11. Kapitel

Lukas ließ den Bewusstlosen wo er war und lief zu Miuky und ihrer ohnmächtigen Freundin hinüber.
"Was sollen wir mit denen machen?", wollte er von der Wassermagierin wissen.
"Liegen lassen. Wir haben schließlich nichts verbrochen, sondern uns lediglich selbst verteidigt", antwortete die Blauhaarige. Sie schien in keinster Weise besorgt, wenn es um das jetzt bewusstlose Trio ging. Stattdessen hatte sie ihre Aufmerksamkeit voll und ganz ihrer Freundin gewidmet. Lukas war der Gewitterhexe dankbar, dass sie ihm geholfen hatte, denn ohne die beiden hätte das für ihn ganz anders geendet.
"Kannst du mir erklären was hier los war?", wollte Miuky wissen.
"Sie sind aufgrund meiner magischen Fähigkeiten hinter mir her", erklärte Lukas.
"Also hatte Mayumi recht", murmelte Miuky so leise, dass Lukas es beinahe nicht verstanden hätte.
"Sie hat also geahnt, dass ich sie angelogen habe?", fragte er.
Als Antwort bekam er jedoch lediglich ein Nicken, denn Miuky hatte sich nun voll und ganz Nicky zugewandt, welche sich bewegt hatte. Langsam öffnete die Gewitterhexe die Augen. Sie hatte keinerlei Verletzungen mehr, aber Miuky konnte nicht wissen, welche Auswirkungen dieser Vorfall auf die Psyche ihrer Freundin hatte. Sie hatte in Nickys Seele gesehen, wie sie zusammengebrochen war. Leider konnte sie ihr lediglich beistehen, doch als sich die Sicht der Gewitterhexe lichtete, lächelte sie ihre Freundin an. Sie hatte ihre Freundin gesehen und gehört. Miuky hatte versucht ihr zu helfen, bis sie sich selbst verlaufen hatte. Sie war der Wassermagierin dankbar und freute sich, dass ihr Gesicht das Erste war, dass sie nach dem Aufwachen gesehen hatte.
"Haben wir gewonnen?", wollte sie von Miuky wissen, welche ebenfalls lächelte.
"Ja", antwortete sie ganz sanft.
Lukas war überrascht. Er hatte Miuky nie auch nur annähernd so gesehen. Selbst gegenüber ihrer Schwester trug sie in der Öffentlichkeit ihr Pokerface. Meist konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen, wenn Mayumi irgendwen rund machte, der sie vorher angemacht hatte. Sobald Mayumi allerdings aufgehört hatte sich zu wehren, war Miuky zur Stelle gewesen und hatte sie beschützt. Bisher hatte es noch nie jemand gesehen, doch Mayumi behauptete immer, ihre Schwester würde besser Fußball spielen als jeder Stammspieler ihrer Mannschaft.
"Kannst du aufstehen?", riss Miukys Stimme ihn aus seinen Gedanken und er sah wieder zu den beiden Mädchen. Nicky nickte und stand auf. Miuky erhob sich in die Luft und damit sie sich nicht blöd vorkam, tat Nicky es ihr gleich.
Dann sprach Nicky den Jungen direkt an: "Ich glaube, du bist uns eine Erklärung schuldig!"
"Lass uns das verschieben. Wir wollten uns doch heute eigentlich ausruhen", meinte Miuky.
"Richtig! Gib uns deine Nummer", verlangte Nicky.
"Ich hab mein Handy in meinem Rucksack", meinte Miuky, als Nicky sie auffordernd ansah. Die Gewitterhexe nickte und packte ihr eigenes Handy aus. Auch Lukas hatte sein Handy ausgepackt und diktierte Nicky daraufhin seine Nummer.
"Wir treffen uns übermorgen wieder hier. Sollte etwas sein, gibst du uns Bescheid, ok?", sagte Miuky. Plötzlich wirkte sie schlecht gelaunt und Lukas konnte das voll und ganz nachvollziehen, denn die Blauhaarige litt ohne Zweifel große Schmerzen.
"Ok", stimmte Lukas zu.
