Kapitel 16
Kaum ist die Tür hinter uns geschlossen, presst mich Darian stürmisch gegen die Küchentheke und drückt seine weichen Lippen erneut leidenschaftlich auf meine. Seine Hände wandern an der Seite meines Körpers hinab, über meinen Hintern, bis zu meinen Oberschenkeln, die er umgreift und mich kurz darauf ruckartig hochhebt. Ohne mich auch nur ansatzweise von ihm zu trennen, schlinge ich meine Beine geschickt um seine Taille und lasse meine Hände unter sein Shirt gleiten. Meine Fingerspitzen fahren über seine nackte Haut und lassen eine leichte Gänsehaut entstehen.
Darian hält mich mittlerweile zwischen ihm und der Wand gefangen, während sein Mund zu meinem Hals wandert und schließlich hinab zu meinem Dekolleté, wo er weitere Küsse verteilt, die mir ein leises Stöhnen entlocken. Ich lege meinen Kopf in den Nacken und schließe die Augen, um mich ganz seinen brennenden Berührungen hinzugeben.
Schließlich kann ich es nicht mehr aushalten und ziehe ihm hektisch das Shirt aus, woraufhin meine Augen auf seinem entblößten Oberkörper haften. Nun bin ich diejenige, die eine feuchte Spur von seinem Mund bis hin zu seinem Hosenbund küsst, nachdem ich mich aus der Enge befreit habe. Gerade als ich mit flinken Fingern seinen Gürtel geöffnet habe, hält mich Darian auf und schaut mit einem tadelnden Blick zu mir hinab.
„Schon mal was von Gleichberechtigung gehört? Es ist ziemlich unfair, dass du noch alles an hast", wispert er schwer atmend und dreht mich daraufhin zur Wand, um den Verschluss meines Kleides zu öffnen. Er streift den Stoff sanft von meinen Schultern, woraufhin er leise zu Boden fällt und ich nun lediglich in Unterwäsche vor ihm stehe. Darians Blick wandert über jeden Zentimeter meiner Haut und lässt ein loderndes Feuer auf dieser entstehen. Wenn ich auch nur eine Sekunde Zweifel gehabt hätte, wären sie spätestens jetzt verschwunden.
Er umschlingt meine Hand mit seiner und zieht mich hinter sich in sein Schlafzimmer. Diesmal übernehme ich die Führung, schubse Darian auf sein Bett und bringe zu Ende, was ich eben angefangen habe. Ich ziehe seine Hose komplett aus, sodass wir beide nur in Unterwäsche gekleidet sind und setzte mich schließlich auf ihn. Meine Hände und Lippen erkunden seinen ganzen Körper, jeden einzelnen Winkeln seiner prickelnden Haut, bis Darian den Spieß umdreht und nun über mir schwebt. Seine dunklen, warmen Augen verschmelzen für einen Moment mit meinen und lassen mich fast meinen Namen vergessen. Die Zeit scheint stehen zu bleiben, lediglich unser unregelmäßiger Atem erinnert mich daran, dass sie weiter läuft.
„Nichts Ernstes?", frage ich leise in die Stille hinein.
Es macht mir Angst, wie sehr ich ihn in diesem Moment will. Und gleichzeitig habe ich auch unglaublich Angst davor, eine feste Bindung einzugehen. Ich bin einfach nicht bereit und die äußeren Umstände sind mehr als unpassend. Ich könnte Darian nicht die Sicherheit und Zuneigung geben, die er verdienen würde. Gleichzeitig scheinen wir gerade beide nur die Nähe und Wärme des anderen spüren zu wollen. Was spricht also gegen einmaligen Sex? Ein bisschen Spaß, der morgen wieder vergessen ist?
Er stockt einen Moment, prüft meinen Ausdruck, doch schließlich verschwindet die kleine Furche zwischen seinen Augenbrauen, während sich seine Mundwinkel leicht heben und sein Blick weich wird.
„Nichts Ernstes."
