5. second first meeting

Chapter 5 - Second First Meeting

Marco Reus

Diese Woche hatte mich ausgelaugt. Dabei war der größte Stress noch nicht mal vorbei. Ich hatte in den letzten Tagen wirklich wenig geschlafen, dank der nervigen Gedanken, die mich jede Nacht plagten und hatte auch dementsprechend wenig Lust auf irgendwas, was für mich mit Arbeit verbunden war.

Am Freitagmorgen machte ich mich endlich mit dem Taxi auf den Weg zum Dortmunder Flughafen. Wenigstens hatte ich die nächsten drei Tage kein Training. Für meinen Termin und das darauffolgende Wochenende war ich vom Training freigestellt worden, unter der Voraussetzung, dass ich trotzdem täglich laufen ging, was ich ja sowieso machen würde. Das freie Wochenende würde ich also, trotz der Last meiner Aufgabe, genießen. Zumindest hatte ich vor es zu versuchen.

Natürlich musste ich erstmal den Flug nach Berlin und mein Fotoshooting dort überleben.
Deshalb schrieb ich während des gesamten Flugs und der Fahrt zu meinem Hotel mit Mats, der mir unter Anderem vom Training und von seinem bevorstehenden Zahnarztbesuch erzählte und mich so erfolgreich von meiner Nervosität ablenkte. Mats hatte, obwohl er es nicht zugeben wollte, schreckliche Angst vor dem Zahnarzt und hatte mir deshalb beim letzten Mal fast die Hand gebrochen, als ich ihn dahin begleitet hatte. Nie wieder würde ich da mit ihm hingehen. Nur über meine Leiche.

Jetzt hatte ich noch ein paar Stunden Zeit, bis ich mich für mein Shooting fertig machen musste. Mats war im Behandlungsraum und ich konnte ihm nicht schreiben, um mich abzulenken. Und, wie sollte es auch anders sein, ich lag mal wieder auf dem Bett und machte mir Gedanken.

In 24 Stunden sah ich Lewy wieder. Tatsächlich freute ich mich auf meinen langjährigen Freund, aber gleichzeitig war ich auch nervös, weil Mario ebenfalls da sein würde. Würde er mich wirklich gut finden, wie Mats es gesagt hatte? Er kannte Mario ja schon aus dessen Zeit in Dortmund, aber wirklich bestätigt, dass er auf Männer und vor allem auf Männer wie mich stand, hatte er nicht, auch wenn er ziemlich überzeugt davon war, zu wissen was er sagte.

Komm schon, Alter, sagte ich zu mir selbst. Marco Reus kennt keine Angst.

Was auch immer es war, es gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht.

-

"Sehr gut, Herr Reus. Sie sehen toll aus! Jetzt von der Seite!"

Um ehrlich zu sein, ging mir die Fotografin ziemlich auf die Nerven. Während ich in der Maske gesessen hatte, hatte sie mich die ganze Zeit vollgelabert und auch jetzt hatte sie nicht eine Minute Ruhe gegeben, obwohl wir bereits ein paar Stunden an den Aufnahmen für ein Fußballmagazin arbeiteten.

Das war bereits das dritte Outfit - ein grauer Anzug mit schwarzer Krawatte und Lackschuhen -, das ich anhatte und langsam hatte ich keinen Bock mehr, für die Kamera zu grinsen, obwohl ich innerlich eher mäßige Laune hatte.

"Okay, das war super, wirklich. Sie hätten auch Model werden können. Jetzt machen wir noch ein paar Fotos in ihrem Fußballtrikot und dann sind wir hier fertig, denke ich", meinte die aufgedrehte Fotografin, deren Namen ich bereits vergessen hatte und sofort kamen ihre mehr als gestressten Assistenten mit meinem Trainingskit angelaufen.

