In This New House
Pacify her - Melanie Martinez
The Amaranth stands for immortal love.
56.
Namjoon wusste nicht, wie er hier gelandet war.
Er sah, wie Taehyung und Hoseok Hausschlüssel wechselten. Er hörte Jimin mit gesenkter Stimme flüstern, glaubte zu hören 'Das wird schon' und 'Doch nicht dafür'. Seine Sicht drehte nicht länger brutal von links nach rechts, es war mehr ein Schwanken. Alles fühlte sich merkwürdig surreal an. Kiwoos kleine Hand in seiner. Der Rucksack auf seinen Schultern. Hoseoks warme Augen, besorgt und rötlich. Fast wollte Namjoon lachen. Träumte er?
"Joon?" Namjoons Kopf drehte minimal nach rechts. Taehyung sah ihn aus besorgten Augen an, die tattoowierte Hand nach ihm ausgestreckt. Ohne zu zögern reichte der Florist ihm seine Finger. Die Berührung - warum und weich und so sicher - ankerte ihn etwas, ließ alles weniger surreal wirken. Das Schwanken der Erde wurde etwas sachter. Namjoon blinzelte langsam.
"Kannst du mich hören, pretty one?" Pretty one. Lächelte Namjoon? Es fühlte sich an, als würde er lächeln. Er mochte es, wenn Taehyung ihm seine Kosenamen gab. Immer auf englisch und immer so schön kitschig. Pretty one, darling, lovely. Namjoon sollte auch anfangen Tae Kosenamen zu geben. Ja. Er würde sich einen guten Spitznamen überlegen. Einen kitschigen. So süß, dass es ihm den Hals zu kleben würde.
"Kiki, denkst du dein Daddy hört uns?" Taehyung hatte sich in die Knie gehockt, sah nun zu dem kleinen Lockenschopf, welcher das linke Bein seines Daddys fest umklammert hielt. Kiwoo sah aus riesigen Augen hoch, Namjoon erwiderte den Blick sofort. Die beiden blieben stumm. Dann, mit entschlossener Mine und gerunzelter Stirn, wandte Kiwoo sich an Tae und nickte. "Er ist fast wieder da, Daddy blinzelt dann immer so komisch. Ich glaube er mag bloß nicht reden."
Kiwoo war ja so intelligent. So aufmerksam und koherent. Eine tattoowierte Hand raufte das Haar seines Babys, Namjoon verkrampfte, doch als er nach vorne in das grinsende Gesicht Taehyungs sah, lockerten sich seine Schultern wieder. "Thank you, little dude! Das war sehr hilfreich von dir." Ja, das war es. Namjoon war so stolz. Was war die Frage nochmal gewesen?
"Tae?", eine neue Stimme. Joons Blick hob sich. Hoseok stand neben Taehyung, auf dem arm eine vibrierende Ratte. Rosig und knurrend. Entfernt kam Namjoon der Name Kingkong in den Sinn. "Wir werden dann jetzt gehen. Ruf uns an, falls etwas los ist und-", Hobi sah zu Namjoon, ihre Blicke kreuzten sich, "Sag bescheid, sollte es Joonie morgen immer noch nicht besser gehen."
Joonie. Das war er. Ging es ihm nicht gut? Taehyung verabschiedete sich von Hoseok und Jimin - seit wann war Jimin hier? - dann führte er Namjoon langsam in diese fremde Wohnung. Wo waren sie? Warum waren sie hier? Das war nicht ihre Wohnung. Am Kühlschrank hingen Bilder von Jimin und Hoseok. Warum waren sie mit Rucksäcken in der Wohnung des Paares?
Ein weiteres Mal blinzelte Namjoon langsam, träge. Die Welt hatte aufgehört zu schwanken. Namjoon konnte seinen Körper wieder fühlen. Etwas verkrampft aber er spürte keine Schmerzen. Seine Stirn pochte etwas. Ein weitere Blinzeln, dann schüttelte er den Kopf. Die Welt stand still, er hörte klar und deutlich. Und auf einmal wurde ihm bewusst, dass er zitterte vor Angst.
