Kapitel 1
Owen's PoV
"Nolan! Stop! Renn nicht so schnell, ich komm ja gar nicht hinterher" rief ich, aber dieser kleine Border Collie merkte wohl das heute der letzte Tag war wo wir einen ausgiebigen Spaziergang über die Felder machen konnten.
Ab morgen hatten wir auf der Ranch volles Programm. Die Sträflinge kamen gleich um 6 Uhr an um zu arbeiten.
Ja mein Dad meinte, ein Resozialisierungsprogramm mit dem örtlichen Gefängnis würde unsere Ranch vor der Pleite retten. Noch war ich davon aber nicht überzeugt.
Worauf ich mich aber freute waren neun muskelbepackte, verschwitzte, männliche Körper die hart arbeiteten.
Oh man, immer diese sexuellen Phantasien.
Seid mir nicht böse, aber den letzten Mann den ich hatte das war schon, mhm ja, gute 2 Jahre her und der hatte leider keine Muskeln und hütete sich hart anzupacken. Autsch, immer diese zweideutigen Anspielungen.
Aber genau das war ich, Owen Tremblay, 20 Jahre alt, blond, braune Augen, schwul, geoutet und sexuell ausgehungert.
Mal im Ernst, ich weiß nicht was mich da vor 2 Jahren geritten (oder auch nicht geritten) hatte. Steve war einer dieser Typen die sich schminkten und denen man schon aus 10 Meilen Entfernung an sah dass sie schwul waren. Eigentlich nicht mein Fall, aber arg viel Auswahl hatten wir hier leider nicht.
Nolan kam langsam mal wieder zu mir getrottet und schon von weitem sah ich, dass er einen Hasen gefangen hatte. Aha, darum war er auch so schnell weg.
"Das hast du toll gemacht, hast gleich mal dein Frühstück gejagt" lobte ich ihn und drehte mich in die andere Richtung, um wieder nach Hause zu laufen.
Zu Hause angekommen legte sich Nolan erstmal auf die Veranda und verspeiste seinen Hasen. Ich ging ins Haus und hörte gleich meinen Dad mit dem Geschirr klappern und lachen, er lachte? Seit ich denken kann habe ich meinen Dad so gut wie nie lachen gehört, wer dafür verantwortlich war?
Ich stand genau so dass ich am Türrahmen von der Küche vorbei linsen konnte ohne das man mich sah und die Figur von Anton, unserem Rancharbeiter, ausmachen konnte, der vorsichtig den verschütteten Kaffee von Dad's Shirt weg tupfte. Anton? Lief da was? Ach Quatsch, sie waren einfach nur beste Freunde.
Ich konnte mich nicht erinnern dass es mal eine Zeit ohne Anton gab, solange war er schon bei uns.
Ich schlich ein Stück zurück zur Haustüre und rief
"Guten Morgen Dad, hast du zufällig Frühstück gemacht? Ich bin am verhungern!"
"Hey Owen, du warst aber schon früh unterwegs. Ach dein Vater scheint heute gute Laune zu haben, ich glaub er freut sich schon auf morgen."
Mit diesen Sätzen lief Anton grinsend an mir vorbei, raus aus der Küche und wuschelte mir durch meine blonden Haare. Kurz darauf stand ich vor meinem Dad, der mir eine Tasse heißen Kaffee entgegen streckte.
"Na, wie war dein Spaziergang mit Nolan? Auf dem Tisch steht dein Frühstück. Ich geh in den Stall und fütter die Pferde. Wenn du fertig bist mit essen dann reite bitte die Zäune ab und schau ob alles in Ordnung ist, morgen haben wir keine Zeit dafür, ok?" Ich nickte meinem Vater zu und erzählte ihm dass Nolan einen Hasen gefangen hatte, setzte mich währenddessen an den Tisch um endlich mein Frühstück zu essen, Dad schnappte sich seine Jacke und verließ das Haus.
Nach dem leckeren Essen sattelte ich den alten Mustang Shadow, nahm Nolan mit und ritt wie Dad sagte die Zäune ab. Für seine 25 Jahre war Shadow noch ganz schön agil, aber das lag wohl daran das er die letzten 20 Jahre nicht sehr beansprucht wurde. Eigentlich war ich auch der einzige der ihn noch ritt.
Nach Mum's Unfalltod hatte es sehr lange gedauert bis er überhaupt wieder jemanden an sich ran ließ. Der Tierarzt sagte das er durch das erlebte ein schweres Trauma hatte. Erst als ich alt genug war um mich um ihn zu kümmern wurde es besser. Langsam fasste er wieder vertrauen und irgendwann ließ er mich sich auch reiten.
Nur durch Erzählungen wusste ich was damals passierte, da ich genau zu der Zeit zur Welt kam als meine Mum starb.
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An dem Tag war meine Mum mit Shadow im Hänger unterwegs als ein Gewitter aufzog. Shadow wurde durch den Donner und den Blitz ganz nervös und bewegte sich stark im Hänger hin und her. Irgendwann konnte Mum das Auto nicht mehr in der Spur halten da die Straße auch langsam matschig wurde von dem ganzen Regen.
