Vorschein kam.
Warum musste er immer so zwiegespalten sein?
Seine dunklen Augen schossen nach oben, trafen meine. Ein süßes Stirnrunzeln erschien zwischen seinen Augenbrauen, aber ich war mir sicher, dass sich hinter den krampfhaft zusammengepressten Lippen ein Lachen verbarg.
„ Wie hast du mich gerade genannt?", er kniff seine Augen zusammen.
Ich entschied mich seine Frage zu ignorieren. „ Du solltest nicht versuchen dein Lachen zu verstecken. Es lässt dich jünger wirken."
Und mehr lebendig.
Er hob eine Augenbraue in die Höhe. „ Du meinst also, dass ich alt aussehe, wenn ich wütend bin?"
Eigentlich meinte ich es nicht so, aber ich entschied mich mitzuspielen. „ Mhm, eindeutig älter als hundertfünfundzwanzig Jahre."
Keine Worte konnten beschreiben, wie verdutzt er dreinblickte. Ich wartete schon auf seine Wut, die sicherlich gleich auftauchen wird und öffnete meinen Mund schnell, um mich noch zu entschuldigen. Jedoch lachte er nur und stand auf. Dann begann er mich zu kitzeln.
„ Wie alt sehe ich denn aus?" Ich konnte kaum verstehen, was er sagte.
Ich lachte weiter und versuchte währenddessen zu sprechen, was mir mehr oder weniger gelang. „ Ein...Hundert..Und...Fünfundzwanzig!"
Zu diesem Zeitpunkt versuchte ich soweit es ging von ihm wegzukommen. Aber er hörte nicht auf mich zu kitzeln, während sein ganzer Körper schon fast auf mir lag.
„ Würde es dir etwas ausmachen, es noch einmal zu sagen?", lachte er mit mir mit. Sein Lachen zauberte ebenfalls ein Lächeln auf mein Gesicht, ließ mich meinen Schmerz vergessen.
Er war nun gefährlich nahe und ich denke, dass das der Grund war, weshalb er aufhörte. Er schien erste jetzt die kaum vorhandene Entfernung zwischen uns zu bemerken. Er sah mir undurchdringlich in die Augen. Der Arm, mit dem er sich abstützte, damit er mit seinem Gewicht nicht auf mir lag, entspannte sich, womit er noch näher zu mir kam. Vor Nervosität konnte ich nicht mehr atmen.
„ Damien! Was--Oh."
Emma.
Ich drehte meinen Kopf und sah Emma wie versteinert im Türrahmen stehen.
Nach nicht einmal einer Sekunde war Damien vom Bett aufgestanden. Er berührte mich nun nicht mehr. Dann drehte sich Emma um, bedeckte ihre geschlossenen Augen mit ihrer Hand und rief: „ Ich habe nichts gesehen! Macht ruhig weiter rum. Ich komme nachher wieder!"
„ Wir haben nicht rumgemacht!", schoss es aus Damien und mir zur selben Zeit. Damit hatten wir es noch schlimmer gemacht und ich entschied mich, den Mund zu halten.
Sie wandte sich wieder zu uns und grinste was das Zeug hielt. „ Aber ihr wart schon nahe dran. Nicht wahr, mein liebster Bruder?"
Damien vermied es einen von uns anzusehen, ging aus dem Zimmer und sagte: „ Ich muss gehen. Pflichten rufen." Er zeigte mit dem Daumen auf die Türe.
„ Warte", hielt ihn Emma auf, „ Ich hätte beinahe vergessen, weshalb ich überhaupt hier gewesen bin!"
Sie schnappte ihn an seiner Hand, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. „ Was macht Bitchrina in unserem Haus?! Was hast du dir nur gedacht, als du sie hier hineingelassen hast?", fragte sie. Ihre Augen sprühten vor Wut. So hatte ich sie noch nie zuvor gesehen.
Damien seufzte. „ Es ist nicht so, wie du denkst, Em. Ich würde mich eher tausend Mal selbst erdolchen als sie je wieder in mein Leben zu lassen. Es ist nur so...Verdammt. Ich mag es nicht mich selbst zu wiederholen. Warum fragst du nicht einfach Alexis?"
