In A Grotesque, Bizarre Kind Of Way
Oh Mami - Chase Atlantic
A Mistletoe stands for a place, where no violence can take place.
22.
Kiwoo wurde durch leises Schwatzen und Lachen wach.
Verwirrt blinzelte der Lockenkopf ein- zweimal, hievte sich in eine sitzende Position. Helles Licht fiel durch einen Spalt in seinen Gardinen, erleuchtete den pinken Schnuller in seinem Mund, welcher hektisch auf und absprang. Erneut hörte er gedämpfte Stimmen aus dem Wohnzimmer. Waren seine Onkel etwa auf Besuch gekommen?
Neugierig kletterte der kleine Junge schwer atmend aus seinem Bettchen, zupfte seinen Cars-Pijama etwas zurecht. Seine in Socken gepackte Füße huschten beinahe geräuschlos über den Teppich in seinem Zimmer. Mit zwei Händen umgriff das Kleinkind die Klinke seiner Tür, zog diese mit seinem gesamten Gewicht runter. Die Stimmen wurden nun deutlicher.
"- Blumen zu verkaufen!" Kiwoo blinzelte verwirrt. Es war definitiv eine Frauenstimme. Wer war sie besuchen gekommen? "Hey, es ist ein komplizierter Job!" Das war definitiv Daddy, welcher da lachend antwortete. Nun ganz hibbelig vor Neugierde tappste er schnell den kleinen Flur entlang, in seiner Hand immer noch fest sein Totoro-Plüschtier umgriffen.
Kaum hatte er das offene Wohnzimmer betreten, da fiel der Plüschie vergessen zu Boden.
"DAISY!"
Namjoon zuckte heftig zusammen, fluchte unterdrückt, als er sich mit wild pumpendem Herzen umdrehte, nur um erleichtert zu sehen, wie Kiwoo blitzschnell zu seiner Freundin rannte. Das kleine Mädchen mit dem schwarzen Haar quietschte ebenfalls viel zu laut, schlang die kurzen Arme um den Nacken ihres etwas jüngeren Spielgefährten. "KIKI!", brüllte sie derweilen genauso aufgedreht.
Mit den Augen amüsiert rollend, sah Namjoon nach links zu Sunhee, diese betrachtete ihn schmunzelnd aus schmalen Augen. "Und mich lässt er einfach links liegen. Ist ja ganz schön frech geworden, der kleine Prinz." Augenblicklich kreischte Kiwoo praktisch auf, die Augen riesig aufgerissen, zappelte heftig, bis Daisy ihn - eher widerwillig - wieder losließ.
"TANTE SUNHEE!" Ein Lächeln so breit, dass die Augen Sunhees sich praktisch komplett schlossen erschien auf ihrem Gesicht, spannte über ihre rosigen Wangen. "Kiki, mein Baby! Werd' ich jetzt also doch noch begrüßt?" Im nächsten Augenblick schmiss sich Kiwoo bereits an die langen Beine Sunhees, grub sein Gesicht in deren angewinkelte Knie.
"Aww, hallo Kiwoo. Hast du uns schon vermisst? Du bist doch erst seit zwei Monaten hier in Seoul, hm?" Sunhees lange Finger fuhren sanft durch die langen Locken des Kleinkindes, welches ihm mittlerweile bis unters Kinn reichten. Kiwoo erwiderte nichts mehr, doch seine kleinen Hände gruben sich noch etwas fester in die Beine ihrer ehemaligen Nachbarin. Unwillig sie wieder loszulassen.
Namjoon sah ziemlich belustigt zu Daisy, welche mit verschränkten Armen neben ihm darauf wartete, dass Kiwoo endlich ihr wieder alle Aufmerksamkeit schenken würde. Das Mädchen hatte das Haar geschnitten bekommen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatte. Es fiel ihr mittlerweile nur noch bis knapp unter die Ohren. Sie wirkte erwachsener. Namjoon konnte es fast nicht glauben, wie sehr Kinder sich in nur zwei Monaten verändern konnten.
"Kiki, Baby, willst du nicht mit Daisy malen gehen? Tante Sunhee ist noch den ganzen Tag auf Besuch, du kannst sie später noch umarmen." Namjoon strich dem Lockenkopf sanft über den schmalen Rücken. "Geh doch und zeig ihr deine neuen Farbstifte!" Kiwoos Kopf schnellte sofort hoch, seine riesigen, honigbraunen Augen richteten sich gen Daisy. Dann nickte er heftig und zog das fünfjährige Mädchen kichernd mit sich, in den Flur, wo seine Malsachen verstaut waren.
Sunhee und Namjoon sahen beide für einen Moment stumm ihren Kindern zu. "Er sieht gesund aus", brach die Frau mit dem hüftlangen Zopf schließlich die Stille, ein fast wehmütiges Lächeln auf den trocknen Lippen. Namjoon wandte den Blick an die Schwarzhaarige vor sich, nickte sanft. "Ja. Er isst wieder normal. Er ist auch viel öfters draußen, ich glaube die Sonne tut ihm gut."
Sunhee seufzte leise, trank einen Schluck des Apfelsaftes, welcher Namjoon ihr eingeschenkt hatte. "Du... Du wohnst immer noch dort?" Joon musste sich räuspern, schiebte sein goldenes Brillengestell etwas höher auf seine Nase, um seinen klammen Fingern etwas zu tun zu geben. Sunhee blieb einen Moment leise. Die beiden waren noch nie sehr gesprächig gewesen. Meist tröstete es die Freunde einfach beieinander zu sein. Reden war da unnötig.
