68

"Ja!"
____

Willy erzählte mir ganz stolz davon, dass er jetzt eine ganz entspannte Arbeit am Hafen gefunden hatte und bei ihm alles gut lief, was zu erwarten war bei seiner Frohnatur.

Benjamin hörte ihm genauso gespannt zu wie ich und als es dann langsam immer dunkler wurde, bot Justin an, Willy nach Hause zu fahren.

Wir verabschiedeten uns herzlich und ich lief zusammen mit Benjamin zu unserer Hütte, während ich über die Entwicklung meines Lebens einfach nur froh war.

"Mama", sprach er mich dann mit seiner zuckersüßen Stimme an, als ich gerade dabei war seine Jacke auszuziehen. "Bist du auch ein Wolf?"

Ich zog erschocken Luft und schaute ihn irritiert an. Mir war nicht klar, dass er das von den Wölfen wusste und noch weniger, dass er darauf so entspannt reagierte.

"Wie kommst du darauf?", erkundigte ich mich lächelnd bei ihm und er strahlte plötzlich über sein ganzes Gesicht. Mir wurde in dem Augenblick wieder bewusst, wie ähnlich er mir war, was mich stolz zum Schmunzeln brachte.

"Maisie redet oft darüber", gab er mir zurück und ich hob neugierig eine Augenbraue, während ich vor ihm in die Hocke ging.

"Was erzählt sie denn noch so?"

Er plapperte ungehalten los. Erzählte mir davon, dass Maisie oft darüber sprach, wie stark Ryn als Wolf wäre und das sie auch so sein wollte. Benjamin hatte dabei ein Strahlen in den Augen, dass mir klar machte, dass er sicher auch später einer werden wollte.

Reahlyn hatte mir, als wir schonmal darüber gesprochen hatten, erzählt, dass man mindestens 16 Jahre alt sein müsste für einen Biss zur Verwandlung, also musste mein kleiner Stern wohl noch eine Weile warten.

"Also bist du einer?", wiederholte er seine Frage und da er anscheinend überhaupt keine Angst vor diesem Thema hatte, nickte ich zögerlich und sofort sprang er mir lachend in meine Arme. "Coooool."

Kichernd schlang ich meine Arme um ihn und stand dann auf, um mich mit ihm auf den Rand des Bettes zu setzen.

"Ich will auch", forderte er dann und klatschte begeistert in die Hände, woraufhin ich ihm überall im Gesicht kleine Küsse verpasste.

"Wirst du, Benjamin. Ich verspreche es dir!"

Er wirkte zwar total aufgedreht, doch sein langes, ausgiebiges Gähnen verriet mir, wie müde er doch war. Ich schaute rüber zur Tür und ärgerte mich ein klein wenig, dass unsere Hütte noch nicht fertig gebaut war. Wir hatten hier ja leider kein Badezimmer und mussten zum Duschen, Zähne putzen und für sonstiges immer zu Reahlyns Mutter.

Ich zog Benjamin dann schonmal seine Schuhe und seine dicke Hose aus, um ihm seinen Pyjama überzuziehen, bis dann auch Reahlyn zu uns kam.

"Ryn!", lächelte Benjamin und sprang sofort von meinem Schoß, um sich vor den Großen zu stellen und seine Arme fordernd nach oben zu strecken.

"Na, Kleiner. Gehen wir Zähne putzen?"

"Jaaaa!"

Als er Benjamin auf seine Arme genommen hatte lief ich schnell noch mit einer Decke auf die beiden zu und wickelte sie um meinen Sohn, denn auch wenn ich keine Kälte mehr empfand, war es für ihn ohne Jacke viel zu kalt draußen.

"Bis gleich", gab ich ihm dann noch einen Kuss auf die Stirn und sofort lehnte sich auch Reahlyn zu mir, um einen Kuss zu verlangen, den ich ihm sanft auf seine Wange gab.

Kaum waren sie aus der Tür, zog ich meine Schuhe aus und ließ mich immernoch leicht erschöpft ins Bett fallen, um direkt ins Traumland abzudriften.

****

Als ich am nächsten Morgen meine Augen öffnete, war es schon hell draußen und ich wunderte mich, dass ich alleine im Bett lag.

Benjamin und Reahlyn schienen wirklich rund um die Uhr Spass am Bauen der Hütte zu haben...

Ich schnappte mir eine Jeans, tauschte sie gegen meine Schlafhose und zog mir meinen Schlafpulli aus, um einen hellblauen Pullover von Reahlyn anzuziehen.

Der arme Kerl... Bald würde er sicher nichts mehr zum Anziehen besitzen.

