10. Kapitel

"Hallo?", rief Miuky. Sie hoffte, dass ihr jemand antworten würde. Sie wollte versuchen durch ein Gespräch Nickys Ausraster zu stoppen.
"Hallo?", rief sie noch einmal, doch ihr antwortete niemand. Es lag etwas beängstigendes in der Luft. Es bereitete Miuky eine Gänsehaut und sie wusste, dass es Nickys magische Fähigkeiten waren, die dadurch, dass sie außer Kontrolle geraten waren, eine negative Wirkung hatten. Am liebsten hätte sie Nickys Geist sofort wieder verlassen, doch zuerst musste sie ihrer Freundin helfen.
"Nicky", versuchte sie es noch einmal, doch das Ergebnis blieb das selbe.
Miuky hatte plötzlich das Gefühl taub zu sein. Die leise Stimme, die sie um Hilfe gebeten hatte, wurde immer leiser bis sie komplett verstummte. Noch einige Male versuchte die Wassermagierin ihre Freundin zu erreichen, doch Nicky reagierte nicht. Es war zum verzweifeln. Miuky hatte so etwas noch nie gemacht. Sie hatte noch nie von so etwas oder etwas Ähnlichem gelesen seit sie hier waren, aber sie wollte einfach so den Geist eines Anderen beeinflussen. Ihr wurde langsam bewusst wie absurd ihr Plan gewesen war, doch sie hatte keinen besseren. Im Gegenteil: Sie hatte gar keinen.
Für Miuky war es wie als wäre sie in einem sterilen Raum. Es war vollkommen leer und alles war weiß. Es gab allerdings weder Wände noch Decken, aber da der Himmel und alles um sie herum ebenfalls weiß war, kam Miuky sich wie eingesperrt vor.
Ein weiteres Mal reinigte Miuky ihren Kopf mit Hilfe des Wassers. Dann lief sie los. Sie lief ziellos durch die Gegend. Ein Gefühl der Machtlosigkeit bemächtigte sich ihrer. Es fühlte sich an, als würde die Last, die sie sich selbst auferlegt hatte, ihr die Luft zum Atmen nehmen. Dennoch versuchte sie es immer wieder. Sie machte ihren Kopf frei und bewegte sich weiter durch die Gegend.
Nach einer Weile, in der sie nichts gefunden hatte, stoppte sie. Sie setzte sich auf den Boden und ließ sich von ihren Gefühlen überwältigen. Sie war wütend, weil diese Feya Lukas verletzt und Nickte so weit getrieben hatten. Sie war traurig, weil sie keinem von beiden helfen konnte. Sie fühlte sich machtlos, da sie nichts tun konnte.
Während sie all ihren Gefühlen freien Lauf ließ, bemerkte sie nicht, dass sich etwas verändert hatte. Dass sie sich um jemand Anderen als ihre Schwester sorgte, war mehr als nur ungewöhnlich und Miuky begriff, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben Freunde gefunden hatte.
Sie stand wieder auf. Sie hatte keine Zeit zum Trübsal blasen. Sie musste unbedingt ihre Freundin retten. Alles Andere war vorerst egal. Sie konzentrierte sich nur auf Nicky. Dieses Mal rief sie nicht laut nach der Gewitterhexe, sondern in ihrem Kopf, während sie diesen Ort mit Wasser flutete. Immer mehr Wasser schickte sie fort, um nach etwas zu suchen, dass sie nicht gefunden hatte. Sie musste Nicky finden. Sie wusste immer noch nicht, was sie tun sollte, aber sie war fest entschlossen zu helfen.
Da sie ihre Freundin nicht fand, versuchte sie gleichzeitig ihr das Aufhören zu befehlen.