"W-Was...", seine Stimme krächzte. Taehyung drehte sich in sekundenschnell um, die Augen weit aufgerissen. "Pretty boy? Bist du wieder bei uns?" Namjoons Hände schwitzten. Sein Nacken prickelte. Unangenehm. Eiskalt. Als würde jemand ihn anstarren. Er drehte sich um, doch da war nichts. Nur die geschlossene Tür, welche in diese fremde Wohnung führte. Er umgriff Kiwoos Hand etwas fester.
"Warum...", erneut brach er unvollständig ab, sah verwirrt zu Taehyung. Verwirrt und ängstlich. Sein Shirt klebte an ihm, eiskalter Schweiß benetzte seinen Rücken. Sein Freund war in einem langen Schritt bei ihm, doch anstatt sich an Namjoon zu wenden, ging er vor diesem auf die Knie. "Komm, little one, ich zeig dir wo du heute schlafen wirst, ja?" Kiwoo sah etwas zögerlich von Taehyung hoch zu seinem Vater, welcher komplett starr wirkte. Dann nickte er und ließ die Hand des Lilaschopfes fallen, folgte Taehyung.
Es dauerte wahrscheinlih nur zwei Minuten. Zwei Minuten, dann war Taehyung wieder vor Namjoon, leitete diesen an beiden Händen zum Sofa. Ein Sofa das Namjoon nicht kannte. In einer Wohnung die er noch nie gesehen hatte. Und dieses ekelhafte Gefühl, dass man ihn beobachtete ließ nicht von ihm ab. Er hatte das Gefühl er könnte nassen Atem an seinem Hals spüren. Kalte Finger, die seine Wirbelsäule hinauf strichen.
Und auf einmal wusste Namjoon wieder was passiert war.
Er konnte sich nicht mehr an alles erinnern. Eigentlich wusste er gar nichts mehr von dem ganzen Tag, bis zu einem bestimmten Punkt. Sie waren zusammen im Tattoostudio gewesen, ahtten mit ihren Freunden gegessen. Und Yoon hatte Taehyung angerufen, um ihm zu sagen, Joons Ex wäre vor ihrem Apartmentskomplex. Ab da wurde alles schwarz, schwummrig.
"Oh, fuck", Namjoons Stimme war nicht mehr als ein Wispern, als hätte er gar nicht geplant überhaupt laut zu reden. Augenblicklich schlangen sich Arme um ihn, er wurde sanft gegen einen warmen Körper gedrückt. Warm und bekannt. Nicht wie dieses Sofa oder diese Wohnung. Namjoon zitterte immer noch. Ihm war nicht kalt.
"Wir sind in Hoseoks und Jimins Apartement. Sie werden für eine Weile mit mir die Wohnung wechseln. Wir sind gute vierzig Minuten von deiner Wohnung weg. Er wird dich nicht hier erwarten." Namjoon konnte nicht weinen. Seine Augen waren staubtrocken, groß und rund. Er hatte das Gefühl sein Körper war leer. Er spürte wie er zitterte, wusste, dass er Angst hatte, doch keine Tränen kamen. Kein Schluchzen, kein Heulen, kein Wimmern.
Fast fühlte sich Namjoon erlöst.
Es war, als hätte er die gesamte Zeit hier in Seoul nur darauf gewartet, dass etwas passieren würde. Als wäre er die ganze Zeit über angespannt und strapaziert gewesen, wegen diesem erdrückenden Gefühl, das noch etwas kommen wird. Und jetzt- Fast war er erleichtert. Es war so weit. Sein Ex hatte ihn gefunden. Namjoons schlimmster Albtraum war in Erfüllung gegangen und auf eine gestörte Art und Weise beruhigte es ihn fast zu wissen, dass es nun endlich passiert war.
"Niemand wird dich hier finden, Baby. Yoongi und Seokjin haben sich bereits mit der Polizei unterhalten, jeder hält Ausschau nach ihm, dir wird nichts passieren. I promise." Namjoon griff nach Taehyungs Hand. Sie war genauso nass und kalt wie die seine. Fest hielt er die Finger umgriffen.