Schnellen Schrittes lief ich dann aus der Hütte, um seiner Mutter einen Besuch abzustatten, doch im Haus war niemand also suchte ich nur kurz das Bad auf, um auf Toilette zu gehen, meine Zähne zu putzen und meine Locken zu einem hohen Dutt zu binden.

Eine Weile betrachtete ich mich noch im Spiegel und erfreute mich daran, dass selbst der Schmerz, den meine Augen sonst immer wiederspiegelten, komplett verschwunden war.

Dann lief ich raus und suchte unsere Hütte auf, bei der ich aber auch niemanden fand.

Wirklich komisch...

Da ich neue Instinkte hatte, setzte ich die direkt Mal ein und folgte dann dem Geruch nach nassem Hund, um kurze Zeit später durch den Wald zu laufen.

Hier war ich schon öfter, denn es war der Weg zu der Stelle, an der Reahlyn sich zum ersten Mal verwandelt hatte.

Ich schritt schnell über die Äste und hörte dann plötzlich verschiedene Stimmen zwischen den vielen Bäumen, die mich dazu animierten noch einen Schritt schneller zu laufen.

Als ich dann an der Lichtung ankam, traute ich meinen Augen kaum und legte mir fassungslos meine Hände vor den Mund.

Mein Herz klopfte wild und ich war mir sicher, dass ich wieder träumen würde.

Reahlyn stand mit einem Hemd und schwarzer Jeans bekleidet da, während Benjamin, Maisie und seine Mutter sich neben ihm befanden und mit ihm zu reden schienen.

Meine Augen fielen auf die vielen Wölfe, die sich im Hintergrund sammelten und von denen ich nur wenige wiedererkannte. Ganz vorne dabei waren Amy und Justin, die ich sofort an ihrer hellgrauen Farbe erkannte.

"Love", hörte ich dann Reahlyn und wandte mich wieder ihm zu, während Benjamin aufgeregt auf mich zugerannt kam und nach meiner Hand schnappte.

"Komm Mama", kicherte er und zog mich so weit auf die Lichtung, dass ich genau vor Reahlyn zum Stehen kam.

Unsere Augen trafen sich und ich war so durcheinander, dass sich meine Wangen sofort rötlich verfärbten.

Als Benjamin mich dann losließ und sich zu Maisie stellte, ergriff mein Traummann plötzlich meine Hände und kniete sich vor mir hin, was mich ihn mit großen Augen betrachten ließ.

Ich hörte den Wind, der leise durch die Bäume bließ, dazu mein schnell schlagendes Herz und zog dann tief Luft, als er mit seinem typischen Reahlyn Blick zu mir aufsah.

Er wollte gerade etwas sagen, da platzte plötzlich ein aufgeregtes "Ja!" aus mir heraus, wofür ich mich sofort schämte, doch Reahlyn grinste mich nur verliebt an und ich hörte die Wölfe neben uns laut jaulen, die mich anscheinend als Luna akzeptierten, was mich in dem Augenblick mehr als nur stolz machte.

"Und du willst nichtmal hören, wie ich um deine Hand anhalte?", meinte er belustigt und erhob sich wieder, wodurch ich mein Gesicht etwas heben musste, um ihn anschauen zu können.

"Du hast meine Hände schon längst, genau wie mein Herz und alles was mich ausmacht", erklärte ich und spürte die warmen Freudentränen über meine Wangen laufen. "Liebe mich einfach mit all meinen Fehlern und Macken und ich bin die glücklichste Wölfin im ganzen Land."

Auch bei Reahlyn bildeten sich Tränen in seinen wunderschönen Augen und mit zitternden Händen nahm er meine Hand, um mir einen atembraubend schönen Ring anzulegen.

"Nichts könnte mich je dazu bringen, dich nicht mehr zu lieben, meine Kleine", erwiderte er auf meine Worte und zog mich dann fordernd an meiner Hüfte zu sich, um seine Lippen auf meine zu legen.

Ich schloss meine Augen, hörte seine Mutter schluchzen, während Benjamin aufgeregt klatschte und die Wölfe unruhig aufjaulten...

"Eigentlich würden wir jetzt eine Runde gemeinsam als Luna und Alpha mit dem Rudel laufen, aber du kannst ja leider nicht mit. Wenn du möchtest, bleibe ich aber bei dir."

Ich schüttelte sofort lächelnd den Kopf und schaute mir stolz den Ring an meiner Hand an, ehe ich mich wieder in seinen Augen verlor.

"Lauf mit deinem Rudel. Wir haben noch alle Zeit der Welt zusammen."

________

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top