"Komm Miuky! Du solltest Ve anrufen und fragen, ob sie dich behandeln kann", meinte Nicky und Miuky nickte.
"Braucht ihr Hilfe?", wollte Lukas von den Mädchen wissen.
"Nein, passt schon", antwortete Nicky lächelnd. Sie schien in seinen Augen das genaue Gegenteil von Miuky zu sein, war aber nicht annähernd so aufgedreht wie Mayumi. Wahrscheinlich passte sie genau deshalb so gut zu Miuky. Auch Lukas lächelte.
"Wir sehen uns!", rief Nicky, bevor sie Miuky, welche keine Zeit hatte selbst noch etwas zu sagen, von diesem Ort weg zog.

Als sie an ihrem Platz ankamen, wurden sie schon sehnsüchtig erwartet, aber als die restlichen sieben Miuky sahen, waren sie negativ überrascht.
Mayumi rannte sofort zu ihrer Schwester, welche sich gerade auf ihr Handtuch setzte. Ohne sie zu verletzen fiel Mayumi in Miukys Arme.
"Was ist passiert?", wollte sie wissen, da sie als einzige der Außenstehenden Miukys Schmerzen sehen konnte. Zum Pech der Mädchen, konnten sie allerdings nicht nur hinter die Maske der jeweils Anderen schauen, sondern auch ihre Empfindungen wahrnehmen. Und seit sie an diesen komischen Ort gekommen waren, wurde es immer schlimmer. Früher war es ein unidentifizierbares Gefühl, welches sie ahnen ließ, dass mit dem Anderen etwas nicht in Ordnung war, doch seitdem sie hier in dieser Welt waren, wurde es immer schlimmer. Sie konnten förmlich spüren wie es der Anderen ging, da Miukys Gemütszustand von Mayumis abhing und umgekehrt. Leider gab es kein GPS-System dazu, denn sonst wäre Mayumi ihrer Schwester und Nicky längst zur Hilfe geeilt.
"Wir hatten eine Außeinandersetzung mit ein paar Grobianen", verhamloste Miuky die Situation. Während sie sprach schaute sie allerdings nicht Mayumi an, sondern Nicky, um diese dazu zu bringen mit zu spielen.
"Und ein paar Grobiane schaffen es dich so fertig zu machen?", forderte Mayumi ihre Schwester heraus, da sie wusste, dass Miuky sich niemals klein machen würde.
"Sie waren halt ziemlich stark und hatten zusätzlich noch eine Geisel", sagte Nicky, um Miukys Aussage zu bekräftigen.
Obwohl Mayumi nicht vollends überzeugt war, nickte sie. Sie holte Miukys Handy aus ihrem Rucksack und gab es ihr.
"Du willst doch sicher Ve abrufen, oder?", tippte die Silberhaarige.
"Richtig", antwortete Miuky und nahm ihr mit der unverletzten rechten Hand das Handy ab. Sofort entsperrte sie es und suchte Ve's Nummer.

Es tutete nur wenige Male, bevor Ve abhob: "Hey, Miuky"
"Hi, Ve. Ich hab eine Bitte. Kannst du vielleicht zum Strand kommen und meine Verletzungen heilen?"
"Wie bitte? Wie hast du dir eine solche Verletzung zugefügt, dass du sie nicht selber heilen kannst?", wollte Ve aufgebracht wissen.
"Ein paar Idioten haben Nicky und mich angegriffen", erklärte Miuky.
"Heißt deine Schwester nicht Mayumi?"
"Ich hab ja auch nie von meiner Schwester geredet. Wie kommst du denn jetzt darauf? Ich hab von einer Freundin von mir gesprochen"
"Ach so, dann ist ja gut. Ich komme vorbei und werde dich mit Vergnügen aus dem Schlamasel befreihen"
"Danke", antwortete Miuky erleichtert.
"Bis gleich", sagte Ve und Miuky antworte mit den selben Worten, bevor sie auflegte.

Nachdem Miuky aufgelegt hatte, herschte betretenes Schweigen. Außer Miuky, Nicky und Mayumi hatte bisher noch keiner etwas gesagt, weil sie zu sprachlos gewesen waren. Dass ausgerechnet Miuky in solch einem Zustand war, erschreckte alle Anwesenden.