"Du weißt, dass ich nicht weg kann." Sunhee sah Namjoon aus viel zu trüben Augen an, das Lächeln auf ihren Lippen wirkte irgendwie fehl am Platz. Namjoon summte bloß zustimmend. Er konnte nichts sagen. Wo er selbst doch bis vor einigen Monaten noch gedacht hatte, er würde es niemals raus schaffen aus dem Apartmentsgebäude. Er wusste, dass nichts was er sagte sie umstimmen würde. Sunhee musste von selbem bemerken, dass sie entkommen konnte.
"Ich nehme an, das heißt du lebst immer noch mit ihm?" Viel zu dünne Finger hoben sich, verharrten in der Luft, dann legte Sunhee die Hände wieder reglos auf ihre Knie. Als wüsse sie nicht, was sie tun sollte. "Er ist schwer krank, das weißt du. Er wird sterben ohne mich."
Und du wirst sterben wegen ihm.
"Außerdem ist er immer noch mein kleiner Bruder, Joon. Ich kann ihn nicht einfach alleine lassen. Ganz egal wie..." Gewalttätig? Manipulativ? Gemein? "Eigen er manchmal sein kann." Namjoon hatte das merkwürdige Gefühl in einen Spiegel zu sehen, als sich das ausgemergelte Gesicht Sunhees an ihn wandte, die Lippen zu einem falschen Lächeln verzogen, die Augen glasig und matt zeitgleich. Leblos.
Sunhee sah immer gebrochener aus.
"Euch geht es hier aber ziemlich gut, nicht? Ohne das miefende Schwein." Joon musste kurz den Blick abwenden, während ein fast erschrockenes Lachen ihm entkam. Sunhee war schon immer sehr abgeneigt seinem Ex gegenüber gewesen, und sie liebte nichts mehr, als dies auch laut kund zu tun. Mehr als einmal hatte sie Joons Ex sogar ins Gesicht beschimpft und angeschrien. Es war nie gut ausgegangen für Namjoon, aber er hatte die Geste immer geschätzt.
"Ja, es geht uns gut. Meine Freunde unterstützen mich wirklich unglaublich. Kiwoo hat mittlerweile sogar wieder angefangen zu schreien, wie du ja mitbekommen hast", Namjoon schenkte ihr ein schiefes Grinsen. Sunhee kicherte und nickte zustimmend, das Gesicht etwas weniger trübe. "Der kleine ist ziemlich laut geworden. Ich mag's."
Wieder fiel eine angenehme Stille über die beiden Freunde. Und Namjoon hatte für einen winzigen Moment auf einmal den absurden Drang wieder mit Sunhee nach Busan zurück zu gehen. Erneut nächtelang mit ihr im Flur des Apartments zu hocken, ihre beiden Babys schlafend in ihren Armen. Ihre geflüsterten Gespräche, die heißen Tränen an ihren Wangen, die zitternden Umarmungen, wenn einer von ihnen wieder nichts zu essen gekriegt hatte, geschlagen wurde, blutete, weinte.
Namjoon würde ihr manchmal Milch kaufen, damit Daisy - ihr Baby, ein Baby braucht Milch gott verdammt - etwas ordentliches zu trinken hatte. Sunhee würde ihm im Gegenzug Schmerztabletten ihres Bruders stehlen - rosa und weiß, viel zu groß und trocken - für Joons Prellungen und Brüche. Er vermisste es. Er vermisste ihre stille Solidarität. Auf eine groteske, bizzare Art und Weise.
"Und... Er-", Namjoon stockte, zog seinen Pullover über seine zitternden Fingerspitzen, "Er wohnt immer noch da?" Sunhee summte leise, nickte. Namjoons spürte, wie sich seine Schultern verkrampften, die wulstige Narbe an seinem Handrücken schien wieder anzufangen zu pochen. Fest schluckte der Lilaschopf, strich sich über die unförmige Narbe. Die Narbe, welche Sunhee ihm verbunden hatte.
"Er ist immer noch unglaublich wütend. Fragt mich pro Tag bestimmt zweimal, wo du bist." Namjoons Atem ging viel zu hektisch, seine Lippen standen ihm einen spaltbreit offen. Sein Ex suchte nach ihm. "Du- Du würdest doch niemals-" Sunhees Blick wurde schmal, gefärhlich. Und augenblicklich lockerten sich Namjoons Atemwege wieder.
"Bist du bescheuert? Du weißt, dass ich den Kerl schon immer gehasst habe. Letztens erst hab' ich ihm gezählt, du hättest mir gesagt, du würdest nach Italien ziehen. Der Scheißer kann mich mal kreuzweise. Hättest seinen Blick sehen sollen, als ich ihm erklärte, du wärst mit einem geheimen Verehrer nach Europa geflüchtet!"
Ein schockiertes Lachen presste sich über Namjoons Lippen. Seine Augen waren weit aufgerissen, eine Hand hielt er sich vor den Mund, um vergeblich sein entsetztes Kichern zum Verstummen zu bringen. Sunhee betrachtete dies erfreut. Und das Lächeln auf ihren Lippen spannte für einen Moment tatsächlich bis zu ihren Augen. Wirkte richtig.
"Danke, Sunhee. Und falls du jeh etwas brauchst, von dort weg musst-"
"Ich weiß, Joon. Danke."
*********************
Ui!!!! Wir lernen ja langsam aber sicher immer mehr über Joons Vergangenheit! Hoffentlich mögt ihr Sunhee alle auch so sehr, wie ich sie mag. Ihr Charakter war eigentlich gar nicht geplant für die Story, bis gaaaanz zum Schluss, als wir uns dachten es wäre cool jemanden aus Joons Vergangenheit einzufügen!
Bis dann und voten nicht vergessen, eure M&M's ;)
1445 Wörter
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top