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Bereue nichts, wenn du im Augenblick des Geschehens glücklich warst;
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Ich stieg unter die Dusche und zog mich danach schnell wieder an. Esteban saß immernoch auf meinem Bett als ich herauskam und er bemerkte, dass ich eine helle Jeans und eine schwarze Bluse anhatte, stand der sofort aufgebracht auf.
"Willst du mich verarschen?", schrie er wütend und sah mich dabei fassungslos an. "Sag mir nicht, du willst jetzt ins All in??? Hast du eigentlich den Verstand verloren?"
Er kam einen Schritt auf mich zu, doch ich wusste es besser als er. Wusste, dass Josh in Gefahr war. Wusste, dass Pablo nicht zögern würde, seine Versprechungen wahr zu machen.
"Ich muss", gab ich nur frustriert von mir und lief an ihm vorbei, um nach meinem schwarzen Mantel zu greifen, doch Esteban riss ihn mir einfach wieder aus der Hand, mit solch einer Wucht, dass ich leicht ins Schwanken geriet.
"Du wirst nicht gehen! Eher fessel ich dich an dein scheiß Bett!", sprach er wütend und zeigte dabei auf den Rahmen des Bettes, während ich nach meinem Mantel in seiner Hand greifen wollte, doch er wich zurück.
"Gib mir meinen Mantel!", forderte ich, doch er versteckte ihn hinter seinem Rücken.
"Love, es tut mir leid was ich gesagt habe wegen Reahlyn. Du hast ihn verdient! Ich hab das nur gesagt, weil ich selbst so verzweifelt bin und nicht weiß, wie ich je wieder mit der Gewissheit leben soll, dich nicht bei mir zu haben, aber glaub mir, eher fahre ich dich höchstpersönlich zu ihm und brenne das All in samt Pablo ab, als dich jetzt aus dieser Tür zu lassen!"
Er nahm mein Kinn und schaute mich eindringlich an und egal wie schön dieser blitzartige Gedanke war, mit Reahlyn glücklich zu werden, ich musste ins All in. Ich konnte doch gar nicht anders.
"Du verstehst es nicht!", zischte ich ihm entgegen und mein einziger Ausweg war, ihn irgendwie dazu zu bringen, mich wenigstens kurz dorthin gehen zu lassen. Ich hätte die Möglichkeit, Josh einfach mitzunehmen. "Ich muss da noch etwas erledigen. Ich hatte nicht vor zu bleiben. Fahr mich einfach hin und hol mich nach zwei Stunden wieder ab."
"Was immer du da zu erledigen hast, scheiß drauf", meinte er doch ich schüttelte den Kopf und schaffte es dann mit einer schnellen Bewegung, meinen Mantel an mich zu nehmen.
"Entweder du fährst mich oder ich laufe, aber dorthin muss ich so oder so."
Sein Blick war voller Verzweiflung, doch er stieß dann wütend Luft aus und schnappte seinen Mantel.
"Ich gebe dir zwei Stunden im All in."
Ich lief ihm voraus aus der Wohnung, machte mir die ganze Zeit Gedanken darüber, wie ich Josh wohl überreden konnte, mit mir zu kommen und wenn ich es geschafft hätte, was dann?
Könnte ich Esteban zurücklassen und glücklich mit Reahlyn werden?
Ein Blick zu Esteban genügte und ich war mir in dem Moment sicher, ich liebte beide nach so kurzer Zeit auf so unterschiedliche Weise, dass es für Außenstehende sicher nicht erklärbar gewesen wäre.
Ich hielt mich ja selbst für verrückt, nach gerade mal drei Tagen so zu fühlen, aber die Zeit kam mir wie Ewigkeiten vor und jeder einzelne Moment war so intensiv, dass Zeit für meine Gefühle relativ geworden war.
Er öffnete mir die Beifahrertür seines Wagen, stieg dann selbst ein und ich schloss für diese kurze Fahrt nochmal meine Augen, um dem leisen Radio und dem montonen Geräusch der Reifen zu lauschen, bis das Auto nach mir viel zu kurz vorkommender Zeit wieder zum stehen kam.
