~11~
Kurz nachdem Mina sich umgezogen hatte, wurde der Zug auch schon langsamer. Es war schon vor langer Zeit dunkel geworden und doch die Sterne wurden von schwarzen Wolken verdeckt.
Sie wollte schon ihren Koffer holen, als sie einen älteren Schüler sagen hörte: „Die Koffer werden euch wie immer nach Hogwarts gebracht."
Also ließ sie ihren Koffer im Abteil stehen und stieg aus dem Hogwartsexpress.
Schon als sie den Zug verließ, hörte sie eine tiefe Stimme: „Erstklässler zu mir!"
Da Mina zu den Erstklässlern gehörte, wie sie von Nara erfahren hatte, folgte sie der Stimme.
Sie gehörten einem Mann, der fast dreimal so groß war wie sie und sie hätte mindestens fünfmal in seine Breite gepasst. Würde sich Mina zwischen den Bezeichnungen Mann und Riese entscheiden müssen, hätte sie diesen Mann ganz klar unter Riese einsortiert.
Ehrfürchtig hob sie den Kopf um in das bärtige Gesicht zu schauen. Der Riese sah zu ihr hinab.
„Die Erstklässler werden auch jedes Jahr kleiner", gluckste er.
„Sind alle da?", fragte der Riese, oder Mann, an die restlichen Kinder gewandt. Ein zustimmendes Murmeln ertönte. „Dann kann's ja losgehen. Folgt mir."
Der Zug aus Erstklässlern setzte sich in Bewegung, bis der Riese am Ufer eines Sees Halt machte. Dort standen schon einige Boote bereit.
„So ihr setzt euch immer zu viert in ein Boot. Verstanden?", sagte der Riese und die Kinder nickten.
Mina saß mit drei anderen Mädchen in einem Boot, die sich alle zu kennen schienen.
„Glaubt ihr, dass die in Hogwarts streng sind?", fragte das Mädchen neben Mina, eine kleine Blonde, nach hinten.
„Quatsch, Sam", meinte ein anderes, dass hinter Mina saß, und zu der sie sich umdrehen musste.
„Aber Dad meinte, er musste bestimmt dreimal im Monat nachsitzen!", verteidigte sich das Mädchen neben ihr, Sam.
„Dein Vater musste aber auch jeden Scheiß mitmachen, der rumging", sagte das dritte Mädchen. „Erinnert ihr euch noch an die Geschichte von dem Teufelsschlingenableger, den er seinem Zaubertränkelehrer ins Büro legen wollte? Und das, weil er ein Troll in seiner Abschlussprüfung hatte!"
Die Mädchen lachten. „Wie hätten wir das vergessen können?", fragte das Mädchen hinter Mina japsend.
Mina lachte allerdings nicht. Teufelsschlinge. Allein der Name klang gefährlich. Sie würde in Hogwarts doch nicht sowas arbeiten müssen, oder nicht?
Während die anderen Mädchen noch lachten, betrachtete Mina die Wasserfläche. Der See verzauberte sie. Er schien so viele Geheimnisse in seinen dunklen Wassern zu bergen.
Fasziniert ließ sie ihre Hand ins Wasser gleiten. Sanft spielte es mit ihrer Hand. Sie schloss die Augen und genoss es, das kühle Wasser auf ihrer Haut zu spüren.
Plötzlich streifte sie Etwas, etwas Großes. Sie schrie leise auf und zog blitzschnell ihre Hand aus dem Wasser.
Das Kichern der Mädchen aus ihrem Boot verstummte jäh. „Alles in Ordnung?", fragte Sam.
„D-Da ist Etwas im See, etwas Großes", flüsterte Mina ein wenig verängstigt.
„Vielleicht war es ja der berühmt berüchtigte Riesenkrake", kicherte das Mädchen hinter ihr.
„Jetzt halt doch deine Klappe, Liane", fuhr Sam das Mädchen an.
„Liana! Wie oft den noch! Wir kennen uns seid was-weiß-ich-wann!", protestierte die Angesprochene.
„'tschuldigung", nuschelte Mina. „Geht schon wieder." Ihr war es unangenehm, dass ihr die Mädchen jetzt so viel Aufmerksamkeit schenkten.
„Ach was, die Liane da hinten sollte sich entschuldigen", sagte Sam. „Ich bin übrigens Sam", stellte sie sich vor und deutete dann auf die 'Liane'. „Das ist Liana-" „Ich wusste gar nicht, dass du es auch richtig sagen kannst." „Du kannst sie aber gerne Liane nennen", beendete Sam ihren Satz.
„Nein, bitte nicht noch eine", sagte Liana spaßig flehend. „Was redest du Leuten für Flusen in den Kopf, Samuela?"
