Neue Probleme
Irritiert von der Situation blieb ich neben Kilian im Türrahmen stehen.
„Was ist hier los?" fragte ich dann nur und versuchte die Blicke der beiden zu deuten.
„Wir sollten in meinem Büro weiter darüber sprechen... Leutnant, ich möchte das sie auch mitkommen" betonte der Kommandant. Kurz tauschte ich mit Kilian unsichere Blicke, dann folgte ich den beiden.
Der Kommandant setzte sich gleich an seinen Schreibtisch und fuhr sich mit der Hand nachdenklich durch sein Gesicht. Auch der Arzt sah besorgt aus.
„Darf ich jetzt erfahren was los ist?" hakte ich ungeduldig nach, nachdem keiner der beiden von sich aus anfingen mir zu sagen was los war.
„Unsere Medizinischen Mittel gehen zu Neige" fing der Arzt endlich an. Fast schon panisch sah ich zwischen den beiden hin und her.
„Das ist ja schrecklich! Wie lange halten sie noch?" der Arzt überlegte.
„Wenn keine größere Grippewelle auf uns zukommt... vielleicht zwei Monate" schockiert sah ich zum Kommandanten der scheinbar vollständig in seine Gedanken versunken war und nicht mehr an diesem Gespräch teilnahm.
„Dann... dann, müssen wir eben losziehen um neue Medikamente zu holen... das ist doch das was wir tun oder nicht?" etwas verzweifelt sah ich zum Kommandanten. Das letzte was wir jetzt brauchen konnten war, dass unsere medizinische Versorgung zusammenbrach.
„Die Frage ist hier nicht ob ihr das tut..., sondern wer es tut. Nicht war Henry?" stellte der Arzt fest und der Kommandant sah endlich wieder zu uns. Wieder traf er mich mit diesem Blick den ich nur schwer deuten konnte. Es war als wäre er besorgt aber er wollte es nicht offensichtlich zeigen „Mit nur einem Arm kannst du keine Expeditionen leiten und das weißt du" die beiden sahen sich ernst an und schienen mich dabei nicht mehr zu beachten.
„Aber wenn der Kommandant das nicht machen kann... wer dann?" beide schwiegen einen Moment und eigentlich wäre das auch der Moment gewesen an dem ich begriff worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte.
„Wenn der Kommandant die Expedition nicht leiten kann... übernimmt für gewöhnlich der erste Leutnant diese Aufgabe" erklärte der Kommandant ohne zu mir aufzusehen.
„Dann ist das jetzt wohl meine Aufgabe" stellte ich fest und konnte dabei meine Unsicherheit fast vollständig verbergen. Ernst sah der Kommandant zu mir auf und zeigte mit dem Finger auf mich.
„Sie sind noch nicht bereit dafür!" beleidigt verschränkte ich meine Arme.
„Wenn sie mich für nicht bereithalten, warum haben sie mich dann überhaupt zum Leutnant gemacht?" er wirkte schockiert von meinem Konter und ich fühlte mich als hätte ich ihn zum ersten Mal Schach mattgesetzt. Der Arzt sah mich etwas zu begeistert an.
„Wo sie recht hat"
„Nein!" fuhr der Kommandant ihn an und ich spürte seit langen wieder diese Selbstzweifel in mir.
Bin ich nicht gut genug? Vertraut er mir nicht?
„Wie denkst du, sollen wir das Problem dann lösen?" hakte der Arzt energisch nach.
„Ich habe noch zwei Monate um mir etwas zu überlegen" konterte der Kommandant mit zusammengebissenen Zähnen. Der Arzt sah ernst zu mir und dann wieder zu ihm.
„Die ganze Zeit hast du so viel Potential in ihr gesehen und jetzt auf einmal traust du ihr nichts mehr zu" sagte er so ruhig das es dennoch bedrohlich klang. Gleichzeitig fragte ich mich in welcher Art von zwischenmenschlicher Beziehung die beiden zueinander standen, da sie sich duzten und sich offenbar sehr gut kannten. Dann verließ er das Büro wieder. Ich hingegen blieb noch wie angewurzelt stehen und versuchte gar nicht zu verbergen wie sehr mich das fehlende Vertrauen des Kommandanten verletzt hatte. Ich wollte ihn fragen warum und woran es lang. Ob ich was falsch gemacht hatte, aber ich bekam keinen Ton mehr heraus und beschloss dann doch auch zu gehen.
