Not the first/last time.
We don't believe what's on TV - Twenty one pilots
The Holly stands for defense.
60.
Als Taehyung endlich bemerkte, dass etwas nicht stimmte, war es bereits zu spät.
Namjoon stand stocksteif vor dem Küchenfenster. Die Schultern bebten anhaltend, kein einziges Geräusch entkam dem Jungen mit dem lila Haar, doch Taehyung war sich sicher er weinte. Langsam stand Taehyung vom Sofa auf, sein Blick flog für einen Moment zu Kiwoo. Das Kleinkind saß zufrieden auf dem flauschigen Teppich, blätterte durch ein Kinderbuch, komplett verloren in seiner eigenen Welt.
"Babe?" Keine Reaktion. Taehyungs Schultern spannten sich an und er schritt nun etwas schneller um die Couch. Eigentlich hatte er bloß nach Namjoon schauen wollen, um diesen zu fragen, was er gerne zu Mittag essen wollte. Doch sobald er die zitternde Gestalt wahrgenommen hatte, war Tae sofort bewusst gewesen, dass sein Freund wahrscheinlich wieder eine Panikattacke durchlitt.
"Joonie? Hey, lovely", Taehyung fasste ihn noch nicht an, schritt einfach langsam und vorsichtig um den Floristen, bis er ihn von der Seite ansehen konnte. Wie bereits erwartet rannen unzählige Tränen an seinem Gesicht runter, nass und glänzend und unaufhaltsam. Namjoons gesamte Gestalt schien wie festgefroren. Eine Hand umklammerte einen Apfel, die Augen starrten nach vorne, Tränen tropften seinen Hals hinunter unter den Saum seines Pullovers.
"Ich werde dich jetzt anfassen, darling. Komm wir gehen uns hinlegen." Taehyung versuchte sich an all die Tipps zu erinnern, welche Yoongi ihm mitgegeben hatte. Erklär ihm was du als nächstes tust, auch wenn du denkst er hört dich nicht. Ganz langsam legte er eine Hand um Namjoons Arm, leitete den zitternden Vater von dem Fenster weg, bedacht seinen Griff locker zu halten. Fass ihn nicht abrupt oder harsch an, das wird ihn bloß weiter traumatisieren.
"Kiki? Ich geh' kurz mit Daddy in unser Zimmer. Ruf mich falls etwas los ist, little dude." Kiwoo blickte nicht einmal von seinem Buch auf, nickte bloß konzentriert, hatte dabei einen Finger zwischen seinen Lippen stecken. Taehyung nickte ebenfalls kurz, zufrieden gestellt durch die nonverbale Antwort, und leitete Namjoon weiter durch die kleine Wohnung, bis er ihn in ihr Zimmer bugsiert bekam.
Namjoon zitterte immer noch unaufhaltsam. Seine Pupillen surrten von links nach rechts, oben nach unten, als wüsste er einfach nicht wohin kucken, Tränen tropften weiterhin über sein blasses Gesicht. Sanft half Taehyung dem etwas Älteren dabei sich hinzulegen, der Kopf auf seinem Kissen, die zitternden Händen fest in den seinen umschlungen. Bring ihn weg von wo auch immer die Attacke anfing. Wie er es jedes mal tat, wenn Namjoon mal wieder eine dieser schlimmeren Panikattacken erlitt.
Mittlerweile schien das ein fast tägliches Ereignis.
Die Hände Namjoons waren schweißnass und klebrig, doch Taehyung ließ nicht von den klammen Fingern ab. Er setzte sich ächzend hoch auf ihr - naja, eigentlich Hoseok und Jimins - Bett und bettete Namjoons lila Schopf vorsichtig auf seinem Schoß, strich dem Jungen in sanften Bewegungen über die fiebrig warme Stirn. Namjoon starrte geradewegs durch ihn hindurch.
"Ich werde glaub' ich heute Mittag Pizza bestellen", Taehyung fing leise und bedacht an mit dem jungen Vater zu reden, um ihn irgendwie abzulenken, "Kiki fragt schon seit Tagen nach Pizza. Vielleicht können wir ja bei dem Italiener bestellen, der deine Lieblingsnudeln macht. Den unten am Eck, unter dem Fitness-Center, you know?" Keine Antwort. Doch Taehyung ließ sich davon nicht beirren. Manchmal redete er mit Joon, bis ihm die Zunge weh tat, der Hals staubtrocken. Es war nicht das erste Mal, dass er so versuchte den Jungen zu beruhigen. Und sicherlich auch nicht das letzte Mal.