Trotz den Schmerzen hatte Miuky den linken Arm um ihre Schwester gelegt, welche sie wieder umarmte. Mit der rechten Hand streichelte sie Mayumi beruhigend über den Rücken, denn sie wusste, dass ihre Schwester dieselben Schmerzen litt wie sie selbst. Sie spürte, dass Tränen auf ihr Shirt tropften. Mayumi trug keine Masken. Sie konnte ihren Schmerz nicht verstecken, weshalb sie versuchte das Geheimnis der Zwillinge so zu bewahren. Ihren Freunden kam es etwas Spanisch vor, dass die verletzte Schwester die unverletzte beruhigte, aber sie dachten sich nichts dabei, denn Mayumi hatte sich wirklich große Sorgen um die Blauhaarige gemacht.
"Wie wäre es, wenn wir etwas essen?", wollte Rika wissen. Sie sah Nick dabei herausfordernd an. Dieser nickte und fing an Rika zu helfen das Essen auszupacken.
Abgesehen von den Zwillingen bedienten sich alle am Essen. Nicky hatte festgestellt, dass kämpfen ziemlich hungrig machte, und wunderte sich, dass Miuky nichts aß. Diese konnte allerdings nichts essen, ohne dass den Anderen dass nasse Shirt auffiel. Außerdem hatte sie keinen Hunger. Noch immer hatte sie das Blut vor Augen, dass sowohl über ihren Körper als auch über die von Nicky und Lukas geflossen war. Sie hatte aber auch gesehen wozu sie fähig war und festgestellt, dass sie nicht alles alleine schaffen konnte, denn hätte sie Nickys Dreizack nicht zur Hand gehabt, hätte sie entweder verloren oder ihre Gegner getötet und da sie nicht vor hatte noch einmal zur Mörderin zu werden, hätte sie wahrscheinlich verloren. Sie wusste, dass ihre Magie eine Waffe war, die sowohl verletzen als auch heilen konnte. Das Wasser passte nicht zu ihr. Sie konnte lediglich Andere verletzen. Schon seit sie klein war, verletzte sie Mayumi mit ihrer Art und jetzt verletzte sie sie sogar, indem sie sich selbst verletzte. Auch Andere hatte sie sowohl physisch als auch psychisch verletzt, weil sie einerseits niemanden an sich heran ließ, aber andererseits nicht davor zurückschreckte in Notsituationen Gewalt anzuwenden. Keiner sollte hinter ihre Maske sehen, doch mittlerweile hatte sie Nicky so viel von sich gezeigt, dass es zu spät zum umkehren war. Schon bald würde die Gewitterhexe alles über sie wissen und es würde sie dazu bringen die Wassermagierin zu verachten. Vielleicht klammerte sie sich deshalb so an Mayumi, weil sie die Einzige war, die sich niemals abwenden würde, die immer für sie da war und auf die sie sich verlassen konnte. Nur Mayumi selbst kannte den Schmerz und die Ängste ihrer Schwester, denn die Mädchen waren schon seit sie kleinwaren unzertrennlich. Seit sie jedoch in diese Welt gekommen waren, wusste Mayumi nur noch selten was in Miukys Kopf vorging, obwohl sie ihren Schmerz wahrnahm wie ihren eigenen. Es war, als würde Miuky sie ausschließen.
Allerdings war die Silberhaarige trotz ihrer Sorgen und Tränen hungrig, sodass sie, wenn auch blind, sich und Miuky zwei willkürlich gewählte Brötchen nahm. Sie gab Miuky eines und aß das Zweite.
Nur langsam verging die Zeit bis Ve kam und Mayumi hatte längst aufgehört zu weinen. Sie hatte Miuky das Shirt und die kurze Hose ausgezogen, weil diese darunter ihren Bikini trug, und war mit ihr zum Meer hinüber geflogen. Dort hatten sich die beiden ins Wasser gesetzt, um Miukys Wunden zu kühlen und auch Mayumi verschaffte die Kälte Erleichterung.