Immer wieder tat sie das Selbe, ohne dass sie Erfolg hatte, bis sie plötzlich eine Erschütterung hörte. Diese kam allerdings nicht von diesem Ort in Nickys Geist, sondern von dort wo Nicky gerade kämpfte. Miuky wusste, dass Nicky schon die ganze Zeit mit ihrer Magie Chaos anrichtete, weshalb sie es komisch fand, dass sie es ausgerechnet jetzt mitbekam. Deshalb versuchte sie das Unterbewusstsein ihrer Freundin so schnell wie möglich zu verlassen, musste aber feststellen, dass sie es nicht schaffte. Sie selbst war zu hektisch und zu aufgewühlt, um ihre Magie richtig zu kontrollieren. Miuky spürte, dass sie langsam die Kontrolle über das Wasser verlor. Sie hatte zu viel beschworen. Das Mana ging ihr langsam aus und sie konnte sich nicht konzentrieren. Ihr Kopf schmerze, wie immer wenn sie diese Technik anwendete, doch dieses Mal schien das Dröhnen in ihrem Kopf schier unerträglich zu sein. Sie hatte keine Chance. Ohne es zu bemerken, hatte sie gegen ihre eigene Magie verloren. Sie wusste nicht was sie tun sollte. Sie fühlte sich schuldig, weil sie ohne zu fragen in das Unterbewusstsein ihrer Freundin eingedrungen war und dennoch nichts ausrichten konnte. Sie konnte den Manaverschleis deutlich fühlen, aber nichts dagegen tun. Ihr war übel und sie fürchtete sich jeden Moment übergeben zu müssen, während ihre Versuche sich zu konzentrieren immer wieder scheiterten. Sie war verzweifelt, weil sie keine Ahnung hatte was sie tun sollte. Noch nie war sie in einer Situation gewesen, die ihr derartig die Konzentration geraubt hatte. Allerdings hatte sie auch noch nie eine Freundin vor sich selbst retten müssen. Jetzt war sie es, die Hilfe brauchte, doch sie wusste, dass niemand sie hören würde. Keiner ihrer Freunde verfügte über Magie, die in den Geist eines Anderen eindringen konnte. Miuky ließ sich auf die Knie fallen und begann zu weinen. Niemand konnte ihr helfen. Niemand konnte Nicky helfen. Sie hatten sich einfach davon geschlichen und nun wusste niemand wo sie waren. Sie hatten sich ohne nachzudenken in einen Kampf geworfen, obwohl ihre Gewinnchancen ziemlich gering gewesen waren, doch statt nachzudenken hatte Miuky einfach auf Nicky vertrauen wollen und es durchgezogen. Sie wusste jetzt, dass es ein Fehler war. Sie hätten wenigstens einen Plan gebraucht. Einen Plan durch den die Anderen im Notfall verständigt werden konnten.
Die Anderen verständigen!
Miuky fiel es wie Schuppen von den Augen. Vorhin hatte sie mit Hilfe des Seewassers Figuren geformt, die geschwebt waren und Farbe angenommen hatten. Sie musste es lediglich schaffen solch eine Figur, die klar erkennbar von ihr war, zu ihrer Schwester zu schicken. Mayumi würde sofort verstehen. Das Problem dabei lag aber an dem wenigen verbliebenen Mana. Je länger sie hier blieb, deso mehr nahm es ab. Es war wie in dem Rauch. Ihr Mana regenerierte sich nicht solange sie hier war.
Mit letzter Kraft versuchte sie das Wasser in Nickys Unterbewusstsein aufzulösen. Ihre Kopfschmerzen wurden immer stärker, doch sie schaffte es auch das letzte bisschen Wasser verschwinden zu lassen. Danach fing sie an sich noch stärker zu konzentrieren. Dieses Mal rief sie dass Wasser in der Wirklichkeit. Sie formte es zu einem Buch. Langsam nahm es Farbe an und zeigte den Einband von Miukys Lieblingsbuch. Autorin und Titel hatten sich jedoch geändert. Miuky selbst war jetzt die Autorin und das Buch hieß 'Hilfe!'.
Vor ihrem inneren Auge stellte sie sich das Buch genau vor und sie hoffte, dass es in Wirklichkeit auch so geschah.
Sie kam allerdings nicht dazu das Buch loszuschicken, da sie plötzlich einen markerschütternden Schrei hörte. Er gehörte definitiv Nicky und er kam nicht aus ihrem Unterbewusstsein. Er kam aus der Realität. Miukys Konzentration löste sich in Luft auf und auch das Wasserbuch verschwand.