Sam, Samuela oder wie auch immer, überging diese Aussage geflissentlich und deutete hinter sich. „Und diese hübsche Dame hinter mir, ist Isabel."
„Nenn mich Isa", sagte Isabel, oder Isa, lächelnd.
Mina betrachtete die beiden Mädchen hinter ihr genauer. Liana hatte dunkle Haare und dunkle Haut, als hätte sie ihr Leben lang in der Sonne verbracht und sie hatte ein freundliches Funkeln in ihren dunkelbraunen Augen.
Isabels Haare hingegen erinnerten Mina farblich sehr an ihre eigenen, nur trug Isabel sie knapp schulterlang, während Minas Haare ihr bis zur Hüfte gingen. Isabel hatte zartrosa Lippen auf denen ein verschmitztes Grinsen lag.
„Wow", hörten die vier Mädchen die anderen Kinder sahen. Auch Isabel und und Liana klappte die Kinnlade runter, als sie nach vorne blickten.
Mina und Sam drehten sich um und da sahen sie es. Hogwarts.
Vielleicht hatte Mina wirklich erwartet, dass Hogwarts am Ende des Regenbogens lag oder dass Drachen herum flogen, doch was sie sah, war ein altes, ehrwürdiges Schloss, dass seine verwinkelten Türmchen empor streckte. Aus den Fenstern leuchtete warmes gelbes Licht, das an ein Zuhause erinnerte.
„Es ist wunderschön", flüstere Mina und hob den Kopf, damit ihr auf ja kein Winkel und kein Türmchen entging.
„Ja", seufzte Sam. „Es ist schöner als alles, was ich je gesehen habe."
Der Felsen unter dem Schloss kamen immer näher. »Hoffentlich krachen wir nicht hinein«, dachte Mina.
„Sam, jetzt werd' ja nicht sentimental", scherzte Liana und Sam verdrehte die Augen. „Halt die Klappe, Liane."
Im diesem Moment tauchte ihr Boot unter einem Vorhang aus Efeu durch und in eine Grotte hinein. Ein Plateau aus Stein erhob sich auf der anderen Seite aus dem Wasser und die Boote steuerten geradewegs darauf zu.
Sanft stoßen sie dagegen und der riesige Mann, der sie hierher gebracht hatte, sagte: „Alles bitte aussteigen."
Mit leisem Gemurmel stiegen die Kinder aus ihren Booten und folgten dem riesigen Mann durch eine bogenförmige Öffnung nach draußen zu einer langen Treppe.
Einige Kinder stöhnten beim Anblick der Treppe auf, doch wer konnte es Ihnen verübeln?
„Hätte mir Dad doch nur gesagt, dass wir Treppen steigen müssen", hörte Mina eindeutig einen Jungen sagen.
„Wart nur ab", gluckste der riesige Mann und stieg die Stufen nach oben. Widerwillig folgten ihm die Kinder nach oben.
Nachdem sie das Ende der endlosen Treppe erreicht hatten, führte sie der Mann durch ein prachtvolles Tor in eine noch prächtigere Halle.
Staunend sahen sich Mina um. Am anderen Ende der Halle wartete ein junger Mann. „Ich bin Professor Nuctas", stellte er sich vor und lächelte sie an. „Danke Hagrid, dass du die Erstklässler hierher gebracht hast. Es wundert mich ja immer aufs Neue, dass du das noch machst", sagte er zu dem riesigen Mann, Hagrid.
„Kein Ding. Ich bin ja schließlich noch keine 90", sagte Hagrid und verschwand durch eine Tür in einen angrenzenden Raum.
„Ihr werdet gleich in eure Häuser eingeteilt", sagte Professor Nuctas wieder zu den Erstklässlern. „Es gibt vier Häuser, die für unterschiedliche Eigenschaften stehen, dazu später mehr. Die Häuser heißen Ravenclaw, Slytherin, Hufflepuff und Slytherin." Bei jedem Wort sah der Lehrer durch die Menge an Schülern. Er deutete mit einer Rolle Pergament auf die Kinder. „Wenn ihr mir bitte Folgen würdet."
Er drehte sich um, schwang seinen Zauberstab und eine Tür hinter ihm, jene, durch die der Mann namens Hagrid gegangen war, öffnete sich. Dann drehte sich der Professor sich um und lief durch die Tür. Immer noch staunend über das Schloss folgten Mina und die anderen Kinder Professor Nuctas in eine Halle voller Schüler.
Augenblicklich wurde die Halle still und alle drehten sich zu den Erstklässlern um.
•1148 Wörter•
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Saint Augustine
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