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Reahlyn pov.;
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Diese bitteren Laute, die sie schmerzverzerrt von sich gab, brannten sich so tief in mein Bewusstsein, dass selbst mein innerer Wolf in diesem Moment die schlimmsten Qualen durchlitt.
Ich stand währenddessen einfach nur da, war bereit dazu, für sie da zu sein, doch ich konnte es nicht übers Herz bringen, sie von seinem töten Körper zu trennen.
Auch ich verlor einen Freund, einen Vertrauten, einen Bruder und auch wenn wir die letzten Jahre kaum noch eine Verbindung hatten, schmerzte es mich so sehr, dass ich mich zur Tür drehen musste. Diesen Anblick konnte ich nicht ertragen.
Immer wieder schrie sie verzweifelt, schluchzte und rang nach Luft, bis ich mich dann nach mir unendlich vorkommender Zeit entschied, dass wir hier raus mussten.
Schweren Herzens drehte ich mich wieder zu ihr herum, sah das Blut an ihren Händen, wie sie auf ihm lag und unzählige Tränen vergoss.
Vorsichtig legte ich meine Hand erneut auf ihre Schulter, doch wieder schlug sie wütend um sich, um ihre Hände sofort wieder an Estebans Wangen zu legen.
"Er ist nicht tot ... Er wird gleich aufwachen...", hauchte sie schluchzend und gab ihm dabei einen Kuss auf die Stirn, sodass selbst mir, der immer versuchte seine Gefühle zu kontrollieren, die Tränen über die Wangen liefen.
Ich wischte sie schnell weg, umfasste erneut ihre Schultern und ließ sie auch dann nicht los, als sie versuchte sich zu wehren.
"Love, Esteban ist nicht mehr da und wird auch nicht wieder zurückkommen", flüsterte ich und erneut kamen diese Laute aus ihr heraus, die mir die Kehle abschnürten. Ich konnte nicht anders und drehte sie zu mir herum, wo sie mich mit ihren glasigen, blauen Augen zwar anschaute, aber es war, als wäre sie gar nicht mehr richtig da. Nur eine Hülle, was mir einen Stich mitten ins Herz versetzte.
"Ich fühle deinen Schmerz", hauchte ich und fuhr mit meinem Daumen über ihre Wange. "Aber du musst dich jetzt zusammenreißen. Wir müssen hier weg und du musst an Benjamin denken."
Sie schien mich überhaupt nicht wahrzunehmen. Als würde sie schlafen. Einzig ihre offenen Augen und die Tränen ließen sie wach erscheinen und so hob ich sie behutsam auf meine Arme, wo sie sich sofort weinend an meine Brust klammerte.
Ich warf einen letzten Blick auf Esteban und machte mir mit der Vorstellung Mut, dass er nun bei Alice war und seinen Frieden gefunden hatte. Pablo würdigte ich keines Blickes und ich bereute es sogar, ihm nur eine Kugel verpasst zu haben. Lieber hätte ich ihm sein ganzes restliches Leben lang nur Schmerzen zugefügt...
Love krallte ihre Fingernägel so fest in meine Brust, dass ich leicht zuckte aber auch den Weg zurück in die Realität fand und so kehrte ich diesem Schreckensort den Rücken und lief mit ihr den engen Flur entlang, wo Josh mir plötzlich entgegenkam.
Er schaute auf Loves Hände, die auf meiner Brust lagen und von Blut überzogen waren, um mir dann schockiert in die Augen zu sehen...
"Geht. Ich rufe erst die Polizei, wenn ihr weg seid", stotterte er und schnell verschwand ich mit ihr auf den Armen durch die flackernden Lichter und die Treppen nach oben, wo ich dann kurz inne hielt.
"Love, du musst mir sagen, wo Benjamin ist", sprach ich sie an, doch die reagierte nicht, sondern schmiegte sich noch mehr an mich, als würde sie Schutz in der Dunkelheit suchen. Ich verzweifelte fast und drehte mich völlig überfordert in alle Richtungen, bis sie plötzlich ganz leise eine Adresse flüsterte, die mir leider überhaupt nichts sagte.
"Welche Richtung?", flüsterte ich fragend und sie hob nur schwach ihren Arm, um die Straße entlang zu zeigen, die ich dann auch schnell entlang lief, bis mir klar wurde, dass ich überhaupt kein Auto hatte.