Ich merkte, dass sobald der Name Katrina auftauchte, seine Laune auf Null sank. Seine Augen wurden leer, als er Trübsal blasend auf die Wand sah. Dann bewegte er sich wieder in Richtung der Türe, stoppte aber, als er sie erreichte. Er drehte sich um und sah mich direkt an.
„ Sei um sechs Uhr fertig. Wir gehen aus."
„ Aus? Wie meinst du das? Aus dem Schloss?" Ich konnte die Aufregung in meiner Stimme nicht unterdrücken, obwohl ich jedes Mal, wenn ich aus dem Schloss gegangen war, wieder um alles in der Welt zurück wollte. Ich wusste nicht wieso, aber ich dachte, dass es dieses Mal besser sein wird.
„ Ja. Raus aus dieser Hölle wie du es nennst."
Ich ließ meinen Kopf hängen. Aber konnte man es mir verübeln, dass ich so dachte? Ein Ort, an dem man gefoltert und eingesperrt worden ist. Ich denke, Himmel wäre der falsche Ausdruck dafür.
Im Augenwinkel konnte ich Damien etwas zusammenzucken sehen. Oder vielleicht hatte ich es mir nur eingebildet.
Emma durchbrach die Stille. „ Wenn ich mich nicht irre, dann..", sie zeigte mit dem Finger auf Damien, „ ...hat er dich gerade um ein Date gebeten."
Ein was?
Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust, schwenkte ihren Blick immer wieder zwischen Damien und mir hin und her, wobei sie grinste. Damien verzog seine Augen lediglich zu Schlitzen, während er sie ansah.
„ Was ist das?" Warum hast du mir nie von solchen Dingen erzählt, Maria?
„ Es ist--"
„ Hast du nichts Wichtigeres zu tun, als Amor zu spielen, Em? Denk nicht, dass ich nicht weiß, was in deinem Kopf vorgeht, kleine Schwester." Er raufte ihr durch die Haare und sie schlug seine Hand weg.
„ Und du hast nichts Wichtigeres zu tun, als meine beste Freundin fast zu küssen? Oh, ich vergaß. Es gibt nichts Wichtigeres als sie, nicht wahr?" Sie zwinkerte ihm zu.
Beste Freunde? Seit wann waren wir beste Freunde? Aber dann kam mir in den Sinn, dass sie die einzige Freundin war, die ich hatte. Und ich konnte mich glücklich schätzen, sie an meiner Seite zu haben, immer.
Damien schien tief in Gedanken versunken sein. Das tat er, wenn er mit jemanden kommunizierte. Wenn ich es richtig deutete, wusste Damien nicht, was er sagen sollte, weshalb er einfach schnell erwidert: „ Ich muss jetzt gehen, aber es ist noch nicht vorbei." Er zeigte mit dem Finger auf sie, starrte sie gespielt wütend an und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
„ Mädchen, du musst mir viel erzählen." Sie drehte sich zu mir.
Und das tat ich.
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Ein paar Stunden später...
Tränen rannten über meine Wangen, als ich mich geräuschvoll in ein Taschentuch schnäuzte. Ich warf das verwendete Taschentuch in den kleinen Mistkübel neben meinem Bett und wandte mich wieder zum Fernseher.
„ Jaa Simran, Jaa. Jeele apni zindagi."
Emma, die neben mir saß, stieß einen Freudenschrei aus. Sie war nicht die einzige, denn auch ich schrie ja und sprang beinahe vom Bett auf.
„ Hey! Sei vorsichtig mit meinen Babys!" Ich blickte zu ihr hinab und sah, wie sie eine große Popcornschüssel wie ein Schutzschild vor ihren Körper hielt. Ich murmelte Entschuldigung, während ich mir eine Handvoll Popcorn nahm. Ich widmete mich wieder dem Bollywood-Liebesfilm, den wir ansahen. Er hieß Dil wale dhulaniya le jaenge.
Als ich mit tränenüberströmten Gesicht neben meiner besten Freundin saß, um uns herum Süßigkeiten, wurde mir bewusst, wie sehr mir das alles in den letzten Jahren gefehlt hatte. Diese Erfahrung werde ich niemals vergessen.
