Ein neuer Gegner

Der Blick des Kommandanten ging ein paarmal zwischen mir und den Beuteln hin und her. Ich wusste das er nicht verstand worauf ich hinaus wollte.
„Inwiefern sollten diese stinkenden Beutel Beweisen, dass wir angegriffen wurden?" fragte er dann. Ich verdrehte die Augen und beugte mich über seinen Schreibtisch um den ersten Beutel zu öffnen.
„Ich bin nochmal an den Ort des Massakers zurückgekehrt nachdem ich die Zombies im Wald abgehängt habe" erklärte ich während ich den Knoten öffnete und ihm die Abzeichen der gefallenen Soldaten auf den Tisch leerte. Dabei spürte ich den starren Blick des Kommandanten auf mir „Ich habe das Protokoll befolgt. Die Abzeichen entfernt und ihre Leichen verbrannt. Ich weiß... eigentlich hätte ich sie vergraben sollen... aber dafür hat mir die Kraft gefehlt" im Blick des Kommandanten konnte ich zum ersten Mal Anerkennung erkennen, denn er wusste genau das ich mich dazu durch einen Leichenberg wühlen musste um Zombie von Soldaten unterscheiden zu können und das bei meiner ersten Mission. Er schwieg und setzte dann wieder seine nichtssagende Maske auf.
„Eine... beachtliche Leistung..., wenn man bedenkt in was für einem gesundheitlichen Zustand sie sich befunden haben" trotz seiner aufgesetzten Maske hörte ich die Unsicherheit und die Schuld in seiner Stimme. Jeder von uns wusste das es sich um keine leichte Mission handelte, doch dass sie so enden würde, hatte keiner von uns auch nur erahnt.
„Schon gut... durch das Adrenalin habe ich das kaum bemerkt" versuchte ich das herunterzuspielen, doch ich spürte das tiefe schwarze Loch das diese Mission in mein innerstes gebohrt hatte. Ein Loch das ich so schnell nichts mehr füllen konnte. Um nicht weiter darüber nachzudenken öffnete ich den anderen Beutel und holte diese eigenartige Elektronik hervor. Der Kommandant musterte sie hoch konzentriert.
„Was ist das?"
„Eine Kamera und etwas das wie ein Akku aussieht... ich kenne mich in dem Gebiet nicht wirklich aus. Tatsache ist jedoch das ich das aus einen der Zombies herausgezogen habe und ich bezweifle das unsere Zivilisation vor der Apokalypse schon weit genug war so etwas in einen Lebenden Menschen einzubauen" erklärte ich. Der Kommandant sah mich fassungslos an.
„Erzählen sie mir alles" befahl er und ich begann ihm jedes Detail aufzuzeigen.
Wie der Zombie aussah, wo die Kamera steckte und wo ungefähr das Kästchen in seinem Hals steckte.

Nach ungefähr einer Stunde lehnte sich der Kommandant erschlagen von diesen Informationen im Stuhl zurück.
„Wir wurden tatsächlich angegriffen... das war ein Hinterhalt" stellte er dann fest. Kurz überlegte er etwas ehe er mich wieder ansah.
„Die Gestalt die sie im Wald gesehen haben. Wie sah die aus?"
„Pff. Schwer zu sagen. Eigentlich konnte ich nur eine Schwarze Silhouette erkennen. Wenn ich raten müsste würde ich sagen das es sich um eine Männliche Person handelte und..." ich brach ab und überlegte ob ich ihm von meinen Träumen erzählen sollte oder ob ich das lieber für mich behalten sollte. Doch der Kommandant ließ nicht locker.
„Und was?" nach kurzem Schweigen beschloss ich ein Detail aus meinen Träumen zu erzählen.
