7.

Die Hitze die mir in Sydney entgegen schlug war unglaublich, fast augenblicklich fühlte ich wie mir heiß wurde.
Ich hatte das verlangen meine Haare zurück zu streichen doch wiederstand dem Drang als ich mich an meinen Hals erinnerte.
In dem Moment war ich verdammt dankbar dafür das ich doch kein Tuch eingepackt hatte. Denn ich war ziemlich sicher das ich mit so einem Ding um den Hals herum Sterben würde. Ich konnte schon die Schlagzeile vor meinem inneren Auge sehen. Todes Ursache Hitzschlag! (Weil sie zu stur war um einen Schal abzunehmen)

Ein Bus sollte uns zusammen mit einer Gruppe Bonzen vom Rollfeld zum Flughafen bringen. Eystein stand neben mir während ich mich zu den anderen Leuten in den Bus zwängte.
Keiner von denen sah aus wie ein Metall Fan eher so als müsste jemand ihnen mal die Stöcke aus den Ärschen ziehen.

Die Luft schien schon vor der Mittagshitze zu flimmern. Mein übergroßer Ehemann konnte sich locker an der oberen haltestange fest halten. Doch ich stand so da.
Er schlang auf einmal seinen Arm um meine Hüfte und zog mich gegen sich. Seine Hand lag recht tief auf meinem Rücken. Während er mit der anderen nach etwas hinter mir griff.

»Griffel weg sonst knallt es gleich!« knurrte er ziemlich wütend klingend hui...
Verwundert schaute ich zu ihm auf, doch sein Blick war auf was auch immer hinter mir fixiert. Er sah richtig böse aus.
Ich schaute mich verwirrt um da stand ganz dicht, viel dichter als eigentlich nötig wäre, ein blonder rundlicher Anzugträger so Mitte Fünfzig hinter mir. Ihm lief der Schweiß nur so von der Stirn. Er hatte seine Hand nach meinem Hintern ausgestreckt, nur hielt Eystein eben diese nun fest am Handgelenk gepackt.

Als unsere Blicke sich trafen schien ihm erst klar zu werden das ich bemerkt hatte was er da vorgehabt hatte. Und dann schaute er weiter auf, zu meinem Mann und versuchte prompt einige Schritte zurück zu weichen.

Eystein ließ ihn jedoch nicht los ja zeigte sogar seine Zähne. »Komm ihr noch einmal zu nah und ich schlag dir deine Zähne aus, klar?« fragte er zischelnd.
»Kristallklar«, erklang die hohe pieps Stimme des Mannes. Dann ließ Eystein ihn los, mich jedoch nicht.

Ich schnaubte, er hätte er ruhig versuchen können, also mich anzugrabschen meine ich. Ich war mit drei Onkeln Eherenhalber groß geworden wovon zwei, Arnes und Mark, schon im Knast gesessen hatten. Gut Arnes hatte nur gesessen weil sein Stiefpenner ihm die Drogen von seinem Sohn untergejubelt hatte. Aber Mark, Mark hatte gesessen wegen Körperverletzung weil irgend so ein kranker Wichser seine kleine Tochter betatscht und zu Dingen gezwungen hatte über die ich lieber nicht nachdenken wollte. Als sie gerade einmal Fünf Jahre alt gewesen war und die Polizei hatte rein gar nichts gemacht.

Die beiden hatten darauf bestanden mir einige Tricks beizubringen, die auch mal zu ein paar gebrochenen Knochen führen konnten.
Der Manager der Band hatte dazu geraten die beiden aus der Band zu nehmen, nachdem die Vergangenheit von Arnes und Mark durchleuchtet worden und an die Presse weiter gegeben worden war.
Doch Dad hatte seine beiden Brüder, auch wenn sie nicht von den selben Eltern stammten, nicht aus der Band geschmissen. Er hatte sogar dem Label gedroht, dass sie wieder zurück in die alte Garage gehen würden, bevor sie es zulassen würden, dass die beiden aus der Band geschmissen wurden.

Denn darum ging es ihm wirklich.
Die Musik und die Familie. Die Fans der Band hatten die Musiker wenn möglich noch mehr gefeiert... ich hatte das alles mit bekommen als ich gerade einmal fünf gewesen war. Mom und Dad hatten sich ziemlich oft mit ihrem Manager angelegt, doch das war mir so in Erinnerungen geblieben weil Wochen darüber diskutiert worden war.

Der Gedanke das ich Dad nach einer langen Zeit wieder gegenüber stehen würde ließ mich nervös vor und zurück wippen.
Was ich vergessen hatte war das Eystein immer noch vor mir stand, mich auch immer noch festhielt und ich somit vollekanne gegen seine Brust knallte. Er dachte anscheinend ich hätte einfach nur das Gleichgewicht verloren und zog mich fester gegen sich.
Ich mochte das Gefühl ganz und gar nicht das es in mir auslöste von ihm so gehalten zu werden. Dieses kribbeln das sich auf meiner Haut ausbreitete, wenn er mich berührte. Nein ich mochte es... ganz und gar nicht!!!
Ich riss mich los, als der Bus laut quietschend zum stehen kam und flüchtete hinaus in die heiße Mittagsluft.
Es wäre eindeutig besser für mich gewesen wenn die Luft nicht so verdammt heiß und stickig gewesen wäre.