"Zwei Stunden, Love. Ich fahr dich danach wohin du auch immer willst, hauptsache du bist glücklich", sprach Esteban leise und gab mir einen Kuss auf meine leicht zitternde Hand, ehe ich dann nickte und ausstieg.
Am liebsten hätte ich ihn nochmal geküsst, doch ich tat es einfach nicht. Ich fühlte schon schlecht genug, nach allem, was ich meinem übernatürlichem Seelenverwandten angetan hatte, auch wenn meine Reue zu spät kam.
Esteban fuhr los und ich öffnete nach einem letzten tiefen Atemzug die Tür des All ins.
Der Geruch von Alkohol und Zigarren flog mir entgegen und kaum hatte ich diesen Laden betreten, stolperte mein Herz nur noch so vor sich hin.
"Josh?", rief ich dann laut, als ich Stufe für Stufe die dunklen Treppen herunterlief, doch ich bekam keine Antwort.
Die Tische und Stühle waren alle noch leer, genau wie die Bar und mein Blick fiel irritiert zur Uhr, die hinten über dem engen Flur hing.
Es war noch zu früh...
Ich wollte mich gerade auf einem der Hocker an der Bar niederlassen, da hörte ich plötzlich eine Frau schreien und riss erschrocken die Augen auf. Es kam von hinter der Bühne und zögerlich setzte ich mich in Bewegung, um langsam den dunklen Flur entlangzuschleichen.
Blanke Angst durchfuhr mich, doch ich hielt nicht an. Ich war nie eine Person, die andere leiden sehen konnte und erst Recht keine Frau, die anscheinend in Gefahr war.
Es kam kein Schrei mehr, jedoch hörte ich immer wieder Würgegeräusche, als würde jemand jämmerlich ersticken.
Mein Puls schoss in die Höhe und ich hielt den Atem an, als ich dann um die Ecke schaute und wahrnahm, dass die Geräusche aus Pablos Büro kamen.
"Oh Gott", hauchte ich und stellte mir vor, wie er gerade jemanden umbrachte.
Ich verlor keine Zeit mehr und lief zu der Tür, um diese mit großen Augen zu öffnen und vor Schock zu erstarren.
"Fuck", stöhnte Pablo und lehnte an seinem Tisch, während eine Blondine auf den Knien vor ihm saß und er seine Hände in ihren langen Haaren vergrub.
Als sein Blick dann meinen traf, schubste er die Blondine von sich weg und kam sofort auf mich zu, doch ich wollte nur noch weg.
"Nein, nein, nein. Nicht so schnell", hielt er mich am Arm und zog mich zurück ins Büro, wo die Blondine mittlerweile wieder auf ihren Füßen stand und es genügte ein Blick in ihre grünen Augen, um zu wissen, dass sie nicht freiwillig hier war. Sie war sicher nichtmal volljährig.
"Love, lass mich erklären mein Schatz", sprach Pablo auf mich ein und drückte mich an meinen Schultern auf den Stuhl, während ich nur darüber nachdachte, dass ich gar keine Erklärung haben wollte. Ich wollte nur noch weg. "Das ist Natalia. Sie wird hier mit dir arbeiten, da du in letzter Zeit nicht mehr die Einnahmen machst, die ich von dir erwarte."
Ich schaute nochmal in Natalias Gesicht, die nur beschämt zu Boden blickte und stellte mich dann wieder auf, um Pablo wütend anzufunkeln.
"Sie ist nichtmal volljährig. Das kannst du-"
"Shhhhshshhshh", unterbach er mich grinsend, während er mir seinen widerlichen Finger auf die Lippen hielt. "Natalia. Geh bitte zur Bar und warte auf Josh. Er wird gleich hier sein", lächelte er dieses eingeschüchterte Mädchen an, die dann ohne etwas zu sagen das Büro verließ.
"So, und nun zu dir."
Er lief zur Tür, schloss ab und lief dann um seinen Schreibtisch herum, während mir die Panik die Kehle zuschnürte.
"Setz dich", forderte er grinsend und zog seine Weste aus, um zwei Knöpfe seines rotem Hemdes zu öffnen. "Keine Angst. Ich will nur reden, meine Königin."
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