Kapitel 12

„Vergiss es, ich nehme den größeren Koffer. Schau mal, der kleinere ist viel leichter, es wäre zu deinem Vorteil", versucht Kayla mir überzeugend zu verklickern. Wir diskutieren jetzt schon eine Weile darüber, wer den großen Koffer nehmen darf und mittlerweile bin ich an dem Punkt angelangt, an dem ich mich geschlagen gebe. Es hat keinen Sinn mit ihr zu diskutieren. Zumal es vielleicht nicht die beste Idee war am Tag der Abreise zu packen.

„Dann nimmst du aber auch die Badetücher mit."

„Wozu willst du die mitnehmen? Ich denke, dass sie Handtücher da haben. Immerhin ist es ein Ferienhaus."

„Ich will trotzdem welche mitnehmen. Sicher ist sicher."

Ich halte ihr einige Tücher entgegen, die sie mit einem kleinen Stöhnen schließlich in ihren Koffer packt. Falls dort doch keine sein sollten, wird sie mir danken.

Es grenzt fast an ein Wunder, dass wir beide so kurzfristig Urlaub bekommen konnten und die Reise damit möglich wurde. Die Sympathien für meinen Arbeitgeber halten sich in Grenzen, doch in diesem Moment hätte ich ihnen am liebsten die Füße geküsst. Und ich bin echt kein großer Fußfreund.

Ich wende mich meinem Schrank zu und beginne die ersten Teile herauszuziehen, die ich mitnehmen möchte und verstaue diese nach und nach im Koffer. Es folgt ein Buch, offene Schuhe und einige Hygieneartikel, mit denen sich der Koffer immer mehr füllt. In meinem Kopf gehe ich eine Liste der Dinge durch, die ich unbedingt einpacken muss, als mir blitzartig mein Armband einfällt.

Es liegt nicht an seinem Stammplatz, weswegen ich einige Schubladen durchwühle, doch ich kann es immer noch nicht finden. Bitte nicht. Es darf nicht weg sein. Elian hatte es mir damals gemacht und genau deswegen bedeutet es mir die Welt. Mehr als die Welt.

„Hast du mein Armband gesehen?", frage ich leicht hysterisch.

„Nein, aber schau doch mal in der Schublade meines Nachtschränkchens."

Ich reiße sie sofort auf und beginne dort nach dem Armband zu suchen und atme mehr als erleichtert auf. Es liegt unversehrt auf einem Briefumschlag, der mir jedoch sofort das Blut in den Adern gefrieren lässt. Er ist abgegriffen und schon ein wenig zerfleddert, da ich ihn schon so oft gelesen habe. Ich kenne jedes einzelne Wort auswendig.

Mir ist bewusst, dass ich diesen Brief dort liegen lassen sollte. Dass es mich zerstören würde, ihn ein weiteres Mal zu lesen. Wir fahren heute in den Urlaub. Ich sollte mich um andere Dinge kümmern, denn ich weiß genau, was dieser Brief mit mir anstellt. Aber ich mache wie immer das, was ich nicht tun sollte und nehme ihm heraus. Mit zitternden Fingern und rasendem Herzen schlage ich das sauber gefaltete Papier auf, woraufhin mir die ebenso sorgfältige Schrift entgegenspringt. Eine Schrift, dessen Schreiber ich noch nie gesehen habe und der doch so viele Emotionen in mir auslöst. Der mich so viel Schmerz und Verzweiflung spüren lässt.

Meine Augen fliegen über die einzelnen Buchstaben und schon nach den ersten Worten schießen mir die Tränen in die Augen. Es fühlt sich an, als würde jemand eine dünne Schnur um meinen Hals wickeln, die tief in mein Fleisch einschneidet. Die alte Wunden wieder aufreißt, neue entstehen lässt und mir die Luft zum Atmen nimmt. Die Vergangenheit holt uns wohl doch alle wieder ein. Wir können so schnell rennen, wie wir wollen, doch sie ist immer schneller.

Ich war und bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen diesen Brief wirklich schreiben soll, doch die Gefühle stauen sich mehr und mehr in mir an und ich glaube, dass ich es brauche, um abschließen zu können. Es wird mir weh tun und es wird Ihnen weh tun, das hoffe ich zumindest. Es hört sich grausam an, doch ich hoffe, dass Sie wenigstens nur zu einem Bruchteil so sehr leiden müssen wie ich. Dass Sie nachts das schlechte Gewissen heimsucht und sich hartnäckig festsetzt.