Ich war unglaublich erleichtert, als es endlich vorbei war und ich mich von dem Team verabschieden konnte. "Danke für die tolle Zusammenarbeit. Hat Spaß gemacht", log ich und verschwand aus dem Studio so schnell mich meine Füße tragen konnten.

Es war bereits später Nachmittag, als ich an die mehr oder weniger frische Luft Berlins trat und ich beschloss, den restlichen Tag eine kleine Pause von meinem hektischen Alltag zu machen. Also lief ich in irgendein Restaurant und holte mir, Gott sei Dank unerkannt, etwas zu essen und rief mir dann ein Taxi, das mich zu meinem Hotel zurück brachte.

Dort verzog ich mich dann erschöpft und echt hungrig auf die Terrasse und genoss ein wenig die wenige Sonne, die der Himmel mir hier bat. Ja, das war schon besser. Nach einer Weile klingelte dann mein Handy. Lewandowski.

"Reus", meldete ich mich und legte die Palstikgabel in meiner Hand beiseite.

"Hey, Bruder. Ich bin's Robert. Ich wollte nur fragen, wann du morgen da bist. Ich hab dir 'ne Karte für die VIP-Loge besorgt", sagte Lewy am anderen Ende der Leitung.

"Danke, Lewy. Keine Ahnung, wann ich komme, wann hast du denn Zeit für mich?", erwiderte ich und lachte leise.

"Also du könntest schon ein bisschen früher ins Stadion kommen. Dann kannst du auch die anderen in Ruhe kennenlernen. Obwohl du die meisten ja sowieso kennst."

"Ja, das klingt gut", stimmte ich zu und dachte dabei an Mario.

"Super, ich texte dir eine Uhrzeit, wenn ich genaueres weiß. Und vergiss nicht Klamotten mitzunehmen, die für's Feiern angebracht sind", erinnerte er mich lachend.

"Ich hab das nur ein Mal vergessen, okay? Und die Ladies fanden mein Trikot gut", meinte ich gespielt beleidigt.

"Alter, du bist mit Fußballschuhen auf die Tanzfläche gegangen. Das fanden meine Füße nicht so gut", lachte Lewy und ich stimmte mit ein.

"Ist ja nicht meine Schuld, wenn ihr meine normalen Schuhe versteckt. Aber na gut, ich denke dran, versprochen. Wir sehen uns morgen." - "Ja, gut."

"Ach, Marco", warf Robert noch schnell ein bevor ich auflegen konnte.

"Hmm?"

"Ich bin mir sicher du kannst Mario seiner Freundin ausspannen, aber mach's nicht zu offensichtlich, okay?"

Ich wurde wahrscheinlich grade blass im Gesicht und war froh, dass er mich nicht sehen konnte. "W-was?"

"Ach komm, denkst du Mats schafft es, sowas vor mir geheim zu halten?" Ich musste lachen, als ich mir vorstellte, wie Lewy Mats am Telefon oder über Skype ausquetschte.

"Wir sehen uns dann morgen, Lewandowski." Ich ignorierte seine Frage und legte auf.

-

Am nächsten Morgen ließ ich mir Zeit im Bad. Na gut, ich ließ mir immer Zeit im Bad, aber an diesem Morgen achtete ich noch etwas genauer darauf, dass ich gut aussah. Meine blonden Haare waren perfekt in die gewohnte Tolle gestylt und auch meine Augenbrauen brachte ich nochmal in die richtige Form. Mein Friseur hatte mir gezeigt, wie man das am besten machte und letztendlich hatte sich das gelohnt. Rasiert hatte ich mich direkt nach dem Duschen, aber ich fuhr trotzdem nochmal prüfend mit der Handfläche über mein Kinn und nickte zufrieden, als ich spürte, wie glatt meine Haut sich anfühlte.

Bei der Kleidung hatte ich mich für eine etwas engere, dunkle Jeans und ein schwarzes T-Shirt entschieden, das meine Muskeln ganz gut betonte. Dieses Outfit konnte ich auch gut zum Feiern anziehen, also musste ich nicht extra etwas mitnehmen und mich später umziehen.