Das Auto kam ins schleudern und rutschte direkt gegen einen Baum. Mum konnte sich befreien und zog sich durch den Matsch nach hinten an die Klappe des Hängers um nach Shadow zu sehen und ihn rauszuholen um ihn zu beruhigen. Als sie ihn endlich am Strick hatte und ihn irgendwie raus bekam trat er vor lauter Panik nach ihr und traf sie am Kopf.
Shadow rannte weg und kam total verwirrt auf der Ranch an.
Anton sah ihn und wusste gleich das was nicht stimmte. Schnell scheuchte er ihn in seine Box und schloss die Tür ab.
Er holte meinen Dad und noch bevor sie gemeinsam los fuhren rief Dad den Notarzt an. Sie mussten nur die Straße entlang da es nur eine gab von der Ranch aus. Fast gleichzeitig trafen sie am Unfallort ein. Sie fanden Mum und brachten sie sofort ins Krankenhaus.
Ich wurde per Kaiserschnitt sofort geholt während man sich noch um ihre Verletzungen gekümmert hat, aber sie hatte es leider nicht überlebt.
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Manchmal hatte ich das Gefühl Shadow fühlte sich mir gegenüber schuldig, so wie er sich verhielt, aber ich gab ihm keine Schuld, es war ein Unfall. Ich war auch froh das Dad ihn behalten hatte, er war wirklich ein gutes Pferd.
Nun aber mal zurück zu den Zäunen. Ich war schon wieder auf dem Rückweg, da alle Zäune noch in Ordnung waren, kein Vieh war abgehauen und auch kein fremdes Vieh bei uns.
Dieses Abreiten der Zäune war so langwierig das schon fast der ganze Tag rum war.
Auf der Ranch angekommen setzte ich mich noch ins Büro und studierte die Akten der Sträflinge die morgen ankamen. Einer unterschiedlicher als der andere. Und alle zwischen 30 und 50 Jahre alt.
Na das konnte ja was werden, ich hoffte das sie sich anständig verhielten und keinen Ärger machten.
Zum Glück hatte ich gerade Ferien von der Uni, so konnte ich den ganzen Tag auf der Ranch bleiben und meinem Vater mit den Sträflingen helfen. Naja ganz alleine war er ja auch nicht. Anton und die zwei Gefängniswärter waren ja auch noch da. Aber mir war es lieber wenn ich auch dabei sein konnte.
Da ich an die örtliche Uni ging würde ich nach den Lesungen auch auf der Ranch sein, vor raus gesetzt ich hatte kein Eishockeytraining.
Ja ich spielte schon seit der Highschool Eishockey und ich liebte es. Meine Teamkameraden hatten Gott sei Dank auch nichts dagegen das ich schwul war und behandelten mich wie jeden anderen. Da hatte ich echt Glück.
"Na bist du mit den Akten beschäftigt?" An der Bürotür stand Betty und schaute mich besorgt an. "Du warst so vertieft ich habe mich gar nicht getraut dich anzusprechen."
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Betty war vor vier Jahren ein Ausreißer. Sie haute von daheim ab und beklaute meinen Dad in der Stadt. Da mein Dad sie angezeigt hatte, gab ihr der Richter zur Auflage für vier Wochen auf der Ranch zu helfen, als Bestrafung.
Nach den vier Wochen hatte es ihr aber so gut gefallen das sie gar nicht mehr weg wollte. Also hatte Dad kurzerhand mit ihren Eltern ein Gespräch geführt und da sie eh nicht mehr mit ihrer Tochter klar kamen durfte sie bleiben.
Sie bekam ihr eigenes Zimmer, ging hier zur Schule und half ab und zu auf der Ranch.
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Heute war sie 20 und studierte Tiermedizin, damit sie uns als Tierärztin unterstützen konnte.
"Ja ich wollte mir die Akten nochmal durchlesen um ein genaueres Bild von den Männern zu haben, aber ich werde gleich gehen." meinte ich.
"Na dann wünsche ich dir noch eine gute Nacht und man sieht sich Morgen früh" sagte Betty gähnend und verließ das Büro.
Ein letzter Blick auf die Uhr sagte mir das ich mal was essen sollte bevor ich ins Bett ginge. Also begab ich mich ich in die Küche und stöberte im Kühlschrank rum um was essbares zu finden.
Komisch, es war viel zu ruhig hier. Normalerweise saß Dad um die Uhrzeit auf dem Sofa und schaute Fern. Wo er bloß war? Würde schon nichts sein, und alt genug um auf sich aufzupassen war er ja auch.
Also machte ich mir zwei Sandwich die ich auch schnell verputzte und dann den nächsten Weg in die Dusche nahm.
Nur mit Handtuch bekleidet und noch halb nass legte ich mich in mein großes Doppelbett und dämmerte weg.
Diese ganzen Gedanken heute hatten mich wirklich müde gemacht.
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