6. Kapitel
Nico und Adrien hatten letztendlich ein Gewehr gefunden, dass in der Lage war Ziele aus 2 Kilometern Entfernung zu treffen. Nachdem sie es bezahlt hatten, flogen sie zusammen mit Nicky wieder zurück. Die Scharzhaarige war glücklich, weil ihr Bruder an diesem Ort einen solch guten Freund gefunden hatte. Nico hatte nicht wirklich Probleme Freunde zu finden, dich viele kamen nicht damit klar, dass es die Zwillinge meist nur im Doppelpack gab, sodass die meisten seiner Freundschaften eher oberflächlich waren. Nicky hatte keine Probleme damit nicht beachtet zu werden. Für sie war nur wichtig, dass sie sich bei ihrem Bruder befand. Sie vertraute vielen der Leute mit denen er sich abgab nicht. Ihre Familie hatte viel Geld, sodass es für viele scheinbar verlockend war sich mit ihnen zu befreunden. Schnell bemerkte man, dass man bei dem Mädchen in diese Richtung nicht weit kam, weshalb sich viele einfach an ihren Bruder rangeschmissen hatten, der wesentlich offener als sie war. Nicky und Nico waren schon seit sie klein waren unzertrennlich. Nico sorgte sich um seine Schwester, da diese ein schwaches Immunsystem hatte und deshalb oft krank war, und Nicky sorgte sich um ihren Bruder, da sie nicht wollte, dass er verletzt wurde. Ihr war klar, dass er es wahrscheinlich nicht gut wegstecken würde. Außerdem verstanden sich die beiden perfekt miteinander. Sie wussten praktisch, was der Andere denkt und wie es ihm geht.
Aber gerade deshalb freute sie sich so, dass Nico und Adrien sich so gut verstanden. Adrien wusste nichts vom Reichtum ihrer Familie. Außerdem hatte er eine ehrliche Art, die Nicky außerordentlich gefiel. Sie wusste, dass sie Adrien ihren Bruder anvertrauen konnte.
Als sie ankamen, waren sie die Ersten, doch als sie landeten, konnten sie ihre Freunde in ein paar Metern Entfernung fliegen sehen. Als sie Miuky an der Spitze mit ihrer Schwester im Arm erkannten, waren sie geschockt. Die Idee, dass sie vor Anstrengung zusammengebrochen sein könnte, kam ihmen nicht. Sie waren der festen Überzeugung, dass etwas passiert sein musste, ließen Miuky aber ohne Fragen zu stellen durch, damit sie ihre Schwester in deren Zimmer bringen konnte. Auch Nick wurde von seinem Bruder durchgewunken, damit er sich um das Mittagessen kümmern konnte, doch die anderen Drei hatten nicht so viel Glück. Sie wurden kurzerhand ins Wohnzimmer geschleift und abwartend angesehen.
"Es ist alles okay", gab Rika aber Entwahrnung, "Körperlich geht es ihr hervorragend. Sie hat sich nur etwas überanstrengt, deshalb ist sie zusammengebrochen"
Sie hatte Mayumis Körper während des Fluges heimlich mit Hilfe ihrer Magie analysiert. Da Feuer für den Körper stand, konnte sie die Silberhaarige ganz einfach und unbemerkt durchchecken.
Nico, Nicky und Adrien waren erleichtert, als sie das hörten, schielten aber dennoch besort zu dem Zimmer in dem die Zwillinge verschwunden waren.