Ich war da, als Sie diese Grausamkeit begangen haben. Als Sie uns alle in Angst und Schrecken versetzt und mit einer geladenen Pistole bedroht haben. Hatten Sie schon mal Angst um ihr Leben? Falls nicht, kann ich Ihnen sagen, dass es ein unglaublich grausames Gefühl ist, was ich genau in diesem Moment verspürt hatte. Ein solches Erlebnis hinterlässt ein riesiges Loch.

Ich war schwanger und Sie haben mich trotzdem nicht gehen lassen.

Ich habe mein Kind und damit einen Teil von mir selbst verloren und das nur, weil manche Menschen in dieser Gesellschaft, weil SIE sich herausnehmen, das Leben anderer qualvoll zu verzerren. Es gibt keine Nacht, in der ich nicht schweißgebadet aufwache, keinen Tag, an dem mich nicht die Angst quält und keine Minute, in der ich nicht daran denke, wie es wäre, wenn es nicht passiert wäre. Wie es wäre, wenn ich nun mein lebendiges Baby im Arm halten könnte und für meinen Ehemann keine Fremde wäre. Manchmal wünsche ich mir, nicht mehr zu leben. Und Ihre Tat ist der Grund dafür. Ihre Entscheidungen und Ihr Handeln. Und es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht hoffe, dass Sie eines Tages in der Hölle schmoren, aber ich möchte versuchen zu vergeben. Ich möchte versuchen, meinen eigenen Frieden zu finden, denn diesen Triumph gönne ich Ihnen nicht.

Ich schreibe Ihnen diesen Brief in der Hoffnung, dass Sie aufwachen. Sie sind noch jung, es ist nicht zu spät den richtigen Weg zu finden. Auch wenn Ihre Taten nie wiedergutgemacht werden können. Wenn ein Teil Ihrer Seele immer beschmutzt bleiben wird.

Mein Körper wird von Schluchzern erschüttert, die in meinen Ohren widerhallen, ebenso wie die niedergeschriebenen Worte dieser Frau. Die Worte der Frau, deren Baby genommen und Leben zerstört wurde. Ich fühle ihren Schmerz, als wäre es mein eigener. Keinem Menschen auf dieser Welt würde ich wünschen das durchmachen zu müssen, was diese Frau durchgemacht hat. Das eigene Kind verloren. Ich wüsste nicht, ob ich danach noch leben könnte. Und dass ihr Schmerz und all der Hass gegen mich gerichtet ist, lässt mich noch viel mehr leiden. Sie macht mich für all das verantwortlich und ich werde ihr nie das Gegenteil beweisen können. In ihrer Realität werde ich immer die Person sein, die ihr Leben zerstört hat. Für sie ist es echt. Obwohl es nicht der Wahrheit entspricht.

Kayla streicht mir beruhigend über den Rücken und hält mich einfach nur fest in ihren Armen. Sie bewahrt mich davor zu fallen.

„D- Das Baby und die ältere Frau. Es ist so schrecklich." Die Tränen rinnen in Bächen meine Wangen hinunter und Tropfen auf den Brief, weswegen ich ihn schnell beiseitelege. Ich will nicht auch noch ihre Worte nehmen.

„So sind Menschen. Schrecklich."

Es ist nicht nur das Baby und die Frau, die nun eigentlich Mutter wäre. Vor Ort starb eine ältere Dame an einem Herzinfarkt. Ich erinnere mich an ihre fahle Haut, als die Notärzte sie aus dem Gebäude geschoben hatten. An die mit Hass erfüllten Blicke um mich, die mich bis heute verfolgen. Sie war schon sehr alt und hätte vermutlich nicht mehr lange gelebt, aber auf diese Weise an einem solchen Ort zu sterben, ist schrecklich. Sie konnte sich nicht verabschieden.