Insgesamt war ich also ganz zufrieden mit meinem Aussehen für heute. Ich steckte noch Handy und Brieftasche ein und nahm meine Jacke vom Haken im Flur, bevor ich mein Hotelzimmer verließ und mir auf dem Weg nach unten ein Taxi rief.

Das Stadion war noch relativ leer, als ich ankam und ich konnte ungesehen durch einen der für Zuschauer nicht zugänglichen Eingänge reingehen. Ich musste zwar meinen Ausweis vorzeigen, um zu beweisen, dass ich tatsächlich Marco Reus war, aber das war ich gewohnt.

Ich klopfte an die Tür der Auswärtskabine. "Achtung, achtung. Hier kommt gleich eine Zecke in den Raum, ich hoffe ihr seid alle halbwegs angezogen!", rief ich, bevor ich die Tür aufstieß und von ein paar lachenden Bayern empfangen wurde.

"Marco, du Spinner!", rief Lewy und zog mich in eine brüderliche Umarmung. Ich lachte und erwiderte die Umarmung.

"Schön dich zu sehen, Robert. Ist lange her." Er nickte zustimmend.

"Leute, ihr kennt sicher Marco. Ich hab ja erzählt, dass er heute den Tag mit den rot-weißen verbringt", sagte er lächelnd in die Runde und einige standen von den Bänken auf, um mich zu begrüßen.

"Ey, Reus, dann musst du aber auch den Cheerleader für uns spielen, damit wir heute gewinnen", rief Fips und warf mir einen Fanschal an den Kopf, den er vermutlich in seiner Tasche gehabt hatte.

"Ganz sicher nicht. Ich werde doch nicht zum Bauer, nur weil ich mich entschlossen habe, euch heute mit meiner Anwesenheit zu beehren", neckte ich ihn gespielt arrogant und erntete dafür ein paar Lacher und empörte Blicke aus der Kabine.

Aus dem Augenwinkel sah ich einen jungen Mann mit braunen Haaren und Teddybäraugen kichern und wusste sofort, dass es Mario war. Na gut, ich sah ihn ja nicht zum ersten Mal. Wir waren immerhin beide in der Nationalmannschaft und Dortmund und Bayern spielten jetzt nicht grade selten gegeinander. Aber bis jetzt hatte ich dem kleinen Bayer nicht grade viel Aufmerksamkeit geschenkt und wusste daher so gut wie nichts persönliches über ihn.

Ich musterte ihn unauffällig von der Seite, während er seine Stollenschuhe schnürte und überlegte, ob es klug wäre ihn anzusprechen, so kurz vor dem Spiel. Er saß alleine auf seinem Platz, unterhielt sich im Moment mit niemandem. Doch bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, wurde sie mir abgenommen als Pep in die Kabine getrottet kam und seine Spieler zusammen rief.

"Los Jungs, auf den Platz, sonst rostet ihr hier drin noch!", meinte er bestimmt mit seinem spanischen Akzent. Keiner der Spieler widersprach und alle folgten dem Katalanen auf den grünen Rasen der Hertha.

Die Heimmannschaft war noch nicht da. Pep hatte den Trainer um ein wenig Trainingszeit vor dem Spiel gebeten, wie Lewy mir erzählt hatte. "Hier du kannst dich auf die Tribüne setzten, bis das Stadion für die Zuschauer geöffnet wird." Er deutete mit einem Kopfnicken auf die Ränge und drückte mir für den Fall, dass ich einem Aufseher begegnete, meine VIP-Karte in die Hand, bevor er zu den anderen auf den Platz lief.

-

Das Spiel war langweilig. Ganz ehrlich, es war zum einschlafen. Es lief doch immer gleich. Der FCB ging früh in Führung, durch ein Tor von Lewy oder manchmal auch von Thomas, dann hielten sie das eine Weile und selbst wenn dann noch ein Konter kam, schafften die Roten es doch irgendwie immer das Spielfeld als Sieger zu verlassen.