Eystein zog mich schon weiter auf die Türen zu, er legte betont lässig einen Arm um mich. Gerade als ich ihn weg stoßen wollte, weil zu heiß, beugte er sich zu mir und meinte leise.
»Paparazzi«
Schon betraten wir die dank Klimaanlage gekühlte Halle des Flughafens und wurden von einem Blitzlichtgewitter in Empfang genommen.

Wir hatten es am Morgen nur dank des Hinterausgangs des Skydrive Hotels geschafft den Paparazzi zu entgehen. Das kam mir so vor als wäre es eine gefühlte Ewigkeit her.
Woher wussten die Paparazzi überhaupt das wir hier waren? So weit ich wusste wussten nur der Manager und Dads Band davon das wir kamen...

Und wie um meine Frage zu beantworten knallte ein Körper gegen meinen und ich wurde von den Füßen gerissen. Ich sah meinen Dad wenn es hoch kam vier mal im Jahr, wenn überhaupt. Zu unseren Geburtstagen und zu Weihnachten. Die restliche Zeit verbrachte er kaum zuhause ja tat sogar alles um das große protz Haus zu meiden, das er Mom geschenkt hatte als diese nach Pauls schwerer Geburt beschlossen hatte nicht mehr mit der Band zu Touren und uns auch nicht mehr selbst zu unterrichten, wie sie es immer getan hatte.

Und auch das hatte er nicht immer so getan. Erst vor einem Jahr hatte er begonnen uns zu besuchen, und versprochen er würde es ab jetzt immer so halten... als wenn.
Ich brauchte meinen Dad nicht, vorallem nicht wenn er sich wie der letzte Affenarsch verhielt. Was er gerade tat...

Er hatte einen Arm um meine Taille geschlungen während er mit der anderen über meine Haare strich und mir immer wieder ins Ohr flüsterte, »Oh mein kleines süßes Mädchen.«
Ein dicker Kloß breitet sich in meiner Kehle aus und ich konnte wütende Tränen in meinen Augen aufsteigen spüren. Ich bekam irgendwie ein »Lass mich los« raus. Und hätte ihm am liebsten auch noch eine runter gehauen denn was viel ihm bitte ein?

Wollte er etwa jetzt auf Vater des Jahres vor den Kameras machen? Ohne mich das konnte er sowas von vergessen!

Sein Griff festigte sich, bevor er mich auf meine Füße stellte. Die Gelegenheit nutzte ich gleich und trat ihm vollekanne auf den Fuß während ich gleichzeitig ihm ins Ohr zischte:»Die Nummer zieht vielleicht bei den Paparazzi aber mir kannst du nichts vor machen, Dad!« Mein Vater lächelt jedoch nur weiter, bevor er den Mund öffnete um was zu sagen. Gleichzeitig strich er allerdings meine Haare nach hinten. Jedes Wort das er hätte sagen können schien auf seinen Lippen zu gefrieren.
Oh scheiße...

Er schloss seinen halb offen Stehenden Mund und presste ihn zu einer schmalen Linie zusammen. Die braunen Augen meines Dads schienen mehrer Emotionen zu durchlaufen, Freude weil er mich sah, Schmerz weil ich ihn getreten hatte und dann als sein Blick auf meinen Hals traf einfach nur Kälte. Ja eiskalt glatt. Oh scheiße, gleich noch mal...
Ich sah wie er seine Fäuste ballte. Oh-Oh...
»Dad« begann ich schon zu sagen doch da machte er schon einen Schritt auf Eystein zu.
Plötzlich schien jeder abwartend die Luft anzuhalten, nur das Knipsen der Kameras war noch zu hören.

Mein Dad schob mich glatt leicht hinter sich. »Dad« meinte ich erneut doch mein Dad schien nur noch auf seinen Feind fixiert zu sein.
Oh man das konnte ja nur schlimm enden.

Mein Dad trat mit steifen Schritten auf Eystein zu der nur wartend eine Augenbraue hob. Ich folgte meinem Vater, denn ich wollte ganz bestimmt nicht einfach nur wie ein Schoßhündchen stehen bleiben.

Und wie hätte es anders kommen können konnte ich sehen wie mein Dad seine Faust anspannte. Er war genau so berechenbar wie ein Hund dem man ein Leckerli vor die Schnauze legte. Ich rollte mit den Augen bevor ich an ihm vorbei spazierte möglichst gelassen tuend für die Kameras während ich nach Eysteins Arm griff und meine Finger mit seinen verschränkte. »Dad das ist mein Ehemann Eystein Ragnasøn!« meinte ich zuckersüß klingend und vor Ironie nur so triefend, die Leute dich mich kannten würden wissen das ich es Ironisch meinte, für alle die mich nicht kannten würde es so klingen als wäre ich volle Kanne verknallt. Und um den Effekt auch auf die Kameras zu haben schaute ich kurz zu Eystein auf. Ich bemühte mich um diesen widerlichen Gesichtsausdruck den einige Paare in Filmen immer drauf hatten.
Mein Dad sah wenn möglich noch wütender aus, sein ganzer Körper war angespannt. Mission erfüllt dachte ich mit einem feixen im Gesicht, doch dann öffnete er den Mund.