Kayla hält mich eine Weile in ihren Armen, bis ich mich zusammenreiße und wortlos aufstehe, um meinen Koffer fertig zu packen. Währenddessen versuche ich meine Gedanken auf unsere Reise und das Meer zu lenken. Es will mir nicht wirklich gelingen, doch wenigstens die Erinnerungen an meinen letzten Urlaub, verdrängen alles ein wenig. Seit diesen Tagen kann ich den salzigen Geschmack des Wassers, der in der Luft lag, das beruhigende Rauschen der Wellen und die Weite des Meeres nicht vergessen. Manchmal sehne ich mir so sehr diese Zeit zurück, dass mein Herz tausend Stiche erleidet und schwer in meiner Brust klopft. Sehnsüchtig. Ich hatte schon immer Fernweh, vor allem, als Mama nicht mehr da war. Und jetzt die Chance zu bekommen, diese Sehnsucht zu stillen, macht mich unglaublich dankbar. Auch wenn ich immer daran denken muss, wie mein Deutschlehrer sagte, dass die Sehnsucht sich selbst genug ist. Sie nimmt einen viel zu großen Platz in meinem Inneren ein und ich habe Angst, dass mir niemals irgendetwas genug sein wird.

„Wir müssen echt langsam runter, Dela. Darian dürfte jede Minute da sein", drängt Kayla ungeduldig, aber ruhig.

Sie weiß, dass mir die Worte immer noch sehr zu schaffen machen, weswegen ich glaube, dass sie sich etwas zurücknimmt. Aber auch so kann man spüren wie hibbelig und aufgedreht sie ist. Wie sehr sie sich freut. Ich freue mich auch und vor allem will ich den anderen nicht die Laune versauen.

„Fertig."

Ich schmeiße das letzte Teil in meinen Koffer, schließe ihn und rolle ihn in den Flur, wo wir uns anziehen und daraufhin die Wohnung verlassen. Mit jedem Schritt, den wir uns entfernen, wird die Vorfreude ein wenig größer und die Gedanken an Italien nehmen immer mehr Platz in meinem Kopf ein. Ich kann es immer noch nicht fassen. Das kleine Haus, in dem wir die nächsten Tage wohnen werden, liegt an der Küste Norditaliens, die ich bisher nur aus dem Internet kenne. Da die Fahrt zwar länger dauert, aber bei weitem günstiger ist, hatten wir uns dazu entschieden, mit dem Auto zu fahren, anstatt zu fliegen. Das heißt, ein kleiner Roadtrip ist direkt mit inbegriffen. Darian übernimmt zwar die Fahrtkosten und Miete muss Gott sei Dank sowieso niemand zahlen, aber ich finde es trotzdem besser, wenn wir sparen. Zumal ich ihm wirklich nicht auf der Tasche liegen möchte. Kayla wird es nicht anders gehen.

Wir quälen uns mit unserem schweren Gepäck die letzten Treppenstufen hinunter und schieben unsere Koffer in den Innenhof, wo wir erst einmal Luft schnappen. Ich sehe, dass eine unserer Nachbarinnen auf ihrem Balkon sitzt und uns belustigt zuschaut. Ich winke ihr, was sie erwidert.

Bevor wir richtig durchatmen können, fährt Darian auch schon vor, der mal wieder pünktlicher als die Maurer ist. Das riesige Lächeln nimmt fast sein ganzes Gesicht ein und lässt meine Freude ebenfalls noch mehr wachsen. Falls das möglich ist.

„Ciao le signore."

Darian posiert für einen Moment an der offenen Fahrertür und läuft dann zum Kofferraum, in dem seine Sachen bereits verstaut sind. Er legt unsere Koffer und Taschen zu seinen und einen Teil auf die Rücksitzbank, da der Platz dann doch ein wenig zu eng ist.

„Wer sich nicht mindestens genau so sehr freut wie ich, muss hier bleiben", bemerkt Darian ernst und schaut zwischen Kayla und mir hin und her.

„Sie kann seit einer Woche vor Aufregung nicht schlafen", erwidere ich belustigt und deute auf meine beste Freundin, die das Ganze nur mit einem Augenrollen quittiert.

„Wer als letztes im Auto ist muss das hässlichste Zimmer nehmen!"

Kayla öffnet blitzschnell die hintere Tür und schmeißt sich auf die Bank neben unsere Taschen. Sie weiß, dass mir hinten sehr schnell schlecht wird und möchte sicherlich auf Erbrochenes verzichten. Ich beeile mich zur Beifahrertür zu kommen und schaffe es, vor Darian einzusteigen, der sehr gemütlich unterwegs ist. Wahrscheinlich sind alle Zimmer atemberaubend.

„Macht euch auf den besten Urlaub eures Lebens gefasst", teilt uns Darian mit, startet den Motor und bringt die ersten Meter zwischen uns und unsere Wohnung.