Zazie begab sich daraufhin in die Küche, um Nick zu helfen, da auch er durchaus in der Lage war zu kochen. Da der Junge mit den rotblonden Haaren allerdings keine Hilfe benötigte, wollte er die Küche gerade wieder verlassen, als sein Blick auf ein Buch fiel, dass auf dem Küchentisch lag. Da er sowieso nichts zu tun hatte, nahm er es sich, um darin zu lesen. Sowohl seine eigene Gabe, die Erdmagie, als auch die anderen 3 Elemente Luft, Wasser und Feuer waren erwähnt. Es waren die längsten Kapitel des Buches. Darin stand, dass zusätzlich zu den Elementen und dem dazugehörigen Einflussgebiet auf den Menschen oft noch andere Fähigkeiten offenbart werden, sobald der betreffende Magier erwacht war. Leider konnte er sich nur die Kapitel für Erde und Wasser durchlesen, bis es Mittagessen gab. Diese beiden Kapitel hatten allerdings ausgereicht, um für einige Fragen zu sorgen, sodass er Nico bat ihm das Buch zu leihen. Dieser hatte auch kein Problem damit. In diesem Haus waren einige interessante Bücher, weshalb Nico das Buch ohne Bedenken verleihen konnte. Außerdem hoffte er, dass es auch in den Häusern der Anderen einiges an aufschlussreichen Büchern gab, selbst wenn einige nur bedingt mit dieser Welt zu tun hatten. In seinem Zimmer standen einige Romane, die ausschließlich für den Zeitvertreib geeignet waren. Da er sich aber nicht unbedingt mit den magischen Fähigkeiten der anderen auseinandersetzen wollte, fand er das nicht besonders schlimm. Er wusste nämlich, dass, wenn er zu viele Informationen über die Fähigkeiten der Anderen hätte, er sich zu viele Gedanken darüber machen würde.
Zazie dagegen war an den magischen Fähigkeiten und ihren verschiedenen Optionen interessiert. Nicht nur an denen seiner Begleiter, sondern an allen Anderen auch, da man ja nie wissen konnte, wann es sich im Kampf als nützlich erweisen könnte. Deshalb musste er dringend ein Gespräch mit Miuky, die auf ihn bisher den Eindruck gemacht hatte, als hätte sie sich von allem am meisten mit all dem beschäftigt, führen. Er hoffte nämlich, dass sie ihm beim beantworten seiner Fragen helfen konnte. Er musste dieses Gespräch allerdings auf später verschieben, da es nach dem Mittagessen für ihn sofort zum Training gehen würde.
Nachdem sie auf dem Trainingsplatz angekommen waren, teilten sie sich wieder auf. Juno und Zazie, die schon Übung mit ihren Waffen hatten, wollten direkt mit kämpfen beginnen, um ihre Waffen- und Magiekontrolle zu steigern. Bevor sie allerdings beginnen konnten, bat Adrien Zazie einige Zielscheiben zu erschaffen, damit auch er seine Waffe trainieren konnte. Nachdem das erledigt war, gab Adrien das Startsignal für die beiden Elementarmagier, welche sich daraufhin sofort in die Luft begaben. Gleichzeitig holten sie die Dolche aus ihren Mänteln. Junos fingen sofort an in der Luft zu schweben und auf Zazie loszugehen, während dieser jeden Dolch von Hand werfen musste. Geschickt wich der Erdmagier den Dolchen seines Freundes aus, sie daraufhin die Richtung änderten und wieder auf ihn zugeflogen kamen. Sobald ihm ein Dolch, dem er nicht ausweichen konnte, zu nahe kam, warf er selbst einen Dolch, um nicht getroffen zu werden. Dadurch sah es zunächst so aus, als hätte Juno die Oberhand. Der Luftmagier bemerkte allerdings nicht, dass der Lilahaarige nur Zeit schindete. Dies tat er aus zwei Gründen. Erstens benötigte Juno seine Magie, um fliegen zu können, wodurch ihm einiges an Kraft flöten ging. Zusätzlich verwendete er auch noch die Dolche, die er ebenfalls mit Hilfe von Magie steuern konnte. Und Zweitens hatte er genügend Zeit, um seine eigene Magie sorgfältig zu beschwören. Schon kurz darauf hatte sich ein riesiger Schild aufgebaut, der die Dolche abwehrte. Außerdem blieben die Dolche im Schild stecken, sodass Juno unfähig war sie weiterhin zu verwenden. Daraufhin verringerten beide Magier die Distanz zwischen sich, bis sie gleichzeitig die Schwerter zogen und aufeinander losgingen. Zazie war eindeutig überlegen, da er dank seinem Element große Kraft in sein Schwert legen konnte und sich trotzdem schnell und flüssig bewegte. Obwohl beide vorher nie mit dem Schwert gekämpft hatten, fühlte es sich für sie gewohnt an, die Waffe zu halten und diese Bewegungen auszuführen. Ihre Technick war perfekt. Sie verwendeten zwei Kampfstiele, die sich so sehr von einander unterschieden, dass sie sich schon wieder ähnlich waren. Während Zazie auf Kraft baute, nutzte Juno seine Verbindung zur Luft, um schneller zu werden. Einige Zeit kämpften sie auf Augenhöhe, doch letztendlich war Juno nicht lange in der Lage seine Magie in solch einem Ausmaß zu verwenden. Er wurde immer langsamer und verlor einiges an Höhe, bis er ganz plötzlich ohnmächtig wurde und aus dem Himmel fiel. Zazie, der bis dahin zu beschäftigt mit sich selbst und dem Kampf war, um die schlechte Verfassung seines Freundes wahrzunehmen, konnte ihn in letzter Sekunde noch fangen und sanft zu Boden bringen. Auch er war vollkommen erschöpft von dem Kampf, sodass er sich, nachdem er etwas getrunken hatte, ins Gras legte und erstmal nicht mehr rührte.
