Ich bin offiziell alt

Ich nahm mir den Dolch, den sie mir hinhielt. Er war aus glitzerndem Metall gefertigt und einen schwarzen ledernen Griff. Er fühlte sich rutschig an, als wäre er erst einige Tage alt. Dann stellte ich mich kampfbereit hin. genau so wie sie es mir gezeigt hat. Elli stand mir gegenüber. Lässig und locker. Ihr sonst so sanfter Blick wurde ernst.
Kräftig stieß ich mich ab und stach zu. Sie lenkte meinen Arm ganz einfach zur Seite ab. Ich verlagerte mein Gewicht aufs rechte Bein und trat mit dem linken nach ihrem Kopf, was mittlerweile kein Problem mehr für mich war. Doch sie war schneller. Geschickt blockte sie meinen Tritt ab und stieß mich mit ihrer Handfläche zurück. Durch den Stoß musste ich rückwärts taumeln. Doch ich hörte nicht auf. Immer wieder stieß ich mit meiner Klinge nach ihr, aber sich wich allem einfach aus. Es war wie als würden wir miteinander Tanzen. Plötzlich stolperte sie und kam ins Straucheln. Das war meine Gelegenheit. Der Dolch blitzte auf, als ich in einem starken Schwung nach vorne schoss. Meine Augen glitzerten, während ich meine Waffe fest umklammerte. Der scharfe Dolch schnitt durch die Luft. Meine Hände zitterten kaum merklich, doch die Waffe meiner Faust war wie eine Verlängerung meiner Entschlossenheit. Elli duckte sich und ließ die Klinge über ihren Kopf hinweg zischen. Sie entkam dem Schnitt nur um Haaresbreite. Dann packte sie meinen Arm und stieß mir das Messer aus der Hand. Es fiel klirrend zu Boden. Schwer atmend versuchte ich mich von der Aufregung zu erholen.
“Das lief doch jetzt richtig gut. Du hast viele Fortschritte gemacht. Super!", lobte sie mich.
Ich wusste nicht, ob ich stolz oder enttäuscht sein sollte. Zwar wusste ich, dass Elli sehr gut war, aber ich hätte dennoch mehr von mir erwartet.
Sie bückte sich, um den Dolch aufzuheben.
“Hast du dich erholt?”, fragte sie mich und stellte sich wieder Kampfbereit hin. Etwas unsicher nickte ich und positionierte mich gegenüber von ihr. Vor Aufregung zitterte ich ein bisschen. Tausende Gedanken kreisten durch meinen Kopf. Elli ließ die Waffe in ihrer Hand sinken. Besorgt schaute sie mich an.
“Zweifelst du an dir selbst?”, fragte sie und lief auf mich zu. Sie hatte meine Unsicherheit bemerkt.
“Ja, schon ein wenig… Aber wie soll ich denn auch gegen dich gewinnen? Du bist so viel besser als ich.”, rief ich verzweifelt. All der Frust, der sich angesammelt hatte, überrollte mich. Wie eine Welle brach er über mir zusammen. Beruhigend legte sie ihre Hand auf meine Schulter.
“Ach Male. Du musst dir wirklich viele Gedanken darüber gemacht haben, nicht war?”, fragte sie mit einem sanften Ton. Ertappt blickte ich zur Seite und nickte. Elli lächelte.
“Ich verstehe, wie du dich fühlst. Aber bedenke, ich habe viel mehr Erfahrung als du. Natürlich bist du noch nicht so gut wie ich. Doch glaub mir, du wirst eines Tages viel besser sein. Deshalb trainieren wir auch jeden Tag. Nur so wird man besser. Außerdem musst du mich nicht besiegen. Das einzige Ziel für heute ist, dich zu verteidigen. Wir arbeiten uns dann langsam hoch, ok? Du machst das bereits so gut. Es dauert nicht mehr lange und du wirst auf Augenhöhe mit mir kämpfen können. Du musst nur an dich glauben. So wie vorhin. Dann wirst du nämlich ein noch gefährlicherer Gegner, als du bereits bist. Leider macht uns die Unsicherheit schwach. Also, hab Mut und denk nicht daran, mich zu übertreffen, sondern dich selbst.”, munterte sie mich auf. Ich lächelte dankbar und stellte mich kampfbereit hin. Um mich zu entspannen, atmete ich noch einmal tief durch. Mein Gedankenkarussell beruhigte sich wieder und ich spürte, wie sich die Anspannung von mir löste. Für einen Moment schloss ich die Augen und ließ alles auf mich wirken. Als ich sie wieder öffnete, konzentrierte ich mich voll und ganz auf meinen Gegner.
“Bereit?”, fragte sie mich noch einmal. Selbstsicher lächelte ich. Ich schaffe das.
“Ja”, antwortete ich.
Blitzschnell griff sie an. Immer wieder stieß sie nach mir und ließ mir fast keine Zeit zum Reagieren. Doch ich schaffte es, all ihren Angriffen auszuweichen und zu parieren. Jeder Atemzug wurde kürzer, jedesmal, wenn der Dolch im rasenden Tempo auf mich zukam. Elli war zu schnell, als dass ich Verschnaufpausen erlauben könnte. Lange würde ich das hier nicht mehr durchhalten können. Mein Atem wurde flacher. langsam kam ich an meine Grenzen. Denk nach Male! Nein, denk nach! Vertraue deinem Instinkt. Du musst es nur schaffen, sie aus dem Konzept zu bringen.