„Ich sehe die Gestalt manchmal in meinen Träumen... er hat leuchtend blaue Augen. Im Wald ist mir das aber nicht aktiv aufgefallen... hat wahrscheinlich nichts zu bedeuten" gab ich Schulterzuckend zu. Der Kommandant musterte mich. In seinen Augen erkannte ich das er mehr über meine Träume wissen wollte und abwägte ob ich schon bereit war darüber zu reden. Doch das war ich nicht und ich war froh als er nicht weiter nachfragte.
„Achten sie darauf. Träume verraten meist mehr als man ahnt" eine solche Einstellung hatte ich von ihm nicht erwartet aber auch ich hakte nicht weiter nach „Ruhen sie sich aus. Wir sprechen weiter, wenn es ihnen besser geht. Wegtreten" ich nickte unterwürfig und stand mit einem erschöpften.
„Ja Sir" auf um zu gehen. Doch plötzlich schoss mir wieder dieser einer Gedanke durch den Kopf den ich schon auf der Krankenstation hatte.
„Woher?" flüsterte ich.
„Sagten sie etwas?" fragte der Kommandant. Mit ernsten Blich drehte ich mich nochmal zu ihm um.
„Die Gestalt im Wald. Woher wusste er das wir kommen?" der Kommandant setzte eine schockierte Mimik auf die ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte.
„Unser Dorf ist Wortwörtlich komplett von der Außenwelt abgeschnitten und trotzdem wusste irgendein Typ das wir an diesem Tag Richtung Osten reiten. Woher wusste er das?" verdeutlichte ich meinen Verdacht.
„Wir haben einen Verräter unter uns" bestätigte er nun meinen Verdacht.
„Oder einen Maulwurf" fügte ich noch hinzu.
„Ich berufe eine Versammlung mit den übrigen Soldaten ein. Wir müssen ihn finden" verdeutlichte er es und schlug seine Faust auf den Tisch.
„Aber was, wenn der Verräter unter den Soldaten ist?" der Kommandant grinste schief und siegessicher.
„Dann wird er sich auf irgendeine Weise verraten" ich nickte zustimmend und verließ den Stützpunkt wieder.

So Aufmerksam wie ich nur sein konnte trat ich auf die Straße hinaus. Früher hatte ich alles dafür getan die Außenwelt von mir abzuschirmen und nicht auf das zu achten was um mich herumpassierte. Völlig gegen meine Natur musste ich mir nun jeden ganz genau ansehen und abwägen ob sich er oder sie verdächtig verhielt. Ein hämmern hinter dem Stützpunkt riss mich aus meinen Gedanken. Als ich nachsah entdeckte ich Jamies Vater der zusammen mit anderen Handwerkern mit dem Bau der neuen Waffenkammer begonnen hatten und gerade mit einem schweren Hammer die Balken in den Boden stießen. Auch Kilian war bei ihnen und packte mit an. Als er mich sah, lächelte er und winkte mir zu. Nachdenklich winkte ich zurück.
Ist es er? Vielleicht wurde er absichtlich im Übungsgelände platziert um sich bei uns einzuschmeicheln... er wusste von der Mission... bin ich auf ihn hereingefallen? Nein... Kilian war gegen diese Mission... oder war das ein Trick um den Verdacht von sich zu lenken?
Ich fing mich wieder und ging weiter. Sicher wollte ich nicht vorschnell über ihn urteilen. Es gab sicher noch genug andere die als Verdächtige in Frage kamen.

Als ich näher zum Marktplatz kam sah ich Andrea gerade mit einem jungen Mann flirten. Ich musterte sie.
Könnte es sie sein? Sie hatte sehr neugierig nachgefragt ob es stimmte das wir hinter das Osttor reiten wollten... aber sie war schon immer neugierig.
Ich beschloss sie dennoch etwas genauer im Auge zu behalten, da sie immer über alles Mögliche Bescheid wusste was im Dorf passierte.
„Kate?" ich erschrak und drehte mich zu der Person um die mich angesprochen hatte.
„Reece! Du hast mich erschreckt" fuhr ich ihn an.