Nachdem er den Startschuss für das Duell der beiden Elementarmagier gegeben hatte, nahm Adrien sich von dem Punkt, an dem er stand, gleich die erste Zielscheibe vor. Er war etwa 100 Meter von seinem Ziel entfernt. Seine Waffe war sehr groß und ziehmlich schwer, doch jetzt, da er hinter ihr auf dem Boden lag und nur noch die Hände an der Waffe hatte, machte er sich aus unerfindlichen Gründen keine Sorgen mehr. Plötzlich bezweifelte er nicht mehr, dass er treffen würde. Er holte tief Luft und betätigte dann den Abzug. Tatsächlich hatte er getroffen, wenn auch nur den äußersten Rand der Zielscheibe, doch für den Anfang war das nicht schlecht.
Während er sein Gewehr nachlud, sah er zu seinen anderen drei Kameraden. Rika, die ihren Stab ausgefahren hatte, kämpfte gegen Nico, der Zwillingsschwerter verwendete. Rikas Stab glühte förmlich, da die Rothaarige ihn mit ihrer Feuermagie aufgeladen hatte. Nico durfte ihre Waffe deshalb auf keinen Fall berühren, da er sich sonst eine Verbrennung zweiten Grades eingefangen hätte. Um einer Verletzung, die Miuky vielleicht nicht heilen könnte, vorzubeugen, hatte sie die Temperatur des Stabes heruntergeschraubt. Sie wollte ihren Kameraden, der mit seinen 14 Jahren um einiges jünger als sie selbst war, schließlich nicht verletzen. Dieser war allerdings gar nicht schlecht. Mit seinen Zwillingsschwertern hackte er in einer Geschwindigkeit auf Rika ein, die selbst sie leicht überforderte. Dazu kam, dass er sich innerhalb von Millisekunden an einen anderen Ort teleportierte, sobald es brenzlig wurde. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie sagen, dass er sein Leben lang nicht Anderes getan hatte, doch da dies sicher nicht der Fall war, ging sie davon aus, dass es mit ihren Gaben zusammen hing. Diese Waffen schienen schließlich zu ihnen zu gehören.
Auch Nick und Nicky waren in einen Kampf vertieft. Zuerst hatten beide nur langsame, vorsichtige Schläge, die leicht abgewehrt werden konnten, auf ihren Partner ausgeübt, doch mit der Zeit waren daraus harte, schnelle und unvorhersehbare Angriffe geworden. Als Nicky dann allerdings damit begann, Strom in den Stab zu leiten, hatte Nick keine Chance mehr, da das Metall seines Säbels ein sehr guter Leiter war. Ohne es mitzubekommen, hatte er die Magie seiner Schwester abbekommen und wurde ohnmächtig. Nicky rief daraufhin sofort um Hilfe, weshalb Nico und Rika ihren Kampf unterbrachen, um ihr zu helfen. Auch Adrien, Zazie und Juno, der wieder aufgewacht war, ließen alles stehen und liegen, um Nicky zu Hilfe zu eilen.