Schweigend lief ich an Kilian und Sullie die sich draußen im Gang unterhielten vorbei in mein Büro. Frustriert setzte ich mich an meinem Schreibtisch und fing wieder an mich mit den Expeditionsberichten abzulenken. Darunter war auch der Bericht über die Expedition zur Stadt. Es war der dickste Ordner von allen. Die Planung nahm den meisten Platz ein. Offenbar waren sie gut vorbereitet und dennoch lief die Mission so schief das der Kommandant alle seine höheren Offiziere dabei verloren hatte. Hochkonzentriert las ich mir die Akte durch und fand dabei eine weitere Landkarte auf der die geplante Strecke mit einem Rotem Filzstift eingezeichnet worden war. Sie sah genauso aus wie die Karte die ich im Büro des Kommandanten gesehen hatte. Nur das hier nicht die Osttor-Mission, sondern die erste Stadt-Mission eingezeichnet worden war. Ein Dorf zwischen der Stadt und der Mauer wurde als der Kritische Punkt eingezeichnet. Ich erinnerte mich an das Dorf. Kurz bevor die gesamte Kommunikation zusammenbrach erreichte uns die Nachricht, dass dieses Dorf so früh von der Kommunikation abgeschnitten worden war, dass sie nicht mehr vor den Zombies gewarnt werden konnten. Sie wurden einfach überrannt und das Dorf wurde seither auch als Zombienest bezeichnet, da so gut wie alle Bewohner dort in Zombies verwandelt wurden. Ich arbeitete mich bis kurz vor der Stadt weiter den Weg entlang. Sie hatten versucht die Innenstadt zu erreichen, da dort die meisten Ressourcen zu holen waren. Genau in dem Moment als ich zu dem Teil kam wo Katastrophe geschah, klopfte es an meiner Tür.
„Ich bin beschäftigt" maulte ich, da ich wissen wollte was genau schiefgelaufen war. Langsam öffnete sich die Tür und der Kommandant trat herein.
„Sie wirken verärgert" fing er an nachdem ich ihn genervt darüber ansah das er meiner Bitte draußen zu bleiben nicht nachgegangen war.
„Mir geht es bestens. Danke" murmelte ich und versuchte dann wieder die Stelle in dem Bericht zu finden bei der ich gerade unterbrochen wurde. Der Kommandant schien mich einen Moment zu beobachten.
„Sie wollen das unbedingt machen oder?" kam es ungewöhnlich ruhig von ihm, als wolle er tatsächlich nicht das ich eine Expedition ohne ihn durchführte. Ich klappte die Akte zu und dachte kurz nach.
„Da draußen ist ein Irrer unterwegs der uns angreifen will... wir können es uns nicht leisten jetzt auch noch unsere Medizinischen Mittel zu verlieren" versuchte ich ihn zur Vernunft zu bringen.
„Sie lernen schnell... etwas zu schnell, wenn sie mich fragen"
„Warum trauen sie mir dann so eine Mission nicht zu?" Sein Blick verengte sich.
„Hier geht es nicht um Vertrauen oder nicht Vertrauen Kate!" fuhr er mich an und es irritierte mich, dass er mich wieder bei meinem Vornamen nannte. Frustriert atmete er aus „Die Medizinische Versorgung war schon immer unser größtes Problem... in der sicheren Umgebung haben wir schon sämtliche Apotheken leergeräumt. Es gibt nur noch die hinter dem Osttor und... die in der Stadt" gab er dann zu und ich verstand seine Sorge. Er als erfahrener Soldat hat es nicht in die Stadt geschafft, also wie sollte ich das dann schaffen? Besorgt sah er mich an und das von ihm löste ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch aus „Ich habe nicht vor noch einen Leutnant durch so eine Mission zu verlieren" aus irgendeinem Grund verletzte es mich das seine Sorge nur meiner Stellung als Leutnant galt, aber ich versuchte mir das nicht anmerken zu lassen.
„Und was schlagen sie stattdessen vor?" lenkte ich dann ab. Er dachte nach, zu lange „Wir haben keine andere Möglichkeit und das wissen sie genauso gut wie ich" fügte ich energisch hinzu.
„Sie haben es selbst gesagt. Da draußen läuft ein irrer herum der Zombies kontrollieren kann und wir haben die undichte Stelle immer noch nicht gefunden. Wenn sie da draußen sind werden die gewöhnlichen Zombies nicht ihr größtes Problem sein... und bei den Materialien die der Arzt benötigt, reicht es nicht aus, eine Apotheke am Stadtrand zu plündern. Sie müssen es bis zum Krankenhaus schaffen und das befindet sich im hinteren Teil der Stadt" ich schluckte bei den Informationen. Der Kommandant hatte es gerade mal in die Nähe der Stadt geschafft, ich jedoch müsste einmal quer hindurch um mein Ziel zu erreichen. Ich versuchte mir den Aufbau der Stadt Bildlich vorzustellen.
