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Eifersucht ist Liebe und Hass zur gleichen Zeit;
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Es waren nur wenige Straßen bis zum All in, sodass ich beim Laufen etwas Zeit hatte, gedanklich diesen Tag noch einmal durchzugehen.
Das war sie also... die Verbindung die man nur zu einem Menschen hat und ich wurde jetzt schon süchtig nach den Gefühlen, die er in mir auslöste. Dieses Herzrasen, was mich lebendig fühlen ließ. Die Gänsehaut, die zeigte, dass auch mein Körper seinem Charme vollkommen erlegen war und dazu noch dieses unbeschreiblich sorglose Gefühl, als würde er mich von allem Schlechten befreien können, allein durch seine Nähe...
Und dann überkam mich schlagartig mein schlechtes Gewissen ihm gegenüber, denn er vertraute sich mir immer wieder an. Sei es sein Wolfsgeheimnis oder auch der tragische Tod seiner Schwester, doch ich verheimlichte ihm etwas, nämlich den wahren Grund für ihr Ableben, was mir plötzlich die Kehle zuschnürte.
Er hatte es nicht verdient belogen zu werden. Hatte es nicht verdient, dass ich ihm diese bittere Wahrheit vorenthielt ... und trotzdem tat ich es ... wieso ???
Ich konnte es mir selbst nicht erklären und gab meiner Angst um ihn die Schuld daran. Er war zwar ein Wolf, aber er handelte auch oft unüberlegt und wir hatten ja schon gesehen, wie es ausgehen konnte, wenn man ohne nachzudenken Pablos Büro stürmte...
Das flackernde, rote Licht des All ins, riss mich aus meinen Gedanken und schnell wurden die Sorgen in meinem Kopf wieder lauter, die Last auf meinen Schultern schwerer und die Verzweiflung in meinem Herzen brannte sich schmerzhaft in jede meiner Fasern.
Ganz ruhig versuchte ich einige Male tief durchzuatmen. Stellte mir dabei vor, dass die Tage mir und Reahlyn gehören würden und die Nächte würde ich versuchen bei Benjamin zu verbringen. Das war doch gar eigentlich kein schlechtes Leben ...
Ich öffnete zögerlich die schwarze Tür, lief nur langsam Stufe für Stufe in diesen Abgrund der Hölle und sah auch direkt Pablo, Esteban und Josh an der Bar, wovon letzterer mich als erster bemerkte und mir ein freundliches Lächeln schenkte.
"Da ist sie ja. Schöner als eh und je", strahlte Pablo schauspielerisch und stand von seinem Hocker auf, während Esteban es nichtmal für nötig hielt, von seinem Glas Whisky aufzuschauen.
Ich hatte ihn verletzt, er mir geglaubt ... damit musste ich leben, auch wenn es weh tat.
"Hallo", kam es nur leise aus mir heraus, als Pablo seinen Arm um meine Schulter legte, als wolle er mich den Beiden wie eine Trophäe präsentieren.
"Die letzte Nacht war unfassbar. Ich kann kaum aufhören daran zu denken", grinste er, während er mir in meine Wange kniff und sprach dabei so laut, dass auch jeder es gut hören konnte, als wolle er die anderen provozieren, bis er sich zum Glück plötzlich von mir löste und mich abschätzig musterte.
"Love, du stinkst nach nassem Hund!", regte er sich auf und verzog angewidert sein Gesicht, was mich plötzlich zum Schmunzeln brachte und ich meinte kurz Estebans Blick auf mir gespürt zu haben.
"Das ist frisch gewaschener Hund", gab ich nur stolz von mir, denn obwohl ich hier in der Hölle war, wurde mir bewusst, dass mein Wolf trotzdem noch bei mir war.
"Wie auch immer. Geh dich bitte umziehen. Natalia ist schon hinten", erklärte er dann ohne mich weiter zu beachten und als er sich wieder zu Esteban an die Theke gesetzt hatte, lief ich meinen gewohnten Weg zur Garderobe.
"Hallo", begrüßte mich Natalia freudestrahlend, als ich den kleinen Raum betrat, die gerade dabei war, sich schwarze Strumpfhosen anzuziehen.
"Hey", gab ich nur verwirrt von mir und musterte sie neugierig. Sie kam mir plötzlich so gelassen und glücklich vor und das, obwohl sie sonst so ängstlich und verloren wirkte.
Ich fragte nicht weiter nach und zog meinen Mantel und meinen Pullover aus, um beides an der Stange aufzuhängen. Dann suchte ich mir ein schönes lilanes Kleid aus und zog es über, nachdem ich meine Jeans auch noch losgeworden war.
Natalia fing plötzlich neben mir an eine fröhliche Melodie zu summen, während sie sich Wimperntusche auftrug und sich im Spiegel betrachtete.
Mit gerunzelter Stirn stellte ich mich genau neben sie, schaute flüchtig in mein Spiegelbild und dann wieder fragend zu ihr...
"Gibt es einen Grund für deine gute Laune?", wollte ich dann freundlich wissen und sofort sah sie mit einem Funklen in den Augen zu mir herüber.
"Hast du den Typ an der Bar gesehen?", quietschte sie und zeigte ihre weißen Zähne dabei, während mir Pablo und Josh durch den Kopf gingen, doch die konnte sie kaum meinen. "Ich meine diesen heißen Kerl mit dem weißen Hemd! Pablo hat gemeint, ich müsste mich die ganze Woche nur um ihn kümmern! Hast du gesehen, wie er aussieht?"
Ich wollte mir nichts anmerken lassen doch mein Herz raste unkontrolliert und als sie sich dann auch noch verführerisch auf ihre Unterlippe biss, wäre ich ihr am liebsten an den Hals gesprungen...
Aber ich tat es nicht, denn er gehörte nicht mir und auch wenn ich die Vorstellung von ihm und ihr innerlich nicht ertrug, blieb ich ganz ruhig und lächelte sie nur flüchtig an, ehe ich dann die Garderobe verließ und mir die Tränen zurückhielt.
Wieso war ich nur so eifersüchtig!
Es regte mich selbst schon auf...
Ich wollte nichts für ihn empfinden... doch es klappte nicht und egal wie sehr ich mich zwang, an Reahlyn zu denken, Esteban konnte ich trotzdem nicht aus meinem Verstand verbannen, erst Recht nicht, da er immernoch an der Bar saß, als ich zu Pablo lief.
"Wow. Ein wunderschönes Kleid für eine wunderschöne Frau", meinte Pablo sofort, während seine Iriden über meinen Körper huschten und klopfte dann mehrere Male auf seinen Schoß, auf dem ich auch widerwillig Platz nahm, während ich versuchte, Esteban nicht weiter zu beachten. "Wenn der Laden etwas voller ist, gehst zu bitte tanzen und Love, ich verlange volle Hingabe."
Ich nickte Pablo nur flüchtig zu und wandte meinen Blick dann auf die schwarze Theke, um mir nur noch vorzustellen, dass wenn ich mir Mühe gab, er mich sicher mit zu sich nehmen würde.
Das war alles, was ich gerade noch wollte ...
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