Plötzlich tauchte Nicky vor ihr auf. Sie fiel einfach bewusstlos aus dem Himmel und Miuky fing sie auf. Sie legte ihre Freundin vorsichtig auf den Boden. Dadurch fiel ihr auf, dass in Nickys Bauch etwas steckte. Es war ein Eissplitter. Ein ziemlich großer Eissplitter. Hier blutete die Gewitterhexe nicht, doch Miuky war sich sicher, dass es in Wirklichkeit eine schwere Verletzung war, die sie sofort behandeln musste. Immer noch konnte die Wassermagierin spüren wie ihre Kraft schwand.
Vor Frust schrie Miuky. Sie war von sich selbst überrascht, doch die Gefühle einfach frei zu lassen tat gut. Sie war wütend auf sich und auf diejenigen, die ihre Freundin verletzt hatten. Sie wollte es ihnen heimzahlen. Sie wollte Rache. Außerdem musste sie Lukas und Nicky jetzt beschützen, da Nicky und mit Sicherheit auch Lukas kampfunfähig waren. Sie musste aus Nickys Unterbewusstsein raus und zwar sofort.
Trotz ihrer unglaublichen Kopfschmerzen und der Wut, die ihr das Hirn vernebelte, konzentrierte sich Miuky. Sie konnte das Wasser nicht nutzen, um ihre Gedanken zu reinigen, wehalb sie dieses Mal auf eine normalere Methode zurückgriff.
Sie nahm Nickys Hand. Sie konzentrierte sich nur auf ihre Freundin und ihren Wunsch ihr zu helfen. Sie ließ nur positive Gefühle zu, denn negative würden ihr mit Sicherheit nicht weiter helfen. Obwohl sie sich Hilfe wünschte, wusste sie, dass sie dieses Mal mit Helfen an der Reihe war. Sie musste es schaffen! Sie schloss ihre Augen und konzentrierte sich.
Nachdem sie nur noch ihre Freundin im Kopf hatte, sprach sie ihren Wunsch aus: "Ich muss zurück in die Realität! Ich muss euch beiden unbedingt helfen!"
Sie sprach ihren Wunsch aus, als würde sie Nicky bitten ihn zu erfüllen. Der Wunsch war nicht wirklich an die Gewitterhexe gerichtet, aber so fiel es ihr leichter sich zu konzentrieren. Es klappte tatsächlich. Als die Wassermagierin ihre Augen wieder öffnete, war sie nicht mehr in Nickys Unterbewusstsein. Stattdessen lag sie auf dem Boden. Ihre Flügel hatten scheinbar den Dienst versagt, als ihr Geist ihren Körper verlassen hat. Zu ihrem Pech schien sie sich dabei stark verletzt zu haben. Sie war sehr hoch geflogen, um aus dem Rauch hinaus zu kommen. Wenn man die Schwerkraft und ihr Körpergewicht miteinbezog, konnte man sich denken, dass sie mit unglaublicher Geschwindigkeit auf dem Boden aufgeprallt war. Der Krater, indem sie lag, bestätigte diese These. Da sie nicht reagiert hatte, mussten ihre Gegner sie für ohnmächtig halten, schlussfolgerte sie. Sie lag auf der linken Seite. Diese schmerzte auch stark. Um sie herum war Blut, welches auf offene Wunden schließen ließ. Ihre Kopfschmerzen rundeten das Chaos perfekt ab.
"Die war zwar stark, hatte aber nicht sonderlich viel in der Birne", hörte sie eine männliche Stimme sagen. Sie war nicht in der Lage die Stimme zu identifizieren. Sie wusste lediglich, dass sie einem ihrer Feinde gehörte und weil er etwas gasagt hatte, wusste sie ganz genau wo er stand.
"Wahrscheinlich stand sie kurz davor zu erwachen", meinte die Eismagierin gelangweilt. Sie stand rechts neben dem ersten Sprecher. Dadurch, dass es in dem Trio nur ein Mädchen gab, konnte Miuky sie identifizieren, denn Nickys Stimmer hätte sie auf jeden Fall erkannt.
Die Wassermagierin konzentrierte sich. Ganz langsam breitete sich ein Netz aus Wasser auf ihrem Körper aus.
"Woher weißt du das?", wollte der dritte im Bunde wissen. Auch Miukys Neugierde war nun geweckt. Sie wollte ebenfalls wissen, was es mit der Behauptung der Eismagierin auf sich hatte.