“Manchmal ist der Angriff die beste Verteidigung.”, hallte Ellis Stimme in meinem Kopf wieder, “Wenn du dich in einer Lange befindest, wo du fast keine Chancen hast, mach etwas unerwartetes und nutze den Überraschungsmoment.” 
Angespannt wartete ich auf eine Gelegenheit, um meinen Gegenangriff auszuführen. Keine Ahnung, ob sie es mit Absicht tat oder nicht, jedenfalls ließ sie einmal ihre Seite ungeschützt. Das verwendete ich und griff sie an. dafür musste ich mir leider eine Blöße geben. Mein Plan schien zu funktionieren, denn für einen Moment zögerte sie. Leider fing sie sich schneller als erwartet. Mit einem eleganten Dreh wich sie dem Angriff aus und schoss mit dem Dolch auf meine Schwachstelle. Elli hatte sie sofort gesehen. Mit einem schnellen Stich zielte sie auf meine ungeschützte Seite. Adrenalin durchflutete mich, als der Dolch die Entfernung zwischen uns schneller verkürzte, als ich reagieren konnte. Es würde gleich vorbei sein. Das wusste ich. Gleich hatte sie gewonnen. Reflexartig hob ich den Arm, um den Dolch abzuwehren. Elli und ich waren beide überrascht, dass ich in der Lage war, so schnell zu handeln. Aber ein schneidender Schmerz durchzog meinen Arm, als die Klinge mir über die Haut ritzte. Ellis Augen weiteten sich. Es war nicht ihre Absicht gewesen, mich zu verletzen.
“Hast-”
“Mach weiter!”, unterbrach ich sie. Zuerst zögerte sie, doch schließlich stach sie weiter zu. Freude und Adrenalin durchfluteten meinen Körper, als ich jeden ihrer Angriffe auswich. Erst zu spät fiel mir auf, dass ich durch meinen Übermut unachtsam wurde. Elli tauchte ab und zog mir mit einer Außensichel die Beine weg. Wehrlos fiel ich noch hinten. Der Aufprall presste die Luft aus meinen Lungen. Mit einem dumpfen Aufprall drang die Klinge in die Matte, knapp neben meinem Kopf.
“Du wirst immer besser.”, lobte mich Elli, während sie mir hochhalf. Ein brennender Schmerz durchzog meinen Körper, als das Adrenalin abklang.
“Oh,” ihre Stimme klang bestürzt, “Ich glaube ich habe dich versehentlich erwischt. Komm, wir holen etwas zum verbinden.”
Ich sah sie verwirrt an. Hatte ich ihr etwas nicht erzählt, was meine kräfte waren?
Offensichtlich nicht.
Ich versuchte mich selbst zu heilen und ein wohliges Gefühl der Wärme durchzog meinen Körper, während der Schnitt an meinem Arm sich schloss.
Was zurückblieb, war eine Narbe. Eine große Narbe, welche noch rot war. Dennoch wollte mein Körper nicht weiter heilen.
“Ich wollte zwar, dass du dich nicht überanstrengst. Aber wenn du meinst, bitte.”, Ellis Stimme klang ein wenig gereizt. Sofort fühlte ich mich schlecht und fing an mich überstürzt zu entschuldigen, auch wenn es im Nachhinein nichts zum entschuldigen gab.
Wir standen uns eine Weile schweigend gegenüber.
Wie lange?
Sekunden, Minuten, Stunden, ja vielleicht sogar Wochen. Auch wenn es vermutlich nur Sekunden waren fühlte es sich wie eine Ewigkeit an.
Schließlich erhob Ellie das Wort: “Es tut mir leid, es war mein Fehler,ich wollte nicht so reagieren. Ich habe vergessen, dass du nicht mehr das kleine Mädchen bist, das ich kennengelernt habe. Du kannst auf dich selbst aufpassen und ich muss das akzeptieren.”
Wow, das nenne ich eine tiefgründige Rede. War es so schwer Menschen loslassen?
Wie hätte ich es denn auch wissen sollen? Ich hatte nooch-
In diesem moment realisirte ich das ich etwas zu erledigen hatte, ein Herzenswunsch der sich leise und heimlich an mich herangeschlichen hatte und mich nicht mehr losließ. Ich werde alles versuchen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dass es mit dem tod enden wird. Ich muss es wenigstens versuchen.

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Guten Mittag meine lieben Damen und Herren, es ist Freitag mittag um 14:23 und ich bin kaputt, ich brauche das Wochenende. Ich sag's euch wenn ich zu Hause bin gibt's erstmal ein Kaffee. Mit Zucker und Milch, denn so ein Hardcore bin ich dann auch wieder nicht.
Ein schönes Wochenende euch
Stift

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