Ich drehte mich stöhnend herum und versuchte meinen Kopf noch etwas tiefer in meinem Kissen zu vergraben und das viel zu grelle Sonnenlicht auszublenden genau so wie das wummern in meinem Kopf.

»Ahh« ächzte ich leise. Das Bett in dem abgeranzten drei Sternehotel in das Blue uns eingeladen hatte um ihrem Junggesellenabschied zu feiern war weicher als ich es in Erinnerung hatte.

Las Vegas da hatte sie unbedingt Feiern wollen. Selbst mit der Tatsache das es mitten im Winter war und arschkalt. Schon seit sie klein war hatte Blue mir immer wieder erzählt das sie in Las Vegas Feiern würde, wenn es denn mal so weit war. Blue von Degenweh war so adelig wie der König von Deutschland ein König war. Nämlich gar nicht.

Trotzdem hatte sie scheiß reiche Eltern die alle Kosten der Hochzeit und des Junggesellen Abschieds übernahmen aber für ein ordentliches Hotel hatte es anscheinend nicht gereicht.

Ich hatte eindeutig zu viel getrunken das letzte an das ich mich erinnerte war als ich mit diesem extrem heißen Typen getanzt hatte. Wie meine Freundinnen mich angefeuert hatten noch einen Shot zu trinken den zweihundertdrölfsten, wie Finnie immer zusagen pflegte wenn sie zu viel Getrunken hatte, in der Nacht und dann nichts mehr. Das letzte mal als ich so besoffen gewesen war war als ich Sechzehn gewesen war und Jenny und ich uns auf der Party ihres älteren Bruders so richtig abgeschossen hatten beim Bierpong spielen.
Das aber auch nur weil jemand das Bier mit Vodka gepanscht hatte. Ich hatte mich damals auch nur noch an die halbe Nacht erinnern können.

Und jetzt mit Zweiundzwanzig schien es nicht besser geworden zu sein.
Ich rollte mich wieder zurück auf die andere Seite und versuchte den Ruf der Natur zu ignorieren. Meine Blase schien ausgerechnet jetzt unbedingt auf Klo zu müssen. Also befreite ich mich von den Laken die erstaunlich Warm und erstaunlich schwer waren bevor ich mich dann doch dazu zwang die Augen zu öffnen.

Alles war verschwommen im ersten Augenblick und der stechende Schmerz der sich hinter meinen Schläfen meldete machte es nicht gerade besser. »Uhg« alles begann sich zu drehen als ich mich aufrichtete. Zusammen mit der Tatsache das meine Augen sich immer noch nicht an das viel zu Helle Licht gewöhnt hatten war das eher schlecht.
Moment mal warum war es überhaupt so hell?

Das kleine Zimmer mit dem dazugehörigen Bad hatte kein großes Fenster und selbst das war so dreckig das es nie im Leben so Hell sein konnte... War ich etwa mit jemandem mit gegangen??? Ich blinzelte mehrfach in dem Versuch meiner Sicht auf die Sprünge zu helfen. Oh man oh man Oh man oh man. Ich blieb auf der Bettkante sitzen und starrte in den Raum.

Ein wirklich riesiger Raum, ein Schlafzimmer aber offensichtlich ein Hotelzimmer. Meine Kleidung das schwarze Minikleid in das Blue mich gezwungen hatte und meine Unterwäsche, ein schwarzer spitzenbesetzter Tanga so wie der passende BH lagen gleich daneben. Die Killer Highheels, ebenfalls Blues Wunsch, waren nirgendwo zu sehen. Genau so wenig wie mein Mantel oder meine extra dicke Strumpfhose. Ich konnte meine kleine Handtasche auf einem beige farbenen Ohrensesseln entdecken. Der nicht weit von einer Minibar entfernt stand.

In das teuer aussehende Holz war das Symbol des Skydrive Hotels gebrannt worden. Scheiße, Scheiße,Scheiße! Ich hatte mich von irgendeinem reichen Schnöseln abschleppen lassen. Verdammt! Da ertönte ein Geräusch neben mir und etwas streifte mich am Rücken.

»Komm zurück ins Bett Babe« brummelte es hinter mir verschlafen. Ich erstarrte. Im stillen bat ich Gott das ich mit keinem Verheirateten Mann geschlafen hatte. Himmel das wäre wirklich ein neuer Tiefpunkt in meinem absolut grausamen Liebesleben! Während all meine Freundinnen entweder schon Kinder mit Zwanzig bekommen hatte oder Heirateten wie Blue oder beides wie Finnie, war ich seit Sechs Jahren gefühlter dauersingel.

Ja ich hatte geflirtet und hatte sogar Beziehungen gehabt aber die hatten nie länger als zwei Wochen gehalten. Und all meine Freunde hatte Jobs, feste gut bezahlte Jobs und schienen mitten im Leben zu stehen. Während ich gefühlt bei Neunzehn stehen geblieben war das schlimmste Jahr meines Lebens. Mom war in einem Auto Unfall mit Fahrerflucht gestorben.

Dad hatte ich seit dem nicht mehr gesehen, er war durchgehend auf Tour mit seiner Band und schickte ab und an mal Postkarten, wenn es ihm gerade passte. Und ich hatte die Uni und mein Stipendium geschmissen um mich um meine kleinen Brüder zu kümmern, zumindest redete ich mir das ein. Damit es mir nicht so vorkam als hätte ich es einfach nur geschmissen weil ich nichts mehr auf die Reihe bekam seit Moms Unfall.