"Wie haben sie es nur geschafft dich so zu verletzen?", wollte Mayumi wissen.
"Haben sie nicht", gab Miuky zu und Mayumi riss die Augen auf.
"Was ist dann passiert?"
"Ich bin aus dem Himmel gefallen"
"Was?!", fragte Mayumi fassungslos.
"Ich bin in Nickys Seele eingedrungen, als sie die Kontrolle über sich selbst verloren hat und dabei abgestürzt"
"Was meinst du mit 'die Kontrolle verloren'?"
"Ich weiß es selbst nicht so genau. Plötzlich war sie nicht mehr sie selbst. Statt Blitzen hat sie mit Laserstrahlen um sich geworfen und plötzlich hatte ich ihre um Hilfe rufende Stimme im Kopf", erklärte Miuky.
Mayumi sah sie daraufhin nachdenklich an. Egal wie sie die Situation drehte und wendete, mit Nicky stimmte etwas nicht und Mayumi würde herausfinden was es war. Zu Nickys Pech war sie nämlich ein unglaublich neugieriger Mensch.

Ve war diekt zu ihnen geflogen, nachdem die anderen sieben sie über den Aufenthaltsort der Zwillinge in Kenntnis gesetzt hatten. Zusammen flogen sie zurück zum Strand und Ve untersuchte die Verletzungen mit ihren Kräften.
"Das Hand- und das Fußgelenk links sind gebrochen. Deine Rippen scheinen leicht geprellt zu sein , aber ansonsten ist alles in Ordnung. Ich kann alles heilen, aber mit den beiden Brüchen musst du trotzdem erst mal vorsichtig bleiben", stellte Ve fest und machte sich auch sofort daran Miukys Verletzungen zu heilen. Danach legte sie Verbände um die ehemaligen Brüche.
"Die Knochen sind immer noch sehr geschunden, also überanstrenge dich nicht. Sie tendieren dazu bei zu großem Druck wieder zu brechen und ich denke, dass es dann noch schmerzhafter für dich wird", sagte Ve, als sie ihre Behandlung beendet hatte und Miuky nickte nur. Sie wusste, dass sie nicht nur für sich selbst aufpassen musste, denn Mayumi litt unter ihren Schmerzen genauso sehr wie sie selbst.
"Dann müsst ihr morgen wohl ohne mich in den Dungeon gehen", stellte sie deshalb fest.
"Vergiss es! Wir gehen nicht ohne dich!", protestierte Juno.
"Stimmt! Entweder wir gehen zusammen oder gar nicht", stimmte Rika ihm zu.
"Miuky hat Recht", schlug Zazie sich auf Miukys Seite und wurde deshalb von ausnahmslos allen verwirrt angesehen.
"Wir wollen so schnell wie möglich von hier weg. Wir tun Miuky keinen Gefallen, wenn wir aus sie warten, sondern wenn wir einen Ausweg finden"
"Macht euch keine Sorgen. Ich quartiere Miuky einfach bei mir mit ein und stelle ihr meine Freunde vor", verprach Ve.
"Ich werde auch hier bleiben", sagte Mayumi.
"Du wirst mit gehen", sagte Miuky ohne ihre Schwester anzusehen.
"Nein, ich werde bei dir bleiben"
"Schau mal, Mayumi. Die Anderen sind es gewöhnt uns an ihrer Seite zu haben. Es ist ein herber Verlust für euch, wenn ich fehle, weil ihr unsicherer werdet. Fehlst du aber auch, werden sie wahrscheinlich noch unsicherer als oohnehin schon"
"Sie sind stark"
"Ich weiß, aber ich rede gar nicht von der Kraft, sondern von der Psyche. Außerdem sind wir beide zusammen doch auch stärker als einzeln, oder?"
"Stimmt schon, aber..."
"Ich verstehe ja, dass du mich nicht alleine lassen willst, aber glaub mir, sie brauchen dich dringender als ich!"
"Na gut", gab Mayumi sich geschlagen.
