Kapitel 5 - Spiegelspiele
Mr. Greant, Ernie, der Spiegel-Junge und ich. Vier Menschen aus unterschiedlichen Verhältnissen. Ein mächtiger Banker, ein angesehner Politiker, ein Junge der zu lange alleine war und ein Mädchen dass seine Mutter verloren hatte.
Ich stieg aus dem wackeligen Bett, ich hatte Kopfschmerzen aber die wurden noch etwas von dem anhaltenden Adrenalin von gestern überschattet. Als ich angezogen in die Küche trottete, saß der Spiegel-Junge schon am Tisch und aß ein Brot mit Butter und Käse. Ich bevorzugte süßes zum Frühstück, weswegen ich zur Marmelade griff.
„Morgen"
„Morgen, wie hast du geschlafen?"
„Ganz gut, auf jeden Fall nicht schlimmer als in unserem alten Versteck."
„Das sagst du jetzt schon seit einer Woche und ich verstehe immer noch nicht was du gegen unser altes Versteck hast."
„Nichts, ich sag nur dass die Betten hier bequemer sind."
„Ist das nicht das gleiche?"
„Ich finde es macht einen großen Unterschied ob ich was gegen das Versteck oder gegen die Betten habe."
„Lou"
„Ja?"
„Kannst du bitte aufhören so zu reden dass ich dir gleich eine reinhauen will? Ich will dir nicht weh tun, das wäre unnötig."
Ich hatte keine Zweifel daran dass der Spiegel-Junge seine Drohung war machen würde, also hielt ich die Klappe. Schweigend saßen wir uns gegenüber und aßen jeder sein Brot.
Ernie kam rein. Er bemerkte das schweigen und fragte ob alles in Ordnung sei, insgeheim war ich mir sicher dass er sich nur vergewissern wollte dass es nichts mit gestern zu tun hatte.
Gestern. Die Party. Wir waren zu viert dort aufgekreuzt, als wir in den Raum getreten waren hatten wir viele schiefe Blicke auf uns liegen gehabt. Natürlich kannten alle Mr. Greant, Ernie war auch nicht unbekannt, doch der Spiegel-Junge und ich? Wir fielen auf wie zwei Spatzen im Adler Nest. Es war klar dass wir nicht dorthin gehörten. Alle wunderten sich warum wir dort waren, doch niemand fragte uns. So war dass halt. Wir waren mit Mr. Greant, dem Veranstalter dieser Party, hereingekommen also mussten wir eine besondere Stellung in der Gesellschaft haben. Wenn sie nur wüssten.
Ernie und Mr. Greant stellten uns ein paar Leuten vor. Darunter ein Kronprinz von einem anderen Kontinent, der hier war um geschäftlichem Nachzugehen, und eine Adlige die entweder die dritte Cousine zweiten Grades oder die zweite Cousine dritten Grades des Herzogs von irgendwas war. Sie nannte sich trotzdem Adlige obwohl sie diesem Herzog noch nie begegnet war, was Ernie uns verriet.
Doch nicht alle Leute dort waren Adlig oder hochgestellt in der Gesellschaft. Zum Beispiel begegneten wir auch einer Frau die uns mit Freude alles über ihre Forschung an Mooren erzählte. Sie hatte bisher noch nie einen Durchbruch mit ihrer Forschung aber sie blieb trotzdem dran.
Es war nun 10:34 und Mr. Greant war immer noch nicht da. Wir hatten uns zwar erst für 11:00 verabredet aber in der letzten Woche machte er klar dass er zu früh kommen liebte, so kam er vorgestern sogar eine Stunde früher.
Die Sorge war aber unbegründet, um 10:45 klopfte es an der Tür und Mr. Greant kam mit seinem ständigem Begleiter, dem Tok Tok Tok seines Gehstocks, herein. Er murmelte etwas von Stau und stapfte ins Wohnzimmer, wo er sich auf die Couch niederließ. Ernie holte noch einen Stuhl aus der Küche weil das Sofa nur drei Personen zu laß, bei mehr wäre sie wahrscheinlich eingekracht.
Der Spiegel-Junge und ich ließen uns neben Mr. Greant auf die Couch nieder, während Ernie gegenüber von uns auf dem Stuhl saß.
„Wie geht es euch? Gestern war ein guter Abend! Heute Morgen riefen mich noch ein paar Leute an die gestern da waren. Was soll ich sagen? Ihr zwei habt einen verdammt guten Eindruck hinterlassen! Gut gemacht."
„Vielen Dank Mr. Greant, ich war mir tatsächlich nicht sicher ob wir nicht mit mehr Leuten hätten reden sollen."
„Ach was mein Junge, es waren genug. Zumindest genug für dass was wir erreichen wollten, sie haben euch auf jeden fall wahrgenommen und ein gutes Bild von euch!"
„Das reicht aber nicht. Wir müssen die von unserer Sache überzeugen. Die letzte Woche wo ihr nun hier wart habe ich mir nochmal Gedanken gemacht. Was wenn die Menschen die Wahrheit nicht akzeptieren? Es war ja schon für mich eine Überwindung daran zu glauben. Wir können nicht einfach so zu den Menschen hingehen und erwarten dass sie uns glauben."
„Da hast du recht Ernie, was schlägst du vor?"
„Ganz einfach, wir brauchen Beweise."
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