18. Kapitel

Nachdem sie allerdings zurück gekommen waren, fehlte von Mayumi, Miuky, Nicky und Zazie immer noch jegliche Spur. Langsam fingen sie an sich Sorgen zu machen, denn sie konnten auch nicht nach ihnen suchen, da keiner von ihnen den Treffpunkt kannte.
Obwohl er die Sachen seiner Zwillingsschwester normalerweise in Ruhe ließ, suchte Nico in Nickys Zimmer nach Informationen zu ihrem Aufenthaltsort und ging, nachdem er dort auch nichts gefunden hatte, sogar an ihr Tagebuch. Es war bereits in ihrem Zimmer gewesen, als sie eingezogen waren und auch schon vorher hatte sie regelmäßig in ihr Tagebuch geschrieben. Er hoffte, dass ihm dies nun von Nutzen sein würde, auch wenn es sich für ihn anfühlte, als würde er seine Schwester hintergehen.
Adrien, der ihn dabei beobachtete, wusste, dass Nicky ihrem Bruder mehr bedeutete, als alles Andere auf der Welt und gerade deshalb konnte er nicht zulassen, dass er Nickys Tagebuch las. So schnell, dass der Schwarzhaarige ihn nicht kommen sah, riss der Blonde ihm das Buch aus den Händen.
"Denk gar nicht dran", fauchte er, als Nico, der verzweifelt versuchte sein Pokerface wieder aufzusetzen, ihn ansah.
"Vielleicht steht da drin wo sie ist", meinte Nico.
"Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht steht darin etwas, von dem du dir wünschen wirst, du hättest es nie gelesen", gab Adrien zu bedenken.
"Du hast ja Recht", musste Nico sich geschlagen geben und Adrien setzte sich seufzend zu Nico auf Nickys Bett.
"Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber glaub mir, Nicky ist stark! Vertrau ihr! Sie weiß was sie tut und sie wird noch heute wieder zurückkehren. Du musst nur an sie glauben", meinte Adrien.
Diese ernsten Worte aus dem Mund seines besten Freundes zu hören, stimmte Nico zuversichtlich.
"Lust noch etwas zu trainieren? Wenn sie hört, dass wir auf der faulen Haut lagen während sie sonst was gemacht hat, wird sie uns köpfen", schlug der Schwarzhaarige vor.
"Klar. Ich muss mich im Schwertkampf noch stark verbessern. Zum Glück kam es heute nicht zum Nahkampf", meinte Adrien grinsend.
"Stimmt. Du wärst sowas von am Arsch gewesen", gab Nico zu und verließ mit Adrien das Zimmer, doch statt, wie der Blonde erwartet hatte, das Haus zu verlassen, lief er ins Wohnzimmer und rief: "Rika, hast du Lust deinen Bruder im Schwertkampf zu besiegen?"
"Hey!", rief Adrien beleidigt.
"Du solltest nicht nur gegen mich, sondern auch gegen Andere kämpfen", erklärte Nico daraufhin gelangweilt, um den Anderen zu beruhigen.

Alle vier waren sie etwas überrascht. Ihnen war klar, dass Zazie erwacht war, doch sie konnten es nicht wirklich glauben.
"Jetzt sind also schon zwei von uns erwacht", stellte Miuky, die sich als Erste wieder gefangen hatte, fest.
"Also ist Mayumi damals im Dungeon tatsächlich erwacht?", fragte Zazie.
"Ja", gab Mayumi zurück.
"Mayumi erwachte, weil sie den Wunsch hatte alle zu retten und Zazie erwachte, als er sich seinem Bruder entgegenstellte", dachte Miuky laut nach.
"Und was heißt das jetzt?", fragte Mayumi, die dem Gedankengang ihrer Schwester nicht folgen konnte.
" 'Man erwacht, wenn sich etwas in einem selbst verändert' ", rezitierte Miuky.
"Bei Zazie ist der Grund klar ersichtlich. Er hat sich von seinem Bruder gelöst, ihn zu seinem Gegner gemacht und ihn besiegt. Du allerdings hast deine Freunde beschützt. Du hättest es jederzeit getan und es war nichts besonderes, dass du auf meine Kraft zugegriffen hast. Warum also bist du erwacht, wenn es keinen ersichtlichen Grund gibt?", fragte Miuky.
"Vielleicht hat es nicht mit meinen Taten, sondern mit meinem Glauben, meiner Psyche zu tun", vermutete Mayumi.
"Und inwiefern hat sich deine Psyche verändert?", wollte Nicky wissen.
"Ich denke, ich habe geglaubt, dass ich es schaffe, obwohl Miuky offensichtlich nicht anwesend war. Letztendlich habe ich zwar auf ihre Kraft zurückgegriffen, aber das war wahrscheinlich nicht ausschlaggebend", erklärte Mayumi.
Danach schwiegen alle. Keiner von ihnen hatte eine bessere Erklärung parat.