"Nimm dir so viel von meinem Mana wie du brauchst", flüsterte Miuky ihrer Schwester ins Ohr, sodass sie niemand sonst verstand. Mayumi nickte dankbar. Sie würde das Angebot ihrer Schwester annehmen, denn die Zwillinge hofften, dass Mayumi in Notsituationen in der Lage sein würde Miukys Mana freizusetzen.

"Ich zeig euch was", rief Miuky plötzlich und wurde daraufhin überrascht angesehen. Sie wollte lediglich der angespannten Stimmung entgegen wirken, doch sie ahnte nicht, welche Freude sie ihren Freunden bereiten würde.
Miuky schloss die Augen und stellte sich wieder das Gruppenbild vor, aber diesmal war auch Ve darauf zu sehen.
"Wie machst du das?", wollte Ve vollkommen verzaubert wissen.
"Mit Hilfe des Wassers schaffe ich eine Art Nebel und diesen färbe ich dann ein", erklärte Miuky.
"Gehört das zu deiner Magie?", wollte Rika, welche von Miukys Zauber ebenfalls fasziniert war, wissen und Miuky nickte verträumt. Sie hatte sich selbst mit ihrem eigenen Zauber verzaubert. Sie sah ihren eigenen Traum. Während sie Rika, Adrien, Nick, Nico, Juno, Ve und sogar Nicky, Mayumi und sich selbst mit ihrem Zauber gefangen genommen hatte, erkannte Zazie die eigentliche Botschaft hinter dem Bild.
'Bitte bleibt bei mir! Verlasst moch nicht!', schrie es förmlich und Zazie musste lächeln. Dass ausgerechnet die verschlossene Wassermagierin ihren Wunsch dermaßen offen legte, hatte er nicht gedacht. Außerdem war er überrascht, dass Miuky scheinbar nicht bemerkte, dass sie, indem sie Nebel erschaffen hatte, die Aggregatsform des Wassers verändert hatte. Er würde sie wohl später noch einmal abfangen und mit ihr reden müssen.

Nachdem Miuky ihre Magie aufgelöst hatte, waren alle Zweifel in Vergessenheit geraten. Diese Tatsache erfreute die Wassermagierin ungemein. Sie hatte bereits Angst gehabt, dass ein großer Streit ausbrechen könnte, aber glücklicherweise hatte sie ihn rechtzeitig abwenden können. Nach und nach gingen die Freunde wieder ins Wasser und nachdem Miuky auch Mayumi befohlen hatte sich zu amüsieren, saß sie alleine da. Sie lächelte, während sie ihre Freunde beobachtete. Sie hatte sie alle lieb gewonnen und würde diesen Ort am liebsten nicht mehr verlassen. Sie wollte für immer bleiben und mit ihren Freunden zusammen sein, doch sie wusste, dass sie alle zurück mussten. Bis sie zurück kämen würde die Zeit still stehen und jeder von ihnen vermisste Familie und Freunde. Nur einer hegte den selben Wunsch wie sie und dieser jemand setzte sich just in diesem Moment zu ihr.
"Wenn du dich so sehr nach Freunden sehnst, wieso ziehst du dich dann so zurück?", wollte Zazie wissen.
"Damit ich ihre hasserfüllten Blicke nicht ertragen muss, wenn sie heraus finden wer und was ich bin", antworte Miuky ohne darüber nachzudenken, dass sie gerade ihre größten Geheimnisse offen legte. Aus irgendeinem nicht erkennbaren Grud vertraute sie ihm. Sie wollte es ihm erzählen.
"Und wer bist du?", fragte Zazie daraufhin.
"Miuky Siela", antwortete Miuky.
Zazie nickte. Sie hatte schon von Miuky gehört und war erstaunt darüber, dass die Wassermagierin, die er erst vor wenigen Tagen kennengelernt hatte, schon seit seiner Kindheit nur wenige Straßen entfernt wohnte. Natürlich hatte er Gerüchte über die ältere Siela Schwester gehört. Sie soll ein unglaubliches Fußballtalent gewesen sein, doch aus unbekannten Gründen hatte sie aufgehört. Die Gerüchteküche hatte nur so gebrodelt, bis sich einige unschöne Geschichten über sie verbreiteten. Die einen sagen, dass sie eine Mörderin sei. Andere behaupteten, dass sie es lieben würde andere zu verprügeln. Zazie hatte weder das Eine noch das Andere geglaubt. Er hatte immer geglaubt, dass sie doch ein unglaublich einsamer Mensch sein musste und wie es schien hatte er Recht behalten. Miuky war tatsächlich einsam.