„Ich war noch nie im Urlaub, da kann es nur der beste werden", gibt Kayla schlagfertig zurück.

Es macht mich traurig, dass sie noch nie etwas anderes gesehen hat. Dass sie immer hier, mit ihren Problemen, gefangen war und meine nun auch dazugekommen sind. Ich wollte sie nie zusätzlich belasten, doch ich wusste einfach nicht wohin. Trotzdem bin ich froh, dass ich zu meiner besten Freundin und nicht zu einer anderen Person gekommen bin. Ich drehe das Radio etwas lauter, in dem ein sommerlicher Song läuft und schaue in den Spiegel, um Kayla zu beobachten. Durch das heruntergelassene Fenster wehen ihre Haare um ihren Kopf, während sie mit einem leichten Lächeln die vorbeiziehende Landschaft betrachtet. Es ist wie eine Szene in einem Film. Alles bleibt stehen und für einen Moment existiert nur noch sie. Sie wirkt so unendlich zufrieden und ruhig. Trotzdem kann ich den Schmerz in ihren Augen sehen.

Kayla bemerkt, dass ich sie beobachte, woraufhin sie mir ein Lächeln schenkt und ich mich ebenfalls der Landschaft zuwende. Ich betrachte die Häuser, die Menschen und den Himmel und warte darauf, dass wir die stickige Großstadt hinter uns lassen. Auf der Autobahn gaffe ich in die Autos, an denen wir vorbei fahren und rate mit Kayla, wie der Fahrer oder die Fahrerin der nächsten Autos aussieht. Darian hört uns amüsiert zu und rät manchmal mit, aber er muss sich auf den Verkehr konzentrieren. Zum Glück ist bis jetzt nicht sonderlich viel auf den Straßen los, doch das wird sich im Laufe unserer Fahrt noch ändern.

Darian summt leise zu dem Song, der gerade läuft und nach einer Stunde beschließe ich zu schlafen. Im Auto konnte ich schon immer gut einschlafen und als ich noch klein und leicht genug war, trug mich mein Vater dann immer ins Bett. Das waren die wenigen Momente, in denen er mir ebenfalls Fürsorge zeigte und nicht nur Lorena. Vielleicht hat er mich doch nicht ganz verabscheut. Meine Gedanken driften immer weiter ab und es dauert schließlich nicht lange, bis ich einschlafe. Als ich die Augen wieder öffne, befinden wir uns bereits in einem anderen Land und es ist beträchtlich viel Zeit vergangen. Kayla sitzt wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf dem Sitz und schläft, während Darian konzentriert auf die Straße schaut. Alles andere wäre schlecht. Ich recke mich, woraufhin er kurz zu mir schaut und lächelt.

„Ich hätte dich besser Dornröschen nennen sollen."

Er grinst mich an und trotz der Tatsache, dass solch ein schlechter Witz so kurz nach dem Aufwachen normalerweise nicht zu verkraften ist, muss ich schmunzeln. Seine Ausstrahlung und gute Laune sind einfach ansteckend.

„Du hast gut geschlafen, oder? Also hat sich zumindest so angehört."

„Was soll das denn heißen?"

„Dass du schnarchst."

„Ich schnarche nicht!"

Noch nie hat jemand zu mir gesagt, dass ich schnarche. Er will mich bestimmt nur verarschen. Das hoffe ich zumindest.

„Adela schnarcht, richtig?"

Kayla, die mittlerweile wach, aber immer noch sehr verschlafen ist, verfolgt gespannt unsere Diskussion und an dem verräterischen Lächeln, das sich auf ihren Lippen ausbreitet, kann ich die Antwort schon erahnen.

„Oh ja, wie ein Holzfäller."

„Ihr könnt mich mal, das sind alles nur Lügen."

Meine besten Freunde lachen mich lediglich gemeinsam aus, weswegen ich meine Augen zu schmalen Schlitzen verenge.

„Ihr werdet das noch bereuen", drohe ich und weiß selbst nicht richtig wie.

Aber sie werden es bereuen, ganz sicher.

„Sollen wir jetzt Angst haben?"

„Fickt euch."

