TEN
„Wie bitte?", fragte ich Nathaniel erschrocken.
„Ich sagte, wir werden gleich zurück in die friedliche Welt reisen. Ich werde meine falsche Identität sofort wieder an Saeha abgeben. Er ist mittlerweile reif genug dieses Reich selbst leiten zu können", meinte Nathaniel fest entschlossen.
Ich starrte ihn an. Er gibt einfach so sein Reich auf, welches er seit Jahren regierte. Dies muss ein großer Schritt für ihn sein.
Freudig umarmte ich ihn und meinte überglücklich: „Das würdest du für mich und deine Eltern tun?". Er nickte mir lächelnd zu, aber trotz dessen sah ich einen kleinen Funken Angst in seinen Augen. Dann fiel mir ein, dass wenn wir zurück kämen, nichts mehr so wäre, wie es eigentlich war. Ich müsste zurück in den Palast, welcher mein eigentlicher Heimatort war und Nathaniel zu seinen eigenen Eltern, welcher er vor vielen Jahren verlassen musste. Werden wir beide das ganze überstehen?
Schließlich meinte er: „Lass uns unsere Sachen packen gehen, dann können wir sofort los gehen". Ich nickte und ging hoch in mein Zimmer um meine Sachen zu packen. So viele Sachen hatte ich jetzt nicht, da ich ganz ohne Gepäck hier her entführt wurde.
Ich packte nur ein paar Kleider mit ein die ich geschenkt bekommen hatte und eigentlich auch sehr schön sind. Solche Sorten an Kleider hatten wir in der friedlichen Welt nicht, dort sind die meisten Kleider sehr elegant und schlicht gehalten. Die Kleider hier sind mit vielen Details und mit sehr guten Stoffen besetzt.
Dies packte ich in eine kleine Tasche und ging mit dieser hinunter und zur großen Tür, in welcher schon Nathaniel auf mich wartete. Anscheinend habe er schon viel früher seine Sachen zusammen gepackt. Ist er genauso aufgeregt wie ich, endlich seine leiblichen Eltern wieder zu sehen und nicht mehr einsam hier zu verbringen? Bevor wir hinaus gingen, kam Kane angelaufen und verabschiedete sich von uns.
Er wusste anscheinend auch über Nathaniel Bescheid. „Passt gut auf euch auf! Ihr seid immer wieder bei uns herzlich Willkommen!", meinte Kane sehr aufrichtig zu uns und lächelte. Nathaniel umarmte ihn und ich tat es ihm gleich.
Dann ging es endlich zurück. Zurück in unser Reich. Dem Reich des Friedens. Wir liefen und liefen immer tiefer den Wald entlang, bis er vollkommen verdunkelte.
Dann streckte Nathaniel seine Hand aus und es erleuchtete sich ein helles Portal. Dies ist dann als das Portal in die friedliche Welt. Jedoch stimmte irgendetwas nicht mit diesem Portal, denn in ihm schwebte kein pures weiß wie sonst immer, stattdessen schwebten schwarze Pigmente in ihm was sehr ungewöhnlich ist. Geht dort irgendetwas vor sich?
Dann sah mich Nathaniel an und meinte: „Lass uns durchgehen, bevor es wieder verschwindet!". Dann nahm er meine Hand und wir gingen gemeinsam durch dieses Portal. Ich wurde geblendet von diesem grellen weißen Licht, doch dann hörte ich unerträgliche schreie und Kampfgeräusche. Was ging hier vor sich?
Ich öffnete meine Augen und vor mir erstreckte sich eine große Schlacht. Ich sah einige Götter und Engel leblos auf dem Boden liegen und ihr Licht verblasste immer mehr. Andere wiederum lagen noch lebend auf dem Boden und atmeten schwer. Der Himmel erstreckte sich in endlose Kämpfe zwischen weiteren Engel und dunklen Wesen. Was war hier nur geschehen?
Plötzlich rannte ein Wesenhelfer an mir vorbei, dieser war wie Kane ein Arzt, jedoch nur für friedliche Wesen bestimmt. Geht es Yuma gut? Schoss es mir sofort in den Kopf und ich lief los in die Richtung unseres Hauses. Nathaniel rief mir hinterher, doch ich hörte nicht mehr darauf. Ich wollte einfach nur wissen ob es jedem gut ginge. Ich lief und lief die ganzen Straßen entlang bis ich in die Straße hineinlief, in der ich Jahre lang lebte und vieles erlebte. Von Kriege bis hin zum Frieden. Noch vier Häuser, drei, zwei und eines, doch dann...