"Ich habe meine Quellen", war die Antwort des Mädchens. Miuky war enttäuscht. Sie hatte gehofft auf diese Weise etwas erfahren zu können, aber sie hatte sich wohl getäuscht.
Als das Wasser Miukys kompletten Körper umgab, begann es pastellfarben zu leuchten und die offenen Wunden schlossen sich. Dadurch konnte sie jetzt das tatsächliche Ausmaß ihrer Verletzungen ausmachen. Sie hatte sich das linke Hand- und das Fußgelenk verstaucht. Zumindest hoffte sie es, denn ein Bruch war nicht auszuschließen. Ansonsten hatte sie sich nicht sonderlich viel getan. Einige andere Knochen schienen ebenfalls geprellt zu sein, doch die Schmerzen waren nicht annähernd so schlimm wie die in ihren verletzten Gelenken.
"Was machen wir mit denen?", wollte einer der Jungen wissen. Miuky wusste jetzt, dass alle drei dicht beieinander und rechts von ihr standen. Sie öffnete die Augen, die sie bis dahin noch geschlossen hatte. Vorsichtig nahm sie ihre Pistole aus der Halterung und drehte sich auf den Bauch. Sie konnte ihre Feinde sehen, sobald sie den Kopf gehoben hatte. Die Entfernung betrug ungefär 20 Meter. Alle drei waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie sie gar nicht bemerkten und das Mädchen stand sogar mit dem Rücken zu ihr. Miuky ziehlte. Dann schoss sie.
Das Mädchen hatte eine Chance. Ein winzige Kugel aus Wasser schoss mit Lichtgeschwindigkeit auf sie zu und traf sie. Zu Miukys Pech hatte sie ihre Gegnerin damit allerdings nicht wie erhofft ausgeschaltet. Die Wassermagierin musste feststellen, dass sie einen Fehler begangen hatte. Ihr Wasser war nicht in der Lage gewesen wirklich Schaden anzurichten. Stattdessen hatte sie die drei auch noch auf sich aufmerksam gemacht. Sie drehten sich zu ihr um und lachten hämisch.
"Hast du wirklich geglaubt, dass du uns mit einer Wasserpistiole ausschalten kannst?", wollte das Mädchen wissen. Sie fasste sich an die Stelle am Rücken, aus der ein kleines Rinnsal Blut floss.
"Du siehst ziemlich demoliert aus! Bist du sicher, dass du weiterkämpfen willst?", fragte der Anführer der Truppe überheblich.
Miuky musste zugeben, dass es ihr wirklich nicht blendend ging, aber es sah schlimmer aus, als es war. Ihre Magie hatte gute Arbeit geleistet und ihr Mana hatte sich bereits wieder komplett aufgeladen. Sie hatte Chancen. Gegen Nicky hatten ihre Gegner wahrscheinlich große Mengen Mana verbraucht. Miuky ging davon aus, dass die Regenerationskraft ihrer Gegner nicht annähernd so groß war wie ihre eigene. Sie wusste, dass sie sich beeilen musste. Sobald das Mana des Trios vollständig wiederhergestellt wäre, ständen ihre Siegeschancen gleich null. Da sie sich sicher war, dass ihr linkes Bein sie nicht tragen würde, hiefte sie sich hoch, sodass sie nur auf dem rechten Bein stand, und flog dann in die Luft.
"Der selbe alberne Trick wie vorhin? Fällst du jetzt wieder ohnmächig aus dem Himmel?", machte sich das Mädchen über die Wassermagierin lustig.
"Nein, danke. Einmal reicht", antwortete Miuky überheblich.
Sie steckte ihre Pistole zurück in die Halterung, da sie ihr nicht von Nutzen war. Stattdessen hob sie ihre unverletzte rechte Hand. Mit ihrem Zeigefinger zeigte sie auf die Eismagierin. Sie war diejenige, die Miuky am gefährlichsten werden konnte, weshalb die Blauhaarige sie zuerst ausschalten musste. Zu ihren Füßen entstand ein Hurrikan. Dieser wurde rasch immer größer und riss nicht nur die Eismagierin, welche erfolglos versuchte den Hurrikan einzufrieren, sondern auch ihre beiden Kameraden mit sich. Der Rauchmagier, der Miuky wohl wirklich hätte gefährlich werden können, verfügte nicht mehr über genügend Mana. Seine Fähigkeit Mana abzuzweigen war mit Mayumis Fähigkeit Mana zu absorbieren stark vergleichbar. Beide hatten kein beziehungsweise wenig eigenes Mana, waren aber in der Lage das Mana Anderer zu verwenden. Aber auch diese Fähigkeit war äußerst Kräfte zehrend, weshalb er keinen Rauch, der Miukys Mana und damit ihre Magie absorbiert hätte, erzeugen konnte.