„Entschuldige. Das war nicht meine Absicht" sagte er Selbstbewusst. Etwas unsicher musterte ich ihn. Als er bei uns ankam wirkte er immer eher verunsichert und Schüchtern. Davon sah ich gerade aber nichts mehr. Mein Körper spannte sich an „Es ist echt schön hier. Ich muss zugeben ich habe eine Zeitlang gebraucht um mich hier einzuleben, aber jetzt..." er atmete die Luft um sich herum tief ein „... jetzt kann ich endlich wieder ich selbst sein" verkündete er erleichtert. Meine Muskeln entspannten sich wieder. Ich kannte ihn nur sehr flüchtig und da er diese zwei Seiten damals schon zeigte, vermutete ich das die Selbstsichere Seite wohl seinem Hauptcharakter entsprach und den konnte ich damals schon nicht leiden. Ich rümpfte verächtlich die Nase.
„Schön für dich" murmelte ich und konnte nicht mal so tun als würde mich das wirklich für ihn freuen. Er griff nach meiner Hand und wenn er sich damals auch nur die Mühe gemacht hätte mich besser kennen zu lernen, hätte er gewusst das ich unaufgeforderte Berührungen nicht ausstehen konnte. Selbst wenn er mir nur dankend die Hand schütteln wollte.
„Danke das ihr uns hier so Herzlich aufgenommen habt. Ich hatte noch nicht die Gelegenheit dir das mal persönlich zu sagen" mir war das sehr unangenehm und ich zog ruckartig meine Hand zurück.
„Schon gut" sagte ich nur und hielt meine Hand als hätte ich ausversehen etwas Ekliges berührt und das war eigenartig, da ich mich nicht so gefühlt hatte nachdem ich mich durch die sterblichen Überreste von Soldaten und Zombies gewühlt hatte. Reece wollte gerade weitergehen als er noch einmal stehen blieb und sich zu mir umdrehte.
„Ach und Kate. Ich bin froh das du das Massaker überlebt hast" sagte er und es sah fast so aus als würde er sich ein lächeln verkneifen. Dann ging er weiter.
„Was für ein komischer Typ" murmelte ich und beschloss auch weiterzugehen ehe er zurückkam um noch irgendwas loswerden zu wollen.

Ich merkte wie mich meine Kraft verließ, da ich die Krankenstation ja eigentlich noch nicht verlassen durfte und gegen die Anweisung des Arztes den ganzen Tag im Dorf umhergelaufen war, um nach Verdächtigen zu suchen. Keuchend blieb ich in der Nähe der Werkstatt von Jamies Vater stehen. Ich sah den Weg entlang und entdeckte drei Schwestern die mehrere Bewohner ansprachen.
„Verdammt... die suchen sicher nach mir... sicher lasse ich mich nicht mehr an dieses Bett ketten" hauchte ich genervt und schleppte mich zur Haustür. Wild klopfte ich dagegen und Jamie machte mit müdem Blick die Tür auf.
„Kate? Solltest du nicht noch auf der Krankenstation liegen?"
„Genau vor denen musst du mich verstecken"
„Was?" fragte er nach, doch ich drückte mich schon an ihm vorbei ins Haus.
„Wenn sie klopfen sagst du, du hast mich nicht gesehen klar"
„Aber" wollte er sich weigern, doch dann klopfte es bereits an der Tür. Nur mit meinem Blick verdeutlichte ich ihm das er mitspielen sollte. Mit einem Augenrollen machte er die Tür auf und sagte den Schwestern sehr überzeugend das er mich nicht gesehen hatte.
„Willst du mir erklären warum du vor Krankenschwestern davonläufst?" er wirkte müde und genervt. Skeptisch sah ich ihn an.
„Kommt drauf an... kann ich dir vertrauen?" sein Blick wurde Fassungslos und ungläubig zu gleich.