Wo war es hin? Es stand nicht mehr dort, bis mir auffiel das die ganzen Häuser in dieser Straße komplett zerstört waren. Ich rannte in die Trümmerhaufen und räumte zusammengebrochene Steine hinfort auf der Suche nach Mutter, Vater und Yuma, doch ich konnte sie nirgendswo entdecken.
Ich schrie nach ihnen um zu hören ob sie hier und bei bewusst sein wären, doch niemand antwortete. „Lynn, das bringt nichts mehr! Sie scheinen nicht hier zu sein", hörte ich Nathaniels Stimme hinter mir. Es wird von Minute zu Minute schlimmer nichts finden zu können. Ich könnte es niemals ertragen ihre Leichen zu finden. Plötzlich spürte ich zwei Starke Arme, welche sich um mich legten und fest umarmten. Alles war gerade so unerträglich für mich. „Alles wird gut Lynn, ich kann hier kein Wesen spüren also scheinen sie nicht hier unter den Trümmern liegen", meinte Nathaniel und dies musste ich ihm dann wohl glauben denn er hat noch immer mir sehr unbekannte Fähigkeiten.
Irgendwann werde ich wohl an ihnen vorbei gelaufen und ihnen glücklich in die Armen fallen, wissend dass es ihnen gut geht und sie am Leben sind.
„Wir müssen sofort in deinen Palast! Hier ist es nicht mehr sicher, denn die Wesen der Unterwelt sind hier gerade mitten in einem Kampf und töten jeden der ihnen im Wege steht", meinte Nathaniel hektisch und wir liefen letztendlich weiter. Ich hoffte so sehr das es ihnen gut geht und sie in Sicherheit sind.
Keiner von uns bekam einen Satz heraus, wir liefen einfach so schnell es geht den großen Weg entlang und vor uns erstreckte sich der Palast in seiner vollen Größe und Eleganz.
Es fehlten noch wenige Kilometer, bis plötzlich einer der Götter vor uns hinabstürzte und fast vollkommen tot war. Sie blickte aber noch Nathaniel mit einem grimmigen Blick an und wollte gerade etwas sagen, doch dazu fehlte ihr jede Lebenskraft und sie starb vor unseren Augen. Was wollte sie gerade zu uns sagen? Ich sah nur noch wie ihre langen blonden Haare ins Gesicht rutschten. Mir flossen die Tränen nur so meine Wangen hinab und ich konnte es nicht fassen was hier gerade passierte. Mittlerweile sind in diesem Krieg sehr viele zum Opfer gefallen, Götter, Engel und weitere Wesen welche eine Familie und Freunde da draußen hatten welche entweder um sie trauern oder selbst zum Opfer gefallen sind. Ich habe das Gefühl das mein Herz weinen könnte und mir kam der Entschluss, dass die Tage für uns zu schnell verfliegen können. Wie auf Knopfdruck zerfällt das ganze friedliche Reich. Diese friedliche Welt drehte sich nur einen kurzen Moment nicht weiter, die Zeit tickte gegen uns. Was kann ich dagegen nur tun?
Niemand achtete in diesem Moment auf den anderen, da jeder auf sich selbst achten musste, um nicht dem Leben zu entweichen. Vielleicht haben sie hier ja schon alles Versucht, jedoch kann diese Welt vielleicht nicht mehr gerettet werden. Wenn ich doch nur etwas tun könnte um dieses Reich zu retten. Es ist wahrlich nicht der erste Krieg dieses Reiches. Wir hatten jeden Feind mit Erfolg, seit der größten Schlacht des Jahrhunderts, besiegt und warteten mit Hoffnung auf die Rückkehr der Familienmitglieder und Freunde welche an diesem Krieg teilnahmen.
Nathaniel nahm wieder meine Hand und zog mich weiter, bis vor das große Tor dieses Schlosses. Er stieß es mit vollster Kraft auf und ich sah in zwei Augenpaare welche mir immer wieder in meinen Visionen begegneten. Es waren die meine Mutter. Von Soraya Minahlia, der mächtigsten Königin dieser Welt, welcher ich in der Thronfolge als nächstes liege. Sie sah mich mit geweiteten Augen an und ihr Mund stand etwas offen. Ich selbst wusste nicht wie ich reagieren sollte. Ich meine ich sah sie immer als eine höhere Macht an und niemals als ein Familienmitglied. Dies war sehr überfordernd für mich und das letzte was ich sah, waren ihre strahlenden blauen Augen welche ich von ihr hatte. Dann sackte ich in mich zusammen, doch ich fühlte wie mich jemand auffing.
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