Nico fackelte nicht lange und teleportierte Nick, Nicky und sich selbst zurück nach Hause, nachdem er darum gebeten hatte, dass ihre Sachen mitgebracht werden.
Nico hatte Nick und sich direkt in das Zimmer seines großen Bruders teleportiert, da er nicht wusste, ob er ihn überhaupt tragen konnte. Nicky dagegen stand vor Mayumis Zimmertür. Ohne zu klopfen riss sie die Tür auf und rief: "Miuky, komm schnell!"
Ohne auf eine Antwort zu warten stürmte sie in das Zimmer ihres großen Bruders, Miuky dicht auf den Fersen. Sobald sie im Zimmer waren, blieb Nicky stehen, während Miuky sofort zum Bett, in dem Nick mittlerweile lag, eilte. Ohne zu überlegen legte sie ihm beide Hände auf die Brust. Das Wasser fing an von ihren Händen ausgehend über den ganzen Körper des Älteren zu fließen. Die ganze Zeit über leuchtete es pastellfarben, doch als Miuky die Hände wieder von ihm nahm, schüttelte sie den Kopf und sagte: "Tut mir Leid. Ich kann ihm nicht helfen. Mit meinen Fähigkeiten kann ich leider nur oberflächliche Wunden heilen. Er hat einen gewaltigen Stromschlag abbekommen, doch ich denke, dass er keine Schäden zurückbehalten wird. Er wird wahrscheinlich demnächst von alleine aufwachen. Jemand sollte dann bei ihm sein"
Sie war aufgestanden, doch während sie das sagte, schaute sie die Geschwister nicht an. Es tat ihr furchtbar Leid, die beiden enttäuschen zu müssen. Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ sie das Zimmer, ließ die betrübten Zwillinge zurück und betrat das Zimmer ihrer immer noch schlafenden Schwester wieder. Sie setzte sich wieder auf den Stuhl, auf dem sie auch vorher schon gesessen hatte, und nahm ihr Buch, dass sie gelesen hatte bevor Nicky in das Zimmer gestürmt war, wieder in die Hand. Es ging um die Geschichte der Feya. Bevor sie allerdings weiterlesen konnte, klopfte es an der Tür. Nachdem Miuky den Gast hereingebeten hatte, öffnete sich die Tür und Zazie kam ins Zimmer.
"Ich hoffe ich störe nicht", begann er das Gespräch vorsichtig, "Wie geht es Mayumi?"
Miuky konnte zur Antwort nur mit den Schultern zucken: "Sie ist noch nicht aufgewacht. Wolltest du etwas von ihr?"
"Nein", gab er zu, "Ich wollte mich mit dir unterhalten"
"Worüber?", wollte Miuky wissen.
"Ich habe vorhin in diesem Buch gelesen. Dabei habe ich einige interessante Dinge erfahren", erklärte Zazie, während er Nicos Buch hervor holte.
"Wovon handelt das Buch?", fragte Miuky, deren Interesse nun geweckt war, weiter.
"Von einigen magischen Fähigkeiten"
"Und Erde und Wasser gehören auch dazu", schlussfolgerte die Wassermagierin, bevor Zazie es ihr sagen konnte.
"Richtig", bestätigte Zazie.
"Auf Seite 94", Zazie gab Miuky das Buch, "wird einiges über deine Magie berichtet. Sie schreiben, dass das Wasser mehr kann, als nur die reine Manifestation des Elements. Das Wasser soll das Element der Seele sein. Dem Buch nach sollte es fast allen Wassermagiern möglich sein den größten Wunsch der Seele zu hören. Nach unserem Training gestern hattest du doch Kopfschmerzen wegen diesen Stimmen in deinem Kopf. Du hattest Recht, was sie betraf. Allerdings schreiben sie in dem Buch, dass man viel Übung brauch, um die Seelen mehrerer Menschen zu hören. Außerdem soll es sogar Wassermagier geben, die Gedanken lesen können. Da du in diesem Bezug ein Naturtalent zu sein scheinst, könnte es meiner Meinung nach gut möglich sein, dass du diese Fähigkeit besitzt. Außer dem ist eigentlich nur noch von den verschiedenen Aggregatszuständen des Wassers, die von manchen Magiern kontrolliert werden können, die Rede. Von der Fähigkeit zu heilen wird hier nichts geschrieben. Es ist also gut möglich, dass du die Einzige Wassermagierin bist, die das jemals getan hat"
Als Zazie geendet hatte, sah Miuky ihn ungläubig an. Sie hatte das Buch, dass ihr bewies, dass Zazie die Wahrheit sagte, auf dem Schoß liegen.
