Kapitel 8
Mittwoch: 13. Februar 1940
Theresa PoV:
Nur noch 1 Schulstunde, dachte ich mir als der Gong ertönte und Geschichte begann.
Frau Smith war wie immer genervt von uns Schüler, doch das interessierte Alice und mich recht wenig. Für diesen Unterricht mussten wir in einen anderer Klassenraum und saßen nun ganz hinten am Fenster, den Blick auf den nun leeren Pausenhof.
Maxime und ihre beiden Freundinnen saßen nur eine Reihe vor uns.
Maxime die mal wieder zeichnete, Lucinda welche angestrengt dem Unterricht folgte und Gwendolyn welche ihr Geschichtsbuch durchblätterte auf der Suche nach etwas interessanterem als dem sich langziehendem Geschichtsunterricht.
Max und seine beiden Freunde saßen auf der anderen Seite des Klassenzimmers, ebenfalls in der hintersten Reihe. Nils, Peter und Max hatten ihre Köpfe zusammengesteckt und flüsterten angeregt miteinander. Ich sah den dreien noch kurz zu und überlegte über was sie wohl redeten. Es sah aufjedenfall wichtig aus.
Egal, interessierte mich eh nicht.
Mein Blick wanderte an den anderen Schülern vorbei, an Josef welcher mal wieder eingeschlafen war rüber zu der Uhr, welche neben der Tür hing. Noch eine halbe Stunde. Und was sollte ich in dieser ewig langen Zeit noch machen?
"Theresa? Theresa!" riss mich meine Lehrerin aus meinen Gedanken nach Freiheit vom Unterricht.
"Ähm...Wie bitte?" fragte ich sie gespielt höflich.
Was will die denn jetzt? Um was ging es überhaupt? Hatte sie mir eine Frage zum Thema gestellt, welches auch immer wir gerade behandelten, oder hatte sie mich gemahnt, wieso auch immer.
Fragend sah ich Lucinda an, doch diese hatte dem Anschein nach auch keine Ahnung um was es ging, sie war viel zu beschäftigt die Karokästchen auf ihrem Block auszumalen. Aus dem Augenwinkel sah ich zu Maxime, welche leise vor sich hin kicherte und ihre Hand vor ihren Mund hielt um noch lauteres Lachen zu unterdrücken.
Gemeinheit. Wieso immer ich? Konnte diese bescheuert Lehrerin nicht jemand anderen nehmen?
"Ich habe dich gefragt, wie die sieben Kleinkönigreiche von England aus dem 6. Jahrhundert hießen." wiederholte sich meine Lehrerin genervt und stemmt ihre pummeligen Arme in ihre breiten Hüften. Sie sah aus wie eine kleine dicke Kugel mit genauso dicken Stöcken an den Seiten, welche ihre Arme und Beine darstellen sollte. Ihr Gesicht war gequetscht und die kleine pummel Nase sah aus wie die von einem Schwein, ihre mini Ohren versteckten sich unter ihren schwarzen dicken schulterlangen Haaren. Ihre murmelartigen eklig braun-grünen Augen quollen aus ihrem Speckgesicht hervor, ihre Lippen, das dünnste an ihrem ganzen Körper, waren sehr schmal und von 2 hässlichen Falten umgeben, ob dies nun Speckfalten oder Altersfalten waren lässt sich streiten.
"Ähm..." fing ich an und war komplett überfordert mit der Situation. Wie hießen die nochmal?
"Mercien? Kent? Essex?" Drei. Mehr fielen mir nicht ein. "Es sind Sieben." Frau Smith betonte deutlich die Sieben.
Ach ne, hätte ich nicht gedacht, dass die sieben Kleinkönigreiche auch tatsächlich sieben sind.
"Mehr weiß ich nicht mehr." entschuldigte ich mich und lehnte mich gelassen wieder auf den alten Holzstuhl, auf welchem ich saß, zurück.
Meine Lehrerin seufzte genervt und lies ihre Arme wieder sinken.
"Pass das nächste Mal besser auf." schimpfte sie und gestikulierte dies mit ihrem Zeigefinger, der aussah wie eine kleine Wurst, und wandte sich wieder zum Rest der Klasse und fragte: "Kann vielleicht jemand anders die anderen Königreich aufzählen?"
Sofort schoss Max' Hand in die Luft. "Max." rief Frau Smith meinen kleinen Cousin auf, welcher auch sofort die restlichen Kleinkönigreiche aufzählte. Genervt von der Situation wandte ich mich wieder dem Fenster zu und der Straße, die man draußen sah.
Die einzigsten Menschen auf der verlassen Straße war eine alte Dame mit einen Mops an der Leine und Lukas der Bäcker, welcher gerade seine Bäckerei schloss.
