Kapitel 1
Dienstag: 12.Februar 1940
Theresa PoV:
"Theresa! Komm! Essen!" hörte ich die feine Stimme meiner Mutter. "Ja! Ich komme sofort Mutter!" antwortete ich ihr.
Ich schrieb mit zwei Sätzen den Eintrag in mein Tagebuch fertig. Stand von dem alten staubigen Sessel in meinen Zimmer auf. Klopfte den Staub von meinem himmelblauen Kleid. Versteckte mein Tagebuch unter meiner Matratze, die auf meinen quietschenden Bett lag, und stieg die Treppen achtsam, dass ich nicht ausrutschte, da meine Tante Helga anscheinend gerade erst geputzt hatte, hinab.
Mit quietschenden Lauten öffnete ich die Tür zum Salon und trat ein.
Ich sah meinen kleinen Bruder Will der von Onkel Lorenz in seinen Kinderstuhl gesetzt wurde. Max und Maxim saßen schon am Esstisch mit jeweils einem dicken Buch in der Hand, in dem sie lasen. Alec half meiner Mutter Anneliese den Tisch zu decken. Anna war noch nirgends zu sehen, sowie auch ihre Mutter Magdalene.
Oma Anne und Opa Michael saßen bereits am Tisch und unterhielten sich mit meinem Vater Herbert und Onkel Achim. Tante Helga stellte gerade den Gemüse-Fleischeintopf auf den Tisch.
Ich ging zu meinem Platz neben Max und setze mich.
Man hörte ein leises klicken und darauf folgte das quietschen einer Tür.
"Oh Magdalene ist da." hörte man meine Mutter und Sekunden später kam meine Tante Magdalene mit zwei Tragetaschen herein.
Alec ging auf seine Mutter zu und nahm ihr eine Tasche aus der Hand.
"Danke mein Sohn." bedankte sie sich und Strich sich eine vorgefallene blonde Haarsträhne zurück hinter ihr Ohr an dem sie einen matten silbernen Ohrring trug, sowie auch an dem anderen Ohr.
"Sind das die Vorräte für den Valentinstag?" fragte ich meine Tante höflich. Sie sah mich an nickte, stellte die Tüte neben der Tür ab, setzte sich an den Tisch und sagte: "Ja. Ich hoffe sie reichen." "Sie werden bestimmt reichen," antwortete ich ihr bestimmt "solange wir Anna von den Einkäufen fern halten." Magdalene schmunzelte. "Ja da hast du recht."
Genau in diesem Augenblick kam Anna in den Salon und setzte sich mir gegenüber. "Hast du schon die Aufgaben für die Schule fertig?" fragte sie mich ohne von ihrem Schulheft auszusehen. Ich zögerte doch antwortete: "Natürlich." "Alles?" hakte sie nach wie immer. Wieder zögerte ich. "Nein Französich habe ich noch nicht ganz fertig..." Jetzt sah sie auf und sah mich mit ihrem arroganten Blick an. "Du weißt schon." setzte sie an "Es ist eine Ehre auf eine so gute Schule wie die unsere zu gehen. Du solltest dir mehr Mühe geben. Ich habe schon alle Aufgaben nach der Schule erledigt. Das hättest du auch tun sollen." Jedes einzelne Wort betonte sie so sehr, dass ich nun ein schlechtes Gewissen hatte.
Sie hatte Recht.
Es ist eine Ehre auf so eine gute Schule gehen zu dürfen. Unsere Eltern haben damals sehr viel Geld bezahlt, damit wir alle eine gute Ausbildung bekommen.
"Nanana." schimpfte Tante Helga "Jetzt wird nicht mehr geredet. Max! Maxim! Legt die Bücher weg. Anna dein Schulheft hat hier nichts verloren. Magdalene jetzt setz dich doch endlich." Magdalene war anscheinend wieder aufgestanden um die Einkäufe in den Taschen zu verräumen. Eben hatte sie den Saft in den Kühlschrank geräumt. Schloss den Kühlschrank und setzte sich. Max und Maxim lagen ihre Bücher beiseite und Anna stand auf und lag ihr Schulheft auf den kleinen aus Holz geschnitzten Abstelltisch am Fenster hinter ihr.