"Aber es gibt doch auch Eis und Gasmagier, dachte ich. Weshalb sollte ein Wassermahier in der Lage sein die Aggregatszustände zu verändern?", meinte sie daraufhin gedankenverloren.
"Keine Ahnung", antwortete Zazie ihr. Auch er hatte sich diese Frage schon gestellt.
"Außerdem kann ich augenscheinlich nur oberflächliche Wunden heilen", gab Miuky zu. Wieder schaute sie zu Boden.
"Ich wollte ihm unbedingt helfen, doch alles, was ich tun konnte, war anhand seiner Vitalwerte Vermutungen anzustellen"
Obwohl sie versuchte sie zurückzuhalten, flossen ihr Tränen über die Wangen. Sie fing an bitterlich zu weinen. Zazie, der nicht einfach zusehen wollte, nahm beide Bücher von ihrem Schoß. Dann legte er seine Arme um sie, zog sie vom Stuhl und ließ sich mit ihr zusammen zu Boden sinken. Miuky nahm das Angebot gerne an und weinte sich an seiner Schulter aus.
"Ich wollte unbedingt helfen", murmelte sie unter den Schluchzern, "Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich Freunde gefunden und jetzt habe ich schon diese ach so tolle Magie und kann ihnen trotzdem nicht helfen!"
Miuky schüttete dem Jungen ihr Herz aus und obwohl sie es wirklich versuchte, konnte sie einfach nicht aufhören zu weinen. Der Junge hielt sie einfach stumm in den Armen.
"Du musst nicht alles alleine schaffen, Miuky. Du hast jetzt Freunde. Du musst nicht mehr einsam sein", murmelte Zazie gerade laut genug, damit Miuky es hören konne.
Er hing nur für einen Moment seinen eigenen Gedanken nach, doch als er wieder im hier und jetzt angelangte, schaute Miuky ihn aufmerksam an.
"Was ist dir passiert?", wollte sie wissen. Zazie wusste, dass dieser Moment unvermeidbar war. Trotzdem konnte er den Drang ihr eine Lüge aufzutischen nicht abschütteln.
"Ich werde dich nicht dazu zwingen es mir zu erzählen, aber wenn du doch mit jemandem darüber reden willst, kannst du immer zu mir kommen. Es ist schließlich meist nicht ganz einfach mit den Menschen zu reden, die dir am nächsten stehen", meinte Miuky. Obwohl sie sich in seinen Armen wohl und geborgen gefühlt hatte, war sie aufgestanden.
"Weil du sie nicht verletzen möchtest", ergänzte Zazie gedankenverloren und Miuky nickte zur Antwort. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen.
"Bitte erzähl davon niemandem", bat sie ihn.
"Was ist dir passiert?", wollte Zazie wissen.
"Nichts. Mir fällt es einfach nicht leicht anderen zu vertrauen. Das ist alles", meinte Miuky.
"Sie sollen dich für stark halten, damit sie dich nicht verletzen können", schlussfolgerte Zazie und Miuky nickte beschämt. Noch nie hatte sie jemand so leicht durchschaut und plötzlich verspürte sie den Drang sich ihm anzuvertrauen.
"Ich bin ziemlich gut, wenn es darum geht Andere einzuschätzen. Außerdem bin ich hochbegabt" Den letzten Teil hätte Zazie fast nicht verstanden, da sie so genuschelt hatte.