»Eystein« grollte mein Vater, doch machte er noch keinerlei Anstalten ihm eine Runterzuhauen gut so.
»Mr. Rey« sagte dieser sichtlich gelassen, ja schenkte mir sogar ein verspieltes Grinsen. War der denn von allen guten Geistern verlassen???
Idiot!!!
Dad streckte ihm die Hand entgegen, was ihm verdammt schwer fallen musste.

Mein Mann nahm seine Hand und mein Vater zog ihn plötzlich näher an sich, ich konnte ihn Knurren hören, aber auch nur weil ich so nah bei ihnen stand: »Wenn wir hier keine Zuschauer hätten würde ich dich sowas von Fertig machen Junge.«
Musste er sich jetzt wie ein Arsch Verhalten?

Schnell trat ich zwischen die beiden Streithähne.
Bevor es nun doch unschön werden würde.
»So können wir los? Bitte...« zischte ich während Eystein einen Arm um meine Taille schlang und mich leicht gegen ihn zog.

Das war seine Rache an meinem Vater. Das sagte mir allein schon den Blick den er mir schenkte. Er konnte gerade einen Arm um mich legen, ohne dass mein Vater etwas tun konnte, der dafür allerdings so laut mit den Zähnen knirschte das ich dachte ihm müssten welche ausfallen. Zumindest könnte er nichts vor den ganzen Zuschauern machen. Aber ich konnte etwas tun. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen schlang ich einen Arm um seine Mitte. Was mir verwirrten Blick einbrachte. Bis ich mit meinen Fingern unter sein Sakko, das er immer noch an hatte, strich und ihn in seine Seite kniff.
Er zuckte zurseite und löste sich von mir.

Irgendwie schafften wir es zum Eingangsbereich ohne das ein Streit entbrannte. Wenn man mal von den Blicken ansah die die beiden sich zu warfen. Wenn Blicke töten könnten wäre einer oder beide jetzt tot.
Draußen vor der Tür wartet eine Limousine auf uns. Oh wie toll, nicht!
Was allerdings noch weniger toll war war das ich zwischen meinem Vater und Eystein sitzen musste da die andere seite der edel Limousine von Edward dem Manger und einer Menge Zeitschriften eingenommen wurde.

Bei dem unangenehmen Schweigen in der Limou, bis auf Edwards schniefen, wenn er seine Nase hochzog, wollte ich lieber überall anders sein. Vorallem weil ich merkte wie angespannt die beiden neben mir wirklich waren. Naja gut mein Vater war angespannt und Eystein schien den Spaß seines Lebens zu haben wenn seine Hand mich "aus versehen am Bein" berührte. Denn selbst wenn er mich nur kurz streifte schien es so als würde mein Dad einen nervenzusammenbruch erleiden. Er behielt Eysteins Hände aber auch genau im Auge, nur damit der sein kleines Mädchen auch ja nicht unanständig anfassen würde. Zumindest müssten das seine Gedanken so in etwa sein.

Allerdings war ich in Dads Kopf aber auch immer noch das kleine fünf Jährige Mädchen. Das hinter Arnes sitzend die Kunst des Haareflechtens an ihm gelernt hatte.
Und der Drummer meines Vater hatte wirklich jede Frisur die ich ihm gemacht hatte mit würde und stolz getragen. Irgendwo im Internet mussten noch Bilder von dem gefährlich aussehenden Mann zu finden sein, wie er Pinke Glitzer Haarspangen in seinen schwarzen langen Haaren trug.
Was leider nichts daran änderte das mein Dad uns beäugte wie ein Lux.

Ich wäre gerade wirklich überall lieber als hier, selbst bei Grabscher Willie. Einer der widerlichen Manager bei denen ich damals vorgesprochen hatte für einen Job. Nur das er mir besonders im Gedächtnis geblieben war weil er kurze Zeit nach meinem Bewerbungsgespräch gefeuert wurde, weil er Kundinnen angefasst hatte. Es war sogar in den Nachrichten gewesen und Willie hatte die Stadt danach verlassen müssen. Gefühlt war die ganze Stadt hinter ihm hergewesen.

Mein Dad legte seinen Arm um die Lehne meines Sitzes und zog mich so etwas näher an seine Seite. Hätte ich den spöttischen Blick nicht gesehen den er Eystein zuwarf hätte ich fast gedacht er würde das nur machen weil er mich vermisst hatte. Nun musste ich doch hart an mich halten um mich nicht doch auf "Schniefnase" Edwards Schoß zu retten nur um den beiden beim Schwanzlänge messen nicht im Weg zu sein.

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