"Lasst uns zurück gehen", schlug Zazie vor.
"Die Anderen warten sicher schon auf uns", ergänzte Nicky.
Während sie zurück flogen, raunte Miuky Zazie ein "später in meinem Zimmer" zu. Sie hatte allerdings vergessen, dass ihre Schwester nun ihre Absichten kannte und daher genau über ihr Vorhaben Bescheid wusste. Deshalb lud sie auch Nicky noch zu dem Treffen in Miukys Zimmer ein, wobei sie keinen Heel daraus machte und es gerade hinaus sagte. Miuky, die nicht wirklich begeistert von der Aussicht, dass sich so viele Menschen in ihrem Zimmer aufhielten, begeistert war, schimpfte ihre Schwester in Gedanken aus. Diese konnte sich ihr Grinsen daher allerdings nicht mehr verkneifen, woraufhin Miuky, die sich selbst vor ihrer Schwester und ihren Freunden nicht solch eine Blöße geben wollte, ein Seufzen von sich gab und ihr Pokerface wieder aufsetzte.
Mayumi und Nicky grinsten sich daraufhin hinterlistig an. Dieses Spiel hatten sie gewonnen.
Zazie dagegen konnte über das Verhalten der drei Mädchen lediglich den Kopf schütteln. Sie alle drei waren auf ihre eigene Weiße speziell, aber das machte sie schon wieder normal. Seine Entscheidung auf Miuky zu vertrauen und sich seinem Bruder entgegenzustellen, bereute er nicht. Im Gegenteil. Er wusste jetzt, dass er diesen Menschen, die vor ihm flogen, ihn genau so akzeptieren, wie er war, vertrauen konnte. Er hatte keine Angst mehr.

Viel zu schnell war der Flug seiner Meinung nach vorbei. Als sie ankamen, wurden sie bereits sehnsüchtig erwartet. Die Freude währte aber nicht lange, denn als Miuky ihr linkes Bein auf dem Boden aufsetzte, sahs sie plötzlich mit großen Schmerzen auf dem Boden, da es ihr Gewicht nicht gehalten hatte. Mayumi, die die Schmerzen ihrer Schwester ebenfalls spürte, hob Miuky hoch und brachte sie in ihr Zimmer.
"Soll ich Ve anrufen?", fragte Mayumi, doch sie kannte die Antwort bereits.
Bevor Miuky antworten konnte, hatte sich Mayumi Miukys Handy, welches über Ves Nummer verfügte, geholt. Schnell speicherte sie die Nummer in ihr Handy ein und rief die Heilmagierin an.
"Hallo?", nahm besagte Heilmagierin auch sofort ab.
"Ve, hier ist Mayumi. Kannst du vorbei kommen?"
"Ich bin sofort da"
Ve musste nicht fragen, ob etwas passiert ist oder was passiert ist. Sie wusste auch so, dass etwas mit Miuky ist.
"Du wusstest, dass ich sagen würde, dass du sie nicht anrufen sollst", meinte Miuky ausdruckslos. Auch wenn man weder aus ihrer Stimme noch aus ihrem Gesicht Emotionen lesen konnte, wusste Mayumi, dass Miuky ihre Gefühle nicht wirklich einordnen konnte. Einerseits war sie erleichtert, dass Ve ihr helfen würde, aber andererseits wollte sie sie nicht nerven. Genau deshalb hatte Mayumi ohne Zustimmung gehandelt.

Nur 5 Minuten später war Ve Vorort. Mayumi hatte mittlerweile Miuky mittlerweile ins Wohnzimmer verfrachtet und alle anderen herausgeschmissen. Sie wusste, dass es Miuky noch unangenehmer wäre, wenn alle dabei gewesen wären.
Als sie die Verletzungen der Heilmagierin sah, wusste sie, dass diese gekämpft hatte, da sie auch diverse andere Schramen aufwies, woraufhin sie die Wassermagierin anfuhr: "Was hast du dir dabei gedacht zu kämpfen? Du weißt doch, dass du dich schonen sollst"
"Sie hatte keine Wahl!", antwortete Mayumi jedoch an Miukys Stelle.
"Was ist passiert?", fragte Ve.
"Uns ist eine dieser Gilden aufgelauert", erklärte Mayumi.
"Was wollten die von euch?", wollte Ve entsetzt wissen. Sie hatte bisher noch nie davon gehört, dass Gilden gegen Leute, die nichts mit ihnen zu tun hatten, Gewalt anwandten.
"Sie wollten uns in ihrer Gilde. Egal zu welchem Preis", schaltete sich Miuky ein.
"Und wer wurde jetzt genau angegriffen? Ich meine, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es lediglich auf Miuky abgesehen hatten"
"Wir waren zu zweit, bis und Nicky und Zazie zur Hilfe geeilt sind", erklärte Miuky.
"Gut. Heute lasse ich es dir durchgehen, aber ich möchte nicht, dass so etwas noch einmal passiert!", gab Ve sich geschlagen.
Daraufhin wendete sie sich den beiden verletzten Gelenken der Wassermagierin zu.
"Da hast du ja ganze Arbeit geleistet", seufzte die Heilerin.
"Was ist?", wollte Mayumi wissen.
"Das Fußgelenk hat definitiv eine Fraktur und das Handgelenk ist geprellt", gab Ve zu.
"Kannst du Miuky helfen?", wollte Mayumi wissen.
"Ja, aber wie ich Miukys bereits gesagt habe, ist es dieses Mal nicht so leicht. Die Schmerzen kann ich ihr dieses Mal nicht nehmen", meinte Ve.
Nach ihrer Aussage lag ein betretenes Schweigen in der Luft. Die Zwillinge wussten, dass sie denselben Schmerz fühlten und die Aussicht darauf gefiel ihnen nicht, aber sie hatten es in Kauf genommen, um Schlimmerem zu entgehen und sie würden es wieder tun.
Dieses Mal schiente Ve beide Gelenke, um einer erneuten Überbelastung vorzubeugen. Sie hatte die Schiene erst heute gekauft und war unendlich froh darüber. Mittlerweile hatte sie begriffen, dass Miuky, von der man es eher nicht vermutete, ein Draufgängertyp war. Sie würde die ihren mit aller Macht beschützen und Ve schätzte gerade das an ihr, obwohl es gerade in dieser Position nicht von Vorteil war.