Ich drehe die Musik noch ein wenig lauter, da ich mich wirklich gemobbt fühle. Immer auf die Schwachen, die sich nicht wehren können und dann auch noch zwei gegen einen, Lächerlich. Ich versuche so ernst wie möglich zu bleiben, doch kann nicht verhindern, dass sich meine Mundwinkel nach oben ziehen. Arschlöcher. Gerade als ich noch etwas zu dem Thema hinzufügen will, erklingen die ersten Töne von Kaylas und meinem Song, weswegen mein Kopf zu ihr schießt, wir uns wissend anschauen und ich daraufhin die Lautstärke bis hinten gegen aufdrehe.

'Shut up and drive' von Rihanna dröhnt aus den Boxen, sodass es kein Halten mehr gibt. Wir beginnen im Sitzen zu tanzen und singen, was uns einen panischen und leicht eingeschüchterten Blick von Darian einbringt, von dem wir uns jedoch nicht irritieren lassen. Die besten drei Minuten und siebenunddreißig Sekunden sind viel zu schnell wieder vorbei, weswegen ich enttäuscht das Radio ein wenig leiser drehe. Wenn es Kayla oder mir scheiße ging, drehten wir dieses Lied laut auf und ließen mit anfangs aggressiven Tänzen unsere Wut heraus. Danach ging es uns beiden viel besser und seitdem hat dieser Song einen besonderen Platz in meinem Herzen.

„Mit einem Privatkonzert hatte ich jetzt nicht gerechnet. Aber immerhin bekomme ich was für mein Geld geboten."

Darian schaut immer noch leicht erstaunt auf die Straße, beginnt dann jedoch zu lachen, worauf Kayla und ich ebenfalls einsteigen.

„Ich könnte eine Pause und etwas zu essen gebrauchen. Wie sieht es mit euch?"

Wir nicken beide zustimmend und somit fährt Darian wenige hundert Meter später, bei der nächsten Raststätte, ab. Es tut mir leid, dass er die ganze Strecke fahren muss, da weder Kayla noch ich einen Führerschein besitzen. Während Kayla auf eine der besonders widerlichen Toiletten geht, da sie einfach nicht mehr einhalten kann und nicht im Gebüsch pinkeln will, wo sie komische Psychos beobachten könnten, bestellt der Rest von uns schon einmal das Essen. Gemeinsam saugen wir nur so die Pommes und Burger in uns auf und ich kann nicht anders als zufrieden zu seufzen. Zwei der momentan wichtigsten Menschen sind bei mir, wir sind auf dem Weg zu einem der tollsten Orte der Welt und ich muss einmal nicht an all unsere Probleme denken. Als wir fertig sind, stellen wir die Tabletts in die dafür vorgesehenen Wagen, da alles andere asozial ist und drehen anschließend eine Runde über den Parkplatz, um noch einmal frische Luft zu schnappen, bevor wir weiter fahren.

Nach weiteren Stunden der Fahrt, in denen es weitestgehend eher still war, ist es endlich so weit und wir überfahren die italienische Grenze. Mein Magen kribbelt ganz aufgeregt, während ich versuche jeden einzelnen Eindruck in mich aufzusaugen. Erste Male sind wirklich etwas ganz besonders Aufregendes.

Ich habe das Gefühl, dass die Landschaft immer schöner wird und weiß sofort, dass ich mich schon jetzt hoffnungslos verliebt habe. Die winzigen Dörfer sind unglaublich schön, das Gras und die Pflanzen scheinen grüner und die Luft frischer. Ich strecke den Kopf aus dem heruntergelassenen Fenster, genieße den Fahrtwind und mit ihm diesen einzigartigen Augenblick. Das Klima ist ganz anders, viel wärmer und ich genieße das Kitzeln der Sonnenstrahlen. Es ist noch besser als ich es mir vorgestellt habe und wir sind nicht einmal am Strand.

Es dauert eine Weile, bis ich schließlich das wunderschön blaue Meer und die Küste entdecke. Ich bin so verzaubert, dass ich überhaupt nicht merke, wie das Auto zum Stehen kommt und erst jetzt wird mir klar, dass das Haus wirklich am Strand liegt. Wie hypnotisiert steige ich aus und lasse die Atmosphäre auf mich wirken. Es sind nur wenige Meter bis zum Wasser und wenn ich wollen würde, könnte ich augenblicklich baden gehen. Sofort schmecke ich die leicht salzige Luft, stelle mich mit geschlossenen Augen in Richtung des Wassers und lausche dem Wiegen der Wellen, die bewirken, dass sich Ruhe in mir ausbreitet. Es fühlt sich an, als sei ich endlich angekommen.

„Willkommen in bella Italia."

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