"Sowieso haben wir nichts mehr im Kühlschrank zum Kochen außer etwas Gemüse und Nudeln." Taehyungs lange Finger strichen mittlerweile durch das feuchte Haar Namjoons. Die Pupillen surrten etwas weniger panisch. "Und, i love you with all my heart, baby, aber du bist auch nicht der beste Koch der mir jeh begegnet ist. Wahrscheinlich nicht schlecht, wenn wir einfach etwas bestellen, anstatt dass du wieder die Küche abfackselst, hm? My beautiful, slightly clumsy, pretty boy." Namjoon blinzelte einmal langsam. Die Tränen hörten langsam auf zu kullern.
"Ah, vielleicht krieg ich ja Yoon überredet uns Pizza holen zu gehen, der soll doch sowieso heute noch vorbei kommen, oder? Was sind wir heute für ein Tag?" Taehyungs warme Hand lag beruhigend an Namjoons Kopf, die Fingernägel kratzten über sein Haar, sicher und vorsichtig. Ein weiteres Blinzeln. Dann noch eins.
"Auch egal, Yoongi liebt Kiki, wenn ich ihm sage little bro mag gerne Pizza haben, wird er die schon mitbringen. Ist das legal? Kann ich ihn mit Kiki blackmailen? Fühlt sich irgendwie illegal an." Taehyung lehnte den Kopf nach hinten, gegen das Holzgestell des Bettes, die Augenbrauen zusammengezogen, die Lippen gespitzt. Yoongi dazu zu bringen ihnen Essen zu spendieren mit dem Vorwand es sei für Kiki war vielleicht moralisch nicht unbedingt vertretbar, aber nicht illegal... Oder?
"Will nich' hier sein..." Namjoons Stimme klang leise und tiefer als sonst, etwas rau, als hätte er längere Zeit nicht mehr gesprochen. Taehyungs Hand stillte in dem weichen Haar seines Freundes, mit gerunzelter Stirn sah er zu diesem runter, eine Augenbraue leicht angehoben. "Okay, baby", seine Hand kratzte wieder sanft über die Kopfhaut Namjoons, "dann gehen wir einfach bei Jinnie essen. Der kann gut kochen. Oh, oder vielleicht-"
"Nein", Joons Lippen bewegten sich nicht ganz wie er es wollte, die Welt drehte immer noch etwas. "No? Willst du nicht bei Jinnie essen?" Namjoon blieb stumm, schien über seine Antwort nachzudenken. Taehyung ließ dem jungen Vater so viel Zeit wie er brauchte, wusste er doch bereits, dass solche Episoden Namjoon mental ziemlich mitnehmen konnten.
"Will nicht mehr hier wohnen, Taetae." Namjoons Hand umgriff Taehyungs Bein etwas fester, seine Nase vergrub er in Taehyungs Bauch, atmete tief dessen ihm so bekannten Geruch nach Sonnencreme und Tee ein. Tae stockte kurz in seiner Bewegung, bevor er sanft weiter über Namjoons Kopfhaut kraulte. "Oh... Gibt es dafür einen bestimmten Grund? Fühlst du dich hier nicht mehr sicher?" Taehyung versuchte wirklich sein Bestes nicht nervös zu klingen, doch das leichte Zittern in seiner Stimme fiel sicherlich auch Namjoon auf, welcher sich bloß noch näher an den Jungen kuschelte.
"Mein Ex mag es mich mental zu foltern, ich...", Joons Stimme brach ab, tief schluckte er einmal, "Ich habe Angst, dass er Jinnie und Yoongi weh tun wird. Und dann werde ich hier sitzen, weit weg und unfähig zu helfen. Außerdem ist er nicht blöd. Es reicht einmal Yoongi gefolgt zu sein, um zu wissen wo wir jetzt wohnen. Ich fühle mich nie irgendwo sicher, Tae. Nicht mehr seit langem. Und jetzt hab' ich Angst um meine Freunde."
Taehyung blieb stumm für einige Zeit. Seine langen Finger fingen wieder an Joons Kopf zu massieren. Er wünschte sich - nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal - dass er einfach ein wenig der riesigen Last auf Namjoons Schultern abnehmen könnte. Wenn er seinem Lieblingsfloristen nur ein Drittel seines Traumas abnehmen könnte, seiner Panikattacken, Albträume und Sorgen. Doch leider waren ihm die Hände gebunden. Er konnte nichts tun. Nichts, außer Joons jedem Wunsch zu folgen.
"Of course, pretty one. Alles was du willst."
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Phew, schon ganze 60 Kapitel geschafft. So viel zu 'die story wird wieder eine kurze story von vlt so 45 Kapiteln' sieht man ja wie gut unsere Pläne immer aufgehen, hahaha! Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen, meine Kleinen^^
Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M ;)
1229 Wörter
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