Im Gegensatz zu ihm wollten seine beiden Komplizen nicht so leicht aufgeben. Sowohl Holz- als auch Eissplitter flogen auf die Wassermagierin zu, wurden aber vom Hurrikan mitgerissen. Miuky sah dem Wasser ganz ungläubig zu. Egal was passierte, es beschützte sie.
Sie flog zu Nicky, um ihr zu helfen. Sie hatte einige oberflächliche Wunden, aber scheinbar keine gefährlichen.
Sie ließ das Wasser über Nickys Körper laufen und heilte ihre Verletzungen. Danach wandte sie sich auch Lukas zu. Er war mittlerweile wieder zu sich gekommen, beachtete Miuky allerdings nicht. Erst als sie bei ihm angekommen war, blickte er zu ihr auf.
"Lass mich bitte deine Verletzungen sehen", sagte sie zu ihm. Er nickte lediglich.
Miuky wandte ich noch einmal dem Hurrikan zu, bevor sie mit Lukas Behandlung anfing. Zuerst behandelte sie die Schürfwunden, Schnitte und blauen Flecken. Dann legte sie ihre Hand auf seinen Rücken, da er auf dem Bauch lag. Sie konnte jetzt sehen, dass er auf dem Rücken eine Stichwunde hatte. Diese zu heilen erforderte allerdings ihre volle Aufmerksamkeit.
Auch auf die Schulter mit der Brandwunde legte sie ihre Hand, obwohl das sicherlich schmerzhaft war. Auch diese Wunde heilte, wenn auch wesentlich langsamer als die Stichwunde.
Als sie fertig war, musste sie feststellen, dass ihr Hurrikan sich mittlerweile wesentlich langsamer drehte. Der Holzanwender und die Eisnutzerin hatten das ausgenutzt, um sich und ihrem Kumpanen aus dem Wasser zu befreihen. Außerdem hatten sie ihre Manaresevern vollständig wieder aufgeladen, wodurch Miuky ein Problem hatte.
"Ich helfe dir!", rief Lukas, während er sein Schwert zog. Es war pechschwarz und mit ihm in der Hand sah Lukas wie ein Krieger aus.
Miuky war erleichtert. Alleine hätte sie wahrscheinlich keine Chance gahabt, doch mit ihm als Rückendeckung hatte sie keine Zweifel mehr. Sie wusste nicht wie gut er war, doch sie vertraute ihm und er wusste es, auch wenn sie kein Wort sagte.
Der Holzmagier zog jetzt ebenfalls seine Waffe. Sein Schwert war scheinbar aus Bronze. Sofort griff er Lukas an.
"Da war es nur noch eine", meinte die Eismagierin spöttisch.
"Wenn du glaubst, gewinnen zu können, dann komm doch her", war Miukys Antwort.
Ihre Gegnerin ließ sich das nicht zwei Mal sagen.