Seine Lippen neigen sich herab auf meine und verweilen dort kurz, bis sie erneut bei meinem Dekolleté landen. Scheinbar ist es ihm aber nicht genug, da Darians Hände zum Verschluss meines BHs wandern und ihn öffnen, sodass er freien Blick auf meinen Busen hat. Seine Lippen umschließen kurz darauf diesen und seine Zunge zieht sanfte Kreise über meine empfindliche Haut, was mir ein Keuchen entlockt. Alles an seinen Berührungen ist fordern, aber gleichzeitig so unendlich sanft.
Er führt seinen Mund weiter hinunter und hakt bei meinem Höschen angekommen seine Daumen um den Stoff, woraufhin er es runter zieht und auf den Boden schmeißt. Ein deutliches Ziehen ist in meinem Unterleib zu spüren, das nur noch verstärkt wird, als sich Darians Zunge an meiner Mitte zu schaffen macht. Keuchend lege ich den Kopf in den Nacken und lasse mich verwöhnen. Es ist lang genug her, dass ich auf diese Art und Weise Dampf ablassen konnte.
Bevor ich überhaupt den Höhepunkt erreichen kann, zieht sich Darian wieder zurück, streift jedoch kurz darauf ebenfalls seine Unterhose ab und greift ins Nachtschränkchen, aus dem er ein Kondom hinaus holt und es sich kurz darauf überstreift.
„Bist du dir sicher?", fragt er leise, bevor unsere Körper eins werden und rhythmisch miteinander verschmelzen.
Aus Darians Kehle dringt ein tiefes Stöhnen, welches dazu führt, dass sich eine Gänsehaut auf meinen Armen bildet. Meine Finger krallen sich immer fester in seinen Rücken, während der Höhepunkt mit jedem Stoß für uns beide immer näher kommt. Ich dränge mein Becken Darian entgegen, dessen Hände rechts und links von meinem Kopf abgestützt sind und so einen Blick auf seine beeindruckenden Arme ermöglichen. Die Spannung in meinem Körper wird immer größer, sie scheint mich beinahe zu zerreißen, als ich spüre wie Darian kommt. Ich komme noch nicht, was ganz normal ist und überhaupt nicht schlimm, weil er das, was er angefangen hat, mit seiner Zunge beendet. Mein Körper erbebt unter seinem tiefen Blick und für einen winzigen Moment existieren nur er und ich, in einem unendlichen Universum, das für uns gemacht wurde.
Mein Brustkorb hebt und senkt sich unregelmäßig, bis sich mein Körper, sowie meine Atmung schließlich langsam beruhigen. Darian liegt nun neben mir, streicht über mein Haar, auf das er einen kleinen Kuss drückt und schaut mich so liebevoll an, dass ich am liebsten weinen würde. Plötzlich fühle ich mich schuldig und schrecklich nüchtern. Ich bereue nicht, dass wir miteinander geschlafen haben, aber ich werde den Gedanken nicht los, dass ich seine Zuneigung zu mir in gewisser Weise ausgenutzt habe. Dass ihm das hier vielleicht viel mehr bedeutet als mir. Oder will ich mir einfach nicht eingestehen, dass es mir auch nicht egal ist? Kaylas haselnussbraune Augen schleichen sich in meinen Kopf und meine Brust zieht sich schmerzhaft zusammen. Warum zur Hölle fühlt es sich an, als hätte ich beide meiner besten Freunde betrogen?
„Es war unglaublich schön", murmelt Darian dicht an meinem Ohr, woraufhin ich nur nicke und schwer schlucke.
Ich hasse mich so sehr dafür, aber auf einmal will ich einfach nur noch gehen. Weg von Darian, der mich viel besser behandelt, als ich es verdiene. Weg von dieser beschissenen Angst und meinen Gedanken. Ich bleibe ruhig liegen, lausche seinem immer gleichmäßiger werdenden Atem und schleiche schließlich aus seinem Zimmer, sobald ich mir sicher bin, dass er schläft. Ich hoffe, dass ich eines Tages in der Lage dazu bin, zu bleiben. Aber heute ist dieser Tag eben noch nicht gekommen.
