Kapitel 34: Aufgespießt
Ich wusste nicht genau, was zu diesem Zeitpunkt passierte. Es war so viel auf einmal und alles ging so schnell, dass ich das Gefühl hatte, es wäre ein Traum. Doch das war es nicht.
Ein Ruck fuhr durch mich hindurch und ich wurde erneut umgeworfen. Ein Gewicht landete auf mir und presste mich hinunter, schirmte mich ab. Der Erdboden bebte und vibrierte und ich fühlte, wie Magie zum Leben erwachte. Die Luft zischte und der schwere, süße Duft von Metall und Blüten erfüllte sie. Das Glühen in mir wurde stärker, es schien sich durch mich hindurch zu fressen. Ich schloss die Augen.
Unter meinen Lidern sah ich Licht, hell und unnachgiebig. Es war wie Fieber und wütete in meinem ganzen Körper, in jeder Faser meines Seins. Ein Wimmern verließ meine Lippen. Ich wusste nicht, was um mich herum geschah, fühlte nur dieses Licht, diese Hitze, die so unerträglich brannte.
Ich öffnete meine Augen und versuchte, etwas zu erkennen. Der Boden bebte immer noch, die Luft rauschte und zischte. Verschwommen erkannte ich die riesige Kreatur, die glühenden Augen blickten verwirrt hin und her. Sie versuchte, sich auf den Beinen zu halten und hatte den Kopf eingezogen. Was immer hier vor sich ging, es hatte nichts mit diesem Monster zu tun. Und wenn es etwas war, vor dem selbst dieses Vieh Angst hatte, was erwartete und dann?
Das Beben wurde stärker und es schüttelte mich, zusammen mit dem Fieber, so stark, dass ich meinen Körper nicht mehr kontrollieren konnte.
Was ging hier vor sich? Mein Verstand war kaum in der Lage, es zu begreifen.
Mit einem Mal begann es, in meinen Ohren zu dröhnen. Es wurde lauter und lauter, bis plötzlich flinke, braune Gestalten aus den Tiefen des Dschungels preschten. Zuerst erkannte ich nicht, was sie waren, doch dann ergriff mich das ruhige Gefühl der Sicherheit.
Venérs. Dutzende von ihnen kamen herbei und liefen auf das Wesen zu, in vollem Tempo, die Köpfe gesenkt. Mit einem Mal regte sich Unruhe in mir. Was hatten sie vor? Wollten sie dieses Ungeheuer zur Seite rammen? Mit Grauen besah besah ich die Stacheln, die den Körper des Wesen spickten. Meine Sicht war verschwommen und ich wurde durch das Zittern des Erdbodens immer wieder flach zu Boden gepresst.
Doch ich war im Unrecht. Das Wesen hatte die roten Augen aufgerissen und beobachtete entsetzt die sich anbahnende Herde. Panik ergriff es, und es versuchte verzweifelt, sich auf dem winzigen Platz zu drehen und zu flüchten, doch es schaffte es nicht. Die Venérs hatten einen entscheidenden Vorteil- sie waren kleiner und wendiger, wie geschaffen für den engen Raum.
Sie kamen näher und näher und näher. Ich konnte die Hörner im fahlen Licht in den verschiedensten Farben schimmern sehen, von braun zu grau, bis hin zu rot und weiß. Es war ein wunderschönes, gefährliches Spektakel.
Ich wollte die Augen fest zusammenkneifen, als die Herde auf das Unwesen traf, doch ich konnte nicht. Mit weit aufgerissenen Augen und dem Versuch, das Gleichgewicht zu halten sah ich der Herde zu. Benau saß neben mir, die Kinnlade nach unten geklappt. Er war das Gewicht gewesen, dass mich hinunter gedrückt hatte.
Drei Sprünge. Ich krallte meine Finger in den Boden.
Zwei Sprünge. Ich presste meinen Kiefer fest zusammen.
Ein Sprung. Ich riss die Augen noch ein Stückchen weiter auf.
Mit vollem Tempo kamen die Venérs bei dem Tier an... und spießten es mit ihren Hörnern auf.
Das Wesen stieß einen ohrenbetäubenden, markerschütternden Schrei aus, bei dem meine Nackenhaare sich aufstellten und mein Herz einen Schlag aussetzte.
Immer mehr Venérs kamen auf das Ding zu, erstachen es mit ihren Hörnern, die durch die Hornplatten gingen, als wäre es Yankurquark.
Das Wesen schrie und schrie, sodass ich mir am liebsten die Fingernägel abgerissen hätte. Ich presste meine Hände auf die Ohren, doch das vermochte das Geräusch nicht aufzuhalten.
Die Kreatur begann, zu glühen, erst schwach und dann immer stärker. Sie wollte fliehen, doch es gab keinen Ausweg. Egal, in welche Richtung sie sich bewegte, sie spießte sich nur weiter auf. Dies war kein schöner Tod.
Das Glühen wurde stärker und in mir tobte das fieberähnliche Gefühl. Es wurde heller.
Mit einem letzten, qualvollen Schrei, glühte das Wesen auf- und meine Welt versank in Dunkelheit, als mir schwarz vor Augen wurde.
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