"Bleib zurück! Ich mach das alleine!", befahl sie dem Rauchmagier, bevor sie sich vollständig Miuky zuwandte. Diese wusste, dass sie unterschätzt wurde. Der Hurrikan war ihr zweiter Angriff gewesen. Ihr erster war die Kombi mit Nicky. Es war klar, dass ihre Gegnerin keine Ahnung hatte wozu Miuky fähig war, doch die Wassermagierin war so großzügig es ihr zu zeigen. Natürlich war Eis, welches eine Aggregatsform des Wassers war, dem Wasser überlegen, da es fest war, während das Wasser flüssig war. Die Frage, die sich Miuky stellte, war, ob sie ihre Magie auch richtig einzusetzen wusste. Für Miuky war klar, dass sie einen langen Kampf aufgrund des Manavorteils gewinnen würde. Das Problem war aber, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie die Zeit überbrücken sollte. Sie konnte immer noch nicht stehen und ihr linker Arm war ebenfalls unbrauchbar, wodurch sich ihre Situation ziemlich verschlechterte. Trotzdem hatte sie dank ihrer Stichelei nur einen Gegner und nicht zwei, wofür sie wirklich dankbar war. Miuky wusste, dass das Stechen in ihrem Kopf, welches am abklingen war, sofort zurückkehren würde, sollte sie starke Magie einsetzen. Sie hatte allerdings keine andere Wahl. Entweder sie gewann schnell oder sie versuchte ihre Gegnerin zu ermüden. Beides waren keine sicheren Varianten. Bei Ersterem musste sie damit rechnen überwältigt zu werden, wegen des Nachteils, den Wasser Eis gegenüber hatte, und beim Zweiten musste sie damit rechnen, dass der Rauchanwender sich irgendwann einschalten würde, sodass es wieder zwei gegen eins stand und Miuky große Probleme hatte. Sie sah zu Lukas hinüber. Er und sein Gegner schienen auf ziemlich ähnlichem Niveau zu sein, sodass die Blauhaarige mit einem längeren Kampf rechnete. Danach wandte sie sich Nicky zu, welche immer noch reglos auf dem Boden lag. Sie war völlig schutzlos, doch Miuky wusste bereits, wie sie ihre Freundin in Sicherheit bringen konnte. Während sie immer noch den Angriffen ihrer Gegnerin geschickt auswich, erschuf sie einen Schild aus Wasser. Es war ein Strudel, durch den man Nicky nicht mehr erkennen konnte.
"Glaubst du wirklich, du kannst diesen Zauber noch lange aufrecht halten?", wollte die Eismagierin wissen.
Eigentlich hatte sie Recht. Trotz ihres enormen Manahaushalts war sie im Moment nicht dazu in der Lage. Zu ihrem Missfallen hatte sie feststellen müssen, dass sich der körperliche Zustand auf ihr Mana auswirkte und sie könnte wetten, dass auch der seelische Zustand einer Person eine große Rolle spielte.
Miuky hatte allerdings nicht vor den Schild lange zu halten. Sie musste lediglich die Sicht versperren, um mit möglichst wenig Risiko und Manaverbrauch Nicky in Sicherheit zu bringen und durch eine Attrappe zu ersetzen. Da sie es erst heute gelernt hatte, konnte sie nur hoffen, dass alles nach Plan verlaufen würde. Zum Glück hatte sie die Aufmerksankeit ihrer beiden Gegner auf das Schild gelenkt. So bekamen diese nicht mit, dass sie sich den Dreizack ihrer besten Freundin zukommen ließ. Sie versteckte ihn auch vorerst im Nebel, denn sie würde ihn erst später brauchen. Sie erlaubte sich einen kleinen Spaß und erschreckte ihre Gegnerin, welche sich ihr gerade wieder zuwandte, indem sie ihr einen kleinen Wurm aus Wasser in den Nacken setzte. Wieder war ihre Gegnerin so abgelenkt, dass sie Miuky nicht beachtete. Dafür war ihr Freund, der Rauchmagier, in Alarmbereitschaft getreten. Miuky erschreckte aber auch ihn gehörig, indem sie ihre Freunde aus Wasser erschuf. Sie wusste, dass der Junge nicht sonderlich viel Mana zur Verfügung hatte und wollte ihn dazu veranlassen sein Mana zu verschwenden. Dies tat er auch sogleich. Er schuf einen Rauch, der die Wasserfiguren umhüllte. Diese lösten sich allerdings auf noch bevor der Rauch sie erreichen konnte. Miukys Plan war aufgegangen. Der Rauchmagier funkelte sie böse an.
Er hatte begriffen, dass die Wassermagierin ihm einen Streich gespielt hatte, der ihn einiges an Kraft gekostet hatte.