Meine Kleidung sammle ich von Boden auf und allmählich macht sich der Alkohol wieder in Form von Übelkeit und Kopfschmerzen bemerkbar. Ich will gar nicht wissen, wie es mir morgen gehen wird. In der Küche klaube ich die restlichen Kleidungsstücke auf und gerade, als ich in mein Zimmer gehen will, öffnet sich die Haustür. Kaylas Blick fällt sofort auf meinen nackten Körper, während ihrer zu gefrieren scheint. Wortlos steht sie an der Schwelle und wendet sich plötzlich beschämt ab. Es wirkt, als wüsste sie nicht wohin mit sich. Offensichtlich wissen wir beide nicht, was man in einer solchen Situation am besten sagt, um die Stille zu brechen. Mit jeder Sekunde, die vergeht, wird es nur unangenehmer.
„Ich-", will ich beginnen, doch Kayla unterbricht mich direkt.
„Du brauchst dich nicht rechtfertigen, immerhin bist du mir nichts schuldig."
Ihre Stimme klingt ungewohnt verunsichert und irgendwie leer. Vielleicht sogar verletzt. Mit gesenktem Blick streift sie sich das Haar hinter das Ohr und drängt sich schnellen Schrittes an mir vorbei. Das Schließen unserer Zimmertür reißt mich schließlich aus meiner eigenen Starre. Fuck. Warum war das gerade so verdammt komisch? Sonst haben wir uns auch immer von unseren Sexgeschichten erzählt. Warum ist es plötzlich so anders?
Ich zwinge mich dazu, meine gesamte Konzentration auf ein gleichmäßiges Atmen zu lenken, doch es will mir nicht recht gelingen. In den letzten Stunden ist viel passiert. Zu viel. Vielleicht hätte ich es doch nicht tun sollen. Man schläft nicht mit seinen Freunden. Vor allem nicht, wenn die beste Freundin dafür sagt, dass es im Magen kribbelt. Aber ich will nichts von Kaya. Und auch nicht von Darian. Und sie wollen nichts von mir. Wenn ich morgen früh aufstehe, wird alles wieder ganz anders aussehen. Normal. Wie immer. Immerhin ist es direkt in der Situation meistens intensiver. Meine innere Aufregung muss sich nur legen.
Ich sammle all meinen Mut zusammen, schleiche durch den Flur und schließlich in unser Zimmer, wo Kayla bereits mit dem Rücken zu mir im Bett liegt. Entweder schläft sie wirklich oder sie will es mich denken lassen. Egal was davon der Wahrheit entspricht, sie möchte jetzt nicht mit mir reden. Das muss ich akzeptieren. Auch wenn die Worte auf meiner Zunge brennen und ich sie am liebsten ausspucken würde.
Ich lege mich neben sie, darauf bedacht ihren warmen Körper bloß nicht zu berühren. Die Hitze, die sie ausstrahlt und ihre Nähe sind mir nur zu bewusst. Es ist schrecklich. Ihr süßlicher Duft liegt in der Luft, der sich mit dem Geruch des Salzwassers vermischt. Das leise Rauschen des Meeres dringt durch die geöffneten Fenster in den Raum. Es wirkt, als würde es mir ein beruhigendes Schlaflied singen wollen. Als wolle die Ruhe des Wassers sich auf meine Gedanken übertragen. Ich lausche eine Weile, bis auch meine Lider schwer werden.
Als ich aufwache, ist die Seite neben mir leer und die Uhr zeigt mir, dass es schon beinahe Mittag ist. Seufzend drehe ich mich zur Fensterfront und beobachte die Wellen, während sich die Ereignisse der letzten Nacht in Dauerschleife vor meinem inneren Auge abspielen. Ich lag falsch. Heute fühlt es sich fast noch schlimmer an. Weil das Gespräch, das Kayla und ich unbedingt führen müssen, wie ein bedrohlicher und unüberwindbarer Berg vor mir steht. Ganz davon abgesehen, dass Darian und ich ebenfalls noch einmal über das Geschehene sprechen müssten. Was habe ich mir nur bei all dem gedacht? Verdammte Scheiße. Es war schön mit Darian. Daran bestehen keine Zweifel. Aber war es das auch wert? Vielleicht habe ich die Beziehung zu ihm damit zerstört. Was, wenn es jetzt anders ist? Ich hätte es mir wohl vorher überlegen müssen.