„ Oh mein Gott. Das ist das zehnte Mal, dass ich diesen Film sehe, aber ich muss jedes Mal weinen. Ich denke, wir sollen als nächstes noch einen Bollywood-Film ansehen. Wie wär's mit Bajirao Mastani. Was hältst du davon?"
Sie bemerkte meine Tränen, die ich gerade wegwischen wollte.
„ Hey, warum weinst du? Sie sind doch jetzt zusammen!", sagte Emma und legte ihre Hand auf meine Schulter.
„ Das ist es nicht." Ich schüttelte meinen Kopf.
„ Sondern?"
„ Es ist nur...Es wirkt alles zu gut, um wahr zu sein. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals aus dem Kerker herauskommen würde, lachen werde und wegen eines Films weine. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas erlebe. Diese wunderbare Freundschaft, die wir haben.."
Ich konnte nicht ausdrücken, wie ich mich in diesem Moment fühlte. Einfach dankbar.
Emma sagte nichts, sondern schlang ihre Arme einfach um mich. Ich erwiderte diese beruhigende Geste.
„ Vergiss die Vergangenheit, Alexis. Obwohl nein, eigentlich nicht. Ich weiß, dass du durch die Hölle und wieder zurückgegangen bist. Und genau das wird dich für die Zukunft stärker machen. Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Du fühlst den Hass in dir? Hass gegen alle, die dir Unrecht getan haben, auch gegenüber meinem Bruder? Gut, halte dich an diesem Hass fest. Lass das Feuer in dir nie erlöschen. Du wirst es brauchen. Du musst jeden büßen lassen, der dir Schmerz zugefügt hat."
Ihre Worte drangen langsam zu mir durch und ich realisierte, wie wahr sie doch waren. Ich hegte einen Hass gegen jeden, der mich zu einer Gefangenen gemacht hatte. Es war nur so, dass es ein komisches Band gab, das mich das alles so leicht vergessen lässt. Dieses Band ließ mich fühlen, dass jedes negative Gefühl falsch war.
„ Eins noch. Egal, was passiert. Misstraue niemals meinem Bruder."
Was wollte sie damit sagen?
„ Ich habe diese Visionen, obwohl ich mich nicht an viel erinnere, wenn ich wieder zurück in der Realität bin. Aber auch wenn ich es tun würde, dürfte ich sie keinem erzählen. Ich denke, dass das meine Gabe sein könnte. Es ist üblich, dass adelige Vampire Bilder von der Zukunft sehen können. Da ich noch nicht achtzehn bin, bin ich mir nicht sicher, was sie bedeuten oder symbolisieren. Aber bitte, versprich mir. Auch wenn du erfahren solltest, dass die letzten Wochen deines Lebens eine Lüge waren, musst du auf dein Herz hören. Ich verspreche dir, dass es dir den richtigen Weg zeigen wird. Verlier einfach nie den Glauben in Damien. Versprich mir, dass du nie aufhören wirst ihm zu glauben."
Ich wusste, dass ich viele Gründe hatte ihm zu misstrauen, aber etwas in mir brachte mich zum Nicken und ich sagte: „ Ich verspreche es."
Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal verstand, was ich da versprach. Wenn Emma aber wirklich in die Zukunft sehen konnte, dann werde ich es früher oder später herausfinden.
„ Gut. Es ist fast fünf. Du musst dich fertig machen! Deine Kleidung ist in Damiens Zimmer, oder? Los geht's."
„ Warte!" rief sie mir zu, „ Ich muss sicher gehen, dass der Weg frei ist und diese Hexe nicht in seinem Zimmer ist. Ich will nicht, dass sie sich in deiner Nähe aufhält."
Sie stand vom Bett auf und ging auf den schwach belichteten Flur, ließ mich alleine.
Plötzlich breitete sich Schmerz in mir aus, fürchterliche Schmerzen.
Es fühlte sich so an, als würde jemand mehrere Male mit einem Messer in meinen Bauch stechen. Aber als ich hinuntersah, war da nichts. Kein Messer oder irgendein scharfes Objekt, welcher der Auslöser für den Schmerz sein könnte. Ich hob mein T-Shirt, aber ich konnte keine sichtbare Wunde sehen. Ich wusste nicht, was mir so wehtat.
Als sich der Schock langsam verflüchtigte, begann ich zu schreien.
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Oh,Oh....was könnte mit ihr los sein?
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