„Wir kennen uns jetzt schon seit Jahren... und du fragst mich ob du mir vertrauen kannst!?" er klang verärgert darüber aber gerade konnte ich niemanden vertrauen.
„Nun, dass du so gut im Lügen bist war mir bisher nicht bekannt" gab ich zu.
„Jetzt sag schon. Was ist los mit dir?" maulte er ohne mich wirklich dabei anzusehen.
„Dasselbe könnte ich dich fragen. Warum bist du schon schlecht drauf?" nun sah er mich direkt an und er wirkte noch verärgerter als zuvor.
„Ich weiß nicht. Vielleicht die Tatsache das ich vor kurzen noch dachte meine beste Freundin wäre Tod oder das ich jetzt für sie Lügen musste und dass nur dazu führt das sie meine Glaubwürdigkeit in Frage stellt. Reicht das!?" ich schluckte schwer.
„Ja... aber da ist noch was anderes" Er atmete tief durch und sah an mir vorbei.
„Schau in den Raum hinter dich" ich zögerte, tat dann aber das was er sagte. Hinter der quietschenden Holztür verbarg sich ein kleiner schlechtbeleuchteter Raum mit einem kleinen Fenster. In der Mitte stand ein stabiler Holztisch auf dem ein großer Flacher Stein lag. Daneben entdeckte ich einen Hammer und einem Meißel.
„Du machst das Denkmal für..." ich konnte es nicht aussprechen. Jamie lief an mir vorbei und ließ sich auf den Stuhl danebenfallen.
„Ja... ich Arbeite fast ununterbrochen daran damit es rechtzeitig zur Bestattung fertig wird" erklärte er und griff nach einem Blatt Papier auf dem ich flüchtig erkennen konnte das dort die Namen draufstanden die er in den Stein gravieren musste.
„Aber warum du?" hakte ich nach und trat näher an den Stein heran. Er war fast fertig und es erschlug mich fast zu sehen wie viele Soldaten an diesem Tag gestorben waren.
„Ich wollte nicht das irgendein anderer der dich nicht kannte deinen Namen in so einen Stein meißelt... ich bin nur froh das ich das jetzt auch nicht tun muss" gab er deprimiert zu. Es hatte ihn wohl wirklich mitgenommen zu glauben ich wäre auch gestorben. Ich wollte ihn umarmen, war mir aber nicht sicher ob das angebracht war.
„Es tut mir leid Jamie" sagte ich daher nur.
„Warum entschuldigst du dich? Es ist nicht deine Schuld, sondern die des Kommandanten" maulte er.
„Das stimmt nicht" wütend schnaubte er aus.
„Warum verteidigst du ihn!? Dieser Mistkerl hat dich Zwangsrekrutiert und mehrere Soldaten in den Tod geführt!" schimpfte er.
„Nein das hat er nicht!" fauchte ich zurück und sah mich um als könne uns hier jemand belauschen. aber es wirkte sicher hier und ich vertraute Jamie.
„Der Grund warum ich mich deines Vertrauens versichern wollte ist ganz einfach" erneut sah ich mich um.
„Sag schon was ist los?" fragte er nun besorgt. Er verstand das etwas anderes in der Luft lag.
„Das war ein Angriff. Wir wurden verraten und da draußen ist jemand der eine viel größere Gefahr ist als die Zombies" ich sah blankes Entsetzen in seinem Gesicht.
„Das glaube ich einfach nicht... wer könnte so etwas tun?" ich lachte bitter auf.
„Wer nicht? Jeder hasst das Außenteam. Es könnte jeder sein. Wir suchen die Nadel im Heuhaufen" Jamie überlegte kurz.
„Nun... vielleicht verhält sich ja jemand bei der Bestattung verdächtig" schlug er dann vor und das war die beste Idee die ich heute gehört hatte. Das war der perfekte Ort um nach Verdächtigen Personen Ausschau zu halten...

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