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Und wenn du anfängst, an dir selbst zu zweifeln, wer würde dann noch an dich glauben ;
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"Ist der Mann aus dem VIP Bereich weg?"
Ich schaute Josh fragend an, der zu meiner Erleichterung sofort nickte und erst dann, folgte ich ihm zur Bar zurück und setzte mich auf einen der freien Hocker.
"Esteban", meinte Josh plötzlich und stellte dabei einen Orangensaft vor mir auf die schwarze Theke. "So heißt der Mann."
"Woher weißt du das?", wollte ich sofort wissen, denn Josh arbeitete noch nicht so lange hier, wie ich. Woher kannte er ihn, wenn ich ihn noch nie gesehen hatte?
"Weil er Pablos Bruder ist und die beiden hier oft Poker spielen, wenn ihr Frauen bereits gegangen seid."
Pablos Bruder? Machte irgendwie keinen Sinn. Wieso hatte er ihn dann nicht als seinen Verwandten vorgestellt, sondern als alten Freund? Ich kannte Pablo so lange und war ihm schon näher als jeder andere hier gekommen. Wieso kannte ich Esteban nicht?
Mir fiel in dem Moment selbst auf, wie viel Gedanken ich an ihn verschwendete und schüttelte das alles ab. Ich musste mir für diesen Abend noch einen Mann herauszusuchen, der nüchtern genug schien, mir Geld zu bezahlen, doch zu betrunken, um Sex haben zu können.
Mein Blick fiel über die gut besuchten Tische und blieb dann bei einem älteren Herren hängen, der ganz hinten alleine saß und sein Bierglas verloren anstarrte.
"Der könnte eine Aufmunterung gebrauchen", lächelte ich Josh flüchtig an, der wie immer nur traurig nickte. Mein armer Welpe.
Verliebt in die falsche Frau - aber das konnte ich nicht ändern.
Ich lief in meiner Polizeiuniform auf diesen einsamen Mann zu, warf meine Locken dabei elegant über meine Schultern und als er dann zu mir herüberschaute, zwinkerte ich einmal verführerisch.
"Meins!"
Ganz plötzlich und völlig unerwartet trat ein Typ an mich heran, der seine Arme einfach um meinen Körper legte und mich fest an seine Brust zog. Zu allem Überfluss fing er auch noch an, an meinen Locken zu schnuppern, was mich meine Augen erschrocken weiten ließ.
"Was soll das?!", zischte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, doch er löste sich nur von mir, um mein Gesicht in seine Hände zu nehmen.
Seine eisblauen Augen huschten über mein erschockenes Gesicht, während ich seine Mundwinkel immer wieder erfreut zucken sah.
Er sagte kein Wort und kurz kam es mir so vor, als wäre alles um uns herum nicht mehr existent.
Nachdem er wohl fertig war, mich so eindringlich zu mustern, fuhr er sich aufgeregt durch seine braunen, verwuschelten Haare und schnappte sich dann meine Hand.
"Meine Mate", meinte er stolz und zeigte dabei ein strahlendes Lächeln, was mich ihm aber sofort meine Hand entreißen ließ.
"Bist du betrunken?!", zickte ich ihn völlig überrumpelt an und wollte mich gerade umdrehen, da knallte ich aber gegen eine harte Brust.
"Sorry", murmelte ich leise und wollte weiter, da schaute ich aber flüchtig hoch in sein Gesicht und erkannte Silence - oder besser gesagt Esteban, der den anderen Kerl hinter mir wütend fixierte.
"Esteban", knurrte der mir noch Unbekannte, woraufhin dieser sich noch mehr anspannte.
"Reahlyn!", gab nun auch Esteban wütend von sich und ich kam mir vollkommen fehl am Platz vor.
"Ja - und ich heiße Love. Da das geklärt ist, werde ich nun gehen."
Ich wollte gerade einen Fuß vor den anderen setzen, da sagten beide gleichzeitig bestimmend "Nein!", woraufhin ich zwischen ihnen irritiert hin und hersah.
"Was machst du hier?", fragte der braunhaarige Reahlyn Esteban, doch dieser startete mit einer Gegenfrage.
"Die Frage ist, was du hier machst!?"
Männer...
Ich verdrehte meine Augen, schaute flüchtig zu Josh und gab ihm mein geheimes Zeichen, was ich ihm immer zeigte, wenn ich mich von einem Mann belästigt fühlte.
Vorsichtig strich ich mir meine Haare hinter das linke Ohr und tippte dann zweimal auf meine Wange. Schon setzte mein kleiner Josh sich in Bewegung.
"Gibt's hier ein Problem?", wandte sich mein Welpe an die Beiden, doch es schien, als würden sie sich gerade gedanklich zerfetzen, während sie sich dabei tief in sie Augen sahen.
Perfektes Timing um die Biege zu machen.
Ich lief Josh hinterher zur Theke und sah mich neugierig um, ob ich Pablo irgendwo erblicken würde.
Ja - der eine war zwar sein Bruder, aber würden die beiden mich weiterhin so davon abhalten, einen Kunden zu finden, würde ich meine Miete diesen Monat sicher nicht zahlen können und das wollte ich nicht riskieren.
"Vollidioten", murmelte ich sauer und schaute dann Josh an, der die Beiden hinter mir immer noch aufmerksam zu beobachten schien.
Selbst sein Blick wurde jetzt beinahe apathisch, doch er wandte sich schnell wieder mir zu, als ich meine Hand vorsichtig auf seine legte.
"Ich gehe gleich nach Hause. Das wird heute sicher nichts mehr", meinte ich zu ihm und spürte plötzlich eine Hand an meinem Rücken.
"Love, richtig?", sprach mich plötzlich der ältere Herr an, zu dem ich eben noch gehen wollte.
"Richtig", lächelte ich zuckersüß und sofort fiel ich voll und ganz in meine Rolle und blendete alles andere aus.
Ich hörte ihm bei seinen Erzählungen zu, während er immer wieder neue Getränke für uns bestellte und ab und zu ließ ich meine Hand ganz sanft über seinen Arm streichen.
Dieser Mann war mein Jackpot. Die Uhr an seinem Handgelenk ließ nur erahnen, wie vermögend er wer und solche Männer, zahlten immer gut.
"Wollen wir zu dir?" War das letzte, was ich an der Theke fragte und nachdem er mir zunickte, wies ich Josh an, mir meinen roten Mantel aus der Geraderobe zu holen.
Kaum war er zurück, reichte er mir den Mantel. Der ältere Herr kam mir jedoch zuvor und nahm diesen, um mir ganz Gentleman Like hineinzuhelfen.
"Bis morgen", verabschiedete ich mich von Josh und blickte dann nochmal dorthin, wo Esteban und Reahlyn eben noch standen. Sie waren allerdings nicht mehr da.
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