"Viele haben deshalb großen Respekt vor mir. Dazu kommt, dass ich nicht so gut im Umgang mit anderen Menschen bin, weshalb mich viele meiden. Eigentlich bin ich nur eine Last für Mayumi. Ständig legt sie sich für mich mit irgendwem an"
Bevor Miuky weiterreden konnte, unterbrach Zazie sie: "Du bist keine Last für sie. Sie tut das, weil sie dich braucht und liebt. Weißt du, weil du ihr Rückendeckung gibst und sie auffängst, wenn sie fällt, kann sie so fröhlich und offen ohne Umwege ihr Ziel verfolgen"
Er brachte sie dazu ihn anzusehen und lächelte sie an. Er fühlte sich erleichtert, da sie nicht die selben Erfahrungen gemacht hatte, wie er.
"Wolltest du mir nicht auch etwas über deine Magie erzählen?", fragte Miuky, der das Thema unangenehm war.
"Stimmt", antwortete Zazie.
"Wie du ja bereits weißt, steht die Erde für das Herz. Mit ihrer Hilfe kann man überprüfen, wie sich andere fühlen"
"Praktisch", fand Miuky.
"Schon irgendwie", grinste Zazie. Es war ungewohnt für ihn so offen mit jemand Anderem als Juno zu reden, doch es fühlte sich gut an und er wusste, dass er Miuky, die ihm gerade ihr Herz ausgeschüttet hatte, vertrauen konnte.
"Laut dem Buch sind Erdmagier meist superstark und können nicht nur die Erde, sondern auch Pflanzen kontrollieren beziehungsweise wachsen lassen. Und jetzt kommt das furchteinflößende", erklärte Zazie.
"Es soll Erdmagier geben, die Dinge in Stein verwandeln können!"
"Nein!", rief Miuky, die das nicht wahrhaben wollte, "wie furchtbar!"
Zazie nickte als Antwort. Beide wussten, dass sie eigentlich nicht von Dingen redeten, sondern von Menschen.
"Mir wäre es lieber, wenn du dieses Detail für dich behälst. Ich möchte nicht riskieren von den Anderen gefürchtet zu werden", bat Zazie das Mädchen mit den hellblauen Haaren.
Miuky nickte zustimmend. Auch sie fand es besser ihre Kameraden vorerst nicht einzuweihen.
"Da das geklärt ist. Was liest du gerade?", wollte Zazie wissen.
"Es geht um die Geschichte der Feya", erklärte Miuky und da der Lilahaarige sie abwartend ansah, redete sie einfach weiter.
"Du hast doch bestimmt schon von den Hexenverbrennungen in der frühen Neuzeit gehört, oder?"
"Ja", bestätigte Zazie, der plötzlich eine dunkle Vorahnung hatte.
"Zumindest die Ersten der verbrannten Mädchen waren Feya. Später wurde willkürlich weitergemordet und nur noch etwa die Hälfte der Opfer waren Feya. Männliche Feya hatten Glück und blieben zumeist verschohnt. Seit dem versuchen sie versteckt zu bleiben, doch mit der Zeit haben sich Gruppen gebildet. In dem Buch sind von einigen großartigen Magiern die Rede, aber auch von solchen, die ihresgleichen töteten. Dabei muss es sogar zu einigen Schlachten gekommen sein. Mittlerweile arbeiten die Feya oft beim Militär. Dort gibt es einen Abgeordneten, der von uns weiß und dementsprechend eine Spezialeinheit, die ausschließlich aus Feyas besteht, zusammengestellt hat. Wahrscheinlich werden auch wir ausgebildet, um unserem Land als Soldaten zu dienen, sobald wir alt genug sind"
Nachdem Miuky geendet hatte, schwiegen beide zunächst. Keiner von ihnen wusste, was er davon halten sollte, aber das Schweigen sollte nicht lange halten, denn plötzlich sagte eine Stimme, die zu einer Silberhaarigen mit rosanen Augen gehörte: "Miuky"
Es war nur ein Hauchen, aber es reichte, um die Aufmerksamkeit beider auf das bis gerade eben noch ohnmächtige Mädchen zu lenken.
"Ich lass euch beide dann Mal alleine", meinte Zazie, verließ daraufhin das Zimmer und ließ die Zwillinge alleine zurück.
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