Miuky hoffte, dass sie sich so Zeit verschafft hatte. Ihr Wasserstrudelschild, der die Sicht auf Nicky versperrt hatte, löste sich auf. Die Blauhaarige hatte eine perfekte Illusion erschaffen. Es sah genauso aus wie vorher, aber der Unterschied war, dass Nicky nicht mehr echt war. Sie war jetzt in Sicherheit und Miuky musste sich keine Sorgen mehr machen. Überheblich grinste Miuky ihre Gegner an. Sie wollte die beiden aus der Reserve locken. Sie sollten mit allem was sie hatten angreifen, ihr Mana verbrauchen und sich somit angreifbar machen. Die Wassermagierin verfügte über eine perfekte Verteidigung. Keiner würde ihr etwas antun können, denn der Rauchnutzer war durch ihren Blöff geschwächt worden. Sie wollte vor allem die Eismagierin zu unkontrollierten Angriffen animieren, denn sobald Miuky sie ausgeschaltet hatte, wäre der Rest ein Kinderspiel.
Auch dieses mal kam es genau so wie erhofft.
"Du solltest uns nicht so unterschätzen", kreischte die Eisanwenderin. Ihr Gesicht war vor Wut verzerrt, wodurch Miuky noch breiter grinsen musste. Einen Angriff nach dem Anderen hetzte Miukys Gegnerin auf die Nicky Illusion, doch keiner der Eiszapfen traf die vermeintliche Gewitterhexe, denn sie alle wurden von Miukys Wasser aus der Luft gewischt.

Bevor die Eismagierin sich versah, stütze sie ihre Hände auf die Knie und atmete schwer, während die in der Luft schwebende Miuky immer noch grinste. Langsam wurde es wohl Zeit für ihren Gegenangriff.
Miuky erschuf eine große Wassermenge, welche die beiden gegnerischen Magier umgab. Sie konnten schwimmen, so viel sie wollten, denn das Wasser bewegte sich mit ihnen, sodass sie immer in der Mitte blieben. Lediglich um ihre Köpfe herum hatte sich eine Luftblase gebildet, damit sie genügend Luft zum Atmen hatte. Miuky hatte schließlich nicht vor die beiden umzugeben.
Nickys Dreizack, den sie mit Hilfe des Wassers unsichtbar gemacht hatte, ließ sie wieder sichtbar werden. Dann nahm sie ihn in die Hand. So dicht wie möglich flog sie an die Wassergefängnisse heran. Sie steckte sie Spitzen des Dreizacks in das Gefängnis des Rauchmagiers und schickte ihre Wassermagie durch die Waffe. Diese aktivierte die noch vorhandene Elektrizität und setzte das Wassergefängnis unter Strom.
Miukys getroffener Gegner sackte ohnmächtig zusammen. Sie ließ das Wasser verschwinden, sodass er mit einem lauten Rumpsen zu Boden viel. Danach wandte sie sich dem Mädchen zu. Diese sah sie aus weit aufgerissenen Augen an. Sie hatte die Wassermagierin ganz offensichtlich unterschätzt und fing gerade an zu bereuen, doch es war zu spät. Sie endete genauso wie ihr Komplize und Miuky rannte zu der Stelle hinter einem Busch, denn dort hatte sie Nicky versteckt. Miuky zog sie wieder hervor und legte sie so auf den Boden, dass ihr Kopf auf dem Schoß der jetzt sitzenden Wassermagierin lag.

Lukas dagegen brauchte etwas länger. Im Gegensatz zu ihm verwendete sein Gegner seine Magie. Dadurch konnte dieser sich allerdings nicht so gut auf Lukas konzentrieren, der ohne Unterbrechung mit seinem Schwert auf ihn einschlug. Sein Gegner hatte große Probleme sich zu verteidigen. Dennoch hielt er, wenn auch mit Müh und Not, mit Lukas mit. Als sie allerdings den Aufprall des Rauchmagiers hörten, waren sie beide kurz abgelenkt. Lukas musste grinsen. Er hatte sich bereits gedacht, dass Miuky es drauf hatte, aber sie war scheinbar noch besser, als er vermutet hatte. Als es dann das zweite Mal knallte, ließ Lukas sich nicht ablenken. Stattdessen schlug er seinem Gegner das Schwert aus der Hand. Zusätzlich knallte er ihm den eigenen Schwertknauf an den Kopf, sodass der Holzmagier ebenfalls ohnmächtig zusammenbrach.
Lukas ging auf die bereits mit ihrer Freundin am Boden sitzende Wassermagierin zu. Die Blauhaarige sah definitiv nicht gefährlich aus, doch Lukas wusste es besser. Sie war definitiv gefährlich und ihr Verstand war ihre größte Waffe.

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