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Etwas zu verdrängen, ist die einfachste Lösung. Doch auf Dauer, tötet es die Seele;
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Es war eiskalt und stockfinster - wie immer im Juneau. Der Mann, der sich mir im Laufe unserer belanglosen Gespräche als Ronald vorstellte, wohnte aber zum Glück nicht weit weg vom All in.
"Und du? Wie war dein Leben bis jetzt so?", fragte er dann, als wir den schneebedeckten Bürgersteig entlangliefen und sofort zog ich tief Luft, während ich von der Kälte schon leicht zitterte.
"Es war schön", gab ich ihm lächelnd zurück und wunderte mich mal wieder darüber, wie gleich alle Männer zu sein schienen. Sie meinten allesamt immer, sie müssten mir gut zureden oder höflich sein, obwohl ich sowieso nur ihr Geld wollte. Sie konnten sich diese ganze Mühe also auch sparen.
Als wir schließlich seine Wohnung betraten, dauerte es nicht lange, bis er mir meinen Mantel von den Schultern streifte. Er begann sofort über meine Haut zu küssen, die unter seinen mir aufgezwungen vorkommenden Berührungen leicht anfing zu brennen.
Innerlich widerte es mich an, doch ich hatte es schon oft genug über mich ergehen lassen, um es einfach auszublenden und so zu tun, als würde ich es genießen.
Die ruhigen Gespräche verstummten und der nette Gentleman, der er eben noch war, zeigte nun sein wahres Gesicht.
"Zieh dich aus", befahl er barsch und kleidete sich selbst dabei aus, doch ich sah ihn nicht mehr an. Ich wusste, dass es ihm jetzt nur noch darum ging, seine Triebe an mir auszuleben. Natürlich gab es auch Männer, die höflich und liebevoll blieben. Die meisten aber ließen an mir und meinem Körper ihren ganzen Hass auf all die Frauen aus, die ihnen gegenüber Ablehnung zeigten.
Ich war ihn ihren Augen eben nur eine Hure... was ich ja im Grunde auch wirklich war.
Nur noch im Slip da stehend, betrachtete er mich mit einer gewissen Abneigung von oben bis unten. Er spielte dabei an seinem Schwanz herum, um dann mit einem bösen Funkeln in den Augen direkt auf mich zuzukommen.
"Auf was stehst du, Love?", hauchte er mir ins Ohr und riss dabei so fest an meinen braunen Locken, dass ich scharf Luft zog und schwer schluckte, während mir der Kopf leicht anfing zu dröhnen.
"Auf was auch immer du stehst", flüsterte ich und schon ließ er von mir an und schubste mich auf das Bett hinter mir, dass durch meinen Aufprall mehrere Male quietschte.
Meine Beine zitterten und gedanklich driftete ich so weit weg, dass ich mit geschlossenen Augen nur noch nebenbei alles mitbekam.
Ich spürte seinen warmen, widerlichen Atem auf meinen Brüsten. Seine Hände überall auf meinem Körper und seine Erektion an meinen Oberschenkeln. Immer wieder rief ich mir in meine wirren Gedanken, dass ich damit bald aufhören könnte, wenn ich endlich genug Geld zusammen hätte.
"Du kleines Dreckstück musst wohl mal richtig gefickt werden", hörte ich ihn stöhnen und ehe ich meine Augen aufmachen konnte, um ihn anzusehen, spürte ich seine fest zudrückende Hand an meinem Hals und wie er mit der anderen meinen Slip zur Seite schob.
Ich hielt den Atem an. Bereitete mich darauf vor, hart von ihm genommen zu werden. Wie ein billiges Stück Fleisch. Doch es passierte nicht, denn es klopfte plötzlich laut an der Tür.
"So eine verdammte Scheiße", fluchte er und erhob sich von mir, um sich schnell seine Hose überzuziehen.
Auch ich erhob meinen Oberkörper und zog mir die Decke vor meinen entblößten Körper, um ebenfalls neugierig zur Tür zu schauen.
"Wer ist da?", fragte Ronald und knöpfte seine Hose dabei zu.
Doch es kam keine Antwort.
Er wollte gerade kopfschüttelnd wieder zu mir, da wurde plötzlich die Tür hinter ihm aufgetreten und völlig unter Schock, ließ ich einen stummen Schrei los, um einem maskierten Mann direkt in die Augen zu schauen.
Es war zu dunkel, um ihn zu erkennen und da ich keine Ahnung hatte, was er hier wollte, riss ich nur panisch meine Augen auf, während ich die Decke bis über meine Nase zog, um mich dahinter zu verstecken.
Blitzschnell packte der Kerl sich Ronald am Hals und schmiss ihn zu Boden, ehe er dann eine Pistole nahm, diese auf seine Hand richtete und eiskalt abdrückte. Roland schrie auf und krümmte sich am Boden, sodass der Unbekannte ihm einmal mit der Rückseite der Waffe an den Kopf schlug. Dann existierte nur noch unangenehme Stille.
"Heilige Scheiße", entfuhr es mir mit rasendem Herzen und als er mich plötzlich eindringlich ansah und seinen Kopf dabei schief legte, hob ich sofort ergebend meine Hände in die Höhe und plapperte einfach drauf los.
"Nicht schießen! Bitte! Ich habe nichts gesehen und ich werde auch niemandem etwas sagen!", erklärte ich und dachte dabei, vor Angst sterben zu müssen, doch der Maskierte reagierte überhaupt nicht darauf.
Ganz langsam kam er näher zu dem Bett, auf dem ich oben ohne saß und immer noch zitternd meine Hände in die Luft hob. Ich traute mich nicht mal mehr zu atmen und selbst meine Lippen zitterten unkontrolliert, während er nicht eine Sekunde damit aufhörte, schweigend auf mich zuzukommen.
Mein Blick fiel immer wieder zu der Waffe in seiner Hand und erst, als ich die warmen Tränen auf meinen kalten Wangen spürte, wurde mir bewusst, dass ich angefangen hatte zu weinen.
"Shhhh", hörte ich ihn flüstern und genau vor mir stehend, nahm er mein Kinn und zwang mich so, zu ihm aufzuschauen.
Vorsichti - fast schon sanftmütig, ließ er dann seinen Daumen über meine von Tränen übersahte Wange streifen, um sich nach kürzester Zeit wieder von mir abzuwenden.
Er bückte sich nach meinen Klamotten, schmiss sie vor mir aufs Bett und erst, als er wieder ohne etwas zu sagen, aus der Wohnung verschwand, nahm ich meine schon schmerzenden Arme herunter und fing vor Angst bitterlich an zu weinen.
Schockiert zog ich mir so schnell ich konnte meine Sachen über, überprüfte dann Ronalds Puls und suchte panisch nach seinem Telefon.
Ich wählte die Nummer der Polizei, legte jedoch sofort wieder auf und atmete ein paar Mal tief durch. Mir kam plötzlich ein bitterer Gedanke in den Sinn, der mir hinsichtlich der Geschehnisse total real erschien.
Vielleicht war dieser Typ Josh, der mich beschützen wollte. Er war so verliebt in mich, dass ich ihm alles zugetraut hätte.
Ich schaute ein letztes Mal zu dem am Boden liegenden und entschied mich dann dazu, einfach zu gehen. Josh würde meinetwegen sicher nicht ins Gefängnis kommen - wenn er es denn überhaupt war.
Schnell stieg ich über Ronald drüber, verließ die dunkle Wohnung und rannte dann immer noch unter Schock so schnell ich konnte nach Hause.
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