„Dann reiten wir eben außenherum. Das dauert zwar länger, ist aber sicherer" ich dachte weiter nach. Es war lange her das ich in der Stadt war und es viel mir schwer mir alles ins Gedächtnis zu rufen. Noch einmal studierte ich die Landkarte die vor mir lag und suchte darauf das Krankenhaus und dann fiel mir etwas auf „Wenn wir kurz nach dem Kritischen Punkt entlang die alte Autobahnstrecke reiten, kommen wir hier bei der Ausfahrt knapp hinter dem Krankenhaus raus. Dann sind es nur drei Straßen die wir durch die Stadt reiten müssen, da das Krankenhaus ziemlich am Rand der Stadt liegt"
„Das... ist beeindruckend" staunte der Kommandant und ich fühlte mich ein bisschen stolz dabei. Geschlagen atmete er aus „Sie wollen das also wirklich machen?" fragte er dann und senkte seinen Blick.
„Ich habe noch genug Zeit um mich vorzubereiten" war das Einzige was ich dazu sagen konnte, da mein Gehirn schon längst damit beschäftigt war die Route zu planen.
„Na gut. Ich werde sie wohl nicht davon abringen können. Aber ich werde ihr Team zusammenstellen. Sie kennen die anderen Soldaten noch nicht gut genug" verärgert blickte ich zu ihm auf und zeigte auf einen weiteren Stapel der auf meiner Kommode lag.
„Ich habe mir auch alle Akten der Soldaten durchgelesen, nicht nur die Berichte" prahlte ich fast schon, doch der Kommandant konnte nur entrüstet auflachen.
„Eine Akte verrät einem nichts über den Charakter eines Menschen. Außerdem ist das eine Bedingung die nicht verhandelbar ist Leutnant" sagte er streng und verließ mein Büro wieder. Mit gerümpfter Nase sah ich ihm nach und musste seine Bedingung wohl oder übel akzeptieren.
Nach mehreren Stunden Arbeit und Planung beschloss ich eine Pause zu machen und im Dorf spazieren zu gehen. Ich schaffte es aber nicht mich von meinen Plänen abzulenken und das obwohl hier soviel los war, dass ich sicher auch über etwas anderes hätte nachdenken können außer meiner Mission. Lebensmittel und andere Güter wurden gerade mit Holzkarren in Richtung Marktplatz transportiert. Die Handwerker liefen mit ihrem Werkzeug gestresst durch das Dorf um mit ihren Aufträgen hinterher zu kommen und die Landwirte trieben gerade die Jungtiere in Begleitung der Stadtwache zum Nord-Tor um sie dort auf die Weide zu bringen. Als ich dann einige Kinder auf der Straße mit Holzmurmeln spielen sah, entdeckte ich Reece und Andrea die etwas versteckt zwischen zwei Häusern standen und sich unterhielten. Als Andrea sich dann aber nervös umsah, kam mir das ganze verdächtig vor, doch bevor ich auf sie zugehen konnte, sah ich Jana in der Menschenmenge. Sie kämpfte sich durch den Menschenstrom der sich vorwiegend wegen der Mittagsration zum Marktplatz zubewegte und als sie mich auch entdeckte winkte sich mir zu und kämpfte sich bis zu mir durch.
„Hallo, Kate.... Hier ist echt viel los" begrüßte sie mich keuchend.
„Ja das stimmt wohl. Darum bin ich um diese Zeit fast nie draußen unterwegs. Ich hole mir immer die Reste, wenn die meisten ihre Ration schon geholt haben" erklärte ich etwas abwesend. Sie lachte.
„Wir hatten es eben noch nie so mit großen Menschenmengen. Nicht wahr?"
„Ja, das stimmt" antwortete ich nur knapp, da mich das auffällige Verhalten von Reece und Andrea wieder ablenkte.
„Sag man Jana... War Reece von Anfang an bei eurer Gruppe dabei?" fragte ich sie dann neugierig. Sie folgte meinem Blick und dachte kurz nach.
„Hm... nein. Er kam erst sehr spät zu uns... kurz bevor wir hier angekommen sind um genau zu sein" ich verengte meinen Blick und mein Gehirn fing an in Hochtouren zu arbeiten.
„Weißt du noch aus welcher Richtung er kam?"
„Wieso ist das wichtig?" hakte sie verwirrt nach.
„Denk nach Jana. Ihr kamt aus der Stadt. Die Stadt liegt im Süden. Aus welcher Richtung kam er zu euch?" drängte ich. Ich sah in ihrem Blick das sie überhaupt nicht verstand was mir das bringen sollte. Dennoch schloss sie ihre Augen und dachte ganz genau darüber nach.