"Und was bist du?", fragte er, da er keine Ahnung hatte, wie er sonst reagieren sollte, weshalb er ihre Aussage wieder aufgriff.
"Ein Monster"
Wieder hatte sie nur mit zwei Wörtern geantwortet. Es schien ihr unangenehm sein darüber zu reden, doch er wollte und würde jetzt nicht aufgeben.
"Und weshalb solltest du ein Monster sein?", wollte er wissen.
"Ich bin eine Mörderin und eine Kampfmaschiene. Was daran soll bitte gut sein?"
Diesmal sah sie ihn tatsächlich an und in ihren Augen erkannte er ihren Selbsthass.
"Aus welchem Grund hast du getötet?", fragte er ohne das Gesicht zu verziehen und er konnte sehen, dass sie vor Überraschung die Augen aufriss.
"Ich weiß bis heute nicht wieso, aber diese Menschen hatten es auf meine Eltern abgesehen. Zumindest sah es so aus, als wollten sie ins Schlafzimmer, als sie an der Küche vorbei liefen. Ich war aufgewacht und hatte mir ein Glas Wasser gemacht, weshalb ich sie hörte. Vor Angst nahm ich mir ein großes Küchenmesser. Ich war allerdings etwas zu laut, weshalb sie mich hörten und in die Küche kamen. Beide hatten Messer in der Hand, deshalb denke ich, dass es sich nicht um professionelle Attentäter handelte. Wahrscheinlich wollten sie mich ausschalten, weil ich sie gesehen hatte, aber in meiner Kindheit hatten meine Eltern Mayumi und mich in die verschiedensten Kampfsportarten einweihen lassen. Mittlerweile weiß ich, dass der Job unserer Eltern nicht ganz ungefährlich ist, auch wenn sie uns nie sagen wollten, was sie genau machen. Mayumi hasste die Kampfsportkurse und durfte aufhören, weil ich das Versprechen abgab doppelt so hart zu arbeiten, um meine Schwester jederzeit beschützen zu können. Auf jeden Fall war ich schob damals sehr kampferprobt und hätte keinerlei Probleme gehabt sie auszuschalten, wenn ich das Messer nicht in der Hand gehabt hätte. Einen von beiden habe ich lebensbedrohlich getroffen und er ist an der Verletzung verstorben", erklärte Miuky.
Zazie verstand Miukys Situation jetzt.
"Aber was wäre passiert, wenn du sie nicht ausgeschaltet hättest?", stellte er Miuky eine Frage, die nur eine Antwort zuließ.
"Meine Eltern wären tot. Vermutlich hätten sie auch vor Mayumi und mir nicht halt gemacht", antwortete Miuky.
"Richtig. Du hast Leben gerettet", erklärte Zazie ihr und Miuky riss geschockt die Augen auf. Noch nie hatte ihr jemand gesagt, dass sie damals das Richtige getan hatte. Für Mayumi und Miuky war es ein Tabuthema und ihre Eltern sah sie seit dem nur noch selten. Sie waren schon vorher oft lange weg, aber seit diesem Vorfall waren sie fast gar nicht mehr zu Hause und Miuky störte das nicht, denn ihre Eltern sahen ihr nie in die Augen. Es schien fast so, als hätten sie selbst Angst vor der von ihnen erschaffenen Kampfmaschiene.
"Wir sind deine Freunde. Keiner von den Anderen weiß es und ich werde einen Teufel tun und es ihnen sagen. Es bleibt unser Geheimnis, dehalb öffne dich ihnen und ich verspreche dir, dass sich keiner abwenden wird, sollten sie das hier jemals erfahren", setzte der Junge mit den silbernen Augen hinten dran.
"Und doch sind alte Gewohnheiten nicht so leicht abzulegen", antwortete das Mädchen mit den rosafarbenen Augen.

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