Wenn es mir wenigstens die Chance gegeben hätte, Mario auf dem Feld etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Aber nein, er durfte nicht eine Sekunde lang spielen, obwohl ich sah, wie er nur ein paar Meter vor mir aufgeregt auf der Ersatzbank hin und her rutschte, bereit jeden Moment loslegen zu können. Pep vertraute wohl nicht auf sein Können.

Aber na gut, ich würde hoffentlich heute Abend noch eine Gelegenheit bekommen, mich mit ihm zu unterhalten.

Genug Zeit zum Nachdenken gab mir dieses Affentheater jedenfalls schon. Mit meinem Handy als ultimative Spionagewaffe in der Hand verbrachte ich die erste
Halbzeit mit weiterer Recherche über den dunkelhaarigen Fußballer auf der Ersatzbank vor mir. Viel mehr als am Anfang der Woche konnte ich auch nicht finden. Aber ich wusste jetzt, dass er genau wie ich gerne Caps trug und dass er schon als kleines Kind beim BVB unter Vertrag gestanden hatte, Gemeinsamkeiten waren immerhin ein guten Gesprächsthema. Irgendwann hatte ich keinen Bock mehr, die Tausenden Artikel über Mario zu durchforsten und sah mir einfach Bilder von ihm an. Hässlich war er ja nicht. Früher hätte ich ihn bestimmt flachgelegt. Aber im Moment musste ich mich nur darauf konzentrieren, dass Mario diesen dämlichen Vertrag unterschrieb, damit Andre mich endlich in Ruhe ließ.

Als die Roten mit Wasserflaschen in der Hand vom Platz trabten und der Stadionsprecher unnötigerweise verkündete, dass die Halbzeitpause nun begann, hatte ich die Schnauze voll von Mario und der Aufgabe. Warum tat ich das nochmal? Ach ja, weil ich ein Arsch bin und mir mein Job wichtiger ist als die Gefühle eines unschuldigen Kerls.

Wenn ich den Nachmittag und den ganzen Abend mit Mario und dem Rest der Bauern aushalten wollte, brauchte ich definitiv Ablenkung. Eine Weile textete ich einfach meiner Schwester, die mich wie schon so oft dazu zu bewegen versuchte, mal wieder vorbei zu kommen. Irgendwann spielte ich dann einfach den Rest des Spiels irgendwelche überteuerten Games auf meinem Handy.

Nach Abpfiff drängte ich mich durch die Sitzreihen im VIP-Bereich des Stadions. Meine Laune war definitiv nicht die beste. Vielleicht lag das daran, dass ich die ganze Zeit mein Training im Kopf hatte. Oder einfach, weil mir im Moment überhaupt nicht nach Feiern war und schon gar nicht nach flirten mit irgendwelchen "Goldjungen".

Lewy hatte mich gebeten, nach dem Spiel draußen auf ihn und seine Teamkollegen zu warten, allerdings blieb mir noch massig Zeit, da ich wusste wie lange man nach einem gewonnen Match in Kabine und Dusche brauchte. Ich lehnte mich also gegen Roberts Auto und setzte mir die Sonnenbrille auf die Nase.

-

Ich melde mich zurück, diesmal mit einem relativ langen Kapitel!

Es hat echt verdammt lange gedauert, weil ich immer wieder abrechen musste, weil mich irgendwas gestört hat.
Jetzt ist es endlich fertig.

Fiction-Marco ist also in Berlin angekommen. Was haltet ihr von seinen Ansichten zur Spielweise der Bayern? (nicht unbedingt meine Meinung)

Und wie findet ihr das Kapitel generell?

Ich würde mich sehr über Rückmeldungen (und ggf. auch Votes) freuen!
❤️

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top