Unge inzwischen Siebzehn und Paul inzwischen dreizehn Jahre alt hatten von Dad eine Nanny bekommen die sich um alles kümmerte. Inklusive dem Hausputz und alles, ich mochte Lily wirklich doch sie hatte mich immer so mitleidig angesehen nachdem ich nur Zuhause rum gesessen hatte. Das war so schlimm geworden das ich mir einen Job gesucht hatte, nur um ihre Blicke nicht mehr ertragen zu müssen.

Als Kellnerin in dem Diner in der kleinen Stadt in der wir Wohnten. Ich mochte den Job erstaunlicherweise, die Kollegen waren nett und Marvin Milkovich der Chef war zumindest kein grabscher wie einige anderen Chefs bei denen ich mich für einen Job beworben hatte. Ich konnte meine Gedanken auf etwas anderes als das leere Zimmer im Haus konzentrieren und ich bekam Geld für das machen von Milkshakes.

Ein Win Win also. Damals als Mom gestorben war hatte es sich so angefühlt als hätte ich zwei Elternteile zur gleichen Zeit verloren. Kurz nach ihrer Beerdigung war Dad gegangen und Lily bei uns eingezogen. Nachdem war nichts mehr so gewesen wie vorher.

Der Mann neben mir schien zum Glück wieder ins Land der Träume abgedriftet zu sein. Langsam drehte ich mich zu ihm um. Mein Blick wanderte zu seinen Fingern, nur um sicher zu gehen das meine Theorie doch bitte nicht stimmte. Er trug einen goldenen Ehering am Finger.

Verdammt!
Und er war der heiße Typ aus dem Club. Er hatte dunkelbraune Haare, einen Bart und das attraktiveste Gesicht das ich je gesehen hatte. Er sah so aus als könnte er locker ein Modell sein und auf dem Cover eines Magazins. Schnell und leise schlich ich zu meiner Unterwäsche und zu meinem Kleid und hob beides vom Boden auf. Danach schlich ich leise auf die Toilette. Naja zuerst verirrte ich mich in den begebaren Kleiderschrank den der Modell Typ in seinem Hotelzimmer hatte.

Also entweder verbrachte ich zu wenig Zeit in Hotels oder aber das war nicht normal. Ich hätte fast meine Sachen fallen lassen als ich das Badezimmer sah. Das war kein Badezimmer mehr, nein das war der Traum meiner Kindheit. Das weißgetünchte Badezimmer hatte einen goldenen Kronleuchter von der Decke baumeln. Es gab eine Badewanne mit Wirlpool in die locker Drei Leute gepasst hätten und eine ebenerdige Dusche sowohl mit Regendusche als auch mit Massage duschkopf.

Ich entleerte meine Blase zog mich an und öffnete meine Handtasche die ich mir vom Sessel geschnappt hatte. Und kramte nach meinem Handy um im besten Fall Blue anzurufen ob sie mich abholen konnte. Ich erstarrte als ich auf die Benachrichtigungen starrte. 200 verpasste Anrufe alle von Dad oder seinen Bandkollegen Mark, Finn und Arnes.
100 Nachrichten sowohl von meinem Dad als auch von meinem Bruder und eine Nachricht von meiner alten Schulfeindin Steffie Meyer. Die hatte meine Nummer noch??? Tja anscheinend.

Dazu hatte ich über hundert neue Follower auf meinem Insta Account und mehrer Privat Nachrichten. Was zum Fick ging hier ab? Ich wollte gerade nach Blues Kontakt Scrollen als mein Telefon erneut klingelte.

Mein Vater, rief an.
»Hi Dad was ist los?« fragte ich, leise flüsternd, damit ich den Typ nebenan nicht doch noch aufweckte.
»Nicht Hi Dad« donnerte er durchs Telefon. Ich war verwirrt was war hier los?
»Dad?« fragte ich verwirrt.
»Odin.... ODIN!!! Fucking Odin!« brüllte er mir in mein Ohr. Was hatte denn unser Alter toter Golden Retriever damit zu tun?
»Wie lange ging das schon eh? Wie lange hältst du das schon vor mir verheimlicht. Hast du das nur gemacht weil du mich hasst?«

»Dad was? Ich bin verwirrt was hat unser tot–«
Piiinnnggg
Dein Ernst???
Ein link war von meinem Bruder hinzugefügt worden von einem Artikel einer dieser Promi Klatschblätter. Ich drückte auf den Link. Und erstarrte. Während ich das Bild anstarrte. Das war ich und der Sexy Typen ein Zimmer weiter. Ich hielt einen kleinen Blumenstrauß in der rechten Hand meine Linke so wie seine Waren vorgestreckt und zeigten die Ringe... Und die Überschrift lautet: Odin der Sexy Front Sänger von Skål jetzt offiziell für immer vergeben?!

Nun ihr Lieben wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren haben. Stimmt es der liebe Odin (mit Bürgerlichem Namen Eystein Ragnasøn) ist tatsächlich den Bund der Ehe eingegangen. Nun fragt ihr euch bestimmt mit wem?

Nun ihr Lieben sorgt euch nicht, aus vertrauensvoller Quelle haben wir erfahren das die neue Mrs. Ragnasøn niemand anders als Sophie Shelly Rey ist. Einige von euch werden jetzt fragen Rey wie in Hardin Rey der Frontsinger und Gründer der Band Nomads. Ja genau wie der Hardin.

Seine Tochter scheint sich im Feindesland umgesehen und die Wahreliebe gefunden zu haben.
Ich starrte auf den Artikel, und hörte nur halbwegs wie mein Vater durchs Mikrofon weiter fluchte. Ich starrte auf meine linke Hand und den Ring der an meinem Finger glänzte.
»Fuck«