"Bleib doch zum Essen!", schlug Mayumi vor, nachdem Ve die Behandlung abgeschlossen hatte. Die Heilerin hatte Recht behalten. Obwohl beide Gelenke fast vollständig wieder hergestellt wurden, spürte sie die Schmerzen sehr deutlich und sie wusste, dass es Miuky, die ja eigentlich verletzt war, nicht besser ging. Sie würde wohl Nick bitten müssen, in nächster Zeit das Essen zu machen.
"Gerne", stimmte Ve zu.
"Gut. Ich bin gleich wieder da", rief Mayumi und verließ das Wohnzimmer.

Sie fand Nick und die anderen im Garten. Er stand Adrien gegenüber, der erstaunlich gut mit seinem Schwert umging. Mayumi musste lächen. Sie hatte bereits geahnt, dass Adrien noch ein Ass im Ärmel hatte, doch dass er ebenfalls den Schwertkampf lernte, überraschte sie.

"Nick, kann ich mit dir Reden?"
"Klar, was gibt's?", fragte der Angesprochene.
"Kannst du dich die nächsten Tage um das Essen kümmern?", fragte Mayumi.
"Klar, wie gehts Miuky?", fragte der Ältere, da er befürchtete, dass Miuky nun gar nicht mehr einsatzfähig war
"Den Umständen entsprechend", beantwortete Mayumi vage die Frage.
"Das heißt, nicht so gut", schlussfolgerte Nick.
Geschlagen schüttelte Mayumi den Kopf und sagte: "Ve konnte zwar die Verletzungen heilen, aber die Schmerzen konnte sie ihr nicht nehmen"
"Was ist eigentlich passiert?", wollte Nick wissen.
"Haben Nicky und Zazie das nicht erzählt?", stellte Mayumi die Gegenfrage.
"Sie haben uns lediglich auf später vertröstet", meinte Nick.
"Wahrscheinlich wollen sie selbst auch alles wissen, was geschehen ist", vermutete Mayumi.
"Stimmt, sie sind später los als ihr"
Mayumi nickte lediglich als Antwort.
"Ich geh die anderen holen. Geh du schon mal zurück zu deiner Schwester", sagte Nick, machte auf dem Absatz kehrt und rannte zurück in den Garten.

"Zazie, Rika, helft ihr mir beim Kochen?", fragte Nick, der hoffte, dass er nicht Nico und Nicky zur Rate ziehen musste. Die Zwillinge waren schon zuhause immer seine Opfer, wenn sie Besuch bekamen und er keine Lust hatte alleine zu kochen.
"Klar", rief Rika grinsend.
"Warum nicht", meinte auch Zazie.
Bevor Nick allerdings weiterreden konnte, unterbrach Juno ihn: "Ich werde euch helfen" Er wusste, dass Zazie nicht gerne kochte, da ihn das immer an zu Hause erinnerte.
Außerdem, so wusste Zazie, gab es da ein Mädchen, dass seinem besten Freund gefiel. Zazie, der schon sein halbes Leben mit Juno befreundet war, wusste, dass er Mayumi mit seinen Kochkünsten beeindrucken wollte. Hinzu kam, dass Juno wirklich gut kochen konnte, da sie es irgendwann gemeinsam gelernt hatten und der Orangehaarige Zazie seitdem bei jeder Gelegenheit bekochte.
"Zazie, geh und hilf Mayumi mit Miuky", bat Juno seinen besten Freund. Dieser wusste genau, dass er an Mayumis Stelle die Wassermagierin durch die Gegend tragen sollte.
Normalerweise nutzte Juno diese Macht, die er über seinen Freund hatte nicht, doch er kam nicht immer ohne die ein oder andere Bitte an Zazie aus. Er wollte nicht, dass Mayumi ihren eigenen Körper überlastete, um Miuky zu helfen.

"Leute, wir sollten über die heutigen Ereignisses sprechen", rief Nick, damit die anderen nun ins Haus kamen.

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