Die kleine Bäckerei hatte nicht lange offen, aber dafür hatte sie die besten Brötchen im gesamten Dorf. Lukas kannte uns schon sehr lange, als kleine Kinder sind wir immer oft ganz langsam an der Bäckerei vorbei gegangen, nur damit Lukas dann immer raus kam und uns frische Erdbeerbrötchen gab. Dann saßen wir immer mit Lukas am Straßenrand und aßen die Brötchen.
Bei dieser alten Erinnerung musste ich unwillkürlich lächeln.
Das hatten wir schon so lange nicht mehr getan. Das lag wohl daran, dass wir alle zu schnell älter werden.
Erwachsen werden. Oh Gott bitte nicht.
Mein Lächeln schwand wieder und ich sah mal wieder zur Uhr.
Wir hatten gleich Schulschluss. Endlich.
Viele hatten ihre Mappen schon in ihre Ranzen und Rucksäcke gestopft. Das brauchte ich nicht, denn ich hatte mir nicht einmal die Mühe gemacht meine Mappe herauszuholen. Somit stopfte ich mein Geschichtsbuch in meinen Rucksack un stopfte auch mein Mäppchen hinein.
Keine Minute später klingelte es und wir liefen alle aus der Tür hinaus, während Frau Smith uns noch hinterher rief: "Und vergesst eure Hausaufgaben nicht!"
Jaja schon klar, Hausaufgaben nicht vergessen. Blablabla. Immer das selbe.
Endlich konnte ich weg von diesem schrecklichen Gebäude, welches man Schule nannte und mir nur noch mehr Probleme gab um die ich mich kümmern musste.
Ich schnappte mir meinen Rucksack und rannte mit Alice schnell aus den Klassenraum den Flur entlang und direkt in eine Person hinein.
Kann denn niemand hier aufpassen?
"Oh. Entschuldige Theresa." hörte ich Leni's Stimme über mir, da ich durch den Aufprall hin geflogen war. "Schon okay Leni." antwortete ich und rieb meinen schmerzenden Kopf. Alice stand neben mir und verkniff sich ihr Lachen, was ihr nicht gut gelang. Leni streckte mir ihre kleine Hand entgegen, ich griff nach ihr und sie zog mich, mit Hilfe meinerseits, hoch. Ich bedankte mich dafür und strich mit meiner Hand durch meine eh schon zerzausten Haare.
"Ähm Theresa? Hast du zufälligerweise Alec gesehen?" fragte sie und knetete dabei ihre Hände. "Nein tut mir leid. Hattet ihr nicht zusammen Unterricht?" fragte ich sie zurück. Sie sah ziemlich nervös aus. "Ja schon, aber er ist aus dem Raum gerannt wie ein Irrer und ich konnte ihn nicht erwischen."
Sie war unglaublich nervös, aber wie mir auffiel nicht wegen den Thema Alec, sondern weil viele Schüler auf ihren gelben Judenstern starrten, schnell wieder wegkuckten und dann anfingen zu tuscheln. So eine Gemeinheit. Ich hasse Menschen. Wie kann man so oberflächlich sein und sich einbilden was besseres zu sein. Das ist so unverschämt.
Alice hatte sich in der Zwischenzeit wieder beruhigt und stand nun gelangweilt neben mir mit verkreuzten Armen vor der Brust. Auch sie sah die Blicke der Anderen und warf den Meisten dann wütende Blicke zu, welche sich dann wieder schnell wegdrehten und zügig weitergingen.
"Soll ich ihm wenn ich ihn sehe was von dir ausrichten?" fragte ich Leni und lächelte sie an. Sie war einer der wenigen Menschen die ich mochte, eigentlich mochte ich nur meine Cousinen und Cousins, sowie meinen kleinen Bruder, meine Großeltern, Alice meine beste bescheuerte Freundin und Leni, welche schon wie Familie ist.
"Ne passt schon." meint sie ein wenig traurig und wollte gehen, doch sie drehte sich wieder um und sagte: "Obwohl. Du könntest ihm sagen, dass ich später mal vorbei schau." "Klar mach ich. Ciao." verabschiedete ich mich und ging mit Alice in den Pausenhof, wo Maxime bereits auf mich wartete. Ich verabschiedete mich von Alice, welche von ihrem Vater in dem neuen Austin 7 abgeholt wurde, ihre Familie war ziemlich reich, nicht die Reichste, denn das waren immernoch die Pedgworks, aber dennoch reicher als wir. Und so ging ich zusammen mit meiner kleinen Cousine nach Hause.
Wir werden dieses grässliche Kindergefängnis, in dem man lernen musste, zum Glück erst wieder Freitag betreten.
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