Sie setze sich wieder und wir reichten einander die Hände. Die Erwachsenen schlossen auch die Augen und so sprachen wir alle: "Oh Herr Gott Vater segne Speis und Trank. Lass es nie ausgehen und wach über uns und das Land das wir unser Eigen nennen Tag und Nacht." Kurze Stille folgte und dann: "Amen."
Wir ließen des jeweils anderen los, wünschten uns einen guten Appetit und begannen zu essen.
Ich begann mir etwas Eintopf auf meinen Teller zu schöpfen und nahm mir etwas Brot aus einem gewebten kleinen Körbchen, welches Alec und Onkel Lorenz mal gemacht hatten.
Ich reichte den Brotkorb Max, welcher zu meiner Linken saß und den Eintopf Alec, welcher zu meiner Rechten saß.
Tante Helga war zwar manchmal ein wenig verpeilt und verwirrt, aber man musste ihr eins lassen, sie konnte ausgesprochen gut kochen.
***
Nachdem Essen halfen ich und Alec Tante Helga und meiner Mutter beim Aufräumen.
"Und freust du dich schon auf Donnerstag?" flüsterte Alec mir zu als wir gerade an der Spüle die Teller, Töpfe, Gläser und Löffel abtrockneten.
"Ja. Total. Einen Tag im Bunker mit Essen und Trinken, ein paar Brett- und Kartenspiel und euch...Natürlich freu ich mich." antwortete ich ihm mit übertriebener Freude. Er lachte leise und flüsterte dann: "Wir sehen uns in einer halben Stunde in der Höhle." Er zwinkerte mir zu und ging.
Die Höhle war am Strand unten, nicht weit von unserem Haus. Max und Anna hatten sie einmal bei einem Spaziergang am Strand entdeckt. Sie lag im Stein verborgen, wenn man nicht mehr als fünf mal hinschaute sah man sie nicht.
Diese Höhle war seitdem unser Versteck. Wir hatten dort ein paar Kissen, Decken und Getränke in den Nischen in der Höhlenwand versteckt und ab und zu brachten wir auch belegte Brötchen hinunter, falls wir länger blieben.
Es war wirklich sehr schön dort.
Ich räumte gerade die letzten Teller in den Schrank ein, ließ das Wasser aus der Spüle und räumte die nicht benutzten Lappen zurück in den unteren Schrank, dann verließ ich die Küche ohne ein weiteres Wort.
Ich stieg die Treppen hoch in mein kleines Zimmer und kramte in meinem Schrank nach dem braunen Cord Rock mit den Knöpfen, den ich so sehr liebte, einer hell braunen Strumpfhose für darunter und einen violetten Langarmshirt. Dies zog ich auch sofort an schlüpfte in meine dunkel braunen Ballerinas. Und sprang die Treppen hinunter.
"Theresa!" hörte ich Tante Magdalene schimpfen "Nicht so springen!"
"Verzeihung Tante." entschuldigte ich mich bei ihr. So ging ich nun leiser die Treppen nach unten und die Tür vorne raus.
Ich wollte gerade die Türe hinter mir schließen da hörte ich jemanden meinen Namen rufen. Ich drehte mich um, um zu sehen war dort war. Anna kam auf mich zu. "Wir können doch gemeinsam runter oder?" fragte sie freundlich und schlang ihren zierlichen Arm um meine Schulter. Ich schloss die Tür hinter uns und sie zog mich mit nach draußen.
Anna war mir wirklich ein Rätsel.
Mal so stur, dickköpfig und arrogant, und dann wieder so liebt, nett und freundlich.
Aber es war egal wie sie war.
Sie war und blieb meine große Cousine und ich hatte sie unglaublich lieb.
Und so schlang auch ich meinen zierlichen Arm um ihre Schulter und zusammen gingen wir hinunter zum Strand, zur Höhle unserer einzigste Zuflucht.
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