"Ich setze dich kurz ab, aufpassen."
Vorsichtig stellte ich sie vor mir ab, doch sofort umklammerte sie mich so fest, dass ich kaum noch Luft zum Atmen hatte. Ich ließ es aber mich ergehen und legte ihr meine Hand auf den Rücken, während ich mit der anderen mein Handy aus der Tasche zog.
Ich rief Justin an, gab ihm die Adresse durch und steckte es dann wieder weg, um Love erneut auf meine Arme zu heben. Sie weinte zwar nicht mehr, aber stand anscheinend unter Schock, so geistesabweisend wie sie wirkte.
Als sie dann plötzlich an meinen schwarzen Pullover griff und auf ein Haus zeigte, wusste ich wir waren endlich da und dann sah ich auch schon Justin mit seinem Geländewagen.
"Pass bitte auf sie auf", wandte ich mich an ihn, als er die Türen hinten öffnete und ich Love behutsam reinsetzte.
"Aber natürlich, Alpha", sagte er völlig aufgeregt und schaute mit großen Augen ihre blutigen Hände an, während ich ihn leise anknurrte.
"Du bleibst vollkommen ruhig, Justin! Ich hab hier genug Chaos", warnte ich ihn und er schluckte nur fest, um dann zustimmend zu nicken. Ich konnte es wirklich nicht gebrauchen, dass er wegen dem Blut auch noch durchdrehen würde.
Hastig trat ich einfach die alte Haustür auf und es war überhaupt kein Problem, Benjamins Geruch auszumachen. Er roch genau wie sie, nur nicht so süßlich.
Ich klopfte an der Tür der Wohnung, in der ich ihn vermutete und kurz darauf öffnete mir eine ältere Dame die Tür, die mich fragend ansah.
Ohne ihr etwas zu sagen, lief ich an ihr vorbei und hielt kurz inne, als ich überall Fotos von Love und Pablo an den Wänden sah. Es war kaum vorstellbar, aber sie wirkten glücklich, was mich unfassbar wütend machte. Wie konnte er ihr nur so viel Schaden zufügen???
Mein Blick fiel zu der Frau hinter mir und sofort erkannte ich, dass ihre Hände unkontrolliert zitterten, was mir dann doch leid tat. Wer weiß, ob Pablo ihr nicht auch genug angetan hatte.
"Sie können gehen", flüsterte ich, doch sie stellte sich plötzlich genau vor mich.
"Bitte! Tun sie uns nichts", flehte sie und da wurde mir erst bewusst, dass sie sicher der Meinung war, ich wäre irgendein Einbrecher oder ähnliches.
Um mich zu erklären, nahm ich eines der Bilder von Love von der Wand und hielt es ihr direkt vors Gesicht.
"Das ist die Mutter von Benjamin und sie wartet unten", erklärte ich und sie schaute mich fragend an.
"Mr. Pablo?", gab sie leise von sich und ich schüttelte nur den Kopf, woraufhin sie sich geschockt auf der Couch niederließ.
"Die Königin ist meine Mama?", hörte ich auf einmal eine wirklich bezaubernde Stimme von meiner Seite und als ich meinen Kopf dann in seine Richtung drehte, blieb mir der Atem stocken.
Er war das Ebenbild von Love... Diese wunderschönen, blauen Augen. Die perfekten, braunen Locken... Sogar die süße Stupsnase hatte er von ihr.
Ganz langsam ging ich auf ihn zu, um vor ihm in die Hocke zu gehen. Er starrte mich neugierig an und schien überhaupt keine Angst zu haben, was wirklich erstaunlich war.
"Ja", gab ich ihm kleinlaut zurück und hoffte, er würde nicht durchdrehen, doch ich hatte genug davon zu lügen und Dinge zu verheimlichen. Man konnte ja sehen, wohin es geführt hatte.
"Wo ist mein Papa?", fragte er dann und schaute an mir vorbei zu der Dame, die schweigend auf dem Sofa saß. Erste Tränen bildeten sich in seinen Augen und sofort hielt ich ihm meine Hand entgegen.
"Ich verspreche dir, dass ich dir das alles erklären werde, aber du musst jetzt mit mir kommen."
Er sah mich pansich an und schüttelte dann mit dem Kopf, während er einige Schritte nach hinten ging.
"Ich will zu meinem Papa."
Fuck man...
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