Ich liege eine Weile dort, bis ich mich schließlich mit viel Mühe zum Aufstehen aufraffen kann. In Zeitlupe ziehe ich mir ein Shirt und eine lockere Hose an, kämme meine Haare und putze schon einmal meine Zähne, was ich normalerweise nie vor dem Frühstück mache. Jedoch ist mir alles recht, um das Zusammentreffen mit meinen Mitbewohnern noch etwas hinauszuzögern. Ich hasse es.
Im Badezimmer atme ich ein letztes Mal tief durch, bevor ich die Schultern straffe, meinen üblichen Gesichtsausdruck und ein Lächeln aufsetze. Unsicheren Schrittes trotte ich in die Küche, aus der ein leises Summen und der Geruch von Essen dringt. Darian steht am Herd und kocht, während Kayla lesend weiter hinten auf der Couch sitzt. Als sie mich bemerken, schenkt mir mein kurzzeitiger Beischläfer sein typisches Lächeln, während meine beste Freundin bloß kurz aufschaut.
„Gut geschlafen, Dornröschen?"
„Erst Cinderella, jetzt Dornröschen. Was soll bloß als nächstes kommen?", frage ich gespielt locker, woraufhin Darian lacht. Am liebsten würde ich mich vor lauter Aufregung in das Waschbecken übergeben. Er schiebt mich ein Stück auf Seite, da ich wohl im Weg stehe. Berührt eine der Stellen, die er vor wenigen Stunden noch mit Küssen bedeckt hat. Ich spüre, dass ich rot werde, weswegen ich meine Haare nach vorne fallen lasse und auf den Boden blicke. Was zur Hölle ist falsch mit mir? Wir sind erwachsen. Es war nur Sex.
Während Darian unser Mittagessen zubereitet, unterhalten wir uns über belanglose Dinge, wobei Kayla auffällig ruhig bleibt. Die ganze Zeit über gibt sie keinen Ton von sich, was mehr als nur untypisch ist und eine leichte Panik in mir auslöst. Schließlich verschwindet sie wortlos nach draußen und lässt uns allein zurück.
„Was ist los?", kommt es sofort von meinem besten Freund.
„Ich-" Die Worte bleiben mir im Hals stecken. Es ist zum Kotzen.
„Ist es wegen der letzten Nacht?"
Ich bringe bloß ein Nicken hervor. Darian legt den Kochlöffel beiseite und schaut mich mit voller Aufmerksamkeit und diesem scheiß sanften Blick an, der mich immer schwach werden lässt. Ich hasse Menschen mit solchen Augen. Es ist unfair.
„Bereust du es?"
„Nein", erwidere ich mit gesenktem Kopf.
„Adela." Seine Finger heben mein Kinn an, sodass ich ihn nun anschauen muss. „Wenn du dich nun damit unwohl fühlst, tut es mir aufrichtig leid. Das war nie meine Absicht."
„War ja klar, dass gerade du dich entschuldigst." Ich lache verzweifelt und bin gleichzeitig erleichtert. Darian hat ein Herz aus Gold.
„Ich will nicht, dass es komisch zwischen uns wird."
„Ich verspreche dir, dass es das nicht wird. Es war schön. Keiner ist dem anderen irgendetwas schuldig. Okay?"
Ich nicke erneut und lasse mich von meinem besten Freund in eine Umarmung ziehen, die ich nur zu gut gebrauchen kann. Damit fällt mir immerhin die erste Last von den Schultern.
„Weißt du, was mit Kayla los ist? Sie ist irgendwie schon den ganzen Morgen komisch drauf", bemerkt er.
Also bilde ich es mir nicht nur ein.
„Ich habe eine Vermutung."
Es führt kein Weg daran vorbei. Kayla und ich müssen dringend reden.
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