„Ich bin mir nicht sicher... aber, wenn ich raten müsste... dann würde ich sagen... Süd/Osten, Osten. Aber warum ist das wichtig?"
„Das weiß ich noch nicht. Aber ich bin an was dran. Danke Jana" antwortete ich mehr in Rätseln, dann verabschiedete ich mich von ihr um Jamie oder Liv aufzusuchen.
Nach kurzer Zeit fand ich Jamie auf dem völlig überfüllten Marktplatz. Ich wartete ab bis die lange Schlange vor seinem kleinen Stand aufhörte. Erschlagen von den vielen Aufträgen starrte er den Papierstapel vor sich an.
„Viel zu tun?" begrüßte ich ihn vorsichtig.
„Du hast ja keine Ahnung... wir kommen jetzt schon kaum hinterher... alles geht kaputt und wir haben kaum noch Materialien" sagte er bestürzt und ich erkannte darin nur eine weitere Mission die bald fällig sein würde. Zum Glück bekamen sie Holz aus dem Umliegenden Wald und Steine aus dem Bergwerk. Dort arbeiteten aber nur sehr wenige und es kam kaum Material von dort hier an und wenn, dann verplante sie der Bürgermeister für völlig unsinnige Projekte.
„Na gut, wenn du keine Zeit hast, dann suche ich nach Liv. Sie müsste auch irgendwo hier sein" winkte ich ab und wollte mich gerade auf den Weg machen.
„Halt warte! Was ist los?" seine Augen weiteten sich und mir fiel wieder ein wie Neugierig und Wissbegierig Jamie eigentlich war. „Hast du was rausgefunden?" flüsterte er dann. Kurz sah ich mich um, um sicher zu gehen das uns niemand belauschte.
„Ich bin mir noch nicht sicher... aber Jana sagt das Reece aus Osten zu ihnen gestoßen ist" sagte ich aber auch er sah mich so an als würde er nicht verstehen worauf ich hinauswollte.
„Na und?" ich verdrehte die Augen.
„Wir wurden angegriffen als wir nach Osten ritten. Kurz nachdem er aus dieser Richtung zu uns kam" erklärte ich nachdrücklich „Das kann natürlich auch alles Zufall sein... doch bei der geringen Anzahl an überlebenden aus dieser Richtung, weiß ich nicht mit wie viel Zufall wir da tatsächlich rechnen können" erstaunt sah er mich an.
„Du suchst auch immer in Ecken nach Beweisen wo ich und Liv nicht mal auf die Idee kommen zu suchen" ich zuckte nur mit den Schultern.
„Behaltet ihn einfach weiter im Auge"
„Oh das werde ich. Schließlich könnte es auch sein, dass du dich so an ihn festgefressen hast, dass du Beweise siehst wo gar keine sind. Ich meine für dich ist alles Verdächtig was er tut" murmelte Jamie etwas vorwurfsvoll.
„Das ist doch der Grund warum ich dich und Liv mir ins Boot geholt habe. Also haltet weiter die Augen offen. Ich muss jetzt weiter" lenkte ich ab und machte mich auf den Weg zurück zu meinem Büro.
Gerade wollte ich den Stützpunkt betreten, da kam ein älterer Soldat auf mich zu. Es war Elias ein Mitglied im Außenteam der schon seit Tag eins mit dabei war. Er war schon fast 50 und hatte Graues Haar und einen dichten Bart. An Expeditionen nahm er nicht mehr teil. Er und noch ein paar wenige andere hatten den Auftrag einmal am Tag die Gegend rundum der Mauer zu Erkunden und verirrte Zombies zu eliminieren.
„Leutnant, kann ich sie kurz sprechen?" erstaunt blieb ich stehen.
„Ja, natürlich. Was ist los?"
„Der Kommandant bat mich darum, sie auf unsere heutige Patrouille mitzunehmen" fragend runzelte ich die Stirn.
„Eigentlich habe ich viel zu tun" versuchte ich mich loszusagen, doch Elias verschränkte die Arme und sah mich ernst an.
„Das ist mehr ein Befehl als eine Bitte" geschlagen verdrehte ich die Augen „Der Kommandant sieht es als Notwendig, dass sie alle Bereiche des Außenteams einmal kennenlernen und dazu gehört auch die Waldpatrouille" leider machte das auch Sinn, also wehrte ich mich nicht mehr dagegen und folgte ihm zu den Ställen, wo wir unsere Pferde sattelten und bewaffnet raus in den Wald ritten...
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