"Sunhee."
Taehyung drückte Namjoon etwas näher an sich, "Was ist mit ihr?"
"Er ist bestimmt Sunhee gefolgt. Als sie vorgestern kam." Namjoon klang immer noch müde, etwas zu leise. Doch Taehyung hörte ihn. Und augenblicklich verspannte sich der Junge komplett. Seine Brust hob sich, als er zischend die Luft einsog, doch er hielt den Atem an. Sein Brustkorb senkte sich nicht mehr.
Verwirrt löste sich der Florist etwas aus der Umarmung, sah hoch zu seinem Freund. Taes Augen waren riesig. Kreisrund und voller- Panik? Das Gesicht - käsebleich und schwitzig - spiegelte wahrscheinlich Namjoons eigenes wieder. "Tae? Was ist los?" Der Tattoowierer atmete keuchend aus, und es klang merkwüdig heiser, wie ein schlecht überspieltes Schluchzen.
"Ich-", ein weiteres happerndes Einatmen, zu hastig, zu quietschend. "Taehyung? Hey, was ist denn los?" Joon richtete sich noch etwas auf, legte beide Hände um das kalte Gesicht seines Freundes, die Lippen besorgt aufeinander gepresst. "Taetae? Rede mit mir."
Eine Träne kullerte an seiner Wange hinunter.
"Ich habe sie hergefahren."
Diesmal war es sehr deutlich, dass Taehyung schluchzte. Sein Brustkorb senkte sich nun zu schnell, der Atem haspelnd und kurz. Immer mehr Tränen fanden ihren Weg über die fiebrig roten Wangen des Jungen, "I'm so fucking sorry, baby. I- I didn't see him- I swear, ich habe nichts gesehen, ich dachte- Ich wollte doch bloß-"
"Tae, hey-"
"Fucking hell, ich habe ihn hergeführt, das ist alles meine Schuld... Ich-"
"Hör mal, das ist nicht-"
"I'm such a fucking idiot. How could I?! How-"
"Du hast absolut nichts falsch gemacht, my love."
Taehyungs Mund klappte so heftig zu, dass Namjoon es praktisch in seinem eigenen Kiefer spüren konnte. Die glasigen Augen Taehyungs sahen erschrocken hoch zu Namjoon, fast schon perplex. Joon hielt die Hände an dem Gesicht seines Freundes, blickte ihn durch seine goldene Brille an.
"Du... Hast du mich gerade 'my love' genannt?" Taehyung sprach zögernd, bedacht. Als sei er sich selbst nicht ganz sicher, ob er die Frage wirklich stellen sollte. Augenblicklich wandte Joon den Blick ab, die Wangen in einem viel zu kräftigen Rot-Ton verfärbt. "Ich dachte nur... Weil du mir auch immer Kosenamen gibst und du bist ja auch meine Liebe. Wenn du's nicht magst, hör ich auf, das-"
Weiche Lippen und kalte Piercings schmiegten sich an Namjoons Mund. Der Lilaschopf atmete zitternd durch die Nase aus, ließ sich in die Umarmung seines Freundes senken. Taehyung leckte über seine Lippe, verschlang das leise Stöhnen, welches Namjoon von sich gab. Erst als er sich sicher war, dass Jonns Lippen nun schön rot und geschwollen sein würden ließ er zaghaft von dem jungen Vater ab.
"I love it, pretty boy. Danke."
"Mhm. Küss mich noch mal."
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Die Geschichte ist doch schon etwas eher zu Ende, als gedacht, weil Miko und ich (Melly) entschieden haben einen riesigen Teil wegzulassen, weil wir jetzt schon bei fast 60 Kapiteln sind und deshalb ist die Story echt lang genug, nicht? Natürlich wird es erst noch einmal Drama geben, aber viel länger als 65 Kapitel wird die Geschichte auf jedenfall nicht.
Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)
1559 Wörter
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